Der Liebeswunsch

Der Liebeswunsch

Der Liebeswunsch

Originaltitel: Der Liebeswunsch – Regie: Torsten C. Fischer – Drehbuch: Torsten C. Fischer, nach dem Roman "Der Liebeswunsch" von Dieter Wellershoff – Kamera: Theo Bierkens – Schnitt: Hansjörg Weißbrich – Musik: Annette Focks – Darsteller: Jessica Schwarz, Ulrich Thomsen, Tobias Moretti, Barbara Auer, Hildegard Kuhlenberg u.a. – 2006; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Obwohl Marlene ihren Lebensgefährten Leonhard verließ und sich mit dessen Freund Jan vermählte, blieben sie alle drei befreundet. Als Leonhard die Studentin Anja heiratet, wird auch sie in den Freundeskreis aufgenommen. Anja sehnt sich nach ungezügelter Leidenschaft und bedingungsloser Liebe. Weil der gesetzte Richter ihr diesen "Liebeswunsch" nicht erfüllen kann, fühlt sie sich wie eingesperrt ...
mehr erfahren

Kritik

Bei der Verfilmung des Romans "Der Liebeswunsch" von Dieter Wellersdorff hielt Torsten C. Fischer sich eng an die literarische Vorlage. Er erzählt lakonisch und in ruhigen Bildern. Getragen wird der Film von vier exzellenten Darstellern.
mehr erfahren

Bevor Jan und Marlene (Ulrich Thomsen, Barbara Auer), ein wohlhabendes Ärzte-Ehepaar, zu einer vierwöchigen Urlaubsreise aufbrechen, beauftragen sie die Germanistik-Studentin Anja (Jessica Schwarz), auf ihre Villa in Köln aufzupassen. Der Ferienjob kommt Anja gerade recht, denn sie will die Zeit nutzen, um an ihrer Magisterarbeit zu schreiben.

Doch sie bleibt nicht allein in der Villa. Während sie selbstvergessen im Bikini tanzt, steht unerwartet der mit Jan und Marlene befreundete Nachbar Leonhard (Tobias Moretti) mit einem Strauß Blumen und einem Picknick-Korb in der Terrassentüre und sagt:“Wenn Sie erlauben, decke ich jetzt den Tisch.“ Bevor der steife Jurist – er ist Vorsitzender Richter am Landgericht – Anja auch nur einmal geküsst hat, macht er ihr einen Heiratsantrag.

Die beiden heiraten, und Anja wird in den Freundeskreis von Jan, Marlene und Leonhard aufgenommen. „Wir waren ein menschliches Mobile“, wird Marlene später sagen, „vier Figuren an unsichtbaren Fäden, pendelnd umeinander kreisend und ständig in Gefahr, sich ineinander zu verhaken.“

Während Jan und Marlene kinderlos bleiben, bekommen Anja und Leonhard einen Sohn: Daniel (Frida Fischer, Lenny Schwarz, Marlon Schwarz). Leonhard klärt seine sehr viel jüngere Frau über juristische Probleme auf, und wenn sie im Bett zu leidenschaftlich wird, ermahnt er sie: „Du bist doch keine Nutte!“ Er legt großen Wert auf Selbstbeherrschung und betrachtet das Leben als planbare Organisationsaufgabe. Bald empfindet die lebensgierige Anja die Ehe mit dem gesetzten Juristen als Gefängnis. Auf Jans Frage, warum sie Leonhard geheiratet habe, antwortet Anja: „Weil ich mehr Angst davor hatte, nein zu sagen.“

Daniel ist sechs Jahre alt, als seine Mutter allein mit ihm zu Hause ist und ihre von Leonhard auf einem Tischchen hergerichteten Geburtstagsgeschenke auspackt. Probeweise hält sie eine venezianische Maske vors Gesicht. Da hört sie Daniel in der Küche schreien. Weil Anja nicht darauf achtete, dass das Wasser für den Frühstückstee kochte, wollte das Kind offenbar auf einen Stuhl klettern, um den Kessel vom Herd zu nehmen. Mit schweren, großflächigen Verbrühungen wird Daniel ins Krankenhaus gebracht. Zum Glück stellt sich heraus, dass die Narben sein Wachstum nicht behindern werden.

Aber Anja wird durch das traumatische Erlebnis vollends aus der Bahn geworfen: Sie beginnt zu trinken und wird alkoholabhängig.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Eines Tages erzählt Marlene ihr, sie sei zunächst mit Leonhard zusammen gewesen, habe ihn jedoch verlassen und seinen Freund Jan geheiratet. Dennoch blieben sie befreundet.

