Joanne K. Rowling : Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Originalausgabe: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban Bloomsbury Publishers, London 1999 Harry Potter und der Gefangene von Askaban Übersetzung: Klaus Fritz Carlsen Verlag, Hamburg 1999 448 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als der inzwischen dreizehnjährige Harry Potter die dritte Klasse von Hogwarts besucht, wird die Zauberschule streng bewacht, denn Sirius Black, der Gefangene von Askaban, ist ausgebrochen, und es heißt, dass er Harry Potter nach dem Leben trachtet. Als Harry Potter und Hermine einen schwarzen Hund verfolgen, der ihren gemeinsamen Schulfreund Ron verschleppt hat, treffen sie in der Heulenden Hütte auf Sirius Black ...
mehr erfahren

Kritik

Die Abenteuer Harry Potters sind originell, fantasievoll und spannend. Sorgfältig zeichnet Joanne K. Rowling die Figuren und verbindet geschickt das Leben der Normalsterblichen mit der Welt der Magie, die es zwar nur in der Vorstellung gibt, die sie jedoch überzeugend darstellt.
mehr erfahren

Der inzwischen dreizehnjährige Harry Potter muss die Sommerferien wieder bei Onkel Vernon und Tante Petunia verbringen. Als Vernons Schwester während ihres Besuches über Harry Potters seit zwölf Jahren tote Eltern herzieht, gerät der Zauberschüler so in Wut, dass die Frau davon aufgeblasen wird und wie ein Ballon davonschwebt. Erschrocken flieht Harry Potter aus dem Haus.

Da hält vor ihm der „Fahrende Ritter“, ein fliegender Dreideckerbus für in Schwierigkeiten geratene Hexen und Zauberer, der ihn nach London bringt. Harry Potter befürchtet eine Bestrafung, denn ungewollt hat er seine Tante verzaubert, und das Zaubern ist den Schülerinnen und Schülern von Hogwarts in den Ferien strengstens verboten. Cornelius Oswald Fudge, der Minister für Zauberei, empfängt ihn jedoch freundlich, wirkt eher besorgt, tut die Verfehlung als nebensächlich ab und sorgt dafür, dass Harry Potter für den Rest der Ferien ein Zimmer im Gasthof „Zum tropfenden Kessel“ bekommt.

Zu Beginn des dritten Schuljahrs in Hogwarts erfährt Harry Potter, warum er straffrei ausging: Sirius Black, der Gefangene von Askaban, ist entwichen, und es wird befürchtet, dass er auf der Suche nach Harry Potter ist. Deshalb bewachen die grausigen Dementoren aus Askaban das Internat. Diese Wächter scheinen jedoch auch für Harry Potter gefährlich zu sein: Als während der Anreise nach Hogwarts ein Dementor den Zug kontrollierte, brach Harry Potter zusammen und hörte in einem Albtraum den Schrei seiner Mutter bei ihrer Ermordung.

Professor Sibyll Trelawney, die Wahrsagen lehrt, prophezeit Harry Potter seinen baldigen Tod. Dass sie das offenbar jedes Jahr mit einem der Schüler tut, ohne dass sich ihre Vorhersagen bisher bewahrheitet hätten, beruhigt Harry Potter nicht.

Professor Remus Lupin, der neue Lehrer für die Verteidigung gegen dunkle Künste, übt mit einer Klasse und einem Irrwicht, der jeweils die Form dessen annimmt, vor dem sich ein Schüler besonders fürchtet. Als die Reihe an Harry Potter ist, greift der Lehrer ein, denn er glaubt, dass der Irrwicht die Gestalt Lord Voldemorts annehmen könnte. Im Einzelunterricht zeigt Professor Lupin dem Zauberschüler, wie er sich mit Hilfe eines Patrons gegen die Dementoren schützen kann.

