Corinne Hofmann


Corinne Hofmann wurde am 4. Juni 1960 in der Schweiz geboren. Ihre Mutter war Französin, ihr Vater Deutscher. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und einer Außendiensttätigkeit für eine Versicherungsgesellschaft eröffnete sie im Alter von einundzwanzig Jahren ein eigenes Geschäft für Brautmode und Second-Hand-Kleidung.

Als Touristin kam Corinne Hofmann 1986 erstmals für zwei Wochen mit einem Freund nach Kenia. In ihrem Buch „Die weiße Massai“ schildert sie, was dort geschah:

Herrliche Tropenluft empfängt uns bei der Ankunft auf dem Flughafen Mombasa […]
Nach der Zollabfertigung geht es mit dem Safaribus zu unserem Hotel. Auf dem Weg dorthin müssen wir mit der Fähre einen Fluss überqueren, der die Südküste von Mombasa trennt […]
Nach zwei Tagen haben wir uns gut eingelebt und wollen auf eigene Faust mit dem öffentlichen Bus nach Mombasa und mit der Likoni-Fähre hinüber zu einer Stadtbesichtigung […] Endlich sind auch wir an Bord und das Unfassbare geschieht. Marco sagt: „Corinne, schau, da drüben, das ist ein Massai!“ „Wo?“ frage ich und schaue in die gezeigte Richtung. Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Da sitzt ein langer, tiefbrauner, sehr schöner, exotischer Mann lässig auf dem Fährengeländer und schaut uns, die einzigen Weißen in diesem Gewühl, mit dunklen Augen an. Mein Gott, denke ich, ist der schön, so etwas habe ich noch nie gesehen.
Er ist nur mit einem kurzen, roten Hüfttuch bekleidet, dafür aber reich geschmückt […] Sein Gesicht ist so ebenmäßig schön, dass man fast meinen könnte, es sei das einer Frau. Aber die Haltung, der stolze Blick und der sehnige Muskelbau verraten, dass er ein Mann ist. Ich kann den Blick nicht mehr abwenden. So, wie er dasitzt in der untergehenden Sonne, sieht er wie ein junger Gott aus.

Nachdem Corinne Hofmann den Afrikaner aus den Augen verloren hatte, beschloss sie, nach ihm zu suchen und blieb in Kenia, als der Urlaub endete und ihr Freund nach Europa zurückflog. Sie fand den Mann – er hieß Lketinga – in Maralal und folgte ihm in sein mehrere Stunden Fahrt von der Stadt entferntes Hüttendorf Barsaloi im kenianischen Hochland. Er gehörte zu den Samburu, die

wie die Massai als Halbnomaden in Kenia leben.

Der italienische Pater Giuliano, der in der Nähe eine Missionsstation unterhält, traute der blonden Schweizerin nicht zu, das primitive Leben im Busch länger als ein paar Wochen durchzuhalten. Aber er täuschte sich: 1987 verkaufte Corinne Hofmann ihr Geschäft in der Schweiz und wanderte nach Kenia aus. Sie wurde die Ehefrau des Afrikaners, obwohl es ihr schwerfiel, sich an das Leben mit ihm zu gewöhnen. Beispielsweise gab es in seiner Sprache kein Wort für „Erotik“; er kannte beim Koitus weder Vorspiel noch Zärtlichkeit und schaute sie bei dem lieblosen Akt nicht einmal an.

Man streichelt sich da nicht stundenlang. Ins Gesicht fasst man einen Mann schon gar nicht, und geküsst wird auch nicht. Das war schon ein Schock. Aber meine Gefühle standen über der Sexualität. Wegen dem Sex hätte ich nicht bleiben müssen.

Lketinga konnte weder lesen noch schreiben, und die Kommunikation mit ihm wäre auch ohne die diametral unterschiedlichen Erfahrungshintergründe schwierig genug gewesen. Corinne Hofmann lebte mit dem Samburu, dessen Mutter und schließlich auch ihrer kleinen Tochter Napirai in einer Lehmhütte und schlief auf dem Boden. Unterernährung und Krankheiten wie Malaria und Hepatitis machten ihr schwer zu schaffen. Schließlich kaufte sie einen Pick-up und eröffnete in Barsaloi einen kleinen Kolonialwarenladen – aber damit verletzte sie den Stolz ihres Mannes und setzte dessen Ansehen in den Augen der Afrikaner herab.

Nach vier Jahren musste Corinne Hofmann einsehen, dass ihre Erwartung, die kulturelle Kluft zwischen ihr und Lketinga überbrücken zu können, zu optimistisch gewesen war. Im Oktober 1990 kehrte sie mit ihrer Tochter in die Schweiz zurück.

1998 veröffentlichte Corinne Hofmann ihre Autobiografie „Die weiße Massai“. Es folgten ihre Bücher „Zurück aus Afrika“ (2003) und „Wiedersehen in Barsaloi“ (2005).

Hermine Huntgeburth verfilmte 2004 den millionenfach verkauften Bestseller von Corinne Hofmann: „Die weiße Massai“.

© Dieter Wunderlich 2010

Hermine Huntgeburth: Die weiße Massai

W. Somerset Maugham - Silbermond und Kupfermünze
Auch wenn Charles Strickland und Paul Gauguin viele Ähnlichkeiten aufweisen, hat W. Somerset Maugham keine Gauguin-Biografie geschrieben, sondern einen Künstlerroman über den Konflikt zwischen einem Genie und der bürgerlichen Gesellschaft: "Silbermond und Kupfermünze".
Silbermond und Kupfermünze

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.