Nicholas Christopher : Franklin Flyer

Franklin Flyer
Originalausgabe: Franklin Flyer, 2002 Übersetzung: Pociao und Roberto de Hollanda Klett-Cotta, Stuttgart 2004 ISBN 3-608-93594-0, 394 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Franklin Flyer kommt in einem gerade entgleisenden Zug als uneheliches Kind einer Theaterschauspielerin zur Welt. Auf so spektakuläre Weise beginnt ein Leben voller Abenteuer. Nachdem es Franklin Flyer vom Comic-Zeichner zum Medienmogul gebracht hat, wird er während des Zweiten Weltkriegs vom amerikanischen Geheimdienst für Missionen gegen die Faschisten angeworben ...
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Kritik


In "Franklin Flyer" bleibt Nicholas Christopher beinahe so zurückhaltend wie bei einem Bericht. Er lässt seinen Helden von einem Abenteuer ins nächste stolpern und spielt dabei mit Versatzstücken aus Comics und Groschenheften. Das ist recht unterhaltsam.

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In der Nähe von Charleston, South Carolina, geriet am 1. Mai 1907 ein Zug in einen Tornado und entgleiste. Sechzehn Menschen starben, einundfünfzig wurden verletzt – und ein Kind wurde geboren. Seine Mutter, die vorübergehend ohnmächtig gewesen war, holte es aus dem Krankenhaus für Findelkinder in Charleston. Zoë Everhart übernahm für ihr uneheliches Kind, dessen Vater sie kaum gekannt hatte, den Namen der Lokomotive: Franklin Flyer. Der kleine Junge wuchs bei seiner Mutter und deren Schwester Vita in Isle of Palms, South Carolina, auf. Zoë war Theaterschauspielerin und deshalb selten zu Hause. Als ihr Sohn zwölf Jahre alt war, erhielt Vita einen Brief von einem Theaterdirektor in Seattle, der ihr mitteilte, dass Zoë eine Gelbfiebererkrankung nicht überlebt hatte. Fünf Jahre später starb Vita an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs. Damals hatte Franklin Flyer gerade sein Geschichts- und Chemiestudium in Harvard begonnen.

Am 25. Oktober 1929* – bevor die Menschen anfangen, aufgrund des Börsencrashes und der dadurch ausgelösten Weltwirtschaftskrise um ihre Anstellungen zu bangen – kündigt er nach elf Monaten seinen durchaus interessanten Job bei einem Unternehmen im einundvierzigsten Stock des Globe Buildings in Manhattan, einfach weil er etwas Neues erleben möchte. Befreit und gut gelaunt fährt er mit dem Lift ins oberste Stockwerk des Wolkenkratzers.

Der junge Mann mit dem zerknitterten weißen Anzug und dem hellen Filzhut kletterte auf eine Trittleiter, die auf dem Tisch stand. Er öffnete das vom Mittagslicht überflutete Fenster und schwang sich auf das schräge Dach. Vor der Kulisse einiger großer Wolken siebzig Stockwerke über den belebten Straßen stemmte er grinsend die Hände in die Hüften und ließ den Blick über die gezackte Skyline und die Lichter des Hafens schweifen, als ein heftiger Windstoß ihm den Hut vom Kopf wehte […] (Seite 9)

Franklin Flyer beobachtet, wie der Hut in ein offenes Fenster im sechzigsten Stock eines der Ice & Fire Assurance Company gehörenden Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite geweht wird. Er geht hinüber und findet seinen Hut in einem nur spärlich möblierten und menschenleeren Büro. Auf dem Schreibtisch fällt ihm das Foto einer jungen blonden Frau auf, die im langen Kamelhaarmantel auf einer Steinbrücke steht und ihn anblickt. Fasziniert nimmt er es aus dem Rahmen und steckt es ein.

