Robert Seethaler : Der Trafikant

Der Trafikant
Der Trafikant Originalausgabe: Kein & Aber, Zürich / Berlin 2012 ISBN: 978-3-0369-5645-9, 250 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

1937 schickt Frau Huchel ihren 17-jährigen Sohn Franz 1937 nach Wien. Der Trafikant Otto Trsnjek, der ihr noch einen Gefallen schuldet, stellt ihn ein, und Franz lernt in der Trafik u. a. den "Deppendoktor" Sigmund Freud kennen. Er verliebt sich in eine 20-Jährige aus Böhmen, aber sie lässt ihn schon am ersten Abend sitzen. Trsnjek, in dessen Trafik viele Juden einkaufen, wird 1938 von der Gestapo abgeholt ...
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Kritik

Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse 1937/38 in Wien entwickelt Robert Seethaler in dem Roman "Der Trafikant" eine tragikomische Coming of Age-Geschichte mit märchenhaften Zügen.
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Der Trafikant

Franz Huchel wird am 7. August 1920 in Nußdorf geboren. Wenige Tage zuvor wurde sein Vater, ein Waldarbeiter aus Bad Goisern, von einer morschen Stieleiche erschlagen. Die Mutter wohnt mit ihrem Sohn in einem Fischerhaus am Attersee.

Im Sommer 1937 wird Alois Preiniger, der reiche Liebhaber der Mutter, beim Schwimmen im See vom Blitz erschlagen. Weil nun die monatlichen Schecks ausbleiben, schreibt sie an Otto Trsnjek in Wien, mit dem sie vor einigen Jahren während seines Urlaubs am Attersee eine Affäre hatte. Er sei ihr noch einen Gefallen schuldig, sagt sie ihrem Sohn. Tatsächlich ist Otto Trsnjek bereit, den 17-Jährigen in seiner Trafik zu beschäftigen. Im Bahnhof Timelkam steigt Franz also in einen Zug nach Wien.

Otto Trsnjek, der im Weltkrieg ein Bein verlor und auf Krücken angewiesen ist, weist ihm eine kleine Lagerkammer als Schlafraum zu und erklärt ihm, was er zu tun hat. Ein Trafikant muss jeden Tag über den Inhalt der Zeitungen Bescheid wissen und die Kunden beim Kauf von Tabakwaren beraten können. In einer Schublade, die Trsnjek nur auf besonderem Kundenwunsch öffnet, gibt es auch sogenannte Hobelbroschüren oder Wichshefte.

Der Deppendoktor

Anfang Oktober bedient Trsnjek einen Kunden, der eine Zeitung und 20 Zigarren kauft, besonders ehrerbietig. Als der alte Herr wieder fort ist, erkundigt sich Franz nach dem Greis. Das sei Professor Sigmund Freud gewesen, lautet die Antwort. „Der Deppendoktor“, entfährt es Franz, denn er hat bereits von dem Begründer der Psychoanalyse gehört. Dann fällt ihm auf, dass Freud seinen Hut liegen ließ. Er läuft ihm damit nach und trägt ihm dann das Paket mit den Zigarren nach Hause.

Den Rat des Psychoanalytikers, viel an die frische Luft zu gehen, sich zu amüsieren und sich ein Mädchen zu suchen, befolgt Franz am nächsten Samstag: Er geht auf den Prater. In der Schiffschaukel verliebt er sich auf den ersten Blick in ein Mädchen. Am Akzent erkennt er unschwer, dass sie aus Böhmen stammt. Sie lässt sich von Franz an einen Schießstand einladen und geht später auch noch mit ihm tanzen. Als Franz ihren Busen spürt, bemüht er sich vergeblich, seine Erektion zu verbergen.

„Haben wir gesoffen, haben wir getanzt – und was machen jetzt?“, flüsterte sie und Franz brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass er wie ein glücklicher Idiot aus seinem feuerroten Gesicht herauslächelte. „Ich hab noch zweieinhalb Schilling“, sagte er mit leicht brüchigem Timbre. „Das sind entweder vier Krügel Bier, ein paar Runden auf dem Schießstand oder eine Doppelrunde im Riesenrad!“
Das Mädchen trat einen Schritt zurück und sah ihn an. Ein ungläubiges Erstaunen lag in ihrem Blick […]

Sie geht zur Toilette, kehrt aber nicht mehr an den Tisch zurück, sondern lässt Franz sitzen.

