Franz Sass und Erich Sass


Franz und Erich Sass, die Söhne eines kommunistischen Arbeiters aus Berlin-Moabit, kauften Ende 1926 bei der Firma Fernholtz in der Potsdamer Straße einen mit Benzol betriebenen Schneidbrenner. Im März 1927 wollten sie damit den Tresor der Depositenkasse der Deutschen Bank in Moabit aufschweißen, aber es gelang ihnen nicht. Bei einem weiteren Versuch im Dezember, der ebenfalls scheiterte, wären sie beinahe von der Polizei gefasst worden. Ohne großen Erfolg brachen sie außerdem in die Reichsbahndirektion am Schöneberger Ufer, die Dresdner Bank an der Budapester Straße und die Oberfinanzkasse des Landesfinanzamtes in Moabit ein.

Im Winter 1928/29 gruben sie in wochenlanger Arbeit einen Tunnel von einem Keller zum Tresorraum der Diskonto-Bank am Wittenbergplatz, räumten fast alle Schließfächer aus und entkamen mit einer Millionenbeute. Kriminalsekretär Fabach, der den Sass-Brüdern schon lange auf der Spur war, nahm sie nach dem Einbruch in der Diskonto-Bank fest, musste sie jedoch am 6. April 1929 wieder freilassen, weil er ihnen nichts nachweisen konnte.

Franz und Erich Sass trugen ihren illegal erworbenen Reichtum offen zur Schau, verteilten aber auch einen Teil ihrer Beute an Bedürftige in Moabit. Dadurch wurden sie zu Volkshelden. Man bestaunte sie nicht nur, weil sie der Polizei immer wieder entkamen, sondern auch weil sie die Banktresore nicht sprengten oder aufstemmten, sondern geräuschlos mit Schneidbrennern und Säuren öffneten.

1933 setzten sie sich nach Dänemark ab. Dort wurden sie bei einem Einbruch in der Stadtsparkasse von Kopenhagen im März 1934 festgenommen. Da die Polizei in ihrem Hotelzimmer Beweismaterial sicherstellen konnte,

wurden die Sass-Brüder zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt und nach deren Verbüßung 1938 ins Deutsche Reich abgeschoben. Zwei Jahre lang saßen sie in Untersuchungshaft, dann verurteilte ein Berliner Gericht Franz Sass zu dreizehn und Erich Sass zu elf Jahren Haft – nicht wegen der Einbrüche, sondern wegen angeblicher Volksverhetzung. Am 27. März 1940 wurden sie der Gestapo übergeben und noch am selben Tag auf ausdrücklichen Befehl von Rudolf Höss während der Überführung in das Konzentrationslager Sachsenhausen „auf der Flucht“ erschossen.

Carlo Rola ließ sich von den Biografien der beiden „Einbrecherkönige“ Franz und Erich Sass zu einem Gangsterdrama anregen: „Sass. Die Meisterdiebe“.

© Dieter Wunderlich 2004

Carlo Rola: Sass. Die Meisterdiebe

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.