Casanova


Giacomo Girolamo Casanova wurde am 2. April 1725 in Venedig als Sohn eines Schauspieler-Ehepaars geboren. Da seine Eltern viel auf Reisen waren und sein Vater früh starb, wuchs er vorwiegend bei seiner Großmutter Marzia auf. Im Alter von neun Jahren kam er in ein Pensionat in Padua, wo er bald darauf erste homoerotische Erfahrungen sammelte. Casanova studierte Theologie und Jurisprudenz, erhielt in Venedig 1741 die niedrigen Weihen und promovierte 1742 an der Universität Padua in Kirchen- und Zivilrecht.

Wegen eines blasphemischen Gedichts und einer Affäre mit zwei Nonnen des Klosters Santa Maria degli Angeli wurde Giacomo Girolamo Casanova am 25. Juli 1755 in Venedig festgenommen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der eigentliche Grund für seine Inhaftierung war vermutlich, dass er verdächtigte Beziehungen zu Freimaurern und ausländischen Diplomaten unterhielt. Am 1. November 1756 gelang es Casanova, aus den berüchtigten Bleikammern des Dogenpalastes zu entkommen. (Er berichtete 1787 darüber in seinem Buch „Meine Gefangenschaft und Flucht aus den Bleikammern“.)

Der eitle und raffinierte, gebildete und wissensdurstige Abenteurer reiste unstet von einem Ort zum anderen – ab 1759 mit dem erfundenen Titel „Chevalier de Seingalt“. In seiner Kutsche pflegte er eine Reisebibliothek mit sich zu führen. Überall verkehrte er in den vornehmsten Kreisen,

und er fiel auch immer wieder durch seine medizinischen Kenntnisse und alchimistischen Hokuspokus auf. Giacomo Girolamo Casanova war Kardinalsekretär in Rom, Fähnrich auf Korfu, Anwaltsgehilfe in Venedig, Angestellter der venezianischen Botschaft in Konstantinopel, wurde in Paris König Ludwig XV., Madame Pompadour und Richelieu vorgestellt und zum Direktor der staatlichen Lotterie ernannt. Papst Clemens XIII. schlug Casanova 1760 zum Ritter des Goldenen Sporns und ernannte ihn zum Apostolischen Protonotar extra urbem. In Potsdam sprach Casanova mit Friedrich dem Großen und in St. Petersburg mit Katharina der Großen. Seine Reiserouten verliefen zwischen Neapel, Madrid, Paris, London, Berlin, St. Petersburg, Moskau, Kiew und Konstantinopel.

1774 kehrte Giacomo Girolamo Casanova zum letzten Mal nach Venedig zurück und betätigte sich dort als Theaterimpresario, aber wegen seiner gesellschaftskritischen Satiren musste er seinen Geburtsort endgültig verlassen.

Ab 1785 lebte Giacomo Girolamo Casanova als Bibliothekar und technischer Berater des Grafen Waldstein und Schriftsteller auf Schloss Dux in Böhmen. Dort starb er am 4. Juni 1798.

Von 1790 bis zu seinem Tod hatte Giacomo Girolamo Casanova an seiner französischsprachigen Autobiografie in fünfzehn Bänden gearbeitet („Histoire de ma vie“), die postum veröffentlicht wurde. In deutscher Übersetzung gibt es den vollständigen Text der Autobiografie erst seit den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts: „Geschichte meines Lebens“.

Der Name Casanova wird mit dem Begriff Erotomane assoziiert, und es ist wohl richtig, dass der 1.90 Meter große weltgewandte Venezianer überall in Europa Frauen verführte, aber er gehörte nicht zu den Männern, die in ihnen nichts als Sexualobjekte sehen, sondern er fühlte sich vor allem zu selbstbewussten, klugen und gebildeten Frauen hingezogen, die er als gleichberechtigte Partnerinnen akzeptieren konnte.

Nach Federico Fellini drehte Lasse Hallström einen Film über Giacomo Girolamo Casanova, bei dem es sich allerdings nicht um eine Biografie, sondern um eine fiktive Komödie handelt: „Casanova“.

Federico Fellini: Fellinis Casanova
Originaltitel: Il Casanova di Fellini – Regie: Federico Fellini – Drehbuch: Federico Fellini und Bernardino Zapponi, nach „Geschichte meines Lebens“ von Giacomo Girolamo Casanova – Kamera: Giuseppe Rotunno – Schnitt: Ruggero Mastroianni – Musik: Nino Rota – Darsteller: Donald Sutherland (Casanova), Tina Aumont, Mary Marquet, Margaret Clementi, Cicely Browne, Carmen Scarpitta, Clara Algranti, Daniela Gatti, Olimpia Carlisi, Silvana Fusacchia, Adele Angela Lojodice, Sandra Elaine Allen, Clarissa Mary Roll, Daniel Emilfork, Luigi Zerbinati, Hans van de Hoek, Dudley Sutton, John Karlsen, Reggie Nalder u. a. – 1976; 165 Minuten

© Dieter Wunderlich 2005

Gert Hofmann: Casanova und die Figurantin
Lasse Hallström: Casanova

Bruce Chatwin - Traumpfade
In 39 skizzenhaften und reportageartigen Episoden bzw. Kapiteln berichtet Bruce Chatwin von seinen Begegnungen mit Aborigines während einer mehrtätigen Reise in Australien. Sensibel und humorvoll beschreibt er die Charaktere und Verhaltensweisen einiger Aborigines.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.