Er kennt nicht einmal ihren Namen. Zwei Monate lang sucht er immer wieder auf dem Prater nach ihr. Vergeblich. In seiner Not möchte er Professor Freud um Rat fragen, und weil er es nicht wagt, bei ihm zu klingeln, wartet er drei Stunden auf einer Bank vor dem Haus, bis er herauskommt. Freud hat drei „Rezepte“ für ihn:

Also pass auf, und merke sie dir gut! Erstes Rezept (gegen dein Kopfweh): Hör auf, über die Liebe nachzudenken. Zweites Rezept (gegen dein Bauchweh und die wirren Träume): Leg dir Papier und Feder neben das Bett und schreib sofort nach dem Aufwachen alle Träume auf. Drittes Rezept (gegen dein Herzweh): Hol dir das Mädchen wieder – oder vergiss sie!

Anezka

Über Weihnachten und Neujahr bleibt die Trafik geschlossen. Otto Trsnjek vertraut Franz die Schlüssel an und fährt zu einer Großcousine nach Potzneusiedl im Burgenland.

Am Neujahrstag hält Franz es nicht mehr aus. Er fährt zum Prater und fragt einen böhmischen Kellner im Schweizerhaus nach dem Mädchen. Der Kellner kassiert die Geldscheine, die Franz ihm hinhält, meint dann aber, die Gesuchte habe nicht nur eine Zahnlücke, sondern sei auch zu dick und zu billig. Wütend stürzt Franz sich auf ihn, aber der Mann schlägt ihn zu Boden und bricht ihm einen Schneidezahn aus. Jetzt hat Franz ebenfalls eine Zahnlücke. Immerhin nennt der Kellner ihm eine Adresse in der Rotensterngasse.

Es handelt sich um eine abrissreife Ruine. In einem Zimmer im zweiten Stock stößt Franz auf schätzungsweise 30 böhmische Frauen und Mädchen. Tatsächlich ist sie darunter. Sie heißt Anezka, ist 20 Jahre alt und stammt aus dem Dorf Dobrovice im Landkreis Mladá Bodeslav. Anezka lässt sich von ihm zum Essen ausführen und begleitet ihn dann zur Trafik. In seinem Zimmer zeigt sie ihm, wie das mit der körperlichen Liebe funktioniert. Mitten in der Nacht laufen sie splitternackt ins Freie und wälzen sich jauchzend im Schnee, bevor sie ins Bett zurückkehren und Franz das soeben Gelernte gleich noch einmal ausprobiert.

Am nächsten Abend geht er wieder in die Rotensterngasse, aber Anezka ist nicht da. Erst einige Wochen später taucht sie wieder auf: Eines Nachts klopft sie bei Franz an der Tür und schlüpft herein. Er nimmt sich vor, ihr am nächsten Morgen einen Heiratsantrag zu machen, aber als er aufwacht, ist sie bereits fort.

Einige Zeit später täuscht er Rückenschmerzen vor und bekommt für einen Arztbesuch frei. Aber er geht nicht zu einem Arzt, sondern in die Rotensterngasse und wartet stundenlang vor dem Haus, bis Anezka endlich herauskommt. Dann folgt er ihr unbemerkt. Sie verschwindet im Nachtlokal „Zur Grotte“. Franz bezahlt Eintritt, setzt sich wie andere Herren allein an einen der kleinen Tische und bestellt ein Bier. Der Conférencier Monsieur de Caballé betritt die winzige Bretterbühne und erzählt ein paar Witze über Hitler, bevor er die Hauptattraktion ankündigt: Die scheue Indianerin N’Tschina. Es ist niemand anderes als Anezka, nur dass sie eine schwarze Perücke trägt. Zunächst verdeckt das lange Haar ihre Brüste, aber dann streift sie es über die Schultern zurück. Franz hat Anezka zwar nackt gesehen, aber es missfällt ihm, dass sie vor fremden Männern lasziv ihre Brüste schaukelt. Als sie dann auch noch den kurzen Fransenrock lüftet, mag Franz nicht mehr hinschauen; er bezahlt und geht.