Im Jahr darauf gerät die „Mariana“ vor dem Ross-Schelfeis der Antarktis in einen schweren Sturm und versinkt. Achtundzwanzig der dreißig Besatzungsmitglieder ertrinken. Nur dem Bootsmann Forbes und Franklin Flyer, der als Schreiner auf dem Schiff gearbeitet hatte, gelingt es im letzten Augenblick, in eines der Rettungsboote zu springen. Sobald sie Land erreichen, verschwindet Forbes im Schneesturm. Franklin Flyer bleibt mit der von ihm mitgenommenen Schiffskatze allein in der Kälte zurück. Der kupferfarbene Abessinier-Kater mit Namen Archimedes („Archie“) kuschelt sich in den Parka des Schiffbrüchigen. Drei Tage später werden die beiden von dem norwegischen Eisbrecher „Sigrid“ entdeckt und an Bord geholt.

1931 gibt Franklin Flyer in einem Nachtlokal von Buenos Aires einem der Mädchen, die gegen Bezahlung mit den Gästen tanzen, das Geld für sechs Tänze und zieht sich dann mit ihr in sein Hotelzimmer zurück. Margarita Cansino erzählt ihm, dass ihre Mutter eine Trinkerin ist und ihr Vater sie seit ihrem zwölften Lebensjahr nicht nur schlägt, sondern auch immer wieder vergewaltigt. Als der Mann ins Hotel kommt und nach seiner Tochter sucht, schlägt Franklin Flyer ihn zornig zusammen. Bevor Margarita verschwindet, hinterlässt sie ihm zum Dank ein kleines Schmuckstück von ihrem Armband: einen silbernen Cowboystiefel mit einem Granatsplitter am Absatz.

Von Buenes Aires reist Franklin Flyer nach Catamarca und sucht dort Ignatius Devine. Der irische Metallurg leitet eine Expedition in die Sierra de Ancasti. Er und seine rechte Hand Tommy Choylo treffen sich in der Bar eines heruntergekommenen Hotels mit dem deutschen Geologen Dr. Volonz und mit Felix Guiterrez, der sich als Madrider Geschäftsmann ausgibt. Bei der Unterredung fungiert Franklin Flyer als Dolmetscher. Es geht um Zilium, ein noch kaum bekanntes Metall, mit dem Panzer unzerstörbar gemacht oder leichte kugelsichere Westen hergestellt werden könnten.

Ein LKW-Fahrer namens Martin Perry nimmt Franklin Flyer 1932 mit. In der Nähe von Chattanooga, Tennessee, taucht plötzlich ein Mann im Scheinwerferlicht auf, und die Insassen hören einen dumpfen Schlag. Im Straßengraben findet Franklin Flyer einen bewusstlosen jungen Schwarzen, der den Unfall einigermaßen heil überstanden hat, aber zuvor offenbar mit einer Peitsche halb tot geschlagen worden war. Martin Perry befürchtet, dass die Verfolger des Schwarzen gleich auftauchen und fährt allein weiter. Franklin Flyer schleppt den Mann zur nächsten Farm. Eine Weiße beauftragt ihren Bruder, Franklin Flyer und den Verletzten mit dem Pickup zu einer Wunderheilerin zu bringen. Narcissa Stark, eine Schwarze, lädt Franklin Flyer in ihr Haus ein. Sie kennt den Verletzten und weist Franklin Flyer darauf hin, dass Louis Talman nicht von einem Weißen so zugerichtet wurde, sondern von Will Satter, einem Schwarzen, an dessen vierzehnjähriger Tochter er sich vergriffen hatte.

Narcissa, die Witwe eines an Gehirntumor gestorbenen Arztes, kann sich das Haus nicht länger leisten und ist dabei, nach Chicago zu ziehen, wo ein Mann namens Ferret Hawkins ihr helfen will, als Bluessängerin Platten aufzunehmen. Franklin Flyer begleitet sie. Unterwegs werden die beiden überall angepöbelt, weil viele Schwarze die schwarze Geliebte eines Weißen für eine Verräterin halten und die meisten Weißen ein Verhältnis eines Weißen mit einer Schwarzen abscheulich finden. In Chicago mietet das Paar ein Drei-Zimmer-Apartment, und Narcissa beginnt mit Plattenaufnahmen.

Nach vier Monaten – 1933 – will Franklin Flyer nach Dayton, Ohio, und sich anschließend mit Narcissa in New York treffen.