Während eines heimlichen Besuchs in der Gaststätte „Drei Besen“ in dem Dorf Hogsmeade belauscht Harry Potter ein Gespräch seiner Lehrerin Minerva McGonagall mit Cornelius Fudge und Rubeus Hagrid, der inzwischen zum Professor für die Pflege magischer Kreaturen ernannt wurde. Er hört, dass Sirius Black vor zwölf Jahren Lord Voldemort den Aufenthaltsort der Familie Potter verraten haben soll und nun unterwegs sei, um Harry Potter zu töten. Peter Pettigrew, ein Freund der Potters habe Sirius Black nach der Ermordung von James und Lily Potter zur Rede gestellt und sei deshalb von dem Verräter umgebracht worden. Zur Strafe habe man Sirius Black damals in Askaban eingesperrt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Ein großer schwarzer Hund zerrt Ron Weasley und dessen zahme Ratte Krätze in eine Höhle unter der Peitschenden Weide. Harry und Hermine Granger folgen dem verschleppten Freund durch einen Geheimgang, der zur Heulenden Hütte führt, einem Spukhaus in Hogsmeade. Dort treffen sie auf den entwichenen Gefangenen von Askaban, Professor Lupin und den am Bein verletzten Ron. Sirius Black, der sich in der Gestalt eines schwarzen Hundes vor den Dementoren in Hogwarts verbarg, hatte durchschaut, dass es sich bei Rons Ratte in Wirklichkeit um den angeblich von ihm ermordeten Animagus Peter Pettigrew handelt, der jetzt als Mensch vor ihnen steht. Die Familie Potter war damals nicht von ihm, sondern von Peter Pettigrew an Lord Voldemort verraten worden. Danach hatte der falsche Freund seine Ermordung durch Sirius Black vorgetäuscht und war in die Gestalt der Ratte Krätze geschlüpft. Sirius Black hätte Harry Potter niemals etwas angetan, denn er ist dessen Pate.

Auf dem Rückweg im Vollmond wird Professor Lupin zum Werwolf, weil er vergaß, seine Medizin zu nehmen. Um ein Unheil zu verhindern, nimmt Sirius Black erneut die Gestalt eines Hundes an und stürzt sich auf den Werwolf, aber er hat keine Chance gegen ihn. Die Aufregung nutzt Peter Pettigrew, um sich wieder in eine Ratte zu verwandeln und davonzulaufen. Harry Potter bewirft den Werwolf mit einem Stein, um ihn von Sirius Black abzulenken. Indem Hermine Granger das Heulen eines Wolfes nachahmt und ihn fortlockt, rettet sie Harry Potter das Leben. Der findet seinen verletzten Paten ohnmächtig und wieder in Menschengestalt vor. Da rauschen die Dementoren durch die Luft heran. Harry Potter glaubt noch, in der Ferne seinen Vater zu sehen, der die Dementoren mit einem Patron-Zauber von ihm abhält, dann verliert er das Bewusstsein.

Als Harry Potter in seinem Bett zu sich kommt, steht Hermine Granger vor ihm und berichtet ihm, dass Sirius Black gefangen genommen wurde und getötet werden soll. In diesem Augenblick betritt Albus Dumbledore den Schlafsaal. Aufgeregt erklären ihm Hermine Granger und Harry Potter, dass Sirius Black unschuldig ist. Der Schulleiter rät ihnen daraufhin, mit einem Zeitumkehrer – den die eifrige Schülerin bereits verwendete, um gleichzeitig stattfindende Kurse zu belegen – drei Umdrehungen weit in die Vergangenheit zu reisen.

Nachdem sie das getan haben, beobachten Harry Potter und Hermine Granger, was sie selbst vor ein paar Stunden erlebten und greifen in ein paar Momenten unbemerkt in das Geschehen ein. Als Erstes retten sie den Hippogreif Seidenschnabel, der wegen eines Angriffs gegen Draco Malfoy geköpft werden sollte, obwohl der Schüler ihn dazu provoziert hatte. Dann bewahrt Harry Potter sich selbst mit einem Patron-Zauber vor den Dementoren. (Er sah also nicht seinen Vater, sondern sich selbst.) Und schließlich ermöglichen die beiden Schüler Sirius Black auf Seidenschnabels Rücken die Flucht aus Hogwarts.

