Die eiserne Lady

Die eiserne Lady

Die eiserne Lady

Die eiserne Lady – Originaltitel: The Iron Lady – Regie: Phyllida Lloyd – Drehbuch: Abi Morgan – Kamera: Elliot Davis – Schnitt: Justine Wright – Musik: Thomas Newman – Darsteller: Meryl Streep, Jim Broadbent, Susan Brown, Alice da Cunha, Phoebe Waller-Bridge, Iain Glen, Alexandra Roach, Victoria Bewick, Emma Dewhurst, Olivia Colman, Harry Lloyd u.a. – 2011; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Eine gebrechliche, demenzkranke Greisin kauft Milch ein und setzt sich dann zu ihrem Ehemann an den Frühstückstisch. Denis ist jedoch seit Jahren tot. Seine Anwesenheit bildet Margaret Thatcher sich nur ein. Während sie versucht, mit der Gegenwart zuechtzukommen, erinnert sie sich bruchstückhaft an Stationen ihres Lebens und ihrer politischen Karriere ...
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Kritik

Eine kritische Auseinandersetzung mit Margaret Thatcher fehlt in "Die eiserne Lady". Sehenswert ist das Biopic wegen der grandiosen schauspielerischen Leistung von Meryl Streep.
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In einem Supermarkt in London kauft eine alte Frau eine Packung Milch. Vor der Kasse schiebt ein Mann sie beiseite und drängt sich vor. Interessiert schaut sie die Schlagzeile auf einem Stapel Zeitungen an. Nachdem sie bezahlt hat, schlurft sie nach Hause. Beim Frühstück tadelt sie ihren Ehemann, weil er zu viel Butter nimmt.

Bei der gebrechlichen, demenzkranken Greisin handelt es sich um die frühere britische Regierungschefin Margaret Thatcher (Alexandra Roach, Meryl Streep). Ihr Ehemann Denis (Harry Lloyd, Jim Broadbent) ist seit Jahren tot, aber das will sie nicht wahrhaben: In ihrer Vorstellung sitzt er bei ihr am Frühstückstisch, und sie redet auch während des Tages mit ihm.

Als sie einen Stapel Bücher signiert, schreibt sie plötzlich statt Thatcher ihren Mädchennamen Roberts. Das erinnert sie an ihre Jugend, an ihre Eltern und die Schwester Muriel (Iain Glen, Emma Dewhurst, Victoria Bewick), die Luftangriffe der Deutschen im Zweiten Weltkrieg, ihre erste Kandidatur für einen Sitz der Conservative Party im Unterhaus und ihre Begegnung mit Denis Thatcher. Bei einem Essen kritisierte sie die Ansichten der anwesenden Herren und wurde daraufhin demonstrativ aufgefordert, sich den anderen Damen anzuschließen, die sich in einen Nebenraum zurückzogen. Als Denis Thatcher ihr einen Heiratsantrag machte, nahm sie ihn unter der Bedingung an, dass er von ihr nicht den Verzicht auf ihre politischen Ambitionen erwarten dürfe.

Margaret Thatchers Tochter Carol (Eloise Webb, Olivia Colman) kommt zu Besuch. Sie hat einen Arzttermin für ihre demente Mutter vereinbart und drängt sie, ihn wahrzunehmen. Die alte Dame will darüber zuerst mit ihrem Sohn Mark sprechen. Aber Carol weist sie darauf hin, dass Mark mit seiner Familie in Australien lebe.

Auf die Frage des Arztes (Michael Maloney) nach Halluzinationen erwidert Margaret Thatcher, sie habe keine. Und als er sich danach erkundigt, wie sie sich fühle, erklärt sie ihm, nicht an Gefühlen, sondern an Ideen und Gedanken interessiert zu sein.

Margaret Thatcher erinnert sich, wie sie als einzige Frau in einer Kabinettsitzung unter Edward Heath (John Sessions) saß, die ihrer Meinung nach zu große Kompromissbereitschaft gegenüber den Gewerkschaften kritisierte und dann bei einem Stromausfall die mitgebrachte Taschenlampe einschaltete, während die Männer unvorbereitet waren.

Frustriert über die Feigheit der Männer beschloss Margaret Thatcher für den Parteivorsitz zu kandidieren. Denis ahnte, dass sie es auch auf das Amt der Regierungschefin abgesehen hatte. Er warf ihr vor, die politische Karriere sei ihr wichtiger als er und die Zwillinge. Verärgert reiste er für einige Tage nach Südafrika.

Margaret Thatcher ließ sich von einem Sprechtrainer (Christopher Luscombe) unterrichten. Ihr Aussehen veränderte sie, indem sie auf Hüte verzichtete und sich eine neue Frisur machen ließ.

Kurz vor ihrer Wahl zur Premierministerin explodierte in ihrer Nähe das Auto ihres Privatsekretärs Airey Neave (Nicholas Farrell). Die IRA bekannte sich zu dem tödlichen Anschlag.

Fünf Jahre später überlebten Denis und Margaret Thatcher ein Bombenattentat auf das Hotel in Brighton, in dem sie während eines Parteitags der Conservative Party die Nacht verbrachten.

