Die Verwandlung

Die Verwandlung

Die Verwandlung

Originaltitel: Die Verwandlung - Regie: Jan Nemec - Drehbuch: Jiri und Jan Nemec, nach der Erzählung "Die Verwandlung" von Franz Kafka - Kamera: Thomas Mauch und Nicole Gasquet - Schnitt: Horst Roßberger - Musik: Eugen Illin - Sprecher: Dieter Kettenbach - Darsteller: Heinz Bennent, Zdenka Procházková, Edwige Pièrre, Achim Strietzel, Tamara Kafka, Gunnar Holm-Petersen, Karl Renar, Alfred Baarovy, Herbert Klein - 1975; 55 Minuten

Inhaltsangabe

Als die Familie durch den Bankrott des Vaters in finanzielle Not geraten ist, opfert sich der Sohn dafür auf, seine jüngere Schwester und die Eltern zu ernähren und die Schulden abzutragen. Eines Morgens, als er im Bett den Kopf hebt und auf seinen Bauch hinuntersieht, bemerkt er, dass er in einen Käfer verwandelt wurde ...
mehr erfahren

Kritik

Jan Nemec adaptierte Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" fürs Fernsehen und hielt sich dabei genau an die Vorlage. Das Ergebnis ist eine faszinierende, beklemmende Literaturverfilmung.
mehr erfahren

Der junge Gregor Samsa arbeitet seit fünf Jahren als Handelsreisender für ein Tuchunternehmen. Von seinem Gehalt ernährt er sich, die Eltern und die 17-jährigeSchwester, die ihn noch für ein Kind hält.

Als Gregor an diesem Morgen aufwacht, hat er sich in einen Käfer verwandelt. Hoffentlich bildet er sich das nur ein. Wieso klingelte er Wecker nicht? Er hätte längst zum Zug gemusst. Die Mutter klopft vorsichtig an die Tür. Sie wundert sich, wieso ihr Sohn noch nicht aufgestanden ist. Gregor versucht es, aber für einen auf dem Rücken liegenden Käfer ist es nicht einfach, aus dem Bett zu kommen.

Es klingelt an der Wohnungstür. Das Dienstmädchen öffnet. Gregor erkennt den Prokuristen an der Stimme. Er kommt, um nach ihm zu fragen, ist verärgert und deutet den Verdacht an, Gregors Weigerung, sich zu zeigen, könne mit unterschlagenen Einnahmen zusammenhängen; er kritisiert die unbefriedigenden Leistungen der letzten Zeit und droht ihm mit dem Verlust der Stellung. Während das Dienstmädchen nach einem Arzt und einem Schlosser läuft, der Gregors zugesperrte Zimmertür öffnen soll, schiebt dieser einen Sessel zur Tür und dreht mit größter Anstrengung den Schlüssel um. Als der Prokurist das Ungeziefer sieht, läuft er davon.

Grete stellt Gregor einen Napf mit Milch und Weißbrot hin. So etwas nahm er bisher gern zu sich, aber nun ekelt ihm davor. Als seine Schwester merkt, dass er nichts davon angerührt hat, breitet sie am nächsten Morgen verschiedene Abfälle und Essensreste auf einer Zeitung aus. Die frischen Sachen mag Gregor nicht, aber die leicht verdorbenen schmecken ihm. Morgens, bevor die Eltern und das Dienstmädchen aufstehen, und mittags, wenn die Eltern schlafen und das Dienstmädchen Besorgungen erledigt, bringt Grete ihrem Bruder etwas zu essen. Sobald er sie kommen hört, verkriecht er sich so gut es geht unter dem Kanapee. Als erstes reißt sie immer das Fenster auf, als würde sie ersticken.

Zur Zerstreuung krabbelt er nicht nur am Boden herum, sondern auch quer über die Wände und die Zimmerdecke. Gern hängt er an der Decke, denn da kann er freier atmen als auf dem Fußboden.

Die Eltern betreten sein Zimmer nicht. Erst nach zwei Wochen, als Grete beschließt, es auszuräumen, damit Gregor ungehinderter herumkriechen kann, hilft ihr die Mutter beim Schränkerücken. Zuerst hält Gregor das für eine gute Idee, aber dann merkt er, dass die Einrichtung ihn an sein Menschsein erinnert und er möchte sie behalten. Eilig krabbelt er die Wand hinauf zu einem Bild, das er aus einer Illustrierten ausgeschnitten und in einen Rahmen geklebt hat. Gregor kriecht über das Bild und presst seinen heißen Bauch an das Glas. Bei seinem Anblick fällt die Mutter in Ohnmacht.