Professor Severus Snape ärgert sich darüber besonders, weil Cornelius Fudge ihm für die Ergreifung des entflohenen Gefangenen von Askaban einen Merlin-Orden versprochen hatte.

Harry Potter erhält mit der Eulenpost einen Brief von seinem Paten Sirius Black, der ihm verspricht, von nun an für ihn da zu sein.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Vom dritten Band an wurde die Veröffentlichung einer weiteren Fortsetzung in der auf sieben Bände angelegten Buchreihe der englischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling über den Zauberlehrling Harry Potter zu einem Mega-Event. Bis zum Erstverkaufstag verlangt das Verlagshaus Bloomsbury Publishers in London von allen Beteiligten strikte Geheimhaltung und drohen Druckhäusern und Buchhandlungen für den Fall eines Verstoßes mit Konsequenzen. Millionen von Kindern und Erwachsenen drängen am ersten Verkaufstag der englischen und amerikanischen Ausgaben in die Buchhandlungen, die pünktlich um 0 Uhr öffnen.

Eine der Ursachen für den sensationellen Erfolg der von Joanne K. Rowling verfassten Buchreihe ist gewiss die geschickt gewählte Identifikationsfigur Harry Potter. Es handelt sich um einen Waisenknaben, der in seiner Kindheit damit leben muss, dass seine Pflegeeltern ihn gegenüber ihrem eigenen Sohn schwer benachteiligen. Aber dann stellt sich heraus, dass er kein gewöhnlicher Junge ist, sondern der Sohn eines Zauberers und einer Hexe. Harry Potter wird von Hogwarts, einer der drei bedeutendsten Zauberschulen Europas, aufgenommen. Damit gehört er zur Elite, zumal die Magier den nicht zauberkundigen Menschen – den Muggeln oder Schlammblütlern – deutlich überlegen sind. Wer würde nicht von so einer Karriere und der Möglichkeit des Zauberns träumen? Außerdem gelingt es Harry Potter und seinen Freunden immer wieder, in einer von Erwachsenen dominierten Welt Herausforderungen zu bestehen. Und es kommt noch dramatischer: In „Harry Potter und der Orden des Phönix“ begreift der Protagonist, dass er der auserwählte Gegenspieler des dunklen Magiers Lord Voldemort ist.

Auch auf andere Themen geht Joanne K. Rowling ein. Beispielsweise befasst sie sich mit Rassenfanatikern („Harry Potter und die Kammer des Schreckens“), und die Todesser weisen Ähnlichkeiten mit der Gestapo auf („Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“).

Einige ihrer Motive hat Joanne K. Rowling Mythen und der Bibel entnommen, aber die Abenteuer Harry Potters sind originell und fantasievoll, witzig und spannend. Immer wieder versteht Joanne K. Rowling es, sowohl junge als auch erwachsene Leserinnen und Leser (es gibt von jedem Band textgleiche Ausgaben für Kinder und Erwachsene) durch unerwartete Wendungen in Atem zu halten. Sorgfältig zeichnet sie die Figuren und verbindet geschickt das Leben der Muggles mit der Welt der Magie, die es zwar nur in der Fantasie gibt, die sie jedoch überzeugend darstellt.

Der Mexikaner Alfonso Cuarón verfilmte den Roman von Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“.

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
André Kubiczek - Kopf unter Wasser
Flott und ironisch, mit kleinen Zeitsprüngen zwischendurch erzählt André Kubiczek in "Kopf unter Wasser" die satirisch-tragikomische Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Autors. Das liest sich leicht und ist sehr unterhaltsam.
Kopf unter Wasser