Wolf

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Wolf - Originaltitel: Wolf - Regie: Mike Nichols - Drehbuch: Jim Harrison und Wesley Strick - Kamera: Giuseppe Rotunno - Schnitt: Sam O'Steen - Musik: Ennio Morricone - Make Up: Rick Baker - Darsteller: Jack Nicholson, Michelle Pfeiffer, James Spader, Christopher Plummer, Kate Nelligan, Richard Jenkins, Eileen Atkins, David Hyde Pierce, Ron Rifkin, Prunella Scales u.a. - 1984; 120 Minuten

Inhaltsangabe

In einer Vollmondnacht fährt Will Randall mit dem Auto auf einer einsamen Landstraße in den verschneiten Wäldern von Vermont. Plötzlich steht ein Wolf auf der Straße. Es ist zu spät, um zu bremsen oder auszuweichen. Randall steigt aus, um nach dem angefahrenen Tier zu sehen. Da springt es plötzlich auf, beißt ihn und läuft weg ...
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Kritik

"Wolf" ist eine v.a. von Jack Nicholson hervorragend gespielte Satire auf den Überlebenskampf im Management eines Unternehmens.
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In einer Vollmondnacht am 8. März fährt Will Randall (Jack Nicholson) mit dem Auto auf einer einsamen Landstraße in den verschneiten Wäldern von Vermont. Immer wieder wischt er über die angelaufene Windschutzscheibe. Plötzlich steht ein Wolf auf der Straße. Es ist zu spät, um zu bremsen oder auszuweichen. Randall steigt aus, um nach dem angefahrenen Tier zu sehen. Da springt es plötzlich auf, beißt ihn und läuft weg.

Im Wald bleibt der Wolf stehen und blickt zurück. Wir sehen seine glühenden Augen und hören ihn knurren. Das Knurren geht über in das Gurgeln Wills beim Zähneputzen am anderen Morgen. Wieder hat er eine angelaufene Scheibe vor sich, diesmal die des Spiegels im Badezimmer.

Will Randall ist Direktor in einem Verlag, der gerade von dem Unternehmer Raymond Alden (Christopher Plummer) übernommen worden ist. Der nimmt Will auf einer Party im Park seines weitläufigen Anwesens beiseite, lobt ihn als „Mann von Stil und Individualität“, weil er noch Wert auf literarische Qualität

lege, meint aber, das sei im modernen Geschäftsleben ein Handikap. In der neuen Verlagsorganisation soll Will „Osteuropa betreuen“. Damit steht er vor der Alternative, entweder einen Job anzunehmen, den niemand will, oder arbeitslos zu sein. Als er sich einigen Reitpferden nähert, scheuen diese. Will drückt sich in eine Hecke und krümmt sich plötzlich vor Schmerzen. Auf der anderen Seite sitzt Raymond Aldens Tochter Laura (Michelle Pfeiffer). Sie reicht dem Gast ihr Whiskyglas, und er trinkt es aus. Als es Will etwas besser geht, stellen sie sich gegenseitig vor. Beim nächsten Anfall stützt er sich auf ihre Brust. „Machen Sie das mit Absicht?“, will Laura wissen. Da wird ihm bewusst, wo er seine Hand hat. Er zieht sie zurück und stammelt: „Nein, ich bin völlig harmlos; ich bin verheiratet.“ Mit spöttischem Lächeln wundert sich Laura: „Und das macht Sie harmlos?“

Neuer Verlagsdirektor wird der bisherige Marketingchef Stewart Swinton (James Spader), ein schleimiger Yuppie, der Will gegenüber beteuert, er habe sich nicht um dessen Job bemüht. „Ein Wort von dir, und ich lehne ab.“ Doch Will ahnt, dass der skrupellose Karrierist dem neuen Verlagsinhaber so lange zusetzte, bis dieser ihm den Job anbot.

Morgens klingelt der Wecker, doch Will möchte eine halbe Stunde länger liegen bleiben. Als seine Frau Charlotte (Kate Nelligan) abends von der Arbeit nach Hause kommt, ist er immer noch im Bett. Er hat 20 Stunden lang geschlafen. Jetzt fühlt er sich stark und begehrt seine Frau.

