Das Kaninchen bin ich

Das Kaninchen bin ich

Das Kaninchen bin ich

Originaltitel: Das Kaninchen bin ich – Regie: Kurt Maetzig – Drehbuch: Manfred Bieler, Kurt Maetzig, nach dem Roman "Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich" von Manfred Bieler – Kamera: Erich Gusko – Schnitt: Helga Krause – Musik: Reiner Bredemeyer, Gerhard Rosenfeld – Darsteller: Angelika Waller, Alfred Müller, Ilse Voigt, Wolfgang Winkler, Irma Münch, Rudolf Ulrich, Helmut Schellhardt, Annemarie Esper, Willi Schrade, Willi Narloch, Bernd Bartoczewski, Anna-Maia Besendahl, Peter Borgelt, Günter Drescher, Christoph Engel, Ingrid Evers u.a. – 1965 / 1989; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Weil ihr Bruder Dieter 1961 in Ostberlin wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, erhält Maria keinen Studienplatz. Die 19-Jährige verliebt sich ausgerechnet in den Richter, der Dieter verurteilte. Sie wird die Geliebte des doppelt so alten verheirateten Mannes. Erst als sie seinen egoistischen Opportunismus durchschaut, trennt sie sich von ihm. Ihr Bruder verprügelt sie nach seiner Freilassung wegen der Affäre. Da geht Maria ihren eigenen Weg ...
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Kritik

Der in der DDR verbotene Roman "Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich" von Manfred Bieler wurde von Kurt Maetzig verfilmt. Ende 1989 konnte der Film erstmals vorgeführt werden. Es geht um Recht und Gerechtigkeit, Systemkritik und ein Plädoyer gegen Opportunismus.
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Die verwaisten Geschwister Maria und Dieter Morzeck (Angelika Waller, Wolfgang Winkler) wuchsen bei einer Witwe in Ostberlin auf, die sie „Tante Hete“ (Ilse Voigt) nennen. Im Alter von zwanzig Jahren wird Dieter verhaftet und am 18. Juli 1961 vor ein Gericht gestellt. Auf Antrag des Staatsanwalts Hoppe (Dieter Wien) schließt der Vorsitzende Richter Paul Deister (Alfred Müller) die Öffentlichkeit aus: Maria und Tante Hete müssen den Saal verlassen. Dieter wird wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu drei Jahren Haft verurteilt.

Maria, die ein Jahr jünger als ihr Bruder ist, macht kurz darauf ihr Abitur. Sie möchte Slawistik studieren. Aber die Universität lehnt sie ab. Wegen der Verurteilung ihres Bruders darf Maria nicht studieren. Sie beginnt stattdessen, in der Gaststätte „Alt-Bayern“ als Serviererin zu arbeiten.

Zwei Jahre später fällt sie Paul Deister bei einem Konzert auf. Obwohl er sie bereits kurz bei der Verhandlung gegen Dieter Morzeck sah, erinnert er sich nicht mehr an sie.

Als sie sich im Gericht nach der Möglichkeit erkundigt, ein Gnadengesuch für Dieter zu stellen, begegnen sie sich auf der Treppe, und Deister spricht die Neunzehnjährige erneut an. Maria, die weiß, dass der Richter für das harte Urteil gegen ihren Bruder verantwortlich ist, sträubt sich gegen eine Beziehung mit dem doppelt so alten verheirateten Mann. Aber er umwirbt sie, bis sie sich eingesteht, dass sie ihn liebt.

Als Maria während der Arbeit zusammenbricht und für sechs Wochen krankgeschrieben wird, stellt Deister ihr sein Ferienhaus an der Ostsee zur Verfügung. Dort soll sie sich erholen. Dem Bürgermeister (Helmut Schellhardt) und anderen Dorfbewohnern gegenüber gibt Maria sich als Cousine des Richters aus.

Deister besucht sie fast jedes Wochenende. Einmal gehen sie miteinander zum Tanzen. Dabei werden sie Zeugen, wie ein Betrunkener lauthals auf die Volksarmee schimpft. Während der Bürgermeister meint, dass Grambow (Rudolf Ulrich) – so heißt der Mann – nicht wusste, was er sagte, besteht der Richter auf einer polizeilichen Festnahme des „Staatsfeinds“. Man verurteilt Grambow schließlich zu drei Monaten Haft und setzt die Strafe zur Bewährung aus.

Als Maria das erfährt, wundert sie sich darüber, warum ihr Bruder sehr viel härter bestraft wurde.