Auf der Suche nach der ersehnten und bei Leonhard vermissten Leidenschaft beginnt Anja ein Verhältnis mit Jan, der seinem Freund nun zum zweiten Mal die Frau wegnimmt. „In der Natur gibt es keine Hoffnung und kein Mitleid, nur Vergessen“, meint er. „Deshalb muss man ja versuchen, so viel Spaß wie möglich im Leben zu haben.“

Zufällig sieht Marlene eines Tages Anja und kurz darauf Jan beim Betreten eines Hauses, in dem Jan eine Wohnung gemietet hat, die er und Anja als Liebesnest nutzen. Selbstbewusst verlangt Marlene von ihrem Mann eine Aussprache. Schließlich erfährt auch Leonhard, dass Anja und Jan ihn betrügen. Daraufhin leitet er die Scheidung ein. Daniel soll bei ihm bleiben, oder bei seiner Schwiegermutter (Hildegard Kuhlenberg), die sich ohnehin während Leonhards Abwesenheit um ihren Enkel kümmert.

Jan, für den es nur um Sex ging und nicht darum, Anjas Liebeswunsch zu erfüllen, beendet die Affäre und verlängert auch den Mietvertrag nicht.

Während er annimmt, dass Marlene bei ihm bleibt, vertraut sie Leonhard an, sie werde sich von ihrem Mann trennen.

Einige Zeit später begleitet Marlene Leonhard zu einem Empfang anlässlich seiner Beförderung. Da taucht auch Anja auf. Sie ist betrunken. Marlene kümmert sich um die Freundin und fährt sie nach Hause. Zum Abschied küsst Anja sie unversehens auf den Mund.

Am nächsten Morgen schaut Marlene nach Anja, aber niemand öffnet. Besorgt lässt Marlene die Türe aufbrechen. Anja liegt bewusstlos am Boden. Offenbar eine Alkoholvergiftung. Im Krankenhaus kommt sie wieder zu sich.

Während eines im Rahmen der Entziehungskur durchgeführten Gruppenausflugs läuft Anja fort und fährt nach Cuxhaven. Dort nimmt sie sich ein Zimmer im 14. Stock eines Hochhauses. Sie trinkt wieder, aber sie handelt mit voller Absicht, als sie sich aufs Balkongeländer setzt und sich rückwärts in die Tiefe fallen lässt.

Auf die Nachricht von Anjas Selbstmord hin fährt Marlene nach Cuxhaven und lässt die Leiche ihrer toten Freundin einäschern.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Bei dem Film-Drama handelt es sich um eine Verfilmung des Romans „Der Liebeswunsch“ von Dieter Wellershoff und um eine moderne Version des Romans „Die Wahlverwandtschaften“ von Johann Wolfgang von Goethe.

Torsten C. Fischer (* 1963) hält sich eng an die literarische Vorlage. Er lässt nur die Flitterwochen in Italien weg; Marlenes Mann heißt im Film nicht Paul, sondern Jan, weil die Rolle von dem dänischen Schauspieler Ulrich Thomsen gespielt wird, und Anja ist sich im Film – anders als im Buch – ihrer Anziehungskraft auf Männer von Anfang an bewusst. Wie der Roman beginnt auch der Film mit einer Szene, in der Paul bzw. Jan sich in einem Zimmer im 14. Stock eines Hochhauses am Meer vorstellt, wie Anja sich auf das Balkongeländer setzt und nach hinten fallen lässt. Man weiß also schon zu Beginn, dass die Geschichte tragisch enden wird.

„Der Liebeswunsch“ handelt von Anja, einer jungen Frau, die sich nach ungezügelter Leidenschaft und bedingungsloser Liebe sehnt. Weil ihr deutlich älterer Ehemann Leonhard, ein auf Selbstbeherrschung bedachter Richter, der das Leben zu planen bzw. zu organisieren versucht, den „Liebeswunsch“ nicht erfüllen kann, betrügt Anja ihn mit Jan, seinem besten Freund, der ihm Jahre zuvor schon einmal die Frau wegnahm. Jan befriedigt Anja zwar sexuell, liebt sie jedoch nicht. Menschliche Wärme entwickelt sich nur zwischen Anja und Jans Ehefrau Marlene, aber diese Freundschaft kann Anja nicht vor der Selbstzerstörung bewahren.

Torsten C. Fischer erzählt lakonisch und in ruhigen Bildern. Getragen wird „Der Liebeswunsch“ von vier hervorragenden Schauspielern: Jessica Schwarz und Barbara Auer, Ulrich Thomsen und Tobias Moretti.

Den Roman „Der Liebeswunsch“ gibt es auch in einer im Einvernehmen mit Dieter Wellershoff gekürzten Hörbuchfassung, gelesen von Gudrun Landgrebe, Anne Moll, Ulrich Pleitgen und Udo Schenk (Regie: Regie: Kerstin Kaiser, Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, 6 CDs, ISBN: 978-3-7857-3484-1).

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Dieter Wellershoff: Der Liebeswunsch

Torsten C. Fischer: Der Anwalt und sein Gast
Torsten C. Fischer: Guter Junge
Torsten C. Fischer: Romy

Heinrich Päs - Die perfekte Welle
Immer wieder lockert Heinrich Päs die Darstellung durch Anekdoten und pointierte biografische Skizzen auf. Mit seinem Buch "Die perfekte Welle" wendet er sich weniger an Fachkollegen, als an vorgebildete Laien, auf die sich seine Begeisterung überträgt.
Die perfekte Welle