Draußen wartet er, bis sie mit dem Conférencier herauskommt. Der zieht gleich ein Messer, aber Anezka hält ihn zurück.

„Stecks weg, Heinzi“, sagte Anezka, „ich kenn den.“

Kurz darauf wartet Franz erneut vor Sigmund Freuds Haus, bis der Psychoanalytiker herauskommt, ein Stück mit ihm spazieren geht und sich seine Klagen anhört.

Der Anschluss

Nachdem Hitler den österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 12. Februar auf dem Obersalzberg unter Druck gesetzt hat, ruft dieser am 9. März 1938 zu einer Volksabstimmung über den Erhalt der Unabhängigkeit Österreichs auf. Der arbeitslose Kommunist Hubert Panstingl, der auch als „roter Egon“ bekannt ist, hört die Ansprache im Radio. Anschließend verlässt er seine Mietwohnung im Souterrain, geht hinauf aufs Dach und entrollt vor der Fassade ein fünf Meter langes Transparent mit der Aufschrift: „Die Freiheit eines Volkes braucht die Freiheit seiner Herzen. Es lebe die Freiheit! Es lebe unser Volk! Es lebe Österreich!“ Rauchend setzt er sich an die Dachkante.

Als nach genau sieben Zügen die Dachluke aufflog und drei Männer und eine Frau mit Hakenkreuzbinden, kurzen Totschlägern und mit vor Mordlust verzerrten Gesichtern aufs Dach gekrochen kamen, dreht er sich nicht einmal um. Er verlagerte sein Gewicht nach vorne, schnippte die Filterlose in die Tiefe und stürzte ihr hinterher.

Immer häufiger hört Franz auf der Straße den Ruf: „Ein Volk! Ein Reich! Ein Führer!“ Am 12. März marschieren die Deutschen in Österreich ein, und am nächsten Tag erfolgt der „Anschluss“ ans Deutsche Reich.

Das Schaufenster der Trafik, in der viele Juden Zeitungen und Tabakwaren kaufen, wird mit Blut beschmiert. Als Täter verdächtigt Otto Trsnjek den Metzger Eduard Roßhuber aus dem Geschäft nebenan.

„Blut!“, schrie Otto Trsnjek. „Schweineblut! Von unserem liebenswerten Nachbarn Roßhuber höchstpersönlich hingeschmiert!“
„Was erst zu beweisen wäre“, meinte der Fleischermeister ruhig. „Außerdem ist das Blut nicht von einer Sau, sondern von einem Hendl.“

Nachts wird Franz durch Lärm geweckt: Nationalsozialisten zertrümmern die Auslage. Am Morgen kommt Trsnjek und sieht den Schaden. Bevor er etwas unternehmen kann, hält ein dunkles Auto vor der Trafik. Drei Männer in grauen Anzügen steigen aus. Einer von ihnen schlägt Franz nieder. Dann stoßen sie Trsnjek um und treten ihm mehrmals in Rippen und Nieren. Man verhafte ihn wegen des Besitzes und der Verbreitung pornografischer Druckerzeugnisse, heißt es. Franz stammelt, der Trafikant habe nichts mit den Wichsheften zu tun, es seien seine, aber er kann Trsnjek nicht retten. Der wird ohne seine Krücken ins Auto gezerrt.

Statt die Trafik zu schließen, lässt Franz von einem Glasermeister neue Fensterscheiben einsetzen. Aber das Geschäft läuft schlecht. Um Kunden anzulocken, klebt Franz von nun an jeden Morgen einen Zettel ans Schaufenster, auf dem er – Freuds Rat befolgend – den Inhalt eines Traums notiert hat.

Nach einer Woche erkundigt er sich auf der Polizeiwache nach Otto Trsnjek. Man verweist ihn an die Gestapo, die ihr Wiener Hauptquartiert im Hotel Metropol eingerichtet hat. Der Pförtner erklärt Franz, ohne schriftliche Eingabe gebe es keine Auskünfte. Aber Franz geht von da an jeden Tag in der Mittagspause ins Hotel Metropol und fragt nach Trsnjek. Schließlich greift der Pförtner zum Telefon. Kurz darauf kommt ein Herr im Anzug aus einer Tapetentür, geht auf Franz zu und wirft ihn so brutal hinaus, dass er mit dem Gesicht aufs Straßenpflaster prallt.

