Die Schwester der Königin

Die Schwester der Königin

Die Schwester der Königin

Die Schwester der Königin – Originaltitel: The Other Boleyn Girl – Regie: Justin Chadwick – Drehbuch: Peter Morgan, nach dem Roman "Die Schwester der Königin" von Philippa Gregory – Kamera: Kieran McGuigan – Schnitt: Paul Knight, Carol Littleton – Musik: Paul Cantelon – Darsteller: Natalie Portman, Scarlett Johansson, Eric Bana, Jim Sturgess, Mark Rylance, Kristin Scott Thomas, David Morrissey, Benedict Cumberbatch, Oliver Coleman, Ana Torrent, Eddie Redmayne u.a. – 2008; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Als der englische König Heinrich VIII. seiner Ehefrau Katharina von Aragon überdrüssig wird, sorgt der Herzog von Norfolk dafür, dass er seiner Nichte Anne Boleyn begegnet. Dem König gefällt das Mädchen, aber statt Anne macht er deren bereits verheiratete Schwester Mary zu seiner Mätresse. Anne hasst Mary dafür. Doch bei Marys zweiter Schwangerschaft kommt es zu Komplikationen. Deshalb kann sie dem König nicht mehr beiwohnen. So erhält Anne eine zweite Chance ...
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Kritik

Das opulente Historiendrama "Die Schwester der Königin" – die Verfilmung eines Romans von Philippa Gregory – dreht sich um den Konflikt der Schwestern Anne und Mary Boleyn, die von Natalie Portman und Scarlett Johansson eindrucksvoll verkörpert werden.
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Der englische König Heinrich VIII. (Eric Bana) aus dem Hause Tudor ist seit 1509 mit Katharina von Aragon (Ana Torrent) verheiratet. Als Thomas Howard, der Herzog von Norfolk (David Morrissey), den Eindruck bekommt, dass sich Heinrich VIII. nach einer weiteren Fehlgeburt von seiner Ehefrau abwendet, sieht er die Chance, den Einfluss seiner Familie bei Hof zu vergrößern, und er überredet seinen Schwager Thomas Boleyn (Mark Rylance) dazu, die Aufmerksamkeit des Königs auf dessen Tochter Anne (Natalie Portman) zu lenken. Deren Mutter Elizabeth (Kristin Scott Thomas) missfällt der Plan, aber sie hat keine Chance, sich gegen ihren dominanten Bruder und ihren skrupellosen Ehemann durchzusetzen.

Während eines Besuchs auf dem Landsitz der Boleyns zeigt Heinrich VIII. deutlich Interesse an Anne Boleyn. Am zweiten Tag seines Aufenthalts findet eine Jagd statt. Anne überrascht den König mit ihrer Reitkunst, und als sie es wagt, einem in eine Schlucht flüchtenden Hirsch nachzusetzen, während die übrige Jagdgesellschaft zurückbleibt, folgt er ihrem Beispiel. Dabei stürzt er und wird auf einer Trage zurückgebracht.

Als er zu sich kommt, kniet Annes jüngere Schwester Mary (Scarlett Johansson) an seinem Bett und reinigt seine Schrammen. Mary ist zwar seit kurzem mit dem Kaufmann William Carey (Benedict Cumberbatch) verheiratet und versichert dem König, dass sie und ihr Mann es vorziehen, auf dem Land zu leben, aber das hält Heinrich VIII. nicht davon ab, die beiden zusammen mit Marys Geschwistern Anne und George (Jim Sturgess) an den Hof zu holen. Marys Sträuben nützt nichts: Sie muss sich dem königlichen Willen unterwerfen.

Anne unterstellt ihrer Schwester, sie habe die halbe Stunde am Bett des Königs ausgenützt, um sie auszubooten. Vergeblich beteuert Mary ihre Unschuld. Anne glaubt ihr nicht und lässt sich nicht davon abbringen, in Mary eine Rivalin zu sehen.

Mary Boleyn wird eine Hofdame der Königin, die von dem Neuzugang überrascht ist und sofort durchschaut, warum ihr Gemahl die schöne junge Frau in seiner Nähe haben möchte.

In der ersten Nacht mit Heinrich VIII. verliebt Mary sich unerwartet in ihn, und sie sträubt sich nicht dagegen, dass er ihren Ehemann fortschickt.

Kurz darauf erfahren Thomas Boleyn und sein Schwager, dass Anne sich heimlich mit Henry Percy (Oliver Coleman) vermählt hat. Unverzüglich sorgen sie mit Hilfe des Königs dafür, dass die Ehe annulliert wird und schicken Anne nach Frankreich.

