Nokan

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Nokan. Die Kunst des Ausklangs – Originaltitel: Okuribito – Regie: Yojiro Takita – Drehbuch: Kundo Koyama – Kamera: Takeshi Hamada – Schnitt: Akimasa Kawashima – Musik: Joe Hisaishi – Darsteller: Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki, Ryoko Hirosue, Kazuko Yoshiyuki, Kimiko Yo, Takashi Sasano, Tetta Sugimoto, Tôru Minegishi, Tatsuo Yamada u.a. – 2008; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Kurz nachdem Daigo Kobayashi, ein Cellist Mitte 30, in ein Tokioter Orchester aufgenommen wurde, löst der Besitzer es auf. Daigo zieht mit seiner Ehefrau Mika in seinen Heimatort Sakata. Dort bewirbt er sich aufgrund eines Missverständnisses bei Nokan, einem Unternehmen, das die rituelle Totenwaschung anbietet. Das großzügige Gehalt bringt Daigo dazu, die Stelle anzunehmen, aber die Art der Tätigkeit verschweigt er sogar Mika, denn der Tod gilt als Tabuthema ...
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Kritik

Die Handlung ist vorhersehbar. Aber darauf kommt es in "Nokan. Die Kunst des Ausklangs" nicht an. Sehenswert ist der leise, berührende Film, weil er japanisch-gelassen vom würdevollen Umgang mit Verstorbenen erzählt.
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Kurz nachdem der Cellist Daigo Kobayashi (Masahiro Motoki) in ein Orchester in Tokio aufgenommen wurde, löst der Besitzer es auf. Weil der Mitdreißiger nicht mehr glaubt, für eine Musikerkarriere gut genug zu sein, verkauft er das teure Cello und zieht mit seiner Ehefrau Mika (Ryoko Hirosue) in seinen Heimatort Sakata, wo sie sich in dem von seiner vor zwei Jahren verstorbenen Mutter hinterlassenen Haus einrichten. Sein Vater hatte die Familie verlassen, als Daigo sechs Jahre alt gewesen war.

Auf der Suche nach einer neuen Anstellung entdeckt er ein Inserat mit der Überschrift „Hilfe bei der Reise“. Weil keine einschlägigen Kenntnisse und Erfahrungen vorausgesetzt werden, fährt Diago zu der angegebenen Adresse, um sich zu bewerben. Zunächst ist nur die Sekretärin des Unternehmens Nokan da – Yuriko Uemura (Kimiko Yo) –, aber dann kommt der Chef selbst. Ikuei Sasaki (Tsutomu Yamazaki) wirft die Bewerbungsunterlagen achtlos auf den Tisch und bietet Diago ohne weitere Fragen die ausgeschriebene Stelle an. Nokan ist jedoch kein Reisebüro, wie Diago annahm, sondern bietet die rituelle Totenwaschung an. In der Anzeige fehlt ein Wort; eigentlich hätte es „Hilfe bei der letzten Reise“ heißen sollen.

Diago zögert, denn die Beschäftigung mit dem Tod gilt als Tabuthema. Das großzügige Gehaltsangebot reizt ihn jedoch, und er sagt schließlich zu. Seiner Frau verschweigt er allerdings, um welche Tätigkeit es sich handelt.

Am ersten Arbeitstag bei Nokan wird Diago in ein Theater bestellt. Dort fordert Ikuei Sasaki ihn auf, sich auszuziehen und einen Toten zu mimen, denn er will die Zeremonie für ein Werbevideo aufnehmen.

Die erste Tote, mit der Diago konfrontiert wird, lag zwei Wochen lang unbemerkt in ihrer Wohnung. Der Gestank ist unerträglich; Diago kämpft gegen den Brechreiz an und hilft seinem Chef bei der Vorbereitung der Zeremonie. Als er an diesem Abend heimfährt, wundern sich drei Mädchen im Bus über den üblen Geruch. Diago begreift, dass er die Ursache dafür ist und sucht deshalb ein öffentliches Badehaus (Sento) auf, bevor er sich nach Hause wagt. Beim Anblick des von Mika vorbereiteten Abendessens würgt es Diago, und er muss sich übergeben.

