Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten – Originaltitel: Water for Elephants – Regie: Francis Lawrence – Drehbuch: Richard LaGravenese, nach einem Roman von Sara Gruen – Kamera: Rodrigo Prieto – Schnitt: Alan Edward Bell – Musik: James Newton Howard – Darsteller: Robert Pattinson, Reese Witherspoon, Christoph Waltz, Paul Schneider, Hal Holbrooke, Ken Foree, Tim Guinee, Mark Povinelli, Jim Norton, James Frain u.a. – 2011; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Kurz bevor der 23-jährige Jacob Jankowski 1931 seinen Abschluss in Veterinärmedizin machen kann, sterben seine Eltern bei einem Autounfall und hinterlassen ihm nichts als Schulden. Wie ein Hobo springt er auf einen Zug auf, der einem Wanderzirkus gehört. Der tyrannische Direktor nimmt Jacob in dem Glauben auf, er sei Tierarzt. Aber als er befürchtet, seine junge Ehefrau Marlena könne ihn wegen Jacob verlassen, kommt es zu einer Auseinandersetzung auf Leben und Tod ...
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Kritik

In "Wasser für die Elefanten", der Verfilmung eines Romans von Sara Gruen, erzählt Francis Lawrence eine dramatische und etwas kitschige Dreiecksgeschichte. Sehenswert ist die schauspielerische Leistung von Christoph Waltz.

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Ithaca/New York, 1931. Kurz nachdem die Abschlussprüfung in Veterinärmedizin an der Cornell University begonnen hat, wird der 23-jährige Student Jacob Jankowski (Robert Pattinson) aus dem Raum gerufen. Man teilt ihm mit, dass seine aus Polen eingewanderten Eltern (Aleksandra Kaniak, Ilia Volok) bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen und bittet ihn, die Leichen zu identifizieren. Es stellt sich heraus, dass sein Vater, der als Tierarzt praktizierte, das Haus verpfändet hatte und nichts als Schulden hinterlässt. Für Jacob, der vorhatte, die Praxis zu übernehmen, bricht eine Welt zusammen. Statt sich erneut zur Prüfung anzumelden, macht er sich zu Fuß auf den Weg nach Albany.

Im Dunkeln springt er wie ein Hobo auf einen Zug auf. Im Waggon wird er von vier Männern gepackt. Drei von ihnen wollen ihn gleich wieder hinauswerfen, aber der vierte, ein alkoholkranker alter Mann namens Camel (Jim Norton), der wegen der Prohibition jamaikanischen Gingerextrakt („Jake“) trinkt, setzt sich für Jacob ein, der nun erfährt, dass er sich im Zug des Wanderzirkus „Benzini Brothers“ befindet.

Am nächsten Morgen stellt Earl (Ken Foree), der Vorgesetzte der Handlanger, Jacob dem Zirkusdirektor August Rosenbluth (Christoph Waltz) vor. Der verspottet ihn, indem er ihn fragt, ob er Wasser für die Elefanten holen wolle und ihn dann darüber aufklärt, dass der Zirkus keinen Elefanten besitzt. August will Jacob hinauswerfen lassen, aber als dieser behauptet, Tierarzt zu sein, überlegt er es sich anders.

Jacob muss sich seinen Schlafplatz mit dem Zwerg Kinko (Mark Povinelli) und dessen Russell Terrier Queenie teilen. Kinko behandelt den Neuen zuerst feindselig, aber als er merkt, dass Jacob tierlieb ist, freundet er sich mit ihm an und verrät ihm sogar seinen richtigen Namen: Walter.

Der Zirkus heißt zwar „Benzini Brothers“, aber die Gründer gehören längst nicht mehr dazu. Sie hatten nichts investiert und stattdessen den Leuten mit Gaunereien das Geld aus der Tasche gezogen. August war erst 19 Jahre alt, als sie sich aus dem Staub machten, aber er gab den Zirkus nicht auf, sondern übernahm ihn. Allerdings fällt es ihm noch immer schwer, sich gegen die Konkurrenz des „Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus“ zu behaupten, der auf ein für die ganze Familie geeignetes Programm setzt.

Die größte Attraktion des Zirkus „Benzini Brothers“ ist eine Pferdedressur, die von Augusts junger Ehefrau Marlena (Reese Witherspoon) vorgeführt wird. Aber Silver Star, der wichtigste der Schimmel, hat offenbar Probleme mit einem Vorderhuf. Nach einer kurzen Untersuchung stellt Jacob fest, dass es sich um eine weit fortgeschrittene und nicht mehr heilbare Huffäule handelt. Der Hengst habe starke Schmerzen und werde in spätestens zwei Wochen lahmen, erklärt er August. Um nicht auf die Attraktion verzichten zu müssen, will der Zirkusdirektor Silver Star nicht schonen, sondern bis zuletzt einsetzen. Aber Jacob erschießt das Tier eigenmächtig, um ihm weiteres Leid zu ersparen.

