Egon Schiele


Egon Schiele wurde am 12. Juni 1890 in Tulln an der Donau als einziger Sohn und drittes von vier Kinder des Bahnhofsvorstehers Adolf Eugen Schiele und dessen Ehefrau Marie geboren.

Schon als Schüler zeichnete Egon Schiele bei jeder Gelegenheit – auch während des Unterrichts in anderen Fächern. Die Zeugnisse, die er nach Hause brachte, waren dementsprechend schlecht. Aber der Kunsterzieher Ludwig Karl Strauch erkannte die außergewöhnliche Begabung des Gymnasiasten und förderte ihn.

Adolf Schiele wurde so krank, dass er seinen Dienst bei der k. u. k. Staatsbahn nicht mehr ausüben konnte. Er starb am Neujahrstag 1905, vermutlich an progressiver Paralyse. Die Vormundschaft für den vierzehnjährigen Halbwaisen Egon Schiele übernahm dessen Taufpate Leopold Czihaczek, der Ehemann einer Schwester des Verstorbenen. Der Ingenieur wollte, dass der Junge an einer Technischen Hochschule studierte, aber dazu reichten die Zeugnisnoten nicht aus. Stattdessen bewarb sich Egon Schiele im Herbst 1906 erfolgreich an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Endlich konnte er nach Herzenslust zeichnen und malen. Aber die von Christian Griepenkerl vertretenen Konventionen missfielen Egon Schiele; er wollte eigene Vorstellungen verwirklichen und brach deshalb die akademische Ausbildung nach zwei Jahren ab.

Mit Kommilitonen zusammen gründete er die „Wiener Neukunstgruppe“ und übernahm den Vorsitz. Von seinem väterlichen Freund Max Kahrer ließ er sich in die Kunst der Sezession einführen. Auch Gustav Klimt (1862 – 1918) nahm sich des jungen Künstlers an.

Durch die „Große Internationale Kunstschau“ 1909 wurde Arthur Roessler auf Egon Schiele aufmerksam. Der einflussreiche Kunstkritiker machte ihn mit den Kunstsammlern Carl Reininghaus und Oskar Reichel bekannt, die ihn finanziell unterstützten und ihm Aufträge verschafften.

1910 verließ Egon Schiele Wien. Einige Zeit lebte er mit seiner Geliebten Wally Neuzil in Krumau, dem Geburtsort seiner Mutter. Dort entrüstete man sich über die wilde Ehe des Künstlers,

und nachdem er junge Mädchen nackt gezeichnet hatte, konnte sich das Paar nicht länger in Krumau halten. In Neulengbach, wohin Egon Schiele inzwischen gezogen war, nahm man ihn am 13. April 1912 fest und beschuldigte ihn, Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Der Vorwurf ließ sich zwar nicht aufrechterhalten, aber Egon Schiele wurde nach vierundzwanzig Tagen Untersuchungshaft vom Kreisgericht in St. Pölten wegen der Verbreitung unsittlicher Zeichnungen zu einer dreitägigen Arreststrafe verurteilt.

1912 kehrte er nach Wien zurück, wo er durch die Protektion von Gustav Klimt an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte.

„Die Fackel“ veröffentlichte 1914 Gedichte von ihm.

Nachdem Egon Schiele im November 1914 ein neues Atelier in Wien gemietet hatte, fiel ihm Edith Harms auf, die mit ihrer Schwester Adele, ihrer Mutter und ihrem Vater, dem Schlossermeister Johann Harms, im Haus gegenüber wohnte. Obwohl er noch mit Wally Neuzil zusammen war, umwarb er Edith Harms, und am 17. Juni 1915 heirateten die beiden.

Im Rahmen seines vier Tage nach der Hochzeit angetretenen Militärdienstes wurde Egon Schiele an verschiedenen Orten – zuletzt in Wien – in der Verwaltung eingesetzt. Diese nicht besonders anstrengende Tätigkeit ermöglichte es ihm, seinen künstlerischen Ambitionen auch während des Ersten Weltkriegs nachzugehen.

Am 7. Februar 1918 zeichnete Egon Schiele den am Tag zuvor im Allgemeinen Krankenhaus in Wien verstorbenen Gustav Klimt. Nach dessen Tod gab er in der Wiener Kunstszene den Ton an.

Seine im sechsten Monat schwangere Ehefrau erkrankte am 19. Oktober an spanischer Grippe und erlag ihr nach neun Tagen. Der achtundzwanzigjährige Witwer, der sich ebenfalls infiziert hatte, starb am 31. Oktober 1918.

Die Nationalsozialisten zählten den Expressionisten Egon Schiele zu den „entarteten“ Künstlern. Heute gilt er neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka als bedeutendster Maler der Wiener Moderne.

© Dieter Wunderlich 2008

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.