Obwohl Daigo alles tut, um die Art seiner neuen Berufstätigkeit geheim zu halten, tauchen Gerüchte auf und er wird von Freunden wie Tsuyako Yamashita (Kazuko Yoshiyuki) gemieden. Mika findet schließlich das Werbevideo, für das Daigo posierte. Sie ist entsetzt. Das sei keine normale Arbeit, meint sie und verlangt von ihm, damit aufzuhören. Weil er dazu nicht bereit ist, verlässt Mika ihn und kehrt zu ihren Eltern zurück.

Daigo erfährt, dass die Ehefrau seines Chefs vor neun Jahren starb. Sie war die erste Tote, bei der Ikuei Sasaki die Zeremonie der Waschung durchführte.

Inzwischen ist Daigo seit zwei Monaten bei Nokan.

Mika kommt zu Daigo und sagt ihm, dass sie schwanger sei. Noch einmal drängt sie ihn, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Bevor Daigo darauf antworten kann, klingelt das Telefon: Tsuyako Yamashitas Schwiegermutter, die das örtliche Badehaus betrieb, ist gestorben. Nun soll Daigo die Waschung vornehmen. Mika begleitet ihn. Als sie und Tsuyako sehen, wie kunst- und würdevoll Daigo die Tote für die Bestattung vorbereitet, beginnen sie seine Arbeit zu respektieren.

Einige Zeit später trifft ein Telegramm für Daigos Mutter ein. Weil sie nicht mehr lebt, liest er die Nachricht und erfährt auf diese Weise, dass sein Vater soeben verstarb. Da er seit 30 Jahren nichts von ihm gehört hat, will er ihm nun auch nicht die letzte Ehre erweisen, aber Yuriko Uemura, die selbst ihren Ehemann und ihren sechsjährigen Sohn wegen eines anderen Mannes verließ, drängt ihn, es zu tun. Ikuei Sasaki lässt Daigo einen Sarg aussuchen und leiht ihm den Lieferwagen.

Kurz nachdem Daigo und Mika bei dem Toten eingetroffen sind, kommen zwei Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts, um den Verstorbenen abzuholen. Als Daigo sieht, wie achtlos sie mit der Leiche umgehen, schickt er sie fort und nimmt selbst die zeremonielle Waschung vor. Dabei merkt er, dass sein Vater einen Stein in der Hand hält, den er ihm als Kind am Strand schenkte. Weinend drückt er den Stein gegen den Bauch seiner schwangeren Frau.

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Der japanische Originaltitel „Okuribito“ setzt sich aus dem Substantiv hito (Mensch) und dem Verb okuru (verabschieden) zusammen. Für die deutsche Fassung wurde der Name des Unternehmens gewählt, das die zeremonielle Waschung von Toten vornimmt: Nokan.

Die Handlung ist vorhersehbar: Da wird ein Konflikt aufgebaut und dann wieder aufgelöst. Aber darauf kommt es in „Nokan. Die Kunst des Ausklangs“ gar nicht an. Sehenswert ist der leise Film, weil Kundo Koyama (Drehbuch) und Yojiro Takita (Regie) mit japanischer Gelassenheit vom Tabuthema Tod erzählen. Zunächst helfen sie den Zuschauern mit einigen tragikomischen Szenen, sich auf das Thema einzulassen, dann werden sie ernst. „Nokan. Die Kunst des Ausklangs“ handelt vom würdevollen Umgang mit Toten und veranschaulicht die Bedeutung des zeremoniellen Abschieds. Auch um den inneren Frieden, um ein Leben im Einklang mit sich selbst, geht es in dem berührenden Film.

Die Idee stammt von Masahiro Motoki, dem Hauptdarsteller. Er lernte eigens Cello spielen und ließ sich in der Kunst der zeremoniellen japanischen Waschung von Toten unterweisen. Als Schauspieler neigt er zum Overacting, anders als Tsutomu Yamazaki, der den Chef sehr zurückgenommen darstellt.

2009 wurde „Nokan. Die Kunst des Ausklangs“ in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film mit einem „Oscar“ ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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