Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch


Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch wurde am 25. September 1906 in Sankt Petersburg als Sohn des Ingenieurs Dmitri Boleslawowitsch Schostakowitsch und dessen Ehefrau, der Pianistin Sofia Kokulina, geboren. 1919 begann er am Konservatorium seiner Heimatstadt (die von 1914 bis 1924 Petrograd hieß) Klavier und Komposition zu studieren. Während Dmitri Dmitrijewitsch studierte, starb sein Vater am 24. Februar 1922 an einer Lungenentzündung. Mit der 1925 als Diplomarbeit komponierten, am 12. Mai 1926 uraufgeführten 1. Sinfonie in f-Moll schloss er nicht nur sein Studium ab, sondern machte sich zugleich weltweit einen Namen.

Marschall Michael Tuchatschewski, dem Schostakowitsch am 20. März 1925 vorgestellt worden war, protegierte ihn bis zu seiner Hinrichtung am 12. Juni 1937.

Im März 1927 erhielt Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch den Auftrag, eine Hymne für die Feiern zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution zu komponieren.

Im Sommer 1927 lernte er die Geschwister Warsar kennen und verliebte sich in die gleichaltrige Physik- und Mathematik-Studentin Nina Wassiljewna Warsar. Beim ersten Hochzeitstermin lief Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch davon, aber ein paar Wochen später, am 13. Mai 1932, ließ er sich mit Nina trauen. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: die Tochter Galina (30. Mai 1936) und den Sohn Maxim (10. Mai 1938).

Mit großem Erfolg wurde am 22. Januar 1934 in Leningrad (so der inzwischen erneut geänderte Name seiner Geburtsstadt) die zweite Oper von Schostakowitsch uraufgeführt: „Lady Macbeth von Mzensk“. Im In- und Ausland bewunderte man das Werk – bis Stalin mit Molotow, Mikojan und Schdanow am 16. Januar 1936 eine Aufführung im Bolschoi-Theater in Moskau besuchte, ungünstig saß und die nervösen Musiker zu laut spielten. Stalin verließ seine Loge vorzeitig, und am 28. Januar veröffentlichte die Prawda einen Leitartikel mit der Schlagzeile „Chaos statt Musik“. Dadurch galt die Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ nicht länger als aufführbar, und Schostakowitsch, der mit seiner Verhaftung rechnen musste, schlief wochenlang voll angezogen und mit einem gepackten Koffer unter dem Bett.

Im Oktober 1941 verließ Schostakowitsch seine durch den Krieg gefährdete Heimatstadt Leningrad und brachte sich mit seinen Angehörigen in Samara (Kuibyschew) in Sicherheit. Dort vollendete er seine 7. Sinfonie in C-Dur, deren Uraufführung am 27. März 1942 in Moskau trotz eines Luftangriffs nicht abgebrochen wurde. Ein Flugzeug durchbrach den Belagerungsring um Leningrad, um die Partitur in die Stadt zu bringen.

Im Februar 1948 rief Stalin den Komponisten persönlich an und forderte ihn auf, die Sowjetunion auf dem Kultur- und Wissenschaftskongress für den Weltfrieden im März in New York zu vertreten. Vergeblich sträubte sich Schostakowitsch dagegen. Als er darauf hinwies, dass seine Musik aufgrund einer negativen Stellungnahme des Zentralkomitees vom 14. Februar 1948 kaum noch in Russland gespielt werden könne, sorgte Stalin dafür, dass dieser gegen Aram Chatschaturjan, Vano Muradeli, Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski, Gawriil Nikolajewitsch Popow, Sergei Sergejewitsch Prokofjew, Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch und Vissarion Yakovlevich Shebalin gerichtete Bann widerrufen wurde. Am 16. März – noch vor seiner Abreise in die USA – erhielt Schostakowitsch eine Kopie der Aufhebung des Dekrets vom Vorjahr.

Nach Stalins Tod am 5. März 1953 überarbeitete er „Lady Macbeth von Mzensk“, aber eine Kommission verwarf auch diese Fassung.

Nina Wassiljewna starb am 5. Dezember 1954 in Jerewan an Krebs. Elf Monate später, am 9. November 1955, folgte ihr die Schwiegermutter ins Grab. Schostakowitsch heiratete im Juli 1956 die Lehrerin Margarita Andrejewna Kainowa, aber die Ehe scheiterte und wurde nach drei Jahren geschieden. Zu diesem Zeitpunkt kannte Schostakowitsch bereits die Verlegerin Irina Antonowna Supinskaja, die im November 1962 – nach ihrer Scheidung – seine dritte Ehefrau wurde. Sie war ein Jahr älter als seine Tochter Galina.

Widerstrebend hatte er sich 1960 in die KPdSU aufnehmen lassen. Im Gegenzug durfte seine Neufassung der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ am 8. Januar 1963 unter dem Titel „Katerina Ismailowa“ wieder aufgeführt werden.

1966 erlitt Schostakowitsch einen ersten Herzinfarkt, fünf Jahre später einen weiteren, und an einem dritten starb er am 9. August 1975 in Moskau.

Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch gilt neben Skrjabin, Rachmaninow, Strawinski und Prokofjew als bedeutendster russischer Komponist des 20. Jahrhunderts.


Julian Barnes schrieb über Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch den Roman „Der Lärm der Zeit“.

© Dieter Wunderlich 2017

Julian Barnes: Der Lärm der Zeit

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Thomas Pynchon warnt in seinem gesellschaftskritischen Roman "Vineland" vor dem repressiven Polizeistaat. Die finstere, aber mit Humor und Ironie durchzogene Geschichte geht zunehmend ins Surreale über, und mit überbordender Fabulierlaune fällt Thomas Pynchon immer noch etwas ein. Auf Stringenz kommt es ihm nicht an. Nur wer seine stilistische Virtuosität schätzt, wird die Lektüre als etwas Besonderes in der anspruchsvollen Literatur erleben.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.