Der Vater findet eine Stelle als Diener in einer Bank. Nach dem Abendessen schläft er regelmäßig in seinem Sessel ein. Die beiden Frauen verhalten sich dann ganz still. Gregors Mutter bessert das Familieneinkommen auf, indem sie in Heimarbeit für ein Modegeschäft feine Wäsche näht. Und Grete, die inzwischen als Verkäuferin zu arbeiten angefangen hat, lernt abends Stenografie und Französisch, um beruflich weiterzukommen.

Grete erübrigt für ihren Bruder nicht mehr viel Zeit. Morgens und mittags, bevor sie ins Büro läuft, schiebt sie ihm mit dem Fuß irgendwelches Essen ins Zimmer. Abends holt sie den Napf wieder heraus, ohne sich darum zu kümmern, ob er etwas davon genommen hat oder nicht.

Drei Zimmerherren werden aufgenommen, denen Grete und die Mutter im Wohnzimmer das Essen servieren. Die Familie nimmt mit der Küche vorlieb. Die drei Herren achten peinlich auf Ordnung und Sauberkeit. Was ihnen im Weg steht und überflüssig erscheint, wird achtlos in Gregors Zimmer geworfen, das dadurch zur Abstellkammer verkommt und immer schmutziger wird. Kein Wunder, dass auch Gregors Erscheinungsbild darunter leidet.

Eines Abends spielt Grete in der Küche auf ihrer Violine. Der Vater entschuldigt sich bei den Zimmerherren für die Störung, aber sie freuen sich über die Abwechslung und bitten das Mädchen, im Wohnzimmer weiterzuspielen. Gregor hört ergriffen die Musik, kriecht aus seinem Zimmer hinüber ins Wohnzimmer und immer näher zu seiner Schwester, um ihrem Spiel zu lauschen. Er träumt davon, dass Grete zu ihm ins Zimmer kommen und sich neben ihn setzen würde. Da entdeckt einer der Zimmerherren das Ungeziefer, spuckt auf den Boden, kündigt wegen der „widerlichen Verhältnisse“ auf der Stelle den Mietvertrag und behält sich weitere Forderungen vor. Die beiden anderen Herren schließen sich an.

Grete weist die Eltern darauf hin, dass es so nicht weitergehen könne: „Wir müssen versuchen, es loszuwerden.“

Am nächsten Morgen liegt der Käfer tot auf dem Boden.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Jan Nemec verfilmte Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ 1975 fürs Fernsehen und hielt sich dabei genau an die literarische Vorlage. Den in einen Käfer verwandelten Gregor Samsa hören wir zwar, und wir sehen das Geschehen häufig aus seiner Perspektive, bemerken, wie sich die Bettdecke bewegt, wenn er darüber krabbelt, aber er kommt nicht ins Bild. Das ist eine geschickte Lösung, die mit einer ungewohnten und hervorragenden Kameraführung einhergeht. Jan Nemec ist eine faszinierende, beklemmende Literaturverfilmung gelungen.

Die Darsteller und ihre Rollen in „Die Verwandlung“:

  • Heinz Bennent: Vater
  • Zdenka Procházková: Mutter
  • Edwige Pièrre: Tochter
  • Achim Strietzel: Prokurist
  • Tamara Kafka: Putzfrau
  • Gunnar Holm-Petersen: Gregor
  • Karl Renar: Zimmerherr
  • Alfred Baarovy: Zimmerherr
  • Herbert Klein: Zimmerherr
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Franz Kafka: Die Verwandlung

Birgit Rabisch - Unter Markenmenschen
In ihrer Dystopie "Unter Markenmenschen" warnt Birgit Rabisch vor einer Gesellschaft, in der es nur auf Äußerlichkeiten ankommt und Andersartigkeit nicht als Bereicherung wahrgenommen wird. Die Autorin entwickelt die berührende Geschichte aus der Sicht einer 17-jährigen Tagebuch-Schreiberin.
Unter Markenmenschen