Sturmhöhe

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Sturmhöhe

Sturmhöhe – Originaltitel: Hurlevent – Regie: Jacques Rivette – Drehbuch: Pascal Bonitzer, Suzanne Schiffman und Jacques Rivette, nach dem Roman "Wuthering Heights" von Emily Brontë – Kamera: Renato Berta – Schnitt: Nicole Lubtchansky – Darsteller: Fabienne Babe, Lucas Belvaux, Sandra Montaigu, Alice de Poncheville, Olivier Cruveiller, Philippe Morier-Genoud, Olivier Torres, Marie Jaoul, Louis de Menthon, Jacques Deleuze, Joseph Schilinger u.a. – 1985; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Catherine wuchs mit ihrem älteren Bruder Guillaume auf dem Landgut "Sturmhöhe" in der Provence auf. Als Jugendliche verliebte sie sich in ihren Spielgefährten Roch, ein von ihrem Vater aufgenommenes Findelkind. Nach dem Tod seines Ziehvaters wird Roch von Guillaume schikaniert, und als Catherine den Heiratsantrag des blasierten Nachbarn Olivier Lindon annimmt, läuft er fort. Catherine wird darüber krank ...
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Kritik

Jacques Rivette entwickelt den von ihm herausgegriffenen Teil des Romans "Sturmhöhe" von Emily Brontë quälend langsam. Der Film ist ein düsteres Drama über den Verrat einer Liebe, Eifersucht und Rache.
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Catherine (Fabienne Babe) wuchs mit ihrem älteren Bruder Guillaume (Olivier Cruveiller) auf dem Landgut „Sturmhöhe“ in der Provence auf. Als Jugendliche verliebte sie sich in ihren Spielgefährten Roch (Lucas Belvaux), ein von ihrem Vater aufgenommenes Findelkind. Die beiden sind unzertrennlich.

Nachdem der Vater gestorben ist und Guillaume das Sagen auf der „Sturmhöhe“ übernommen hat, lässt er keinen Zweifel daran, dass er die enge Beziehung seiner Schwester mit Roch missbilligt. Er hält Roch für einen Faulenzer und verlangt eines Tages, dass er in Zukunft nicht mehr mit ihm, Catherine und der Haushälterin Hélène (Sandra Montaigu) am Tisch isst, sondern mit den Knechten in der Küche.

Am liebsten halten sich Catherine und Roch im Freien auf. Beim Herumtollen tritt Catherine einmal in eine Tierfalle und verletzt sich am Bein. Ein Jagdaufseher (Joseph Schilinger) bringt sie und Roch zum nahen Herrenhaus der Familie Lindon. Herr und Frau Lindon (Louis de Menthon, Marie Jaoul) nehmen Catherine bei sich auf, bis sie wieder laufen kann. Dabei befreunden sich Catherine und die Geschwister Olivier (Olivier Torres) und Isabelle (Alice de Poncheville).

Während eines Besuchs von Olivier und Isabelle Lindon auf der „Sturmhöhe“ spürt Roch, dass er in Olivier einen Nebenbuhler hat. Es kommt zum Streit. Eine Prügelei können die Frauen gerade noch verhindern.

Immer häufiger reitet Olivier zur „Sturmhöhe“.

Als Catherine Hélène erzählt, sie habe einen Heiratsantrag Oliviers angenommen, obwohl sie bezweifle, dass es der richtige Schritt sei, ist Roch zufällig in der Nähe und belauscht unbemerkt das Gespräch. Kurz darauf sucht Catherine ihn überall: Er ist verschwunden. Die junge Frau wird darüber krank.

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Drei Jahre später: Catherine ist inzwischen mit Olivier verheiratet und lebt mit dem blasierten, kultivierten jungen Mann, dessen unreifer Schwester und der verständnisvollen Haushälterin Hélène auf dem Landgut, das er von seinen Eltern übernommen hat. Die „Sturmhöhe“ ist verwahrlost, denn Guillaume hat alles beim Kartenspiel verloren, ist vereinsamt und zum Trinker verkommen.

Unerwartet taucht Roch wieder auf. Auf irgendeine Weise ist er reich geworden.

Catherine freut sich, dass Roch wieder auf der „Sturmhöhe“ wohnt und häufig zu Besuch kommt. Sie liebt ihn noch immer und ahnt, dass sie den falschen Mann geheiratet hat. Ohne sich den Verrat an Roch und ihrer großen Liebe einzugestehen, wird sie von ihren Gefühlen hin- und hergerissen.

Um sich an Guillaume zu rächen, streckt Roch ihm gegen Hypotheken Geld vor, das dieser sogleich wieder verspielt. Bald ist Guillaume bei Roch hoch verschuldet und abhängig von ihm.

Roch will nicht nur Guillaume, sondern auch Olivier vernichten. Eine Gelegenheit, dem Ehemann seiner großen Liebe zu schaden, ergreift Roch, als er von Catherine erfährt, dass Isabelle heimlich in ihn verliebt ist. Roch tut so, als erwidere er Isabelles Gefühle, um ihre Hälfte des Erbes an sich zu reißen. Doch als Isabelle nach einem Streit mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin bei Roch auf der „Sturmhöhe“ Zuflucht sucht, zeigt er ihr, wie sehr er sie verachtet und vergewaltigt sie.

Die Ereignisse und ihre eigene Zerrissenheit verstören Catherine so, dass sie nichts mehr isst, krank wird und stirbt.

Kurz darauf glaubt Roch, ihren Geist am Fenster zu sehen und beginnt zu weinen.

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Unter dem Titel „Hurlevent“ verfilmte Jacques Rivette den ersten Teil des 1847 unter dem Pseudonym Ellis Bell veröffentlichten Romans „Wuthering Heights“ von Emily Brontë (1818 – 1848). – (Im Deutschen tragen sowohl der Roman als auch der Film den Titel „Sturmhöhe“.)

Jacques Rivette verlegte die Handlung von Yorkshire nach Südfrankreich und lässt sie statt im viktorianischen Zeitalter in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts spielen. Auch die Namen der Figuren wurden entsprechend geändert: Emily Brontë hatte die Hauptfiguren Heathcliff, Catherine und Hindley Earnshaw, Edgar und Isabella Linton genannt. Im Roman vermählen sich nach Heathcliffs Tod Cathy und Hareton, die Tochter von Edgar und Catherine und der Sohn von Hindley und dessen Ehefrau Frances. Damit sind die Familien Earnshaw und Linton am Ende vereint.

Im Roman von Emily Brontë erzählt die Haushälterin Nelly Dean (im Film: Hélène) Mr Lockwood, dem neuen Pächter von „Thrushcross Grange“ (dem Landsitz der Lintons), die Geschichte der beiden Familien, und dieser schreibt sie auf. Die Hauptfiguren kommen dabei in Rückblenden und Briefen zu Wort.

Jacques Rivette entwickelt den von ihm herausgegriffenen Teil der literarischen Vorlage quälend langsam. Auf eine Musikuntermalung hat er nahezu völlig verzichtet; nur drei- oder viermal wird der schrille Gesang bulgarischer Frauenchöre eingeblendet („Le mystère des voix Bulgares“). „Sturmhöhe“ ist ein düsteres Drama über den Verrat einer Liebe, Eifersucht und Rache.

Eine Neuausgabe des Romans „Die Sturmhöhe“ von Emily Brontë ist für Dezember 2008 geplant (Übersetzung: Grete Rambach, Insel Verlag, Frankfurt/M).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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