Der Anwalt und sein Gast

Der Anwalt und sein Gast

Der Anwalt und sein Gast

Originaltitel: Der Anwalt und sein Gast - Regie: Torsten C. Fischer - Drehbuch: Jörg von Schlebrügge - Kamera: Theo Bierkens - Schnitt: Benjamin Hembus - Musik: Dieter Schleip - Darsteller: Heino Ferch, Götz George, Claudia Michelsen, Marie Zielcke, Julia Jäger, Fabio Beyer, Kirsten Block, Christian Tasche u.a. - 2003; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Frank Karmann wird verdächtigt, drei Sexualmorde begangen zu haben. Weil aber die Indizien dem Haftrichter nicht ausreichen, ordnet er seine Freilassung an. Die Frau des Anwalts, der den Beschuldigten vertritt, nimmt den Obdachlosen auf. Widerstrebend lässt ihr Mann es zu, bis er zu der Überzeugung gelangt, es handele sich tatsächlich um den gesuchten Serienmörder.
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Kritik

Bei dem spannenden Thriller "Der Anwalt und sein Gast" hat Torsten C. Fischer auf jede Effekthascherei verzichtet und sich stattdessen auf die von großartigen Schauspielern dargestellten psychologischen Vorgänge konzentriert.
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Frank Karmann (Götz George) wird unter dem Verdacht festgenommen, drei Sexualmorde begangen zu haben. Er hat keine Alibis, wurde einmal in der Nähe des Tatorts gesehen und war wegen einer Entführung vor acht Jahren zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Dem Untersuchungsrichter genügt das nicht: Er ordnet an, Karmann freizulassen; der Tatverdacht sei nicht hinreichend. Karmanns Anwalt Christian Weller (Heino Ferch) braucht in dieser Sache erst einmal gar nichts zu unternehmen.

Abends bricht Karmann bei der Gartentür von Wellers Anwesen am See zusammen. Er sei von Unbekannten verprügelt worden, behauptet er. Wellers Ehefrau Katja (Claudia Michelsen) reinigt die Verletzungen und verpflastert sie. Da wegen eines Ärztekongresses nicht damit zu rechnen ist, dass es in der Stadt noch freie Zimmer gibt, schlägt sie vor, den Obdachlosen für eine Nacht im Bootshaus unterzubringen.

Am nächsten Morgen, als Christian Weller vom Joggen nach Hause kommt, steht Karmann mit Katja in der Küche und macht Rühreier. Nach dem Frühstück nimmt der Rechtsanwalt seinen Gast mit in die Kanzlei und bittet seine Sekretärin, ihm ein Zimmer zu besorgen. Als er abends nach Hause kommt, steht im Garten Gerümpel: Karmann ist zurückgekehrt und hat Katja geholfen, das Bootshaus auszuräumen. Widerwillig lässt Weller zu, dass Katja seinem Mandaten in einem leer stehenden Zimmer ein Bett macht.

In den nächsten Tagen putzt Karmann die Fenster, trägt die Einkäufe vom Auto ins Haus und tollt mit Daniel (Fabio Beyer), dem Sohn seiner Gastgeber, herum.

Über Christian Wellers Erfolge als Verteidiger berichtete eine junge Praktikantin in der örtlichen Zeitung. Juliette (Marie Zielcke) trifft sich auch weiterhin mit dem Anwalt, um mehr über seinen Mandanten Frank Karmann herauszufinden. Sie schlägt ihm vor, dessen Mutter in Berlin aufzusuchen. Frau Karmann weigert sich zwar, mit ihnen zu sprechen, aber ein Nachbar gibt ihnen bereitwillig Auskunft.

Als Weller von Berlin zurückkehrt, zeigt seine Frau ihm stolz, dass sie aufgrund von Frank Karmanns Zuspruch wieder zu malen angefangen hat. Wütend deckt ihr Mann auf, dass Karmann log, als er behauptete, bei Adoptiveltern aufgewachsen zu sein, und er bringt seinen Mandanten ins Obdachlosenheim. Der will dort nicht bleiben, bettelt, wieder mit Weller zurückkehren zu dürfen und gesteht ihm schließlich, der gesuchte Serienmörder zu sein. Angewidert lässt der Anwalt ihn stehen.

Noch am selben Abend wird Juliette in einem Aufzug von Karmann überfallen. Er tut der Journalistin nichts, sondern will sie nur wegen ihrer unfairen Artikel über ihn erschrecken.

