Unterwegs nach Cold Mountain

Unterwegs nach Cold Mountain

Unterwegs nach Cold Mountain

Unterwegs nach Cold Mountain - Originaltitel: Cold Mountain - Regie: Anthony Minghella - Drehbuch: Anthony Minghella, nach dem Roman "Cold Mountain" von Charles Frazier - Kamera: John Seale - Schnitt: Walter Murch - Musik: Gabriel Yared - Darsteller: Nicole Kidman, Jude Law, Renée Zellweger, Donald Sutherland, Eileen Atkins, Brendan Gleeson, Philip Seymour Hoffman, Natalie Portman, Giovanni Ribisi, Ray Winstone, Kathy Baker u.a. - 2003; 155 Minuten

Inhaltsangabe

6000 Soldaten fallen 1864/65 bei Petersburg, Virginia. Inman überlebt schwer verletzt und wird in ein Lazarett gebracht. Sobald er aufstehen kann, desertiert er, um sich nach Cold Mountain durchzuschlagen, zu der Pastorentochter Ada, mit der er vor drei Jahren ein paar Worte gewechselt hat, von der er jedoch weiß, dass sie seine Liebe erwidert. Die als höhere Tochter erzogene Ada, die ihn sehnsüchtig erwartet, ist nach dem Tod ihres Vaters nur durch die tatkräftige Hilfe der Herumtreiberin Ruby in der Lage, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen ...
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Kritik

Bei seiner Verfilmung des Romans "Unterwegs nach Cold Mountain" von Charles Frazier übernahm Anthony Minghella die Episoden-Struktur und den ständigen Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen. Aus der Vorlage machte er ein grandios-langatmiges Filmepos für Romantiker.
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Aus gesundheitlichen Gründen zieht Reverend Monroe (Donald Sutherland) 1860 mit seiner Tochter Ada (Nicole Kidman) nach Cold Mountain, North Carolina, und übernimmt dort eine Farm. Seine Frau war bei der Geburt Adas gestorben. Der Geistliche bedauert inzwischen, dass er Ada wie eine höhere Tochter erzogen hat, denn das Klavierspielen und die Liebe zur Literatur helfen hier nicht weiter.

Als Ada und Inman (Jude Law) sich begegnen, ist es Liebe auf den ersten Blick, aber der scheue, in sich gekehrte Arbeiter wechselt nur ein paar Worte mit der zarten und gebildeten Tochter des Reverends. Bevor im Frühjahr 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg beginnt und Inman ungeachtet seiner pazifistischen Einstellung auf der Seite der Konföderierten Staaten an die Front muss, ist den beiden Liebenden ein einziger kurzer Kuss vergönnt, doch Ada verspricht Inman zum Abschied, sie werde auf ihn warten.

Nachdem Inman im Sommer 1864 eine blutige Schlacht bei Petersburg, Virginia, überlebt hat, wird er bei dem Versuch, einen gefallenen Kameraden zu bergen, schwer am Hals verletzt und in ein Lazarett gebracht.

Dort erreicht ihn ein Brief von Ada, der monatelang unterwegs war. Ihr Vater ist inzwischen gestorben, und ohne die tatkräftige Hilfe der Herumtreiberin Ruby Thewes (Renée Zellweger) wäre sie nicht in der Lage, die Farm weiterzuführen. Ada wünscht sich nur eines: Dass Inman zu ihr nach Cold Mountain zurückkehrt.

Sobald der Verwundete aufstehen kann, flieht er aus dem Lazarett und macht sich zu Fuß auf den 300 Meilen langen Weg, immer in Gefahr, von Einheiten der Nordarmee erschossen oder von Südstaatlern als Deserteur füsiliert zu werden.

Er stößt auf Reverend Veasey (Philip Seymour Hoffman), der gerade eine von ihm geschwängerte Schwarze umbringen will, um nicht von seiner Ehefrau und seiner Gemeinde verstoßen zu werden. Inman hält ihn davon ab, doch kurz darauf werden sie beide von einem Bauern an die Ordnungshüter verraten und in Ketten gelegt. Als eine Schwadron der Nordarmee auftaucht, laufen die Gefangenen ihnen entgegen, aber bei dem Feuergefecht kommen sie alle bis auf Inman ums Leben. Die Einsiedlerin Maddy (Eileen Atkins) findet ihn halbtot und pflegt ihn gesund.

Die junge Witwe Sara (Natalie Portman), deren Ehemann im Krieg gefallen ist, gewährt ihm Unterschlupf in ihrem Haus. Als am nächsten Morgen drei Soldaten der Unionstruppen auftauchen, flieht Inman durch ein Fenster. Doch als er beobachtet, dass die ausgehungerten Männer die junge Frau an einen Pfahl binden und ihren kranken Säugling nackt vor ihr auf die kalte Erde legen, damit sie ihnen verrät, wo sie ihr einziges Schwein versteckt hat, kehrt er zurück und erschlägt zwei der Soldaten, die Sara vergewaltigen wollen. Den dritten Soldaten, der Mitleid mit dem Säugling zeigte und Sara nichts tun wollte, lässt Inman laufen, aber Sara tritt neben ihn und erschießt ihn von hinten.