Durch ihre harte Haltung gegenüber den Gewerkschaften hatte die „eiserne Lady“ viele Briten gegen sich aufgebracht, aber als sie nach der Landung argentinischer Truppen auf den zum Vereinigten Königreich gehörenden Falkland-Inseln trotz der Bedenken der Männer in der politischen und militärischen Führung erfolgreich Krieg führte, erhielt sie sehr viel Zustimmung in der Bevölkerung.

Schroff und rücksichtslos wies sie ihre männlichen Kollegen und Mitarbeiter zurecht. Nachdem sie ihren Stellvertreter Geoffrey Howe (Anthony Head) mehrmals in einer Kabinettsitzung gedemütigt hatte, trat er zurück. Das war der Anfang vom Ende: Während Margaret Thatcher sich einen abgegangenen Knopf an ihrem Dekolleté annähen ließ, umkreisten die Minister Michael Heseltine (Richard E. Grant), Francis Pym (Julian Wadham), Jim Prior (Nick Dunning) und Ian Gilmour (Pip Torrens) ihre Chefin wie Hyänen und drängten sie, beim neuen Budget auf zusätzliche Einschnitte zu verzichten. Hochmütig wies Margaret Thatcher die Einwände zurück.

Kurz darauf forderte Michael Heseltine sie überraschend bei der Neuwahl der bzw. des Parteivorsitzenden heraus. Eine Entmachtung konnte sich Margaret Thatcher bei all dem, was sie für das Land geleistet hatte, noch nicht vorstellen. Deshalb hielt sie ihre Teilnahme am KSZE-Gipfel in Paris für wichtiger als ihre Anwesenheit bei der Abstimmung in London. Zwar erhielt sie die Mehrheit der Stimmen, aber ihr Vorsprung fiel nicht überzeugend genug aus, und eine zweite Abstimmung wurde erforderlich. Daraufhin trat Margaret Thatcher als Parteivorsitzende und Premierministerin zurück.

Nachts packt die Greisin Schuhe, Anzüge und Wäsche ihres verstorbenen Mannes in Müllsäcke. Sie hat sich entschlossen, ihre Witwenschaft endlich zu akzeptieren. Erstmals legt sie am Frühstückstisch kein zweites Gedeck auf.

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Das Biopic „Die eiserne Lady“ beginnt und endet mit einer fiktiven Rahmenhandlung. Margaret Thatcher ist zwar tatsächlich demenzkrank, aber Abi Morgan (Drehbuch) und Phyllida Lloyd (Regie) zeigen eine frei erfundene Geschichte über eine verwirrte Greisin, die mit ihrem längst verstorbenen Ehemann zu sprechen glaubt und sich bruchstückhaft an frühere Erlebnisse erinnert.

Diese Perspektive ist problematisch, denn sie führt dazu, dass die wichtigen Stationen in der Biografie der britischen Regierungschefin von 1979 bis 1990 nur kurz und lückenhaft abgehakt werden. Die Betrachtung bleibt oberflächlich und unpolitisch. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit und der Politik Margaret Thatchers fehlt. Stattdessen zeigen Phyllida Lloyd und Abi Morgan immer wieder die fiktive demenzkranke Greisin. Als Rahmenhandlung hätte das funktionieren können, aber in „Die eiserne Lady“ dominiert die Darstellung der alten Frau und wir erfahren kaum etwas über Margaret Thatcher.

Zu bemängeln ist auch die aufdringliche Filmmusik von Thomas Newman.

Die Maskenbildner Mark Coulier und J. Roy Helland nominierte man für einen „Oscar“. Mit der Trophäe tatsächlich ausgezeichnet wurde Meryl Streep. Die grandiose schauspielerische Leistung der beinahe in jeder Szene präsenten Hauptdarstellerin Meryl Streep und die überzeugende Maske sind es denn auch, die den Film „Die eiserne Lady“ trotz aller Mängel sehenswert machen.

Abi Morgan orientierte sich beim Schreiben des Drehbuchs für das Biopic „Die eiserne Lady“ an der 2000 bzw. 2003 in zwei Bänden veröffentlichten Biografie von John Campbell („Margaret Thatcher. The Grocer’s Daughter“, „Margaret Thatcher. The Iron Lady“ / „The Iron Lady. Margaret Thatcher. From Grocer’s Daughter to Iron Lady“), und der Buchautor beriet nicht nur die Filmemacher, sondern ist auch in einem Cameo-Auftritt zu sehen.

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Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht
"Das mangelnde Licht" ist eine fulminante kritische Gesellschaftsstudie, aber zugleich auch eine Adoleszenz- bzw. Entwicklungsgeschichte und eine Tragödie. Phasenweise liest sich "Das mangelnde Licht" wie ein Politthriller oder Kriminalroman. Nino Haratischwili wechselt elegant zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Sie schreibt anschaulich und mitreißend aus Ketos Perspektive. Aufwühlende Szenen wechseln sich mit realistischen Dialogen und klugen Reflexionen ab.
Das mangelnde Licht