In den Akten über den Entführungsfall vor acht Jahren steht nichts über eine Sexualstraftat. Christian Weller sucht das betroffene Ehepaar auf und erkundigt sich nach Einzelheiten. Herr Reiter (Christian Tasche) versichert ihm, Karmann habe seine Frau entführt, aber nicht angefasst. Einige Zeit später versucht Weller es noch einmal und bedrängt Frau Reiter (Kirsten Block) so lange, bis sie zugibt, ihr Entführer habe sie auch zu sexuellen Handlungen gezwungen. Am Kamin der Reiters fällt Weller ein Foto auf. Dieselbe Aufnahme hatte Karmann ihm und seiner Frau gezeigt und behauptet, darauf als Kleinkind mit seinen Adoptiveltern abgebildet zu sein. Frau Reiter stellt klar, dass es sich um eine Fotografie von ihr und ihren Eltern handelt.

Ist Karmann der gesuchte Sexualmörder? Weller befürchtet plötzlich, Karmann könne der Journalistin etwas zu Leide tun, und weil ihr Telefon ständig besetzt ist, rast er zu ihr. Sie ist zu Hause und hat den Telefonhörer neben den Apparat gelegt, um ungestört zu sein. Wellers Angst schlägt in Erregung um: Er küsst Juliette. Aber nach kurzer Zeit besinnt sie sich, löst sich von ihm und zieht den Bademantel wieder über die nackten Schultern.

Vor dem Haus trifft Weller auf Karmann. Angeblich wollte er zu Juliette, um sich noch einmal über ihre unfaire Berichterstattung zu beschweren. Dabei hat er seinen Anwalt mit der Journalistin am Fenster gesehen, „ziemlich in Action“.

Am nächsten Morgen erfährt Weller aus dem Fernsehen, dass während der Nacht wieder ein Sexualmord geschehen ist. Am Bett findet er einen Zettel von seiner Frau: Sie ist mit Daniel und Frank Karmann beim Eisangeln auf dem zugefrorenen See. Weller springt auf, zieht sich an und eilt zu ihnen. Aber seine Befürchtung, Karmann könne Katja oder Daniel etwas angetan haben, ist unbegründet: Sie freuen sich über den schönen Ausflug.

Christian Weller wendet sich an die zuständige Staatsanwältin (Julia Jäger) und zählt Verdachtsmomente gegen Karmann auf. Laut Zeugenaussagen zettelte er eine Prügelei an, und gleich darauf kam er als angebliches Opfer zu den Wellers. Frau Reiter gibt inzwischen zu, von ihrem Entführer auch vergewaltigt worden zu sein. Und Karmann habe ihm drei Sexualmorde gestanden.

Zu Hause will er Karmann hinauswerfen, aber Katja stellt sich schützend vor den Gast, und als ihr Mann sie vor die Wahl stellt: „Er oder ich!“, fordert sie ihn trotzig auf, sie in Ruhe zu lassen.

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Aufgrund von Wellers Aussage lässt die Staatsanwältin Karmann am nächsten Morgen erneut verhaften. Bei der Vernehmung behauptet er, Frau Reiter habe ihm die Hose geöffnet, vermutlich um an seine Gefühle zu appellieren, und da sei er schwach geworden. Nach seinem Geständnis der Sexualmorde befragt, beteuert Karmann, das sei nur ein Witz gewesen, um seinen Anwalt zu beeindrucken. Dann will die Staatsanwältin mehr über das Tranchiermesser wissen, das er Christian Weller als Tatwaffe gezeigt habe. Da rastet Karmann aus und beschimpft Weller, den er hinter dem Einwegwandspiegel vermutet.

Kurz darauf wird der tatsächliche Serienmörder aufgegriffen. Er gesteht die Taten und führt die Polizei zu einem Versteck, wo er Schmuckstücke seiner Opfer aufbewahrt hat.

Karmann wird wieder freigelassen. Die Staatsanwältin durchschaut jetzt auch, dass Christian Weller mindestens bei seiner Aussage über die angebliche Tatwaffe gelogen hat, um Karmann zu belasten. „Sie sind jetzt auch kein Guter mehr“, mahnt sie ihn.

Weller packt das Tranchiermesser und rast nach Hause. Er sieht Karmann gerade noch fortgehen. Für Katja Weller hat der zu Unrecht Verdächtigte einen Abschiedsbrief hinterlassen. Der Anwalt rennt los und läuft mit geschlossenen Augen durch die Straßen, bis er mit dem Kopf gegen eine Gartenmauer schlägt und blutüberströmt zu Boden sinkt.

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Torsten C. Fischer beginnt den spannenden Thriller „Der Anwalt und sein Gast“ mit der Schlussszene und erzählt dann die Geschichte chronologisch. Er hat auf jede Effekthascherei verzichtet und sich stattdessen auf die von großartigen Schauspielern dargestellten psychologischen Vorgänge konzentriert: Die verzweifelte Suche eines einfältigen Obdachlosen nach Familienanschluss, die obsessive Furcht eines Anwalts, bei dem Gast in seinem Haus könne es sich um einen gesuchten Serienmörder handeln und die Unsicherheit einer Künstlerin, die glaubte, ihre Karriere aufgeben zu müssen, um eine gute Ehefrau und Mutter sein zu können.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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