Hallam Foe

Hallam Foe

Hallam Foe

Originaltitel: Hallam Foe – Regie: David Mackenzie – Drehbuch: David Mackenzie und Ed Whitmore, nach dem Roman "Hallam Foe" von Peter Jinks – Kamera: Giles Nuttgens – Schnitt: Colin Monie – Darsteller: Jamie Bell, Sophia Myles, Claire Forlani, Ciarán Hinds, Jamie Sives, Ruth Milne, John Paul Lawler, Lucy Holt, Maurice Roëves, Ewen Bremner u.a. – 2007; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem Tod seiner Mutter Anne Sarah zog sich Hallam Foe in ein Baumhaus zurück. Er verübelt seinem Vater, dass dieser wieder geheiratet hat und verdächtigt seine Stiefmutter, Anne Sarah ermordet zu haben. Mit 17 läuft er fort. In Edinburgh fällt ihm Kate auf, die wie seine Mutter aussieht. Um ihr nah sein zu können, fängt er in dem Hotel, in dem sie als Personalleiterin beschäftigt ist, als Küchenhelfer an ...
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Kritik

Bei der Romanverfilmung "Hallam Foe" handelt es sich um eine skurrile, märchenhafte Tragikomödie, bei deren Inszenierung David Mackenzie jede Hochglanz-Ästhetik vermied.
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Hallam Foe (Jamie Bell) ist siebzehn Jahre alt. Seit dem Tod seiner Mutter Anne Sarah vor zwei Jahren hat er sich in ein Baumhaus zurückgezogen, in dem ein Filmplakat mit einem Foto von ihr an der Wand hängt. Von dort oben beobachtet Hallam die Niederungen und erschreckt Liebespaare, indem er sich ein Dachsfell über den Kopf stülpt und sich wie ein Dämon auf sie stürzt. In der Familie vertraut er nur seiner Schwester Lucy (Lucy Holt). Seinem Vater Julius (Ciarán Hinds) verübelt er, dass dieser seine frühere Sekretärin geheiratet hat, zumal Hallam seine Stiefmutter Verity (Claire Forlani) verdächtigt, Anne Sarah ermordet zu haben, um den reichen Architekten für sich haben und in seinem schlossähnlichen Anwesen wohnen zu können.

Verity entscheidet den Machtkampf mit ihrem Stiefsohn für sich. Hallam Foe läuft deshalb fort und fährt mit dem Zug nach Edinburgh, wo seine Mutter aufgewachsen war.

Unter den Passanten fällt ihm Kate (Sophia Myles) auf, von der er sich einbildet, dass sie wie seine Mutter aussieht. Hallam beschattet sie und folgt ihr in das Hotel, in dem sie als Personalleiterin beschäftigt ist. Um ihr nah sein zu können, lässt er sich von ihr als Küchenhelfer einstellen und wäscht unter Anleitung seines Kollegen Raymond (Maurice Roëves) das Geschirr. Auf dem Dachboden des Hotels richtet Hallam Foe sich hinter einer riesigen Turmuhr einen notdürftigen Schlafplatz ein. Durch eine zerbrochene Milchglasscheibe der Uhr beobachtet er Kate, die im Dachgeschoss eines Hauses gegenüber wohnt. Während sie im Büro ist, bricht er bei ihr ein und schaut sich in ihrer Wohnung um.

Hallam sieht, dass sie einen Liebhaber empfängt. Da klettert er auf das Dach ihres Hauses und späht durchs Fenster. Er kennt den Mann, mit dem sie im Bett ist: Es handelt es sich um den verheirateten Hotelmanager Alasdair (Jamie Sives).

Kurze Zeit später erwischt Alasdair den Küchenhelfer hinter der Uhr und wirft ihn hinaus. Doch als der Hotelmanager nach Hause kommt, sitzt Hallam Foe bei seiner Frau (Kirsty Shepherd) und seinem Kind. Hallam behauptet, es habe in der Küche einen Unfall gegeben und der Vorgesetzte müsse das Meldeformular abzeichnen. Alasdair versteht die Drohung, dass Hallam Foe seiner Ehefrau etwas von dem Seitensprung erzählen könnte und unterschreibt schweigend. Hallam erpresst ihn, die Kündigung zurückzunehmen und die Affäre mit Kate zu beenden.

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Kate informiert Hallam darüber, dass die Stelle eines Hotelportiers frei geworden ist, und er bewirbt sich erfolgreich dafür.