Marys erstes Kind ist eine Tochter. Weil es bei ihrer zweiten Schwangerschaft zu Komplikationen kommt, besteht der Arzt (Michael Smiley) darauf, dass sie sich schont und ihr Bett bis zur Niederkunft nicht mehr verlässt. Thomas Boleyn und sein Schwager befürchten deshalb, der König könne das Interesse an seiner Mätresse verlieren. Um auch in diesem Fall ihre einflussreichen Stellungen nicht zu verlieren, rufen sie Marys Schwester aus Frankreich zurück. Anne, die sich im Ausland zu einer ebenso schönen und eleganten wie gebildeten, raffinierten und selbstbewussten jungen Frau entwickelt hat, fällt es ihr leicht, Heinrich VIII. zu beeindrucken. Ohne Rücksicht auf ihre bettlägerige Schwester umgarnt sie den König so, dass dieser selbst während der Entbindung seiner Mätresse nur Augen für Anne hat und weder Mary noch das Neugeborene beachtet. Anne triumphiert über ihre Schwester und überredet Heinrich VIII., sie mit den Kindern aufs Land zu verbannen.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Sie weigert sich, mit dem König ins Bett zu gehen, bevor seine Ehe mit Katharina von Aragon annulliert ist und er sie geheiratet hat. Nach der Hochzeit werde sie ihm sämtliche Wünsche erfüllen, verspricht sie.

Als Heinrich VIII. zugetragen wird, dass die Ehe von Henry Percy und Anne Boleyn vollzogen wurde, lässt er Mary kommen und fragt sie, was sie darüber wisse. Mary, die unter der Feindschaft ihrer Schwester leidet, setzt sich für Anne ein und erreicht dadurch, dass diese sich mit ihr versöhnt.

Weil sich der Papst weigert, Heinrichs Ehe mit Katharina von Aragon zu annullieren, spaltet dieser die anglikanische Kirche von der römisch-katholischen ab. Die von ihm kontrollierte Staatskirche erklärt die Ehe wunschgemäß für ungültig. Anne Boleyn hat ihr Ziel erreicht: Heinrich VIII. vermählt sich mit ihr, und sie wird von Erzbischof Cranmer (Bill Wallis) zur Königin gekrönt.

Aber ihr erstes Kind ist ein Mädchen statt des erhofften Thronfolgers. Und die nächste Schwangerschaft endet mit einer Fehlgeburt. Anne lässt den toten Embryo wegbringen und hofft, dass der König nichts merkt. Sie weiß, dass er sie verstoßen wird, falls sie keinen Sohn zur Welt bringt, zumal er bereits ein Auge auf die Hofdame Jane Seymour (Corinne Galloway) geworfen hat. In ihrer Verzweiflung versucht Anne, ihren inzwischen gegen seinen Willen mit Jane Parker (Juno Temple) verheirateten Bruder George zu überreden, ein Kind mit ihr zu zeugen, das sie Heinrich VIII. unterschieben könnte. George möchte seiner Schwester helfen, aber er bringt es nicht fertig. Jane, die das Gespräch belauscht hat, berichtet dem König von der Totgeburt und dem geplanten Inzest.

Aufgebracht lässt Heinrich VIII. die beiden Beschuldigten festnehmen. Vor dem Gericht, das unter dem Vorsitz des Onkels der Geschwister tagt, verließt Thomas Cromwell (Iain Mitchell) die Anklageschrift. Wegen Hochverrats werden Anne und George zum Tod verurteilt.

Elizabeth Boleyn ohrfeigt ihren Bruder Thomas daraufhin. Aber ihre Kinder kann sie nicht retten.

Mary, die inzwischen wieder auf dem Land lebt, eilt auf die Nachricht von der Verhaftung ihrer Geschwister nach London. Als sie dort eintrifft, wurde George bereits der Kopf abgeschlagen. Sie fleht Heinrich VIII. an, wenigstens ihre Schwester zu verschonen, und als sie Anne im Gefängnis besucht, glaubt sie, ihr Ziel erreicht zu haben. Anne teilt ihre Zuversicht jedoch nicht und bittet sie, sich ihrer Tochter Elizabeth anzunehmen. Kurz darauf wird sie Richtplatz gebracht und mit dem Schwert enthauptet. Hilflos steht Mary in der gaffenden Menge.

Danach zieht sie sich mit ihrer kleinen Nichte – der späteren Königin Elizabeth I. – in die Provinz zurück. Dort heiratet die Witwe William Careys William Stafford (Eddie Redmayne).

