Sybille Bedford : Treibsand

Treibsand
Originalausgabe: Quicksands. A Memoir Hanish Hamilton, London 2005 Übersetzung: Matthias Fienbork Mit einem biografischen Essay von Felicitas von Lovenberg SchirmerGraf Verlag, München 2006 ISBN: 978-3-86555-030-9, 375 Seiten Piper Taschenbuch, München 2008 ISBN: 978-3-492-24911-9, 383 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Sybille Bedford beginnt das Buch damit, wie sie am 1. August 1953 in Genf ankommt. Dabei ist 1953 eigentlich schon jenseits des Zeithorizonts von "Treibsand", denn sie erzählt fast ausschließlich von Erlebnissen in den ersten drei Jahrzehnten ihres Lebens. Sybille Bedford beendet ihre Autobiografie 1939 und schickt nur noch einen Epilog mit ein paar "aufgegriffenen Gedanken" über ihre Halbschwester, ihre Nichte u. a. hinterher.
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Kritik

"Treibsand" ist keine Autobiografie im engeren Sinne, sondern eine Sammlung impressionistischer Miniaturen, ein Kaleidoskop aus Charakterstudien, Anekdoten und Episoden, die nicht chronologisch geordnet, sondern assoziativ verknüpft sind.

Sybille Bedford (Kurzbiografie)

„Treibsand. Erinnerungen einer Europäerin“ ist keine Autobiografie im engeren Sinne, sondern eine Sammlung impressionistischer Miniaturen und Vignetten, ein Kaleidoskop aus Charakterstudien, Anekdoten und Episoden, die nicht chronologisch geordnet, sondern assoziativ verknüpft sind.

Das Buch beginnt damit, dass Sybille Bedford am 1. August 1953 mit dem Zug aus Cannes in Genf ankommt. Dabei ist 1953 eigentlich schon jenseits des Zeithorizonts von „Treibsand“, denn Sybille Bedford erzählt fast ausschließlich von Erlebnissen in den ersten drei Jahrzehnten ihres Lebens. In den letzten Kapiteln gewinnt man den Eindruck, dass sie ermüdet. Vielleicht beendet sie die Darstellung deshalb 1939 und schickt nur noch einen (überflüssigen und die Form sprengenden) Epilog mit ein paar „aufgegriffenen Gedanken“ über ihre Halbschwester Maximiliane Henriette („Jacko“), ihre Nichte Alix u. a. hinterher.

Hätte ich nur genug Lebenszeit … Ich habe sie nicht und werde also nicht über das Leben schreiben, das dann folgte. Nicht über den Krieg, nicht über die nächsten sieben Jahre in Amerika, sechs davon in den USA, eines in Mexiko. (Seite 361)

Sybille Bedford erinnert sich im gepflegten Plauderton an ihre Eltern und ihre ältere Halbschwester, Freunde wie Maria und Aldous Huxley, Erika und Klaus Mann, Pierre Mimerel und dessen Ehefrauen. Sie geht auf die Morphiumsucht ihrer Mutter und die Promiskuität ihrer Schwester ein, aber von sich selbst gibt Sybille Bedford kaum etwas preis. Tiefschürfend sind die Beobachtungen nicht; „Treibsand“ glänzt weniger durch den Inhalt als durch eine dichte Atmosphäre.

Textauszug:

Und wie stand es mit meinen Zielen? Ich war zerrissen. Mich weiter in einem flirrenden Hier und Jetzt treiben zu lassen, sooft es nur ging: Italien. Die wunderbarsten Kunstwerke inmitten schöner Landschaften, Städte auf Hügeln, Heilige und Krieger an den Wänden stiller, dunkler Kirchen, Säulen auf der Piazza, Kuppeln unter strahlendem Himmel, die Straßen, die Spaziergänge, die Märkte, die Menschen. Der Koch in unserer Küche, das unverfälschte Essen: pastorale cantabile, der Wein auf dem Tisch, das Licht …
Außerdem hatte ich noch diese ernste und kindliche Vorstellung, Schriftstellerin zu werden, und dazu brauchte ich, neben vielem anderen, eine eigene Grundlage. Vielleicht eine feste Sprache. Inzwischen hatte sich eine Beziehung zwischen mir und England herausgebildet, dem England atemberaubender Kunstsammlungen, dem England der Kathedralen, der Herrensitze, der Landschaften – ein England, geschaffen von Engländern, von englischen Reisenden, von Künstlern und Architekten, von Dichtern … Auch damit verband mich eine große Liebe! (Seite 238f)

Felicitas von Lovenberg hat den Text von Sybille Bedford um einen sechsseitigen „biografischen Essay“ ergänzt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Textauszüge: © SchirmerGraf Verlag

Sybille Bedford (Kurzbiografie)
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Das Tagebuch der jungen Russin Nina Lugowskaja – "Ich will leben" – gilt als aufschlussreiches Zeitdokument über das stalinistische Alltagsleben und widerlegt diejenigen, die nach Stalins Tod behaupteten, nichts von dessen Verbrechen gewusst zu haben.
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