August lässt ihn deshalb während der Weiterfahrt von mehreren Männern packen. Sie tun so, als wollten sie Jacob zur Strafe aus dem Zug werfen, und er fürchtet um sein Leben. Aber er fällt nur auf den Boden des Waggons.

Weil das Pferd tot ist, gibt es für die Löwen nach langer Zeit wieder einmal ordentliches Fleisch zu fressen. Doch ohne die Pferdedressur kommen weniger Besucher in die Vorstellungen, und August setzt deshalb die Lohnzahlungen aus. Die Zirkusmitarbeiter hungern, aber sie wissen, dass sie in der Wirtschaftskrise keine andere Arbeit finden würden und sind deshalb dem Tyrannen ausgeliefert.

Um eine neue Attraktion ins Programm aufnehmen zu können, kauft August die 53-jährige Elefantenkuh Rosie. Jacob soll sie abrichten, damit Marlena eine Nummer mit ihr einstudieren kann. Damit wird Jacob in den inneren Kreis der Zirkusleitung aufgenommen. Als er August gesteht, sein Studium nicht abgeschlossen zu haben, lacht dieser und erklärt ihm, im Zirkus sei ohnehin alles Schwindel.

August verlangt von Jacob, dass er Rosie hart anpackt und macht es ihm mit dem Elefantenhaken brutal vor. Als der Zirkusdirektor Rosie auch bei einer Vorführung heimlich den Elefantenhaken ins Fleisch rammt, geht diese durch. Marlena wird dabei gegen eine für das fliegende Trapez vorbereitete Querstange geschleudert. Geistesgegenwärtig greift sie zu, macht ein paar akrobatische Übungen und tut so, als gehöre alles zur einstudierten Nummer.

Nachdem Jacob den Elefanten aus der Stadt zurückgebracht hat, schlägt August blindwütig auf das Tier ein und verletzt es schwer.

Schließlich findet Jacob heraus, dass Rosie Kommandos in polnischer Sprache versteht und willig befolgt. Auf diese Weise lässt sich leicht eine neue Nummer einstudieren, und Rosie wird zur neuen Attraktion des Zirkus.

Über die gemeinsame Arbeit und die Tierliebe kommen Jacob und Marlena sich näher. Sie vertraut ihm an, dass sie ein Findelkind sei und wohl auf der Straße gelandet wäre, wenn August sie nicht aufgenommen und geheiratet hätte. Allerdings behandelt August sie wie sein Eigentum und versucht, sie wie eines der Zirkustiere zu dressieren.

Als Camel aufgrund der Vergiftung durch den jamaikanischen Gingerextrakt seine Beine nicht mehr bewegen kann, verstecken Jacob und ein paar andere Männer ihn, denn August ließ gerade erst neun Mitarbeiter aus dem fahrenden Zug werfen, um Lohnkosten zu sparen. Jacob weiß, dass Camel in einer Stadt, die der Wanderzirkus in zwei Wochen erreichen wird, einen Sohn hat, und er hofft, den Kranken hinbringen zu können.

Nach mehreren ausverkauften Vorstellungen kündigt August an, er werde nach Begleichung der restlichen Schulden bald wieder Löhne auszahlen können. Und er hebt hervor, dass der Zirkus die neue Attraktion Jacob verdanke. Der wird nun von den Zirkusleuten „getauft“ und damit erst richtig aufgenommen.

August entgeht nicht, wie Marlena und Jacob sich anblicken. Maliziös erzählt er von einer Idee für eine neue Zirkusnummer: Da verliebt sich ein bedeutungsloser junger Kerl in eine für ihn unerreichbare Frau und tanzt mit ihr in der Manege, bis sie sich besinnt und ihn zurückweist. Er bringt Jacob und Marlena dazu, dieses Paar zu spielen. Dann beschuldigt er seine Frau, sie wolle ihn wegen Jacob verlassen. Sie beteuert, das sei nicht wahr, aber als er sie beleidigt, ohrfeigt sie ihn. Daraufhin schlägt ihr August mit der Faust ins Gesicht. Jacob stürzt sich auf ihn, wird aber von mehreren Männern festgehalten.

Um Augusts Rache zu entgehen, springt Jacob aus dem anfahrenden Zug und fordert Marlena auf, mit ihm zu kommen. Sie übernachten in einem Hotel. Am nächsten Morgen will sich Jacob mit Marlena auf den Weg nach Ithaca machen, dort dann seinen Universitätsabschluss nachholen, eine Tierarztpraxis einrichten und mit ihr zusammen ein neues Leben beginnen.

Doch im Morgengrauen werden sie im Hotelzimmer überfallen. Augusts Männer schlagen Jacob zusammen und nehmen Marlena mit.

Nachdem Jacob zu sich gekommen ist, geht er zu dem in der Nähe stehenden Zirkuszug, springt vor der Abfahrt auf und schleicht sich unbemerkt mit einem Messer in den Waggon des Zirkusdirektors. August schläft und hält dabei Marlena in seinen Armen. Sie wacht auf und beobachtet Jacob, der es jedoch nicht fertig bringt, August zu erstechen.