An seinem 18. Geburtstag gehen Kate und sein Kollege Andy (Ewen Bremner) mit ihm in ein Pub. Nachdem Andy sich verabschiedet hat, trinken Kate und Hallam weiter. Schließlich nimmt Kate den Jungen mit in ihre Wohnung, aber er hatte noch nie Sex mit einer Frau und schläft nur neben ihr im Bett.

Im Hotel lässt Kate den sympathischen Außenseiter unter einem Vorwand in ein leeres Zimmer rufen. Dort führt sie ihn in die körperliche Liebe ein.

Alasdair findet sich nicht mit seiner Niederlage ab: Er versucht, Kate in ihrer Wohnung zu vergewaltigen. Aber Hallam ist zur Stelle. Mutig springt er durchs Dachfenster und greift Alasdair an, obwohl er keine Chance gegen den Stärkeren hat. Wütend verrät Alasdair, dass Hallam ein Spanner ist. Kate wirft ihn hinaus und stellt dann Hallam zur Rede. Er gibt zu, sie auch beim Sex in ihrer Wohnung beobachtet zu haben und erklärt ihr, dass sie ihn an seine vor zwei Jahren verstorbene Mutter erinnert.

Inzwischen haben Julius und Verity Foe herausgefunden, dass Hallam in Edinburgh ist. Sie kommen ins Hotel, um ihn abzuholen. Der Vater offenbart ihm, dass er 800 000 Pfund Schulden habe, und die Stiefmutter fragt ihn gehässig, wie es sei, eine Doppelgängerin seiner Mutter zu ficken.

Zurück im Landhaus seines Vaters, überfällt Hallam seine Stiefmutter. Er zerrt sie zum nahen See, in dem seine Mutter ertrank und wirft sie gefesselt ins Wasser. Minuten später besinnt er sich, taucht nach ihr, zieht sie ans Ufer und beatmet sie von Mund zu Mund, bis sie wieder zu sich kommt.

Daraufhin klärt sein Vater ihn über die näheren Umstände des Todes seiner Mutter auf. Weil Julius sie für selbstmordgefährdet hielt, wollte er sie daran hindern, auf den See hinauszufahren und schlug ein Loch in den Kahn. Doch als er sie dann am Arzneischrank hörte und merkte, dass sie zum See ging, unternahm er nichts. Es sei ihre Entscheidung gewesen, Schlaftabletten zu schlucken und sich zu ertränken, betont Julius Foe. Hallam begreift, dass sie weder ihren Mann noch ihren Sohn genügend liebte, um bei ihnen zu bleiben.

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Bei „Hallam Foe. This is My Story“ (Kino), „Hallam Foe. Anständig durchgeknallt“ (DVD) bzw. „Hallam Foe. Aus dem Leben eines Außenseiters“ (TV) handelt es sich um eine skurrile Tragikomödie über die Adoleszenz eines siebzehnjährigen Außenseiters. David Mackenzie drehte den Film nach dem Roman „Hallam Foe“ seines Freundes Peter Jinks, der in Deutschland unter dem Titel „Über roten Dächern“ erschien (Übersetzung: Veronika Dünninger, Bergisch Gladbach 2003, 317 Seiten, ISBN: 3-404-92145-3).

Obwohl die Inszenierung den Eindruck von Authentizität zu vermitteln versucht – etwa durch trübe Bilder in fahlen, schmutzigen Farben –, ist der Plot ist eher märchenhaft als realistisch.

Die Gruppe „Franz Ferdinand“ nahm eigens für den Film den „Hallam Foe Dandelion Blow“ auf. Außerdem sind folgende Musikstücke in „Hallam Foe“ zu hören:

  • Blue Boy (Orange Juice)
  • Here On My Own (U.N.P.O.C.)
  • The Someone Else (King Creosote)
  • Broken Bones (Sons and Daughters)
  • Double Shadow (Junior Boys)
  • If You Could Read Your Mind (Clinic)
  • Battle At The Gates Of Dub (Future Pilot)
  • Lines Low To Frozen Ground (Hood)
  • Tricycle (Psapp)
  • Surf Song (James Yorkston & The Athletes)
  • Also In White (Bill Wells Trio)
  • Salvese Quien Pueda (Juana Molina)
  • They Nicknamed Me Evil (Cinema)
  • I Hope That You Get What You Want (Woodbine)
  • Ocean Song (Movietone)
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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009

David Mackenzie (kurze Biografie / Filmografie)

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