In Dayton meldet er sich auf der Mercury Farm, die dem Erfinder Justinian Walzowski gehört. Eine Frau namens Gale Warning begrüßt ihn. Ursprünglich beabsichtigte Franklin Flyer, einige Zeit hier zu arbeiten, um von Walzowski zu lernen. Seit er jedoch beabsichtigt, eine Farbmischmaschine zu konstruieren, sucht er nur noch jemand, der ihm das Anfangskapital leiht. Justinian Walzowski bietet ihm zwar eine Assistentenstelle an, aber er ist nicht bereit, ihn finanziell zu unterstützen. Bevor Franklin Flyer wieder abreist, überredet er Jack Hitler, den Besitzer eines Geschäfts für Malereibedarf, zu einem Vertragsabschluss: Hitler soll den Prototypen der noch zu bauenden Maschine ausprobieren und dann für die Erfindung werben. Dafür verspricht ihm Franklin Flyer 5 Prozent des Gewinns.

In New York findet Franklin Flyer seine Geliebte weder im Hotel Maroc, wo sie sich verabredet hatten, noch irgendwo sonst. Von Musikern erfährt er, dass sie Ferret Hawkins heiratete und dann mit ihm wegfuhr. Franklin Flyer kann es kaum glauben. Ein Privatdetektiv findet Narcissa und Ferret Hawkins in Miami. In der Hotelhalle wartet Franklin Flyer, bis Hawkins auftaucht. Der behauptet, Narcissa sei bereits nach Havanna geflogen. Sie geraten in Streit. Hawkins Begleiter, Kelvin LeFaye, bedroht Franklin Flyer auf dem Platz vor dem Hotel mit einem Messer. Da taucht plötzlich ein Schwarzer mit einer Pistole auf und raubt ihnen die Brieftaschen. Hawkins zieht seine Waffe. Es kommt zu einem Schusswechsel. Franklin Flyer wird mit einem Streifschuss am Arm ins Krankenhaus gebracht. Dort erfährt er den Namen des Schwarzen: Louis Talman! Der erliegt seinen Verletzungen ebenso wie Ferret Hawkins. Kelvin LeFaye, ein polizeilich gesuchter Betrüger, wird festgenommen.

Als Franklin Flyer 1934 nach Washington, D. C., reist, um seine Erfindung zum Patent anzumelden, trifft er auf dem Bahnhof zufällig Tommy Choylo und Dr. Volonz, die angeblich nach Chicago fahren, sich dann aber mit Ignatius Devine treffen und in den Nachtexpress nach Montreal einsteigen.

In New York zieht es ihn noch einmal in das Büro, in dem er vor fünf Jahren seinen Hut wiederfand. Inzwischen hängt ein Schild an der Tür: „Zuhl Publications“. Die Empfangsdame, eine vierunddreißigjährige Blondine namens Persephone Eckert, fragt ihn, ob er wegen des Jobs vorbeikomme. Er bejaht die Frage spontan und wird nach einem kurzen Gespräch von Otto Zuhl als Illustrator von Groschenheften eingestellt.

Eines Tages entdeckt Persephone das Foto der blonden Frau auf Franklin Flyers Schreibtisch. Sie kennt die abgebildete Frau. Die habe sie einmal im Metropolitan Museum gesehen, in der Abteilung für Ägyptische Kunst. Im Museum erfährt Franklin Flyer, dass es sich um Anita Snow handelt, die vom 5. Juli bis 25. Oktober 1929* hier gearbeitet habe. Was aus ihr geworden ist, lässt sich allerdings nicht mehr feststellen.

Das Patent für die Farbmischmaschine wird Franklin Flyer am 17. November 1935 erteilt.

Er hat inzwischen ein Verhältnis mit Pamela LaTrue, der fünfundzwanzigjährigen Schwester der Phrenologin Violetta Vereen, einer Nachbarin Franklin Flyers, die sich während seiner Reisen um Archie kümmert.

Stanley Evergreen, ein siebzigjähriger Fabrikant, leiht Franklin Flyer endlich die 4000 Dollar, die er für die Konstruktion der Farbmischmaschine benötigt. Davon mietet der Erfinder eine Garage, kauft Maschinen und Material und stellt zwei Schlosser ein: Hank Crowley und Willie Tork.

