Still Alice

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Still Alice. Mein Leben ohne Gestern – Originaltitel: Still Alice – Regie: Richard Glatzer, Wash Westmoreland – Drehbuch: Richard Glatzer, Wash Westmoreland, nach dem Roman "Still Alice" / "Mein Leben ohne Gestern" von Linda Genova – Kamera: Denis Lenoir – Schnitt: Nicolas Chaudeurge – Musik: Ilan Eshkeri – Darsteller: Julianne Moore, Kate Bosworth, Kristen Stewart, Alec Baldwin, Shane McRae, Hunter Parrish, Stephen Kunken u.a. – 2014; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Kurz nach ihrem 50. Geburtstag wird bei der erfolgreichen, hochintelligenten New Yorker Linguistik-Dozentin Alice Howland Alzheimer diagnostiziert. Weil die Variante genetisch bedingt ist, muss sie nicht nur ihren Ehemann John, sondern auch die drei erwachsenen Kinder darüber unterrichten. Außerhalb der Familie versucht Alice, die geistigen Ausfälle zu vertuschen, und sie benutzt ihr Smartphone so gut wie möglich als Ersatz für ihr Gedächtnis. Aber die Erkrankung schreitet rasch fort ...
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Kritik

"Still Alice. Mein Leben ohne Gestern" – die Verfilmung eines Romans von Lisa Genova – handelt von der fortschreitenden Erkrankung einer Alzheimer-Patientin, die von Julianne Moore ebenso uneitel wie nuanciert, ausdrucksstark und überzeugend verkörpert wird.
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Die Linguistik-Dozentin Dr. Alice Howland (Julianne Moore) lebt mit ihrem Ehemann John (Alec Baldwin), einem Onkologen, in New York. Zur Feier ihres 50. Geburtstags reisen die drei erwachsenen Kinder Anna, Tom und Lydia an (Kate Bosworth, Hunter Parrish, Kristen Stewart). Lydia, die jüngere der beiden Töchter, versucht sich in Los Angeles als Nachwuchs-Theaterschauspielerin und ist dabei auf die finanzielle Unterstützung ihres Vaters angewiesen. Tom praktiziert als Arzt. Vor kurzem scheiterte eine weitere seiner Liebesbeziehungen. Anna, eine ehrgeizige Juristin, will ebenso wie ihre Mutter Karriere machen und zugleich Kinder haben. Begleitet wird sie von ihrem Ehemann Charlie Howland-Jones (Shane McRae).

Ein paar Tage später hält Alice Howland eine Gastvorlesung an der University of California in Los Angeles. Dabei fällt der redegewandten Linguistin das Wort Wortschatz nicht mehr ein.

Zurück in New York, verliert Alice beim Joggen auf dem Campus die Orientierung und gerät in Panik. Beunruhigt sucht sie den Neurologen Dr. Benjamin (Stephen Kunken) auf. Der testet erst einmal ihr Gedächtnis und stellt bei der hochintelligenten Frau Defizite fest. Die Magnetresonanztomographie, die er machen lässt, ist unauffällig, aber die Positronen-Emissions-Tomographie zeigt die für die Alzheimer-Krankheit typischen Ablagerungen im Gehirn. Es ist selten, dass diese bereits im Alter von 50 Jahren ausbricht.

Zum Familientreffen an Weihnachten bringt Tom Howland seine neue Freundin Jenny (Erin Darke) mit. Alice, die noch in der Küche zu tun hat, heißt sie herzlich willkommen, und als sie dann das Essen serviert, begrüßt sie die junge Frau noch einmal, offenbar ohne sich an die Begegnung wenige Minuten vorher zu erinnern.

Auf Drängen des Arztes und dann auch aus eigener Verzweiflung vertraut Alice sich ihrem Mann an. „Warum konnte ich nicht einfach Krebs bekommen?“, klagt Alice. „Dann müsste ich mich nicht schämen.“

Die Kinder unterrichtet sie erst über die Erkrankung, als diese zum Hochzeitstag der Eltern erneut anreisen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Alice an einer genetisch bedingten Form des Morbus Alzheimer erkrankt ist, die sie vermutlich von ihrem Vater erbte. Vielleicht war ein vorübergehender Orientierungsverlust ihres Vaters die Ursache für den Unfall, bei dem Alices Mutter und Schwester ums Leben kamen. Der Vater starb einige Zeit später, offenbar bevor die Symptome der Alzheimer-Krankheit erkennbar wurden. Das Risiko der Kinder von John und Alice, die Anlage ebenfalls in den Genen zu haben, beträgt 50 Prozent. Tom lässt sich nicht untersuchen, denn er will nicht wissen, ob er mit Alzheimer rechnen muss oder nicht. Lydias Untersuchungsergebnis ist negativ. Aber Anna, die seit kurzem mit Zwillingen schwanger ist, hat das Gen geerbt.

Alice nutzt jede Gelegenheit, ihre geistigen Fähigkeiten zu trainieren und verwendet ihr Smartphone so weit wie möglich als Ersatz für ihr Gedächtnis. Außerhalb der Familie versucht sie ihre geistigen Ausfälle zu vertuschen. Es dauert jedoch nicht lange, bis sie von ihrem Chef Eric Wellman (Daniel Gerroll) mit kritischen Äußerungen von Studenten an ihren Vorlesungen konfrontiert wird. Eigentlich möchte Alice so lange wie möglich weiterarbeiten, aber die Universität lehnt das ab.

