Rafael Leónidas Trujillo Molina


Rafael Leónidas Trujillo Molina wurde am 24. Oktober 1891 in San Cristóbal in der Dominikanischen Republik als Sohn von José Trujillo Váldez und Altagracia Julia Molina geboren.

Vom 16. bis 19. Lebensjahr arbeitete Rafael Trujillo bei einer Telegrafengesellschaft in seiner Heimatstadt. Danach wurde er zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt, weil er zusammen mit seinem Bruder José Arismendy („Petán“) gestohlen und betrogen hatte. 1913 heiratete Rafael Trujillo Molina die Bauerntochter Aminta Ledesma. Der gemeinsamen Tochter gab das Paar den Namen Flor de Oro (Goldblume). Rafael Trujillo schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und wurde der Anführer einer kriminellen Bande, die Geschäfte ausraubte.

Nach einem zwei Jahre dauernden Krieg hatte sich die Dominikanische Republik am 3. März 1865 endgültig von der spanischen Kolonialherrschaft befreit. Von 1916 bis 1924 besetzten US-Militärs das Land. Rafael Trujillo Molina ließ sich 1918 in die mit nordamerikanischer Hilfe neu gegründete Guardia Nacional aufnehmen und brachte es innerhalb von neun Jahren zum General.

Nach zwei gescheiterten Ehen – mit Aminta Ledesma und Bienvenida Ricardo – vermählte sich Rafael Trujillo mit María Martínez. Aus dieser Verbindung stammten die Söhne Ramfis und Radhamés sowie die Tochter Angelita.

Mit Unterstützung der USA putschte Rafael Leónidas Trujillo Molina im März 1930 gegen Staatspräsident Horacio Vásquez, der nach dem Umsturz von Rafael Estrella Ureña abgelöst wurde.

Fünf Monate später ließ Rafael Trujillo sich selbst zum Präsidenten wählen. Er gründete die Partido Dominicano, verbot alle anderen politischen Parteien, unterdrückte oppositionelle Bewegungen und ordnete die Ermordung politischer Gegner an, wobei er die Bluttaten auf mitunter groteske Weise vertuschte. Von seinen Getreuen ließ Rafael Trujillo sich als „Jefe“ (Chef) ansprechen, aber in der Öffentlichkeit führte er 1932 die Titel „Benefactor de la Patria“ (Wohltäter des Vaterlandes) und „Padre de la Patria Nueva“ (Vater des Neuen Vaterlandes) ein. Außerdem benannte er die dominikanische Hauptstadt Santo Domingo de Guzmán im Januar 1936 in Ciudad Trujillo um.

Im Jahr darauf wurden auf seinen Befehl hin schätzungsweise 25 000 Zuckerrohrarbeiter aus Haiti ermordet.

Um das Ausland über die Machtverhältnisse zu täuschen, setzte Rafael Trujillo 1938 Jacinto B. Peynado und zwei Jahre später Manuel Jesús Troncoso de la Concha als Staatspräsidenten ein, aber sie waren nichts weiter als seine Marionettenfiguren, und 1942 übernahm der Diktator wieder selbst das Amt.

Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, erklärte auch Rafael Trujillo Deutschland, Italien und Japan den Krieg.

Auf Kleidung und Körperpflege legte Rafael Trujillo großen Wert: Niemals zeigte er sich nachlässig angezogen, und das verlangte er auch von seinen Mitarbeitern.

Im Lauf der Jahre rissen die Familie von Rafael Trujillo und dessen Günstlinge nahezu den gesamten in der Dominikanischen Republik verfügbaren Besitz an sich: Landwirtschaft, Industrie, Banken, Medien. Wenn dem Diktator eine Frau gefiehl, wollte er sie haben, gleichgültig ob es sich um eine pubertierende Jungfrau oder die Ehefrau eines anderen Mannes handelte. Wer sein Missfallen erregte, musste mit dem Schlimmsten rechnen.