Am nächsten Tag wundert er sich im Bad über die verstärkte Behaarung im Umfeld der Bisswunde an seiner Hand. Im Büro riecht er schon aus einiger Entfernung, dass einer seiner Kollegen Tequila getrunken hat. Er lektoriert Manuskripte und merkt gar nicht, dass seine Brille auf dem Schreibtisch liegt. In der Halle des Verlagsgebäudes hört er klar und deutlich die Gespräche auch auf der anderen Seite und ein paar Stockwerke über oder unter ihm.

Abends ist er allein zu Hause. Seine Frau hat ihm auf dem Anrufbeantworter gesprochen, dass sie an einem auswärtigen Kongress teilnimmt. Er hängt ihren Morgenmantel auf. Dabei riecht er etwas. Sofort steigt er ins Auto und rast zu Stewart Swinton. Der begrüßt ihn in der Halle seines Hauses und versucht ihn dort festzuhalten. Will beißt ihn in die Hand und eilt mit ein paar Sätzen die Treppe hinauf — wo gerade seine Frau kaum bekleidet aus der Schlafzimmertür tritt. Wortlos entfernt sich Will und zieht in ein Hotel.

Im Verlag versucht der ertappte Liebhaber seinem Rivalen einzureden, wie schlecht er sich fühle und er verspricht, ein gutes Wort beim neuen Verlagsinhaber für ihn einzulegen. Doch Will lässt sich auf nichts ein. Der schüchterne Verlierertyp legt seine Verzagtheit ab, verteidigt sein Revier und zeigt auch Raymond Alden die Zähne. Den Osteuropa-Job lehnt er ab. Seine beiden Mitarbeiter fordert er auf, Autoren anzurufen und für die Mitarbeit in einem neuen Unternehmen zu gewinnen, das er in den nächsten Tagen gründen werde. Einige Spitzenautoren gehen darauf ein, weil sie wissen, dass sich die Verlagspolitik aufgrund der Übernahme zu ihrem Nachteil verändern wird, während Will Randall immer Wert auf Qualität gelegt und nie versucht hat, sie zu übervorteilen.

Will hat Raymond Alden seine Entscheidung persönlich mitgeteilt. Als er aus der Villa kommt, reitet Laura Alden gerade vorbei, doch bei seinem Anblick scheut ihr Pferd und wirft sie ab. Ihr Vater wundert sich: „Seit du 12 warst, bist du nicht mehr vom Pferd gefallen.“ Er möchte, dass sie an einem Geschäftsessen teilnimmt, doch Laura gibt vor, bereits mit Will verabredet zu sein. Sie hakt sich bei ihm ein und führt ihn in das Gästehaus auf dem väterlichen Anwesen, in dem sie wohnt, wenn sie in der Stadt ist. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hat, macht sie ihrem Gast klar, dass sie nichts von ihm will. Ihr abweisendes Verhalten sei eine Folge ihres Argwohns, meint Will, weil sie so schön sei, dass sie befürchten müsse, dass die Männer immer nur ihren Körper bewunderten. Sie wolle aber auch aufgrund ihres Wesens geschätzt werden. Da sie nichts davon preisgebe, hätten die Männer gar keine andere Chance, als sie anzustarren. Schließlich verrät er ihr, dass er von einem Wolf gebissen wurde und seither viel besser riecht, hört und sieht. Er fühlt sich großartig, lebendig und kräftig, aber er befürchtet, dass dieses Geschenk auch einen Preis hat. Wieder wird er von einem schmerzhaften Anfall gepeinigt. Laura lässt ihn in einem Bett des Gästehauses schlafen. Nachts springt er durchs Fenster und hetzt einem Hirsch hinterher. Bei Sonnenaufgang wacht er im Wald auf, wäscht sich in einem Bach das Blut aus dem Gesicht und sucht seinen Arzt auf. Der hält ihn für einen Schlafwandler, der sich bei einem Sturz ein paar unbedeutende Abschürfungen am Kopf zugezogen hat.