Drei Wochen später, am 17. Mai 1938, bringt der Briefträger Heribert Pfründner ein an den „Geschäftsführer“ Franz Huchel adressiertes Paket in die Trafik. Absender ist die Sicherheitspolizei. Der Häftling Otto Trsnjek sei in der Nacht auf den 14. Mai an einem unbestimmtem Herzleiden gestorben, heißt es, und man habe ihn am nächsten Tag bestattet. In dem Paket befinden sich die Habseligkeiten des Toten, darunter die Hose, die er zuletzt trug.

Damit geht Franz hinüber in die Fleischerei, wo Eduard Roßhuber und seine Frau gerade dunkelrote, gelbe und bläuliche Fleisch- und Fettbrocken durch die Faschiermaschine pressen. Die Hose habe Otto Trsnjek gehört, erklärt Franz. Der sei jetzt tot, und schuld daran sei der Metzger. Dann ohrfeigt er den Mann.

„Eduard!“, sagte die Frau mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht in die kühle Verkaufsraumstille hinein. „Eduard, jetzt mach halt was!“


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Das Ende

Franz geht zur „Grotte“. Ein neuer Conférancier erzählt Witze über Juden, und im Publikum sitzen SS-Angehörige in ihren schwarzen Uniformen. Anezka findet er in der Garderobe. Heinzi sei wegen seiner Witze von der Gestapo abgeholt worden, berichtet sie.

„Anezka, ich versteh es ja selber nicht, alle sind verrückt geworden, die Leute schmeißen sich von den Dächern, den Otto Trsnjek haben sie umgebracht, und wer weiß, was gerade mit dem Heinzi geschieht, die Juden hocken auf den Gehsteigen und putzen das Pflaster, als Nächstes sind die Ungarn dran oder die Burgenländer, oder die Böhmen oder was weiß ich, wer sich das Hakenkreuz nicht ins Hirn brennen lässt, der ist dran, wer seinen Arm nicht in den Himmel streckt, kann schon im Hotel Metropol buchen, ein Zimmer ohne Wiederkehr, in Wien hat es sich ausgetanzt, und im Prater geht die schwarze Pest [SS] um, hast du es nicht gesehen, die sitzen schon draußen, saufen ihr Bier und warten nur darauf, den nächsten Trafikanten oder Juden oder Witzeerzähler ins Feuer zu schmeißen, Anezka, ich weiß nicht, ob du mich noch willst, und ich weiß nicht, ob ich dich noch will, das ist jetzt auch egal, draußen sitzt die SS und klingelt mit den Sporen, aber vielleicht können wir weggehen, wir beide zusammen, mein ich, irgendwohin wo es ruhig ist, nach Böhmen von mir aus, hinter den dunklen Hügel, oder ins Salzkammergut, die Mama hätt bestimmt nichts dagegen, ich könnte eine Trafik aufmachen, und wir könnten heiraten, einfach so, weil dem lieben Gott ist das sowieso egal, und du wärst dann eine …“

In diesem Augenblick betritt ein SS-Offizier den Raum. Franz, der annimmt, dass Anezka abgeführt werden soll, tritt ihm furchtlos in den Weg und fordert ihn auf, die „Künstlerin“ in Ruhe zu lassen. Der Offizier blickt ihn verwirrt an, aber da schmiegt Anezka sich an ihn, und Franz sagt: „Ach so ist das.“ Frustriert kehrt er in die Trafik zurück.

Kurz darauf erfährt er vom Briefträger, dass Professor Freud Wien verlassen will. Franz wickelt drei Zigarren Marke Hoyo de Monterey ein und geht damit zu ihm. Die beiden Zivilen, die vor dem Haus des jüdischen Psychoanalytikers Wache halten, lassen ihn zwar nicht hinein, aber Franz kriecht durch ein Kellerfenster im Hinterhof. Sigmund Freud will eine der Zigarren für London aufheben, aber die anderen beiden zusammen mit Franz zum Abschied rauchen. Dem 17-Jährigen, der noch nicht einmal eine Zigarette geraucht hat, wird übel, aber er steht es durch.