Am 14. Juni 1949 versuchten Exilstreitkräfte, die sich in Kuba formierten, den Despoten zu stürzen, aber die von Horacio Julio Ornes angeführte Invasion am Strand von Luperón wurde blutig niedergeschlagen. Das Datum gab einer von dem Rechtsanwalt Manuel Tavárez Justo geführten Widerstandsbewegung im Untergrund den Namen: „14. Juni“.

Ohne die Fäden aus der Hand zu legen, setzte Rafael Trujillo 1952 seinen Bruder Héctor Bienvenido Trujillo Molina („Negro“), als Staatspräsidenten ein.

„Wir brauchen mehrere Trujillos“, soll US-Präsident Dwight D. Eisenhower gesagt haben. „Er ist zwar ein Schweinehund, aber er ist unser Schweinehund.“ Nicht nur die USA, sondern auch die katholische Kirche zählten zu den Verbündeten des Diktators: Der Vatikan schloss 1954 ein Konkordat mit der Dominikanische Republik.

1959 scheiterte ein weiterer Aufstandsversuch gegen Rafael Trujillo. Drei der vier Schwestern Mirabal, die zu den festgenommenen Oppositionellen gehörten – Patria Mercedes, María Argentina Minerva, Antonia María Teresa –, wurden zwar aufgrund internationaler Proteste aus dem Gefängnis entlassen, jedoch am 25. November 1960 auf dem Heimweg von ihren in Puerto Plata inhaftierten Ehemännern zusammen mit ihrem Fahrer Rufino de la Cruz ermordet. Nur Bélgica Adela („Dedé“) Mirabal-Reyes blieb verschont.

Katholische Geistliche verlasen am 25. Januar 1960 von den Kanzeln einen von Erzbischof Ricardo Pittini verfassten Hirtenbrief mit einem Protest gegen die Diktatur.

Im Juni 1960 befahl Rafael Trujillo ein Bombenattentat auf Rómulo Betancourt, den Präsidenten von Venezuela, der zwar schwer verletzt wurde, aber den Anschlag überlebte.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verhängte schließlich Sanktionen gegen die Dominikanische Republik. Um der ausländischen Kritik gegen das Regime die Spitze zu nehmen, trat Héctor Bienvenido Trujillo Molina („Negro“) am 3. August 1960 zugunsten des bisherigen Vizepräsidenten Joaquin Balaguer zurück.

Sieben Verschwörer lauerten dem Diktator am 30. Mai 1961 an der Straße von Santo Domingo nach San Cristóbal auf. Er starb im Kugelhagel. Aber das Regime brach nicht, wie von den Aufständischen erhofft, sofort zusammen. Zwei Attentätern gelang es, sich zu verstecken; die anderen wurden aufgegriffen, gefoltert und getötet. Die Renegaten von Trujillo Molina – allen voran sein aus Paris zurückgekehrter ältester Sohn Ramfis Trujillo Martínez – nutzten die Situation, um zahlreiche Gegner umzubringen. Dennoch gelang es dem Trujillo-Clan nicht, sich an der Macht zu halten: Nach einer Militärrevolte im November 1961 musste die Familie das Land verlassen. Selbst die Leiche des Diktators wurde exhumiert und nach Paris gebracht.

1962/63 regierte Juan Bosch das Land. Sein Sturz löste einen Bürgerkrieg aus, der 1966 durch den Einmarsch der USA und der OAS beendet wurde. Ohne die Machtfülle von Rafael Trujillo auch nur im Entferntesten zu erreichen, entwickelte sich der 1965 aus dem Exil in den USA zurückgekehrte Joaquin Videla Balaguer – der unter Rafael Trujillo Außenminister (1954), Vizepräsident (1957 – 1960), Präsident (1960/61) und nach dessen Ermordung Chef einer Regierungsjunta (1961/62) gewesen war – zum beherrschenden Politiker seines Landes, bis er bei den Präsidentschaftswahlen 1978 Silvestre António Guzmán Fernández unterlag.

Mario Vargas Llosa schrieb über Rafael Leónidas Trujillo Molina den Roman
„Das Fest des Ziegenbocks“.

© Dieter Wunderlich 2007

Die Schwestern Mirabal

Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks

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