Krambambuli

Krambambuli

Krambambuli

Originaltitel: Krambambuli - Regie: Xaver Schwarzenberger - Drehbuch: Felix Mitterer, nach der Novelle "Krambambuli" von Marie von Ebner-Eschenbach - Kamera: Xaver Schwarzenberger - Schnitt: Daniela Padalewski-Junek - Musik: Anna Lauvergnac - Darsteller: Tobias Moretti, Gabriel Barylli, Christine Neubauer, Nina Franoszek, Anne-Marie Bubke, Fanny Zerz, Fred Stillkrauth, Stefan Schulz-Dornburg u.a. - Tiertrainer: Uwe Heiß - 1998; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Jäger kauft einem Betrunkenen für zwölf Flaschen "Krambambuli"-Schnaps einen edlen Jagdhund ab und bleut dem Tier gewaltsam ein, dass es von nun an nur noch ihm zu gehorchen habe. Als er den früheren Besitzer des Hundes beim Wildern ertappt, rennt der Hund irritiert zwischen den beiden Männern hin und her, bis er sich für den Wildschütz entscheidet – der im nächsten Augenblick vom Jäger erschossen wird ...

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Kritik

Während die Jägers- bzw. Förstersfrau in Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle nur kurz erwähnt wird, steht sie in diesem Heimatfilm fast gleichberechtigt neben den beiden Hauptfiguren. Weil sie – wie der Hund Krambambuli – in ihrer Treue zwischen dem Förster und dem Wilderer schwankt, verschärft sich deren Konflikt.
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Der alte Oberförster im Dienst des Grafen beobachtet die Wäscherin Martha (Nina Franoszek) und ihre drei kleinen Kinder beim Äpfelstehlen. Wütend verprügelt er die Kinder, und als deren Mutter ihn davon abzuhalten versucht, stößt er sie so rabiat zurück, dass sie zu Boden stürzt. Zufällig wird der Wilderer Wolf Pachler (Tobias Moretti) Zeuge des Vorfalls. Er fordert den Oberförster auf, die Kinder in Ruhe zu lassen, aber der lacht ihn nur aus und schlägt weiter zu. Da hetzt Pachler seinen Jagdhund Krambambuli auf ihn, und als der Oberförster sein Gewehr hochreißt, erschießt er ihn.

Bald darauf trifft Georg Walch (Gabriel Barylli), der neue Oberförster, mit seiner kinderlosen Ehefrau Johanna (Christine Neubauer) ein. Eine halbe Wegstunde vor dem Forsthaus halten sie ihren Einspänner an und kehren im Wirtshaus „Zum schwarzen Eber“ ein, um noch etwas zu essen. Am Nebentisch sitzt Pachler. Als Walch den reinrassigen Jagdhund erblickt und dessen treue Augen sieht, will er das edle Tier sofort haben und bietet Pachler zwölf Flaschen „Krambambuli“-Schnaps dafür. Pachler ist stark betrunken, hat eigentlich nicht vor, seinen treuen Hund zu verkaufen, aber das Geschäft reizt ihn, weil er damit rechnet, dass Krambambuli von sich aus zurückkehren wird.

Weil der Hund nicht von der Seite seines bisherigen Besitzers weichen will, muss Walch ihn in einen Sack stecken, damit er ihn auf dem Einspänner mitnehmen kann. „Ein Hund muss treu sein“, erklärt er seiner Frau, „sonst musst du ihn erschießen.“

In einer zum Jagdhaus gehörenden Scheune bindet er Krambambuli mit einem Stachelhalsbahn an und beginnt, den Hund so abzurichten, dass er sich ihm bedingungslos unterwirft und ihn als alleinigen Herrn anerkennt. Eifersüchtig beobachtet Johanna Walch, wie ihr Mann sich um das Tier bemüht.

Als der Oberförster in der nächsten Nacht Pachler am Fenster überrascht, verjagt er ihn mit vorgehaltenem Gewehr.

Während der neue Oberförster mit seiner Frau zum Schloss fährt, um sich dem Grafen vorzustellen, bricht Pachler im Forsthaus ein und durchsucht die Räume nach Krambambuli, aber den hat Walch dabei. Und als er nach Hause kommt, ahnt er sofort, wer das Türschloss aufbrach.

Nachdem Pachler wieder einmal gewildert hat, bringt er Martha ein Stück Fleisch und schenkt ihrer kleinen Tochter Anna (Fanny Zerz) eine Puppe. Anna hält ihn für einen Freund der Familie und ahnt nicht, dass er ihr Vater ist. Als er Martha fragt, warum sie seine Vaterschaft verheimliche, antwortet sie, er könne nur für alle drei Kinder zusammen der Vater sein. Da erklärt Pachler sich bereit, Martha zu heiraten, aber sie meint, dafür sei es inzwischen zu spät, denn früher oder später werde man ihn erschießen, und es sei besser, die Kinder verlören einen Freund als einen Vater.