Am nächsten Samstag sieht sie Deisters Auto wieder kommen und rennt ihm freudig entgegen. Aber statt des Richters steigt dessen Ehefrau Gabriele Deister (Irma Münch) aus dem Wagen. Sie hat einen Kaufinteressenten für das Ferienhaus bei sich: Dr. Merker (Werner Wieland). Schlagfertig erklärt sie dem Juristen, Maria passe auf das Haus auf, wenn sie und ihr Mann in Berlin sind.

Erst nachdem Dr. Merker abgeholt wurde, stellt Gabriele Deister die Geliebte ihres Mannes zur Rede und unterrichtet sie darüber, dass er an diesem Wochenende nicht kommen konnte, weil er einen Selbstmordversuch mit Schlaftabletten unternommen hatte und ihm der Magen ausgepumpt worden war.

Maria kehrt nach Berlin zurück.

Deister passt sie vor dem Mietshaus ab, in dem sie mit Tante Hete wohnt.

Erst jetzt beantwortet er Marias Frage, warum ihr Bruder eine so harte Strafe verbüßen muss. Er sei bei der Verurteilung über das vom Staatsanwalt beantragte Strafmaß hinausgegangen, um seine politische Haltung zu demonstrieren, erklärt er. Jetzt will er für Dieter Morzecks vorzeitige Freilassung sorgen und gleichzeitig auf das Amt des Richters verzichten. Maria durchschaut, dass er das nur vorhat, weil er davon ausgeht, dass sich das politische Klima in der DDR ändert. So wie er vor zwei Jahren als Richter aus egoistischen Gründen ein Exempel statuierte, will er auch jetzt die erwartete Liberalisierung mitmachen, nicht aus Überzeugung, sondern weil er sich davon persönliche Vorteile verspricht. Deister ist ein Opportunist. Angewidert trennt Maria sich von ihm.

Dieter Morzeck kommt aus dem Gefängnis. Maria und Tante Hete holen ihn ab.

Als er erfährt, dass seine Schwester eine Affäre mit dem Richter hatte, von dem er verurteilt worden war, verprügelt er sie zornig.

Daraufhin mietet Maria sich ein eigenes Zimmer und bewirbt sich noch einmal an der Universität. Sie setzt alles daran, um doch noch Dolmetscherin zu werden.

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Unter dem Titel „Das Kaninchen bin ich“ verfilmte Kurt Maetzig (* 1911) 1965 den in der DDR verbotenen, erstmals 1969 in der Bundesrepublik (Biederstein Verlag, München) veröffentlichten Roman „Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich“ von Manfred Bieler (1934 – 2002).

Es geht um Recht und Gerechtigkeit. In diesem Zusammenhang kritisieren sowohl der Schwarz-Weiß-Film als auch die literarische Vorlage die staatlichen Verhältnisse in der DDR, vor allem die Rechtsprechung. Angeprangert wird ein Richter, der sich bei seinen Urteilen von opportunistischen Überlegungen leiten lässt.

Mit dem VI. Parteitag der SED im Januar 1963 war in der DDR eine Phase der Liberalisierung eingeleitet worden. Deshalb entstanden mehrere Filme, die sich kritisch mit den Lebensbedingungen in der DDR auseinandersetzten, ohne das Regime oder den Sozialismus grundsätzlich in Frage zu stellen.

Im Herbst 1964 wurde jedoch der sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow entmachtet. Leonid Iljitsch Breschnew, der die Parteiführung übernahm, stand für einen restriktiveren Kurs. Und das DDR-Regime vollzog die Kursänderung nach. Nach dem XI. Plenum des Zentralkomitees der SED vom 16. bis 18. Dezember 1965 konnten zwölf Kinofilme der DEFA nicht mehr gezeigt werden – darunter „Das Kaninchen bin ich“.

Ich war unbeschreiblich enttäuscht, dass ich nicht durchkam mit diesem Film, dessen Premiere schon vorbereitet war, der gelungen war und der für eine Sache stand, die mir so sehr am Herzen lag, nämlich eine Demokratisierung unseres ganzen Lebens, ein Schritt hin zu einem demokratischen Sozialismus. Das war der Kerninhalt. (Kurt Maetzig, zit.: www.deutsche-filmakademie.de)

Weil diese Filme selbst für Wissenschaftler unzugänglich im Keller des Staatlichen Filmarchivs der DDR gelagert wurden, kam dafür die Bezeichnung „Kellerfilme“ auf. In Anspielung auf „Das Kaninchen bin ich“ heißen sie auch „Kaninchenfilme“.

„Das Kaninchen bin ich“ wurde erstmals am 13. Dezember 1989 vorgeführt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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