Am nächsten Tag, es ist der 4. Juni 1938, steigt Sigmund Freud mit seiner Frau Martha und der Tochter Anna in den Orient Express nach Paris. Von dort wollen sie weiter nach London reisen.

In der Nacht geht Franz zu den drei Fahnenmasten vor dem Gestapo-Hauptquartier im Hotel Metropol, holt unbemerkt die mittlere der drei Hakenkreuzfahnen herunter und hisst stattdessen Otto Trsnjeks Hose. Weil eines der beiden Hosenbeine auf Kniehöhe gefaltet und abgeschnürt ist, während das andere in seiner vollen Länge flattert, sieht es so aus, als handele es sich um einen Zeiger. Allerdings ist unklar, wohin er weist.

Die Mutter schrieb Franz unlängst, sie reinige jetzt an drei Tagen pro Woche die Gästezimmer im „Goldenen Leopold“. Als sie jedoch den zudringlichen Wirt zum zweiten Mal abwehrt, verliert sie die Stelle wieder. In der Nacht, in der ihr Sohn die Hose an den Fahnenmast hängt, kann sie nicht schlafen und geht barfuß zum See hinunter …

Am nächsten Morgen wird Franz von drei Gestapo-Männern in der Trafik abgeholt.

Sechs Jahre später, am 12. März 1945, kommt Anezka zur Trafik und schaut durch die Scheiben hinein. Es ist niemand da. Am Schaufenster klebt noch der Rest eines Zettels, auf dem steht:

7. Juni 1938
Der See hat auch schon bessere Zeiten gesehen, die Geranien leuchten in der Nacht, aber es ist ja ein Feuer, und getanzt wird sowieso immer, das Licht ver

Während Anezka das liest, hört sie alliierte Bomberverbände, die aus dem Westen anfliegen.

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In seinem Roman „Der Trafikant“ erzählt Robert Seethaler (* 1966) von einem 17-Jährigen, der 1937 aus der Provinz nach Wien kommt, dort seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelt, Sigmund Freud begegnet und den „Anschluss“ Österreichs miterlebt. Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse entwickelt sich eine tragikomische Coming of Age-Geschichte mit märchenhaften Zügen. „Der Trafikant“ ist großenteils aus der Perspektive des naiven Protagonisten geschrieben; zwischendurch aber auch aus anderen Blickwinkeln. Weil die Handlung bis in die Einzelheiten gut durchdacht ist und manches schon früh vorbereitet wird, greifen die Szenen in „Der Trafikant“ wie gut geölte Zahnräder ineinander. Die Sprache ist so unaufgeregt, schnörkellos und bewusst einfach wie die berührende Geschichte, die Robert Seethaler chronologisch und ohne Effekthascherei erzählt.

Nikolaus Leytner verfilmte den Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler (Kinostart: 12. Oktober / 1. November 2018):

Originaltitel: Der Trafikant – Regie: Nikolaus Leytner – Drehbuch: Klaus Richter, Nikolaus Leytner nach dem Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler – Kamera: Hermann Dunzendorfer – Schnitt: Bettina Mazakarini – Musik: Matthias Weber – Darsteller: Simon Morzé, Bruno Ganz, Emma Drogunova, Johannes Krisch, Karoline Eichhorn, Regina Fritsch, Angelika Strahser, Carl Achleitner, Anton Algrang, Thomas Mraz, Gerti Drassl, Michael Fitz, Rainer Wöss, Robert Seethaler u.a. – 2018, 110 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Kein & Aber

Sigmund Freud (kurze Biografie)
Nationalsozialismus

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
Robert Seethaler: Das Feld
Robert Seethaler: Der letzte Satz
Robert Seethaler: Das Café ohne Namen

Leonid Luks - Geschichte Russlands und der Sowjetunion
Den Autor interessieren vor allem die Gründe für den Zusammenbruch des Zarenreichs zu Beginn und die Auflösung der Sowjetunion am Ende dieser Epoche (1991). Er setzt sich aber zum Beispiel auch kritisch mit dem Stalinismus auseinander. Befremdlich ist nur, dass Leonid Luks keine Quellen angibt, noch nicht einmal für Zitate.
Geschichte Russlands und der Sowjetunion