Nachdem Alice ein Heim für Demenzkranke besichtigt hat, lässt sie sich von einer Ärztin wegen angeblicher Schlafstörungen ein starkes Hypnotikum verschreiben. Das Fläschchen mit den Tabletten versteckt sie in einer Kommode und nimmt dann mit dem Laptop heimlich ein Video auf, in dem sie zu sich selbst in der Zukunft spricht. Wenn sie die von elektronisch gespeicherten Fragen über sich und ihre Familie nicht mehr beantworten könne, sagte sie, müsse sie abwarten, bis sie allein zu Hause sei, dann zur Kommode im Schlafzimmer gehen, alle Tabletten mit Wasser schlucken und sich aufs Bett legen.

Eines Tages findet sie in ihrem eigenen Haus die Toilette nicht mehr und nässt sich ein.

Obwohl sie inzwischen nur noch lesen kann, indem sie mit einem Leuchtmarker über den Text streicht, damit sie nicht immer wieder in die selbe Zeile gerät, lässt sie sich von Dr. Benjamin dazu überreden, bei einer Veranstaltung der Alzheimer-Gesellschaft eine Ansprache zu halten.

John erhält ein äußerst interessantes Angebot der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota. Er will es annehmen und versucht Alice einzureden, dass ihr der Umzug guttun würde, aber sie erschreckt der Gedanke, die vertraute Umgebung gegen eine fremde eintauschen zu müssen. Aus Rücksicht auf seine Frau schiebt John die Entscheidung auf.

Mitten in der Nacht sucht Alice verzweifelt nach ihrem Smartphone. Erst einen Monat später findet John es durch Zufall. Alice erinnert sich zwar an die Suche, glaubt jedoch, es sei in der letzten Nacht gewesen.

Anna bringt ihre Zwillinge zur Welt.

Als Alice nach einem Skype-Telefonat mit Lydia auf ihrem Laptop nach einer Datei sucht, stößt sie zufällig auf das Video mit der Selbstmord-Anweisung. Sie geht ins Schlafzimmer, weiß jedoch dort nicht mehr, was sie tun sollte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen nimmt sie den Laptop mit ins Schlafzimmer, stellt ihn auf die Kommode und folgt den Anweisungen. Gerade als sie ein Glas Wasser eingegossen und das Arznei-Fläschchen in ihre Hand ausgeleert hat, hört sie die inzwischen eingestellte Haushälterin Elena (Caridad Montanez) kommen, erschrickt, und die Pillen prasseln auf den Fußboden.

Lydia zieht von Los Angeles nach New York, um ihrer Mutter beizustehen und es ihrem Vater zu ermöglichen, das Angebot der Mayo-Klinik anzunehmen.

Nachdem sie etwas vorgelesen hat, fragt sie ihre Mutter, ob sie verstanden habe, um was es ging. Alice stammelt nur ein Wort: Liebe.

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„Still Alice. Mein Leben ohne Gestern“ zeigt die zunehmende Orientierungslosigkeit, den fortschreitenden Kontroll- und Gedächtnisverlust einer Alzheimer-Patientin. Der Neurologe, der sie behandelt, weiß, dass die Krankheit bei Patienten mit höherem Bildungsniveau schneller fortschreitet als bei anderen. Und bei Dr. Alice Howard handelt sich um eine erfolgreiche, hochintelligente Linguistik-Dozentin, die gerade erst ihren 50. Geburtstag feierte. Ein redegewandter Mensch, für den Sprache und Kommunikation besonders wichtig sind, verliert die Möglichkeit, sich auszudrücken. Hilflos sitzt Alice dabei, wenn andere anfangen, in der dritten Person über sie zu reden.

Richard Glatzer und Wash Westmoreland gehen in dem beklemmenden Drama „Still Alice. Mein Leben ohne Gestern“ weniger der Frage nach, was eine Alzheimer-Erkrankung für Familienangehörige bedeutet, sondern konzentrieren sich auf die Kranke. In langen Einstellungen ohne Effekthascherei zeigen sie deren Mimik und Gestik. Julianne Moore verkörpert Alice ebenso uneitel wie nuanciert, ausdrucksstark und überzeugend. Für diese herausragende schauspielerische Leistung erhielt sie einen „Oscar“. Das ist eine von 34 Auszeichnungen, die für „Still Alice. Mein Leben ohne Gestern“ vergeben wurden.

Der Film basiert auf dem ersten Roman der amerikanischen Neurologin Lisa Genova (* 1970). Sie veröffentlichte „Still Alice“ 2007 im Selbstkostenverlag iUniverse. Der renommierte Verlag Simon & Schuster wurde darauf aufmerksam, erwarb die Rechte und brachte das Buch im Januar 2009 neu heraus. Es wurde ein Bestseller. Die von Veronika Dünninger ins Deutsche übertragene Ausgabe erschien noch im selben Jahr unter dem Titel „Mein Leben ohne Gestern“ (Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, 317 Seiten, ISBN 978-3-7857-6016-1, 16.99 €).

Trotz seiner Erkrankung an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) übernahm der amerikanische Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Richard Glatzer zusammen mit seinem Ehemann Wash Westmoreland (* 1966) die Regie bei der Verfilmung. In den 23 Tagen auf dem Set konnte er nicht mehr sprechen, sondern nur noch einen Finger bewegen, damit ein Tablet bedienen und auf diese Weise schriftliche Anweisungen erteilen.

Am 10. März 2015, zwei Wochen nach der „Oscar“-Verleihung an Julianne Moore (22. Februar), starb Richard Glatzer im Alter von 63 Jahren in Los Angeles.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

Alois Alzheimer / Alzheimer-Krankheit

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