Bei einer Party in Otto Zuhls Landhaus bei Havenwood in Connecticut hört Franklin Flyer 1936 zufällig das Wort Zilium. Er gesellt sich zu den Herren, die darüber gesprochen haben. Einer von ihnen, Felix Guiterrez, tut so, als würde er Franklin Flyer nicht wiedererkennen. Die beiden anderen stellen sich vor: Herman Ganz und Karl Marius. Persephone, die ebenfalls eingeladen ist, macht ihn mit ihrem wesentlich älteren Ehemann Horace bekannt. Horace Eckert, der seit zweiunddreißig Jahren für die Harmon Glass Company arbeitet und es dort zum geschäftsführenden Vizepräsidenten gebracht hat, bestätigt Franklin Flyer, dass Zilium in Abessinien vorkommt. Sind die Italiener deshalb am 3. Oktober 1935 in Abessinien einmarschiert?

1937 stößt Franklin Flyer in einem Plattenladen auf eine vor zwei Jahren in Paris aufgenommene Aufnahme eines Bluessongs von Narcissa. Eine andere Frau, mit der er geschlafen hat, sieht er zufällig in dem Film „Charlie Chan in Ägypten“: Margarita Cansino spielt die Rolle der Nayda. Wie er dem Nachspann entnimmt, nennt sie sich jetzt Rita Cansino.

Pamela LaTrue hat ihn verlassen und lebt wieder mit ihrem früheren Geliebten Andy Teresçu zusammen, der zur faschistischen Bewegung „Eiserne Garde“ in Rumänien gehört.

Das Vermögen, das Franklin Flyer mit seiner Erfindung der Farbmischmaschine verdient hat, verwendet er, um Zuhl Publications zu kaufen. Persephone schlägt die angebotene Stelle als Chefredakteurin aus; sie zieht es vor, mit Otto Zuhl nach Hollywood zu gehen und Führungsaufgaben in dessen neuem Trickfilmstudio zu übernehmen. Den Laufburschen Arvin Beckman, mit dem Franklin Flyer sich befreundet hat, macht er zum Verlagsleiter von Flyer Enterprises.

Der Erfinder Samuel Carstone, in dessen Labor Franklin Flyer vor mehr als zehn Jahren als Assistent gearbeitet hatte, passt ihn 1938 in einer öffentlichen Bibliothek ab. Er berate den von Bill Donovan geleiteten Nachrichtendienst der US-Marine (ONI), teilt er ihm mit. Dann berichtet er, dass Justinian Walzowski für die Faschisten in Europa arbeitet und überredet Franklin Flyer, ebenfalls für den Geheimdienst zu arbeiten.

Unmittelbar vor seinem Umzug in ein teureres Domizil wird Franklin Fyler in seiner alten Wohnung von zwei Männern überfallen. Es kommt zu einer Schlägerei. Violetta Vereens Geliebter, Joe Szabo, ein ungarischer Gangster, hört den Lärm und kommt dem Nachbarn gerade noch rechtzeitig zu Hilfe. Der Mann, den er mit einem Wurfmesser an die Wand nagelt, heißt Rudolf Stupfel. Andy Teresçu, Persephones Geliebter, ist der Komplize. Vermutlich wollten die beiden herausfinden, wieviel Franklin Flyer über das Zilium-Projekt der Faschisten weiß. Joe ruft zwei andere Kriminelle an, die Stupfel und Teresçu mit gebrochenen Beinen im Wald aussetzen sollen.

Samuel Carstone arrangiert für Franklin Flyer 1939 einen Termin bei Zahnarzt Dr. Lester Markow, der ebenso wie seine angebliche Empfangsdame Agnes Davelle dem Nachrichtendienst der Marine angehört. Sie zeigen ihm Fotos des echten Ignatius Devine – und dessen Sterbeurkunde vom 30. April 1932. Bei dem Mann, den Franklin Flyer unter diesem Namen kennen gelernt hat, handelt es sich um ein „Blauhemd“ aus Belfast namens Bill Timmons, der seine Identitäten fortwährend wechselt und heimlich als Chemiker und Schmuggler für die Achsenmächte arbeitet.

Agnes Davelle geht mit Franklin Flyer ins Bett, und er verliebt sich in sie, aber wegen ihrer gefährlichen Agententätigkeit lässt sie sich auf kein Verhältnis ein. „Wenn ich diesen Job aufgebe, bist du der Erste, den ich anrufe“, verspricht sie ihm.