In Cold Mountain taucht inzwischen Rubys vagabundierender Vater Stobrod Thewes (Brendan Gleeson) auf. Kurze Zeit später wird er am Lagerfeuer im Wald von Teague (Ray Winstone), dem Anführer der Bürgermiliz, erschossen. Als Ruby und Ada davon hören, brechen sie mit einem Packpferd auf, um die Leiche zu beerdigen, aber Thewes atmet noch. Deshalb bringen sie ihn in eine verlassene Waldhütte, wo Ruby ihm die Kugel aus dem Körper schneidet. Ada stößt plötzlich auf einen verwildert aussehenden Mann. Erst nach einer Weile erkennt sie Inman.

In der Nacht schlafen Ada und Inman miteinander.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am nächsten Morgen wird beschlossen, dass Ada und Ruby zu Fuß zur Farm zurückkehren, während Inman ihnen mit dem Pferd folgen soll, auf dem sie Rubys bewusstlosen Vater festgeschnallt haben.

Sie kommen nicht weit, da werden sie von der Bürgermiliz aufgehalten. Bei der Schießerei sterben Teague und seine Kumpane bis auf einen. Inman verfolgt den Überlebenden und fordert ihn auf, sich zu ergeben, denn er hat längst genug vom Töten. Der andere zieht jedoch unbemerkt seinen Revolver und drückt ab. Inman kann ihn zwar noch erschießen, aber er bricht auch selbst zusammen. Verzweifelt rennt Ada zu dem Sterbenden und wirft sich über ihn.

Ada ist schwanger und kommt mit Inmans Kind nieder. Zusammen mit Ruby, deren Freund Georgia (Jack White) und Stobrod Thewes bewirtschaftet sie die Farm, die sie von ihrem Vater geerbt hat.

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Bei seiner Verfilmung des 1997 veröffentlichten Romans „Unterwegs nach Cold Mountain“ von Charles Frazier übernahm Anthony Minghella (1954 – 2008) die Episoden-Struktur und den ständigen Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen, also den Erlebnissen Adas und Inmans, aber vor allem am Ende wich er doch von der literarischen Vorlage ab.

Es handelt sich um eine während des Amerikanischen Bürgerkriegs spielende Liebesgeschichte, wobei allerdings die Liebenden nur am Anfang und am Ende kurz zusammen sind und der Protagonist nach einer einzigen Liebesnacht – und der Zeugung eines Kindes – ums Leben kommt. Nicht nur inhaltlich erinnert „Unterwegs nach Cold Mountain“ an den Klassiker „Vom Winde verweht“, sondern auch stilistisch: Es ist ein Film für Romantiker, die vor grandios-langatmigen Epen nicht zurückschrecken.

Vom Winde verweht – Originaltitel: Gone with the Wind – Regie: Victor Fleming – Drehbuch: Sidney Howard, nach dem Roman „Vom Winde verweht“ (1936) von Margaret Mitchell – Kamera: Ernest Haller – Musik: Max Steiner – Darsteller: Vivien Leigh, Clark Gable, Leslie Howard, Olivia de Havilland, Thomas Mitchell, Barbara O’Neil, Evelyn Keyes, Ann Rutherford, George Reeves, Fred Crane u. a. – 1939 – 230 Minuten – 13 „Oscar“-Nominierungen, 8 „Oscars“.

Die Rolle der burschikosen Herumtreiberin Ruby Thewes wird von Renée Zellweger beinahe wie eine Karikatur gespielt. Noch unglaubwürdiger ist es, dass ein Soldat (Inman) nach jahrelangem Kriegseinsatz neben einer attraktiven jungen Witwe (Sara), die sich nach einem Mann verzehrt, im Bett liegt und sich aus Liebe zu einer anderen Frau (Ada) nicht dazu hinreißen lässt, die Gelegenheit zu nutzen. Sogar als er endlich wieder bei seiner Angebeteten ist, hält er sich zurück, bis sie die Initiative ergreift. Dabei will Anthony Minghella mit „Unterwegs nach Cold Mountain“ zeigen, wie die Barbarei des Krieges Menschen verändert. Um das Idyll der Liebesgeschichte nicht zu stören, gaukelt er jedoch eine Tugendhaftigkeit des Helden vor, die es in der realen Welt kaum gibt. Außerdem geht er mit keiner Szene darauf ein, dass sich die Gesellschaft in den Südstaaten aus religiösen Fundamentalisten, Rassenhassern und Sklaventreibern zusammensetzte. Außer dem Anführer der Bürgermiliz und seinen Kumpanen ist in „Unterwegs nach Cold Mountain“ kaum jemand böse. Obwohl Afroamerikaner einen Großteil der Bevölkerung in den Südstaaten ausmachten und im Grabenkrieg bei Petersburg (Mai 1864 bis April 1865) in den Reihen der Unionstruppen kämpften, kommen sie in „Unterwegs nach Cold Mountain“ nur spärlich vor: eine Schwarze, die von einem Geistlichen geschwängert wurde und eine Gruppe schwarzer Eierdiebe.

Gedreht wurde „Unterwegs nach Cold Mountain“ übrigens nicht an Originalschauplätzen, sondern in Rumänien.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 / 2008

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