Florence Foster Jenkins
Florence Foster wurde am 19. Juli 1868 in Wilkes-Barre/Pennsylvania als Tochter des Bankiers und Rechtsanwalts Charles Dorrance Foster (1836 – 1909) und dessen Ehefrau Mary Jane (1851 – 1930) geboren. Als Kind erhielt sie Klavierunterricht und trat vor dem 1877 bis 1881 amtierenden Präsident Rutherford B. Hayes im Weißen Haus auf. Der Vater weigerte sich trotz seines Reichtums, Florence ein Gesangsstudium zu finanzieren.
1885 heiratete die 17-Jährige den Arzt Frank Thornton Jenkins, der sie angeblich bereits in der Hochzeitsnacht mit Syphilis infizierte. Durch die Behandlung mit Arsen und Quecksilber verlor Florence Foster Jenkins ihr Haar und trug fortan Perücken.
Nachdem sich das Ehepaar 1902 getrennt hatte, schlug sich Florence Foster Jenkins als Klavierlehrerin durch, bis sie 1909 ihren Vater beerbte und im selben Jahr dem englischen Shakespeare-Schauspieler St. Clair Bayfield (1875 – 1967) begegnete, der ihr Ehemann und ihr Manager wurde. Das geerbte Vermögen versetzte Florence Foster Jenkins in die Lage, endlich Gesangsunterricht zu nehmen. Außerdem gründete und finanzierte sie den Verdi-Club, um das Musikleben in Philadelphia zu fördern.
1912 gab die von ihrem Können überzeugte und auch vor schwierigen Arien nicht zurückschreckende Sopranistin ihr erstes öffentliches Konzert. Es folgten jährliche Auftritte vor geladenem Publikum im Hotel Ritz-Carlton in New York („Ball of the Silver Skylarks“). Von 1920 an begleitete der in Mexiko geborene Pianist und Komponist Cosmé McMoon (1901 – 1980) Florence Foster Jenkins am Klavier. Mit ihm produzierte sie im Melotone Recording Studio in New York auf eigene Kosten eine Schallplatte.
Florence Foster Jenkins fiel durch ihre extravaganten Bühnenkostüme, mehr aber noch durch ihren schiefen Gesang auf, denn sie beherrschte weder die Intonation noch den Rhythmus. Cosmé McMoon musste sich ihren Temposchwankungen anpassen. Das amüsierte viele Zuhörer und sorgte für Publicity. Deshalb war das Konzert, das die 76-Jährige am 25. Oktober 1944 in der Carnegie Hall gab, schon Wochen vorher ausverkauft. Die Kritiken fielen jedoch vernichtend aus. „Lady Florence […] indulged last night in one of the weirdest mass jokes New York has ever seen“, hieß es in der New York Post.
Fünf Tage später erlitt Florence Foster Jenkins einen Herzanfall. Sie starb am 26. November 1944.
Auf ihrem Grabstein ist ein Ausspruch von ihr eingemeißelt: „People may say I can’t sing, but no one can ever say I didn’t sing.“
St. Clair Bayfield heiratete im Jahr darauf in dritter Ehe die Klavierlehrerin Kathleen Weatherley. Er starb am 19. Mai 1967 im Alter von 91 Jahren in Larchmont/New York.
Cosmé McMoon gab nach Florence Foster Jenkins‘ Tod seine Musiker-Karriere auf. Er interessierte sich vor allem für Mathematik, Schach und Bodybuilding. Als bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, zog er von New York nach San Antonio/Texas, wo er im August 1980 starb.
Charles J. Fourie („Goddess of Song“, 1999), Chris Ballance („Viva La Diva“, 2001), Peter Quilter („Glorious!“, 2005) und Stephen Temperley („Souvenir“, 2005) schrieben Theaterstücke über Florence Foster Jenkins. Ihre Biografie regte Xavier Giannoli zu dem Film „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ (2015) mit Catherine Frot in der Hauptrolle an. Stephen Frears drehte mit Meryl Streep das Biopic „Florence Foster Jenkins“ (2016). Zwei Wochen vor diesem Film, am 10. November 2016, kam das Dokudrama „Die Florence Foster Jenkins Story“ (Regie: Ralf Pleger, Hauptrolle: Joyce DiDonato) in die deutschen Kinos.
Originaltitel: Die Florence Foster Jenkins Story – Regie: Ralf Pleger – Drehbuch: Ralf Pleger – Kamera: Christoph Valentien – Schnitt: Frank Tschöke – Musik: Adam Benzwi – Darsteller: Joyce DiDonato, Adam Benzwi, Jan Rekeszus: William Key, Lars-Peter Schmädicke, Jasmin Antic, Manuel Palazzo u.a. – 2016; 90 Minuten
© Dieter Wunderlich 2017
Stephen Frears: Florence Foster Jenkins