Was tun, wenn's brennt?

Was tun, wenn’s brennt?

Was tun, wenn's brennt?

Originaltitel: Was tun, wenn's brennt? - Regie: Gregor Schnitzler - Drehbuch: Stefan Dähnert und Anne Wild - Kamera: Andreas Berger - Schnitt: Hansjörg Weissbrich - Musik: Stephan Zacharias und Stephan Gade - Darsteller: Til Schweiger, Martin Feifel, Sebastian Blomberg, Nadja Uhl, Matthias Matschke, Doris Schretzmayer, Klaus Löwitsch, Devid Striesow, Barbara Philipp, Jamie Schuricht u.a. - 2000; 100 Minuten

Inhaltsangabe

In den Achtzigerjahren lebten Tim, Maik, Hotte, Terror, Nele und Flo zusammen in einem besetzten Haus in Berlin. Danach gingen sie ganz unterschiedliche Wege. 2000 explodiert ein vor 13 Jahren von ihnen in einer leer stehenden Villa deponierter, längst vergessener Sprengsatz. Deshalb müssen sich die sechs ehemaligen Spontis erstmals wieder treffen und überlegen, wie sie dem ermittelnden Kommissar entkommen.
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Kritik

"Was tun, wenn's brennt?" ist keine wirklichkeitsgetreue Darstellung der Hausbesetzerszene in Berlin, sondern eine Posse vor einem politischen Hintergrund. Die Figuren sind eher Klischees, aber die turbulente Handlung ist witzig, voller Action und Spannung, also recht unterhaltsam.
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Tim (Til Schweiger), Hotte (Martin Feifel), Maik (Sebastian Blomberg), Terror (Matthias Matschke), Nele (Nadja Uhl) und Flo (Doris Schretzmayer) leben in den Achtzigerjahren zusammen in einem besetzten Haus in der Machnowstraße in Berlin-Kreuzberg. Sie nennen sich „Gruppe 36“, engagieren sich in der Spontiszene und sind bei Straßenschlachten mit der Polizei voll dabei. Maik filmt die Aktionen und dreht im September 1987 mit seinen Freunden einen Anarcho-Lehrfilm über das Basteln einer Bombe aus einem Schnellkopftopf, die sie in einer leer stehenden Villa in Grunewald durch die Eingangstür werfen. – Der Wecker, den sie für den Zeitzünder verwendet haben, bleibt jedoch vorzeitig stehen.

Dreizehn Jahre später will eine Immobilienmaklerin (Sandra Ira Nedeleff) die Villa, die wegen ungeklärter Besitzverhältnisse nach der Wende erst einmal nicht verkauft werden konnte, mit einem von Bonn nach Berlin versetzten Staatssekretär (Tim-Owe Georgie) besichtigen. Als sie die Haustür gewaltsam auftreten, detoniert die Bombe. Sie kommen zwar mit leichten Verletzungen davon, aber die Zeitungen berichten auf der ersten Seite über den Anschlag, und Kommissar Manowsky (Klaus Löwitsch) setzt seinen Ehrgeiz darein, die Täter zu fassen. Rasch findet er heraus, dass es sich um einen Sprengsatz aus den Achtzigerjahren gehandelt hat.

Manowsky ist ein Kommissar der alten Schule: unübertroffen, wenn er sich in einen Fall verbeißt, aber er hat nicht gelernt, seine Erfolge auch wirkungsvoll zu präsentieren und mit den Medien zusammenzuspielen. Deshalb will ihn der Polizeipräsident (Hubert Mulzer) in den Vorruhestand schicken.

Zufällig bemerkt Tim bei einer S-Bahn-Fahrt die Schlagzeile und begreift, dass es sich um die längst vergessene Bombe gehandelt hat. Von der Sponti-Gruppe leben nur noch Tim und Hotte in dem verwahrlosten Haus in der Machnowstraße. Hotte sitzt im Rollstuhl, denn er war damals bei einer Straßenschlacht unter die Räder eines Wasserwerfers geraten, der ihm die Beine zerquetscht hatte.

Während Tims Abwesenheit stürmt eine Polizeieinheit das Haus in der Machnowstraße. Hotte verteidigt zwar beherzt das Treppenhaus, aber gegen die Übermacht hat er keine Chance: Die Polizisten durchsuchen die Wohnung und nehmen eine Kiste voll Material mit, darunter auch den „Lehrfilm der Gruppe 36“, auf dem zu sehen ist, wer die jetzt explodierte Bombe in die Grunewalder Villa warf. Das Material wird in die Asservatenkammer der Polizeikaserne Tempelhof gebracht.

