Der fliegende Händler

Der fliegende Händler

Der fliegende Händler

Originaltitel: Le fils de l'épicier – Regie: Eric Guirado – Drehbuch: Eric Guirado, Florence Vignon – Kamera: Laurent Brunet – Schnitt: Pierre Haberer – Musik: Christophe Boutin – Darsteller: Nicolas Cazalé, Clotilde Hesme, Daniel Duval, Jeanne Goupil, Stéphan Guérin-Tillié, Liliane Rovère, Paul Crauchet, Chad Chenouga, Ludmila Ruoso, Benoît Giros u.a. – 2007; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Im Streit verließ Antoine als 20-Jähriger sein Elternhaus in der Provence und zog nach Paris. Jetzt ist er 30 und lebt von Gelegenheitsjobs. Als sein Vater nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt, kehrt Antoine zurück und übernimmt den zum Lebensmittelladen der Eltern gehörenden Verkaufswagen. Begleitet wird er von seiner Nachbarin, die das Abitur nachmachen will und hofft, auf dem Land die nötige Ruhe zu finden ...
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Kritik

In dem leisen, langsam erzählten Familiendrama "Der fliegende Händler" geht es um den mit der Modernisierung und Urbanisierung einhergehenden Wertewandel, um Landflucht und die Vereinsamung alter, nicht mehr mobiler Menschen.
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Weil er es dem tyrannischen Vater (Daniel Duval) im Gegensatz zu seinem älteren Bruder François Sforza (Stéphan Guérin-Tillié) nie hatte recht machen können, verließ Antoine (Nicolas Cazalé) vor zehn Jahren sein Elternhaus in der Provence. Der inzwischen Dreißigjährige ist noch immer ledig und schlägt sich in Paris als Kellner durch.

Sein Bruder ist dagegen verheiratet, betreibt in der Geburtsstadt einen Friseursalon und hat angefangen, ein Haus zu bauen.

Eines Tages wird der Vater mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Er war vor seinem Lebensmittelgeschäft zusammengebrochen. François hatte ihn zum Glück rechtzeitig gefunden.

Weil Antoine ohnehin gerade seinen Job hingeworfen hat, verspricht er seiner Mutter (Jeanne Goupil), während der Abwesenheit seines Vaters den zum Lebensmittelladen gehörenden Verkaufswagen zu übernehmen. Seine vier Jahre jüngere Nachbarin Claire (Clotilde Hesme) begleitet ihn. Sie hatte sich mit zweiundzwanzig nach fünf Jahren Ehe scheiden lassen und will jetzt das Abitur nachholen. Auf dem Land, so hofft sie, werde sie dazu die nötige Ruhe haben.

Zuerst einmal muss Antoine den Verkaufswagen in der Werkstatt seines früheren Freundes Fernand (Benoît Giros) reparieren lassen. Bereits bei der ersten Fahrt stellt er fest, dass sich die Tour nicht lohnt, zumal die alten Menschen, die bei seinem Vater eingekauft haben, dem schlecht gelaunten Stadtmenschen skeptisch begegnen. Am zweiten Tag fährt jedoch Claire mit und sorgt mit ihrer Fröhlichkeit für ein besseres Geschäft. Obwohl es nicht lukrativ ist, macht Antoine weiter und gewinnt allmählich das Vertrauen von Stammkunden wie der selbstbewussten Lucienne (Liliane Rovère), die Antoine als Kind heimlich mit ihren Liebhabern beobachtet hatte. Dem verwitweten und altersdementen Schäfer Clément (Paul Crauchet), der für die gelieferten Lebensmittel mit Eiern bezahlt, bessert der fliegende Händler sogar das Fenster des Hühnerstalls aus.

Weil Monsieur Sforza sich für unentbehrlich hält, kehrt er vorzeitig aus der Reha-Klinik zurück. Er kritisiert seine Frau, die den Laden inzwischen geführt hat und schimpft über Antoine, den er für einen Taugenichts hält.

Als Claire herausfindet, dass Antoine nach einem Streit eine ihrer Klausuren wegwarf, statt sie zur Post zu bringen, lässt sie sich von François zum Bahnhof fahren und kehrt ohne Abschied nach Paris zurück.

Wegen der familiären Konflikte beschließt Antoine, nur noch so lange zu bleiben, bis er das von seiner Mutter geliehene Geld zurückzahlen kann. Dann will er endgültig fort. Und weil er es mit seinem Vater nicht mehr aushält, zieht er in eine Hütte, die Lucienne gehört.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Die Eltern ahnen nicht, dass Sophie (Ludmila Ruoso) ihren Ehemann François längst verlassen hat. Sie ist im dritten Monat schwanger, als sie sich noch einmal mit ihm trifft, um ihn um die Scheidung zu bitten, damit sie ihren neuen Lebenspartner heiraten kann. Als François‘ Lügengebäude zusammenzubrechen droht, versucht er sich im Fluss zu ertränken [Suizid], aber zufällig kommt Antoine mit dem Verkaufswagen vorbei und rettet ihn.

Schließlich wandert Monsieur Sforza zu der Hütte, erklärt seinem Sohn, er werde sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Geschäft zurückziehen und bietet ihm an, es zu übernehmen.

Da ruft Antoine seinen Freund Hassan (Chad Chenouga) zu Hilfe, der in Paris ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieb. Während Hassan sich um den Laden kümmert, versorgt Antoine weiterhin als fliegender Händler die alten Leute auf dem Land, die nicht mehr in die Ortschaft kommen.

Eines Tages taucht auch Claire wieder auf und versöhnt sich mit Antoine.

Bevor die Eltern gemeinsam in Erholung fahren, bitten sie Antoine, auf seinen Bruder aufzupassen.

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In dem leisen Familiendrama „Der fliegende Händler“ – im Fernsehen: „Der fliegende Händler der Provence“ – geht es um den mit der Modernisierung und Urbanisierung einhergehenden Wertewandel, um Landflucht und die Vereinsamung alter, nicht mehr mobiler Menschen. Durch die Liebe einer Frau verändert sich die Einstellung des vor zehn Jahren nach Paris gezogenen Sohnes eines provinziellen Lebensmittelhändlers („Le fils de l’épicier“) zum Leben in seiner Heimat, der Provence.

Der französische Filmregisseur Eric Guirado (* 1969) nimmt sich viel Zeit, die unspektakuläre Geschichte zu erzählen und lässt Raum für idyllische Landschaftsaufnahmen.

Die Nebenrollen wurden mit Laiendarstellern aus der Region besetzt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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