Zufällig trifft Franklin Flyer bei einer Party Rita Hayworth. Das ist der Künstlername, unter dem Margarita Cansino ein berühmter Filmstar geworden ist. Sie erinnert sich sofort an die Begegnung mit Franklin Flyer vor acht Jahren in Buenos Aires und schenkt ihm aus Dankbarkeit noch einen silbernen Cowboystiefel mit einem Granatsplitter am Absatz.

Arvin Beckman ist inzwischen verheiratet. Franklin Flyer mag ihn und seine Frau Evelyn sehr und fühlt sich bei ihnen wie ein Familienmitglied. Als ihr Sohn geboren wird, übernimmt er die Patenschaft, und sie geben dem Kind seinen Namen: Franklin Flyer Beckman.

1940 wird Franklin Flyer von Bill Donovan in Washington, D. C., empfangen, und Präsident Franklin D. Roosevelt (1882 – 1945) schüttelt ihm die Hand. Bei diesem Besuch in Washington begegnet er auch Martin Perry, der es inzwischen zum Abgeordneten gebracht hat – und nicht an den Autounfall im Jahr 1932 erinnert werden möchte. Er gehört zu den Isolationisten im Kongress, polemisiert gegen das von Roosevelt geplante Lend Lease Gesetz, rühmt Franco und tritt für die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Italien ein.

Nach einem erfolgreichen Einsatz in Athen zur Aufspürung des Mannes, der sich zeitweise als Ignatius Devine ausgegeben hat, schlägt Franklin Flyer sich unter dem Decknamen Victor Malone nach Marseille durch. Von dort will er über Tanger zurück nach New York. Zufällig entdeckt er auf der Bühne eines Nachtclubs in Marseille Narcissa. In ihrer Künstlergarderobe erzählt sie ihm, dass sie nach dem Tod Ferret Hawkins von Havanna nach Le Havre und weiter nach Paris gereist sei, wo Josephine Baker ihr zu Engagements als Sängerin verholfen habe. Sie stellt ihm ihre sieben Jahre alte Tochter Leda vor und eröffnet ihm, dass er der Vater ist. Franklin Flyer gibt Narcissa 900 der 1000 Dollar, die er als Reisespesen erhalten hat und überlässt ihr seine Schiffskarte nach Tanger. Als er sie und Leda zum Hafen bringt, werden sie von Tommy Choylo überfallen und mit einer Pistole bedroht. Vor den Augen seiner entsetzten Tochter schlägt Franklin Flyer den Angreifer zusammen. Nach dem Abschied von Narcissa und Leda gelangt er mit Hilfe des britischen Geheimdienstes nach Gibraltar und fliegt über Lissabon in die Vereinigten Staaten zurück.

Durch einen Brief erfährt er 1941, dass Narcissa mit ihrer Tochter über Tanger, Oran, Tunis und Benghasi nach Alexandria gelangt ist.

Der Nachrichtendienst wird aus der Marine ausgegliedert und unter der Bezeichnung „Office of Strategic Services“ (OSS) selbstständig organisiert. Bill Donovan berichtet jetzt direkt an Präsident Roosevelt.

Samuel Carstone taucht eines Tages mit Louis de Wohl vom britischen Auslandsgeheimdienst bei Franklin Flyer auf. Louis de Wohl wurde in den britischen Medien als angeblicher Star-Astrologe aufgebaut und soll jetzt dazu übergehen, Adolf Hitler durch Voraussagen seines Untergangs zu verunsichern. Unter vier Augen verrät Carstone seinem Kollegen, dass aufgrund der von Bill Timmons alias Ignatius Devine erzwungenen Aussagen bereits drei der insgesamt vier Zilium-Minen in der Welt gesprengt werden konnten. Das letzte Vorkommen soll gleichzeitig mit der weltweit einzigen Zilium-Fabrik in Schramberg zerstört werden. Eine der drei auf Hitlers Zilium-Fabrik angesetzten Personen – es handelt sich um Agnes Davelle – hat den Auftrag, nach dem Anschlag auf dem Umweg über Norditalien in die Schweiz zu fliehen. Franklin Flyer soll an einem internationalen Medienkongress in Mailand teilnehmen und sie von dort nach Genf begleiten.