Als Johanna Walch allein in die Wirtschaft „Zum schwarzen Eber“ geht, verspricht Pachler einem Bekannten eine Flasche „Krambambuli“, damit dieser sie belästigt. Johanna stößt den vermeintlichen Unruhestifter beherzt zu Boden, und Pachler hat kaum noch einen Grund, einzugreifen, wie er es vorhatte, um sich gegenüber der Frau des Försters zu profilieren. „Als Wirtstochter durchschaue ich solche Tricks“, meint sie verächtlich, fordert Pachler dann aber auf, sich zu ihr zu setzen. „Wozu soll die Frau eines Jägers mit einem Wilderer Bekanntschaft schließen?“, fragt sie ihn. „Sie wollen nur Ihren Hund wieder haben!“ Johanna verspricht, Krambambuli freizulassen, betont jedoch, dass sie es nicht für Pachler tue, sondern weil ihr Mann sich sonst bloß noch um das „blöde Tier“ kümmere.

Sobald Johanna vor dem Forsthaus vom Pferd steigt, ohrfeigt ihr Mann sie, denn er will nicht, dass sie allein in einer Gaststätte sitzt und nach Alkohol riecht. Nachts macht sie Krambambuli von der Kette los und lässt ihn aus der Scheune, aber er kehrt wieder zurück, und am nächsten Morgen freut Walch sich, als er sieht, dass Krambambuli auch ohne Kette bei ihm geblieben ist.

Pachler kann es kaum glauben, dass Krambambuli ihm untreu geworden ist. Im Wald beobachtet er, wie der Hund seinen neuen Herrn begleitet, und in seiner Enttäuschung ist er versucht, die beiden aus dem Hinterhalt zu erschießen.

Im „schwarzen Eber“ treffen Walch und Pachler aufeinander, und es kommt zu einer wüsten Prügelei, die erst abgebrochen wird, als Johanna die Tür aufreißt und schreit: „Aufhören!“

Walch und zwei seiner Jäger stellen drei Wilderer in flagranti. Ihr Anführer, den alle „der Gelbe“ nennen, entkommt. Die beiden anderen werden mit vorgehaltenen Gewehren festgenommen, aber einer von ihnen ersticht einen Jäger. Walch droht, ihn zu erschießen und erpresst auf diese Weise die Aussage, dass es sich bei dem Flüchtenden um Pachler handelte.

Ausgerechnet bei der Förstersfrau sucht Pachler Zuflucht, und sie geht mit ihm ins Bett, während ihr Mann im Wald nach ihm sucht.

Als Walch heimkommt, gibt Johanna von sich aus zu: „Ja, der Gelbe war heute bei mir.“ Walch richtet sein Gewehr auf sie, erschießt sie dann aber doch nicht, sondern verlässt das Haus gleich wieder und nimmt Krambambuli mit.

Im Wald stöbert Krambambuli seinen früheren Besitzer auf. Walch und Pachler schießen aufeinander, und der Hund weiß überhaupt nicht mehr, zu welchen der beiden Männer er laufen soll. Beide rufen nach ihm und er rennt hin und her, bis er sich für Pachler entscheidet. Zornig schießt Walch auf Krambambuli, der gerade an Pachler hochspringt und trifft statt des Hundes den Mann in die Brust.

Krambambuli bleibt bei dem Toten.

Allein kommt Walch ins Forsthaus zurück. „Er ist tot“, berichtet er seiner Frau, die bereits gepackt hat und nach einem Weinkrampf mit einem Koffer in der Hand fortgeht.

Krambambuli streicht fortwährend um das Forsthaus herum und stöbert in Mülltonnen nach Fressen. Lange Zeit beachtet Walch ihn nicht, denn er kann nicht verwinden, dass der Hund zu seinem früheren Herrn überlief. Als er sich endlich entscheidet, Krambambuli ins Haus zu holen, liegt das Tier erfroren vor der Türschwelle im Schnee.

Walch verlässt das Forsthaus mit dem Einspänner, um sich eine neue Stelle suchen. Unterwegs kommt er an Johanna vorbei, die inzwischen bei Pachlers Mutter lebt und offensichtlich schwanger ist. Er beachtet sie nicht, sondern setzt die Fahrt fort.

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Vordergründig geht es in „Krambambuli“ um die Treue eines Hundes. Anders als Marie von Ebner-Eschenbach in ihrer Novelle beschränken Felix Mitterer und Xaver Schwarzenberger sich in der Neuverfilmung der Novelle „Krambambuli“ nicht auf den Konflikt zwischen dem Jäger und dem Wilderer, sondern sie erhöhen die Spannung, indem sie durch die zusätzlich ausgearbeitete Figur der unzufriedenen Förstersfrau eine Dreiecksbeziehung aufbauen: Da ist zum einen der Wilderer, der zwar mehrere Geliebte zugleich hat und immer wieder dem Alkohol verfällt, aber für seine Freunde einsteht, ein subjektives Gerechtigkeitsempfinden hat und beherzt seinen Weg geht. Sein Gegner ist der Jäger, der Vertreter und Vorkämpfer des Gesetzes, dessen Ehefrau sich nach mehr Beachtung und einem aufregenderen Leben sehnt, sich ausgerechnet in den Gesetzlosen verliebt und sich nicht zwischen ihm und ihrem Mann entscheiden kann – ebenso wenig wie der Hund Krambambuli, der zwar vom Förster gefügig gemacht wird und ihm zunächst treu ergeben ist, bis er während des tödlichen Showdowns zu seinem früheren Herrn läuft und nach dessen Tod vergeblich darauf wartet, vom Förster wieder aufgenommen zu werden.

Gedreht wurde der naturalistische Heimatfilm im Herbst 1997 in Tschechien und Deutschland.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli

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