Im Verlag verlangt Will von dem neuen Besitzer nicht nur seinen Job als Verlagsdirektor zurück, sondern auch eine Gehaltserhöhung und eine Ausweitung seiner Vollmachten. Alden, der sich Sorgen macht, weil namhafte Autoren nicht mehr mit seinem Verlag zusammenarbeiten wollen, sofer sie nicht von Will Randall betreut werden, stimmt zu und verspricht, innerhalb von 24 Stunden einen entsprechenden Vertrag vorzubereiten.

Die Veränderungen, die Will an sich beobachtet, führt er auf chemische Stoffe zurück, die durch den Biss des Wolfes auf ihn übertragen wurden. Aber er sucht auch einen ausländischen Autor auf, der vor Jahren ein Buch über Besessenheit geschrieben hat. Der findet seinen Fall äußerst bemerkenswert und nimmt an, dass er sich nachts immer stärker in einen Wolf verwandeln werde. Das sei nur dann etwas Schlechtes, wenn der besessene Mensch einen üblen Charakter habe. Er schenkt Will ein Amulett. Solange er das auf der bloßen Haut trage, bleibe er Mensch. Zum Abschied verrät er ihm, dass er bald sterben müsse. Deshalb würde er gern von ihm gebissen werden. Aber das bringt Will nicht fertig.

Laura ist wütend und enttäuscht darüber, dass er nachts das Haus verlassen hat. Als er anruft, legt sie sofort auf. Aber er probiert es erneut und erklärt ihr, dass er wohl geschlafwandelt sei, sich dabei verletzt habe und deshalb bereits frühmorgens einen Arzt konsultieren musste. Sie verabreden sich für den nächsten Tag im Hotel zum Abendessen.

Nachts treibt es Will wieder um. Im Zoo beunruhigt er die Tiere, bis ihn zwei Polizisten stellen. Sie wollen ihm gerade Handschellen anlegen, da springt er auf und davon. Im Stadtpark verfolgen ihn drei junge Männer. Sie wollen ihn seiner Brieftasche berauben. Er geht auf sie los und jagt sie in die Flucht. Morgens wacht er in seinem Hotelzimmer auf. Eingewickelt in sein Taschentuch findet er zwei Finger, die er offenbar einem der Männer abgebissen hat.

Auf der Toilette im Verlag informiert Will seinen Rivalen Stewart von dem neuen Vertrag, den er gerade unterschrieben hat. Wieder versucht sich dieser bei ihm einzuschmeicheln, doch Will feuert ihn und pisst ihm auf die Wildlederschuhe.

Abends wartet Charlotte in der Hotelhalle auf Will. Sie bittet ihn, den Seitensprung nach sechzehn Jahren Ehe zu verzeihen und bittet ihn, zu ihr zurückzukehren. Doch er durchschaut, dass sie von seinem neuen Vertrag und Stewarts Kündigung erfahren hat und sich auf die Seite des Siegers zu schlagen versucht. Deshalb weist er sie ab.

Laura hat die Auseinandersetzung mit angesehen. Sie folgt Will und klopft an seine Zimmertür. Doch er weigert sich, zu öffnen. Laura gibt einem Zimmermädchen gegenüber vor, sie habe sich ausgesperrt und lässt sich die Tür aufschließen. Will hat sich mit den Handschellen, die er bei der versuchten Verhaftung an sich gerissen hat, an die Heizung gekettet. Er befürchtet, dass er Laura etwas antun könnte. Die aber biegt eine Büroklammer zurecht und öffnet die Handschellen. (Das hat sie gelernt, als sie aus Opposition zu ihrem Vater Drogen nahm und mit Kriminellen in Kontakt kam.) Sie biegt seine Arme auf den Rücken und lässt die Handschellen erneut zuschnappen. Dann wirft sie ihn aufs Bett.