Ihr Vater Thomas stirbt zwei Jahre nach der Hinrichtung seiner Tochter Anne und seines Sohnes George völlig verarmt.

Auch Thomas Howard, der Herzog von Norfolk, fällt in Ungnade.

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Die am 9. Januar 1954 in Nairobi geborene englische Schriftstellerin Philippa Gregory veröffentlichte 2001 den Roman „The Other Boleyn Girl“ („Die Schwester der Königin“, Übersetzung: Ulrike Seeberger, Rütten und Loening, Berlin 2004, 692 Seiten, ISBN 3-352-00710-1).

2003 verfilmte Philippa Lowthorpe den Roman fürs Fernsehen.

Originaltitel: The Other Boleyn Girl – Regie: Philippa Lowthorpe – Drehbuch: Philippa Lowthorpe, nach dem Roman „Die Schwester des Königs“ von Philippa Gregory – Kamera: Graham Smith – Schnitt: Jonathan Morris – Musik: Peter Salem – Darsteller: Natascha McElhone, Jodhi May, Jared Harris, Steven Mackintosh, Philip Glenister, Jack Shepherd, John Woodvine, Ron Cook, Anthony Howell, Jane Gurnett, Yolanda Vasquez, Geoffrey Streatfield, Oliver Chris, Naomi Benson, Zoe Waites u.a. – 2003; 90 Minuten

Für den gleichnamigen Film von Justin Chadwick, der in Deutschland nach der Weltpremiere am 15. Februar 2008 auf der Berlinale mit dem Titel „Die Schwester der Königin“ in die Kinos kam, hatte Peter Morgan das Drehbuch geschrieben, und zwar ohne sich streng an die historischen Tatsachen zu halten.

„Die Schwester der Königin“ ist gewissermaßen das Prequel zu „Elizabeth“.

Es handelt sich um ein opulentes Historiendrama mit prächtigen Kostümen. Die packende Geschichte wird aus den Blickwinkeln von Anne und Mary Boleyn stringent und immer schneller erzählt. Dreh- und Angelpunkt ist der Konflikt der beiden Schwestern, die von Natalie Portman und Scarlett Johansson eindrucksvoll verkörpert werden. Die von Eric Bana gespielte Rolle des Königs Heinrich VIII. verblasst dagegen.

Die Dreharbeiten fanden von September bis Dezember 2006 statt. Einige Szenen wurden knapp ein Jahr später (August / September 2007) nachgedreht.

Justin Chadwick wurde am 1. Dezember 1968 in in Salford bei Manchester geboren. Bereits im Alter von elf Jahren begann er als Schauspieler aufzutreten. Seine erste Hauptrolle in einem Film spielte er 1991 – nach dem Studium an der University of Leicester – in „London Kills Me“. 1993 gab er mit dem Fernsehfilm „Familiy Style“ sein Debüt als Regisseur. Internationale Anerkennung bekam er für „Die Schwester der Königin“ (2008) und „Mandela. Der lange Weg zur Freiheit“ (2013).

Weitere Spielfilme über Anne Boleyn und Heinrich VIII.:

  • William G. B. Barker: Henry VIII. (1911, nach dem Theaterstück „King Henry VIII or All Is True“ von William Shakespeare)
  • Ernst Lubitsch: Anna Boleyn (1920; mit Henny Porten als Anna Boleyn und Emil Jannings als Heinrich VIII.)
  • Alexander Korda: Das Privatleben Heinrichs VIII. (1933; mit Charles Laughton als Heinrich VIII. und Merle Oberon als Anne Boleyn)
  • Charles Jarrott: Königin für tausend Tage (1969; nach dem Theaterstück „Anne of the Thousand Days“ von Maxwell Anderson; mit Richard Burton als Heinrich VIII. und Geneviève Bujold als Anne Boleyn)
  • Waris Hussein: Heinrich VIII. und seine sechs Frauen (1972; mit Charlotte Rampling als Anne Boleyn)
  • Pete Travis: Henry VIII. (2003; mit Helena Bonham Carter als Anne Boleyn)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

Anne Boleyn (Kurzbiografie)

Louis Begley - Lügen in Zeiten des Krieges
Obwohl Louis Begley in "Lügen in Zeiten des Krieges" persönliche Erlebnisse verarbeitete, ist weder etwas von Hass noch von Larmoyanz zu spüren, und es ist ihm gelungen, darüber nüchtern, unpathetisch und unprätenziös zu schreiben.
Lügen in Zeiten des Krieges