Während eines Zwischenaufenthalts in Lissabon erhält Franklin Flyer ein Telegramm von Josephine Baker mit der Aufforderung, nach Gibraltar zu kommen. Sein Verbindungsmann Red Whiting verschafft ihm einen Platz in einer Militärmaschine. In Gibraltar bestätigt die schwarze Entertainerin Franklin Flyers Befürchtung: Narcissa, die freiwillig als Krankenschwester gearbeitet hatte, ist bei der Bombardierung einer britischen Garnison in Mombasa durch die Deutschen ums Leben gekommen. Franklin Flyer nimmt seine Tochter Leda mit nach Lissabon, und Red Whiting bringt sie persönlich von dort nach New York zu Arvin und Evelyn Beckman.

Während des Verlegerkongresses meldet Agnes sich bei Franklin Flyer im Hotel. Sie gibt sich als Chefredakteurin seines Medienkonzerns aus. Ihre beiden Kollegen fielen den Deutschen in die Hände. Die Zeitungen berichten von dem verheerenden japanischen Angriff auf den Hauptstützpunkt der amerikanischen Pazifikflotte in Pearl Harbor auf Hawaii am 7. Dezember 1941. Um mögliche Verfolger abzulenken, bringt Agnes an der Lokomotive eines Zugs nach Berlin eine Sprengladung an, bevor sie mit Franklin Flyer am benachbarten Bahnsteig in den Zug nach Como einsteigt. Unmittelbar vor der Abfahrt stellen sich fünf deutsche Soldaten vor ihrem Waggon auf. Tommy Choylo betritt ihr Abteil, nimmt sie fest und zwingt sie, in den Zug nach Berlin umzusteigen. Im Gegensatz zu ihren Bewachern wissen Franklin Flyer und Agnes Davelle, dass der Zug entgleisen wird. Das verschafft ihnen einen Vorteil: Sobald die Explosion zu hören ist, stürzen sie sich auf die Deutschen. Agnes rammt einem von ihnen ihre Brosche in den Hals. Franklin Flyer entwindet Choylo das Messer, mit dem dieser ihm den kleinen Finger der linken Hand abgetrennt hat und stößt es ihm in die Brust. In dem Chaos fliehen sie, aber sie werden dabei getrennt.

Im Fieberdelirium glaubt Franklin Flyer, eine Frau zu sehen, aber als er wieder zu sich kommt, findet er nicht heraus, wer ihn während der letzten sechs Wochen gepflegt hat. Er wird auch nie erfahren, dass Agnes seinen kleinen Finger ins Museum des Risorgimento in Brescia brachte, wo Relikte von Helden ausgestellt sind, und ihn in einen mit Formaldehyd gefüllten Glaszylinder fallen ließ. „Finger des Generals Emilio Manzone, abgetrennt in der Schlacht von Magenta“, steht auf dem Etikett.

Gleich nach seiner Rückkehr beauftragt Franklin Flyer einen seiner Mitarbeiter, Fotos von Narcissa Stark, Pamela LaTrue, Persephone Eckert und Agnes Davelle übereinander zu kopieren. Auf diese Weise entsteht – wie von ihm erwartet – ein Bild von Anita Snow.

2007, im Alter von hundert Jahren, geht Franklin Flyer noch einmal ins Globe Building auf der anderen Straßenseite.