Tim denkt erst einmal an eine Flucht nach Polen, aber Hotte möchte kein Kameradenschwein sein und überredet ihn, die anderen vier Bombenleger zu warnen. Die Adressen hat er in seinem Notizbuch. Maik finden sie in Charlottenburg: Aus ihm ist der arrogante Leiter einer Werbeagentur geworden. Nele hat zwar keinen Mann, aber zwei Kinder und kümmert sich außerdem um eine Krabbelgruppe. Terror ist dabei, eine erfolgreiche Karriere als Jurist zu machen. Aus Flo – die damals Tims Braut war – ist eine gut angezogene Dame geworden, die nach wie vor zu jeder Verabredung zu spät kommt. – Die sechs inzwischen so unterschiedlichen Menschen beschließen, das Belastungsmaterial noch vor der Bearbeitung aus der Polizeikaserne zu stehlen.

Während einer Pressekonferenz gibt Maik sich als Fernsehjournalist aus und vereinbart mit dem BKA-Beamten Henkel (Devid Striesow) eine Reportage in der Polizeikaserne Tempelhof. Bereitwillig führt Henkel das angebliche Fernsehteam – Maik, Nele und Tim – herum. Als sie die Kiste mit dem Belastungsmaterial bereits sehen können, greift Manowsky ein und vereitelt das Vorhaben. Die Betrüger können gerade noch entkommen.

Jetzt helfe nur noch eines, meint Tim: Eine zweite Bombe. Diesmal in der Asservatenkammer der Polizeikaserne. Aber es besteht kaum eine Möglichkeit, eine Bombe in das schwer bewachte Gebäude zu schmuggeln – es sei denn als Trojanisches Pferd. Also leeren die sechs früheren Freunde in der besetzten Wohnung einen Feuerlöscher und basteln daraus eine neue Bombe, die sie in einer Holzkiste verstecken. Während alle bis auf Hotte die Wohnung verlassen, meldet dieser der Polizei mit verstellter Stimme, dass in der Machnowstraße Flugblätter aus einem Fenster geworfen werden – und sofort eilt eine Streifenwagenbesatzung herbei, um die Wohnung noch einmal zu durchsuchen. Die Holzkiste mit der Bombe, deren Zeitzünder auf sechs Stunden eingestellt ist, wird ungeöffnet beschlagnahmt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In der Asservatenkammer der Polizeikaserne Tempelhof klettert Hotte aus der Kiste. Er wollte ganz sicher gehen und platziert die Bombe direkt auf den beschlagnahmten Filmrollen. Dann sucht er einen Ausgang. Vergeblich. Er ist eingesperrt mit einer Bombe, die in vier Stunden explodieren wird! Verzweifelt ruft er die anderen fünf an, aber niemand hebt ab. Bei Maik läuft wenigstens der Anrufbeantworter. Tim hat kein Telefon, aber Hotte ruft den Hausbesitzer Bülent (Aykut Kayacik) an, der zufällig gerade mit Tim über die Räumung der Wohnung verhandelt und ihm das Handy gibt. Sofort hetzt Tim nach Tempelhof, um seinen Freund zu befreien – doch im Keller wird er bereits von Kommissar Manowsky erwartet, der inzwischen auf Hotte gestoßen war.

Währenddessen eilt auch Maik mit Terror und Flo zur Polizeikaserne. Tim gelingt es, Manowsky zu überlisten und zu fesseln. Aber bevor er mit Hotte im Huckepack das Gelände verlassen kann, wird Alarm ausgelöst. Da klettern sie in einen Wasserwerfer und brechen damit durch. Vor der Umzäunung wartet Flo mit einem Wagen auf sie.

Henkel glaubt schon, die Täter mit Hilfe von Manowskys Beschreibung fassen zu können, aber der alte Kommissar, der sich rechtzeitig befreien konnte, weil Tim ihm die Schlüssel für die Handschellen hingeworfen hatte, behauptet, einen Blackout gehabt zu haben. Und bevor die Spuren in der Asservatenkammer untersucht werden können, explodiert die Bombe.

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In Gregor Schnitzlers Regiedebüt geht es um Freundschaft und Solidarität aber auch um die Frage von Lebensentwürfen bzw. Lebenslügen. „Was tun, wenn’s brennt?“ ist keine wirklichkeitsgetreue Darstellung der Hausbesetzerszene in Berlin, sondern eine Posse vor einem politischen Hintergrund. Die Figuren in „Was tun, wenn’s brennt?“ sind eher Klischees; die Handlung ist nicht immer plausibel, aber witzig, turbulent und spannend – also recht unterhaltsam.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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