Verlassen

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Verlassen

Originaltitel: Verlassen – Regie: Christoph Stark – Drehbuch: Christoph Stark – Kamera: Jochen Stäblein – Schnitt: Christoph Stark – Musik: Thomas Osterhoff – Darsteller: Harald Krassnitzer, Martina Gedeck, Janina Stopper, Ludwig Trepte, Marion Mitterhammer, Walo Lüönd, Karin Giegerich, André Jung u.a. – 2007; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Die Ehe von Claudia und Dieter zerbrach vor acht Jahren. Ihre Tochter Julia lebt bei der Mutter, doch als diese packt, um mit ihrem neuen Lebensgefährten nach Berlin zu ziehen, will die 17-Jährige nicht mitkommen. Stattdessen nimmt sie Claudias Auto und reißt aus. Gemeinsam suchen Claudia und Dieter in der Nähe von Genua nach ihr – dort wo sie bis vor acht Jahren regelmäßig Ferien gemacht hatten ...
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Kritik

"Verlassen" ist ein Familiendrama. Christoph Stark nimmt sich Zeit und scheut nicht vor langen Einstellungen zurück. Das Ende droht allerdings im Kitsch zu versinken.

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Claudia (Martina Gedeck) und Dieter (Harald Krassnitzer) sind seit fünf Jahren geschieden. Ihre Tochter Julia (Janina Stopper) lebt bei der Mutter, doch als diese packt, um mit ihrem neuen Lebensgefährten Michael nach Berlin zu ziehen, will die Siebzehnjährige nicht mitkommen. Stattdessen nimmt sie Claudias Auto und reißt aus.

Durch eine Nachricht der italienischen Polizei auf ihrem Anrufbeantworter erfährt Claudia, dass ihr Wagen bei einer Karambolage in der Nähe von Genua leicht beschädigt wurde. Ohne Dieter etwas zu sagen, nimmt Claudia die nächste Maschine nach Genua und fährt nach Portovenere, wo ihre frühere Freundin Monica (Karin Giegerich), mit der zusammen sie in Genua Kunst studiert hatte, ein kleines Hotel betreibt, in dem Claudia und Dieter Ostern 1989 erstmals Urlaub machten. (Damals war Monica noch mit Roberto verheiratet.) Einige Monate später wurde Julia geboren. Danach verbrachten sie jedes Frühjahr ein paar Wochen zu dritt in Monicas Hotel – bis die Ehe vor acht Jahren aufgrund eines Seitensprungs von Dieter mit Monica zerbrach.

Dieter, der inzwischen mit Eva (Marion Mitterhammer) verheiratet ist, findet am nächsten Morgen heraus, dass Claudia nach Genua geflogen ist. Er folgt ihr.

Gemeinsam finden sie das Auto. Der linke Kotflügel ist verschrammt. Als Julia ihre Eltern erblickt, rennt sie davon.

Einige Zeit später wird sie von der Polizei gebracht: Sie wurde am Bahnhof aufgegriffen, wo sie versucht hatte, einem Reisenden das Portemonnaie zu stehlen.

Unmittelbar vor der Rückreise läuft sie erneut fort.

Durch die Sorge um die gemeinsame Tochter kommen Claudia und Dieter sich wieder näher. Sie sind gerade zusammen im Bett, als Eva unerwartet mit ihrem Schwiegervater Bruno Bergmann (Walo Lüönd) eintrifft. Durch eine unbedachte Äußerung Brunos begreift Eva, dass Dieter eine Affäre mit Monica hatte, und sie ahnt, dass er und Claudia wieder mit einander geschlafen haben. Frustriert reist sie zurück nach Deutschland.

Julia war mit ihrem Freund Marc (Ludwig Trepte) nach Portovenere gefahren. Der sucht nun ebenfalls nach ihr, denn sie trennten sich im Streit. Dazu war es gekommen, als Julia vorgeschlagen hatte, gemeinsam in Italien zu bleiben, und Marc gemeint hatte, er müsse erst einmal seine Lehre abschließen.

Die Polizei findet Claudias Sachen – darunter ihr Violine – auf einer Steilklippe. Hat sie sich umgebracht? Ertränkt wie Dieters Mutter? Während Claudia sich verzweifelt an den Gedanken klammert, dass Julia lebt, geht Dieter davon aus, dass sie tot ist. Erst jetzt erfährt er, dass sie wegen einer Wasserphobie nicht schwimmen kann. Obwohl er mehrmals mit seiner Tochter beim Baden war und sich wunderte, warum sie nie ins Wasser wollte, ahnte er nichts davon. Es erschüttert ihn, festzustellen, dass er Julia gar nicht richtig kennt.

Noch etwas findet er heraus: Seine Mutter hatte sich nicht das Leben genommen, wie Bruno immer behauptete, sondern ihren Mann und ihren Sohn verlassen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Julia ist tatsächlich nicht tot, sondern mit Marco zusammen. Bevor sie nach Deutschland zurückkehren, drängt Marco seine Freundin, mit ihren Eltern zu reden. Widerstrebend geht Julia in die Pension – und findet ihre Eltern schlafend in einem Bett vor. Dass ihr Vater nun auch Eva betrügt und ihre Mutter sich wieder mit dem Ehebrecher einlässt, widert sie an. Sie will nur rasch ein paar Scheine aus Claudias Handtasche nehmen und dann verschwinden, aber ihre Mutter wacht auf. Wieder rennt Julia davon. Diesmal holt Dieter sie ein und hält sie fest.

Um ihr die Angst vor dem Wasser zu nehmen, geht er mit ihr an den Strand; sie legt sich in seine Arme, und er hält sie vorsichtig in die Wellen. Außerdem ermutigt er sie, ihr Geigenspiel auf dem Konservatorium zu vervollkommnen.

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„Verlassen“ ist ein Familiendrama, in dem Christoph Stark veranschaulicht, wie ein Kind unter den Streitigkeiten der Eltern und deren Ehescheidung leidet. Durch die gemeinsame Sorge um die rebellierende Tochter und die Konfrontation mit bitteren Wahrheiten finden die seit fünf Jahren geschiedenen Eltern wieder zusammen. Ein Neuanfang als Familie scheint möglich zu sein.

Christoph Stark lässt sich viel Zeit, die Geschichte zu erzählen und scheut nicht vor langen Einstellungen zurück. Gegen Ende zu wird „Verlassen“ sentimental und droht – nicht zuletzt aufgrund der Musikuntermalung – im Kitsch zu versinken.

1999 debütierte Christoph Stark (*1965) mit „In the Ghetto“. Von ihm stammen außerdem „Das sündige Mädchen“ (2001), „Julietta“ (2001), „Der Vater meiner Schwester“ (2005) sowie zwei Folgen der Fernsehserie „Bloch“ und vier „Tatort“-Krimis.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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