Am nächsten Morgen klopft Detective Bridger (Richard Jenkins) an der Tür. Laura öffnet und ruft dann Will, der aus der Dusche kommt. „Ihre Frau ist heute morgen ermordet im Park aufgefunden worden.“ Will ahnt Entsetzliches und fragt, wie sie ums Leben gekommen sei. Man habe ihr die Kehle herausgerissen, antwortet der Polizist. Er weiß bereits, dass sich Will und Charlotte am Vorabend in der Hotelhalle stritten. Laura bestätigt, dass er die ganze Nacht mit ihr im Hotelzimmer verbracht hat.

Stewart Swinton erreicht, dass Raymond Alden ihn wieder als Marketingdirektor einsetzt. Er heuchelt Mitgefühl für Will Randall und fragt, ob dessen Vertrag durch den Skandal gefährdet sei. Alden beruhigt ihn, der Vertrag werde nur im Fall einer rechtskräftigen Veurteilung ungültig.

Heimlich bringt Laura ihren Geliebten ins Gästehaus ihres Vaters. Ein Wachtmann warnt sie: Man habe auf dem Gelände einen Hirsch gefunden, der gerissen worden sei. Will lässt sich im Pferdestall einsperren und legt sein Amulett um.

Währenddessen erfährt durch einen Anruf von Detective Bridger, dass die Gewebeproben an Charlottes Leiche keine Hinweise auf den Täter erlaubten. Sie stammten offenbar von einem Hund oder seien im Labor verunreinigt worden. Da begreift sie, was in der Nacht geschehen ist.

Sie fährt zur Polizei. Dort trifft sie Stewart Swinton. Bevor er zu Detective Bridger ins Büro geht, bittet er sie, auf ihn zu warten. Laura hat bemerkt, dass er wie ein Tier an ihr schnüffelte. Ohne mit Bridger gesprochen zu haben, eilt sie zurück zum Landsitz ihres Vaters. Inzwischen sagt Stewart Swinton aus, er habe mit Will Randalls Frau ein Verhältnis gehabt. Das habe sein Kollege jetzt herausgefunden. Damit steht für die Polizei fest, wer Charlotte ermordet hat. Bridger beantragt einen Haftbefehl gegen Will Randall.

Als Stewart merkt, dass Laura nicht auf ihn gewartet hat, rast er ebenfalls zu Raymond Aldens Villa. Auf ausdrückliche Anweisung von Laura will ihn der Wachtposten nicht durchlassen, aber er tötet den Mann und auch einen zweiten Wächter. Laura stolpert über dessen Leiche. Da wird sie auch schon von Stewart gepackt. Sie tritt ihm in die Genitalien und flüchtet sich in den Pferdestall, aber Stewart verfolgt sie. Will reißt das Amulett ab, springt über das hohe Gitter und stürzt sich auf Stewart. Es kommt zu einem heftigen Kampf. Schließlich packt Stewart eine herumliegende Heckenschere und greift seinen Rivalen von hinten an. Im letzten Augenblick streckt Laura ihn mit einigen Pistolenschüssen nieder.

Als die Polizei kommt, öffnet Laura Alden perfekt angezogen und geschminkt die Tür. Will Randall sei nicht da. Er habe sie gerade vom Flughafen aus angerufen. Sie lädt Detective Bridger ein, noch einen Wodka Tonic zu trinken. „Noch einen?“, fragt er verblüfft. Woher weiß sie, dass er vorhin heimlich ein Glas getrunken hat?

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Der Mensch ist des Menschen Wolf. Das Horrormärchen kann man als Satire auf den Überlebenskampf im Management eines Unternehmens verstehen. Da ist kein Platz für Schwache und Verlierer; wer da nicht andere frisst, wird selbst gefressen. Für die Maske war Rick Baker verantwortlich, aber Jack Nicholson spielt die allmähliche Verwandlung in einen Werwolf so eindringlich, dass er beinahe keinen Maskenbildner benötigt hätte. Allein schon das Erlebnis dieser schauspielerischer Leistung ist es wert, sich den Film anzusehen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Michaela Kastel - So dunkel der Wald
Wie verhalten sich entführte, terrorisierte und missbrauchte Kinder und Jugendliche, wenn der Verbrecher fort ist? Dieser Frage geht Michaela Kastel in ihrem außergewöhnlichen Kriminalroman "So dunkel der Wald" nach.
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