Am nächsten Morgen erfährt er, dass Camel und Walter aus dem Zug geworfen wurden und tot sind.


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Er drängt Marlena, nach ihrer Elefantennummer wegzulaufen und sich mit ihm in der Stadt zu treffen. Während Marlena mit Rosie auftritt, öffnen jedoch zwei Zirkusmitarbeiter, die wegen der Ermordung ihrer beiden Kollegen aufgebracht sind, die die Käfige. Die Raubkatzen gehen auf die Besucher im Zirkuszelt los. Eine Panik bricht aus. Jacob versucht, Marlena zu retten, wird aber von August entdeckt und zu Boden gerissen. Marlena schlägt ihrem Mann mit einer Eisenstange auf den Rücken. Er verfolgt sie, ohne auf die Stampede zu achten, wirft sie zu Boden und drückt ihr die Stange gegen den Hals, um sie zu erwürgen. Da packt die Elefantenkuh mit ihrem Rüssel eine Zeltstange und rammt sie dem Zirkusdirektor in den Schädel. Er ist sofort tot.

Nach diesem Desaster ist der Zirkus „Benzini Brothers“ am Ende. Jacob und Marlena heiraten und wechseln mit Rosie zum „Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus“.

Jacob Jankowski (jetzt: Hal Holbrook) ist 93 Jahre alt, als er dem jungen Zirkusdirektor Charlie (Paul Schneider) seine Geschichte erzählt. Charlie sah ihn im Regen vor dem Zelt herumirren und nahm ihn mit ins Büro. Marlena und Rosie sind längst tot. Jacob lebt im Seniorenheim Greenhaven und nahm an, er werde hier einen seiner fünf Söhne treffen. Nun bittet er Charlie darum, sich dem Zirkus als Kartenverkäufer anschließen zu dürfen.

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Der Film „Wasser für die Elefanten“ basiert auf dem gleichnamigen, 2006 von Sara Gruen veröffentlichten Roman (Übersetzung: Eva Kemper, DuMont, Köln 2007, 396 Seiten, ISBN 978-3-8321-8026-3). Richard LaGravenese (Drehbuch) und Francis Lawrence (Regie) halten sich eng an die literarische Vorlage, verschmelzen jedoch die Figuren des Zirkusbesitzers und des Tiertrainers in einer Person.

Wer den Minikosmos Zirkus für eine Idylle hält, wird durch „Wasser für die Elefanten“ eines anderen belehrt. Aber der Film beschäftigt sich weniger mit dem Zirkusleben als mit der dramatischen Dreiecksgeschichte Jacob, Marlena, August. Es geht um Autorität, Macht und Tyrannei, Abhängigkeit und Freiheit. Tiefschürfend ist „Wasser für die Elefanten“ nicht, eher ein wenig kitschig.

Von den Schauspielern zeigt nur Christoph Waltz eine wirklich überzeugende Leistung. Ähnlich wie in „Inglourious Basterds“ verbindet er auch in seiner Rolle als tyrannischer Zirkusdirektor August Rosenbluth in „Wasser für die Elefanten“ eine raffinierte Gesprächsführung und charmante, höfliche Umgangsformen mit brutalem Sadismus.

Anders als der Titel suggeriert, gibt es in der Geschichte nur einen einzigen Elefanten. So ein Tier benötigt übrigens mindestens einen Hektoliter Wasser pro Tag.

Den Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus gibt es tatsächlich. Er entstand 1919 durch die Fusion des Barnum & Bailey Circus und des Ringling Brothers Circus.

Die Dreharbeiten begannen am 22. Mai 2010. Sie fanden statt in Chattanooga/Tennessee, Chickamauga/Georgia, Los Angeles, Fillmore und Piru/Kalifornien.

Tierschützer behaupten, bei den Aufnahmen seien Tiere gequält worden. Aber dieser Vorwurf wird von Reese Witherspoon und Robert Pattinson zurückgewiesen.

Deutsche Synchronstimmen in „Wasser für die Elefanten“: Johannes Raspe (Jacob Jankowski), Manja Doering (Marlena Rosenbluth), Christoph Waltz (August Rosenbluth), Otto Mellies (Jacob Jankowski als Greis), Hans Teuscher (Camel), Torsten Michaelis (Rosies Tierpfleger), Tobias Kluckert (Charlie O’Brien), Tilo Schmitz (Earl), Gunnar Helm (Diamond Joe), Axel Malzacher (Walter), Ingo Albrecht (Blackie), Katrin Zimmermann (Barbara), Lutz Schnell (Cecil), Bodo Wolf, Gunnar Helm, Werner Ziebig, Reinhard Scheunemann, Torsten Michaelis, Paul Richter, Gianluca Vallero, Rüdiger Evers u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

J. M. Coetzee - Die Kindheit Jesu
"Die Kindheit Jesu" ist Literatur auf hohem Niveau, aber nicht verkopft, sondern als intellektuelles Vergnügen. Auf einer originellen Grundidee aufbauend, entwickelt J. M. Coetzee eine Fülle von Anspielungen und Gedanken, ohne den Roman zu überfrachten.
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