Am Mittag des ersten Mai riss sich ein alter Mann mühsam aus seinen Träumen und erwachte in einem lichtdurchfluteten Zimmer. Er trug einen weißen Anzug und Schnürstiefel. Eine Katze schlief neben ihm. Das Zimmer war fast leer: ein Schreibtisch ohne Stuhl, ein ausgestöpseltes Telefon, ein leerer Bilderrahmen und ein heller Filzhut, den er jetzt aufsetzte und zurechtrückte.
Er verließ das frühere Gebäude der Fire & Ice Assurance Company – das heute nur noch Flyer Building hieß, nach dem Konzern, in dessen Besitz es war – und ging mit raschen Schritten über die Straße. Er betrat das Globe Building […] und ging dann weiter zu einem Expresslift, der ihn mit rasender Geschwindigkeit ins oberste Stockwerk beförderte […] Er stieg über leere Kartons, nahm eine wacklige Trittleiter aus der Ecke und stellte sie auf den Tisch unter das Fenster. Erstaunlich gelenkig kletterte er hinauf, drückte das Fenster auf und schwang sich im strahlenden Sonnenschein aufs Dach […]
Er stemmte die Hände in die Hüften, und im gleichen Augenblick riss ihm ein Windstoß den Hut vom Kopf. Er ließ ihn fliegen – der Wind trieb ihn himmelwärts, wo er sich in einen goldenen Fleck verwandelte, bevor er ganz verschwand.
Wenig später trat ein junger Mann im weißen Anzug aus dem Globe Building, sah nach rechts und nach links, wischte sich den Staub von den Ärmeln und wurde im nächsten Augenblick von der Menge verschluckt, einem Strom von Licht und Schatten, der ohne Anfang und ohne Ende durch unzählige Straßen wirbelte. (Seite 393f)

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Franklin Flyer kommt in einem gerade entgleisenden Zug als uneheliches Kind einer Theaterschauspielerin zur Welt. Auf so spektakuläre Weise beginnt ein Leben voller Abenteuer. Die eigentliche Handlung setzt am 25. Oktober 1929 ein, der aufgrund des Börsencrashes und der dadurch verursachten Weltwirtschaftskrise als „schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging. (Im Roman – *Seiten 14 und 117 – wird der 29. Oktober 1929 als „schwarzer Freitag“ angegeben, aber dabei kann es sich nur um einen Irrtum handeln.) Franklin Flyers Bilderbuchkarriere vom Comic-Zeichner zum Medienmogul und Geheimagenten wird von Nicholas Christopher in vierzehn mit den Jahreszahlen von 1929 bis 1942 überschriebenen Kapiteln chronologisch erzählt. In einem abschließenden, surrealen Kapitel sehen wir den hundert Jahre alten Franklin Flyer im Jahr 2007 – wie zu Beginn des Romans – auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Manhattan, und wieder bläst ihm der Wind den hellen Filzhut vom Kopf. (Der in einer trüben Straßenschlucht zwischen Hochhäusern fliegende Hut ist übrigens auch auf dem gelungenen Titelbild des Schutzumschlages nicht nur zu sehen, sondern durch eine besondere Drucktechnik glänzend hervorgehoben.)

Nicholas Christopher bleibt bei der Darstellung der Szenen beinahe so zurückhaltend wie bei einem Bericht und ruft kaum Emotionen hervor. Konflikte sind vorhanden, werden aber kaum gesteigert. Spannung über einen Abschnitt hinaus erzeugt Nicholas Christopher nur in einem Abschnitt des ersten Kapitels:

Fünf Jahre später sollte er zu dem weißen Hochhaus zurückkehren. Und wiederum acht Jahre später noch einmal, diesmal in einem leicht angeschlagenen Zustand: mit geschwollenen dunklen Augen, bleichem Gesicht und rasiertem Schädel humpelte er durch die gläserne Drehtür, den linken Arm, an dem der kleine Finger fehlte, in einer Schlinge. Den Finger hatte er einen Monat zuvor verloren. (Seite 12)

Außer dieser Ankündigung drängt nichts auf ein Finale, eine Auflösung oder einen Höhepunkt hin. Stattdessen lässt Nicholas Christopher seinen Helden von einem Abenteuer ins nächste stolpern und spielt dabei mit Versatzstücken aus Comics und Groschenheften. Das ist recht unterhaltsam. Es trifft wohl zu, dass es sich bei dem Roman um „ein sauber vernähtes Patchwork aus den bekannten Standardsituationen der Abenteuerliteratur“ handelt (Stephan Maus in: „Süddeutsche Zeitung“, 31. März 2004).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Textauszüge: © J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger

Virginia Woolf - Zum Leuchtturm
In dem ungewöhnlich gegliederten Roman "Zum Leuchtturm" kommt es weniger auf die Handlung an als auf die Charaktere. Diese sind nachvollziehbar herausgearbeitet, u.a. mittels der Darstellungsweise des stream of conciousness.
Zum Leuchtturm