Nachtschicht. Ich habe Angst

Nachtschicht. Ich habe Angst

Nachtschicht. Ich habe Angst

Originaltitel: Nachtschicht. Ich habe Angst – Regie: Lars Becker – Drehbuch: Lars Becker – Kamera: The Chau Ngo – Schnitt: Oliver Gieth – Musik: Frank Wulff, Stefan Wulff, Hinrich Dageför – Darsteller: Armin Rohde, Minh-Khai Phan-Thi, Ken Duken, Barbara Auer, Pierre Semmler, Ulrike Krumbiegel, Matthias Brandt, Sandra Borgmann, Henry Stange, Manuel Cortez, Melika Foroutan, Peter Jordan, Peter Kurth, Oscar Ortega Sanchéz u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Eine Nachtschicht beim Kriminaldauerdienst (KDD) in Hamburg: Nach einer Razzia bei einem Fabrikanten gefälschter Markenhemden, der illegal im Land lebende Ausländerinnen beschäftigt, geht die Polizei einem anonymen Hinweis auf Kindesmisshandlung nach. Der Vater des Schülers ahnt, dass dessen Lehrerin der Polizei den Hinweis gab und beauftragt deshalb einen zwielichtigen Bekannten, ihr einen Schreck einzujagen ...
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Kritik

Lars Becker entwickelt in dem Krimi "Nachtschicht. Ich habe Angst" nicht nur einen Handlungsstrang, sondern erzählt mehrere Geschichten, die alle miteinander über Kausalketten verknüpft sind.
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Erich Bo Erichsen, Mimi Hu, Teddy Schrader und Lisa Brenner (Armin Rohde, Minh-Khai Phan-Thi, Ken Duken, Barbara Auer) gehören zu einer von Walter Jülich (Peter Semmler) geleiteten Einheit des Kriminaldauerdienstes (KDD) in Hamburg. An diesem Abend beginnt ihre Nachtschicht mit einer Razzia in einer Textilmanufaktur, in der Hadschi Ramzi (Manuel Cortes) Ausländerinnen ohne Aufenthaltsgenehmigung beschäftigt, die gefälschte Markenhemden nähen müssen. Es besteht auch der Verdacht, dass Ramzi mit Menschenhandel zu tun hat. Zur Vorbereitung des Zugriffs hat sich Mimi Hu als Vietnamesin ohne Papiere ausgegeben und von Ramzi einstellen lassen. Kurz vor dem Einsatz taucht Soraya Ramzi (Melika Foroutan) mit ihrem zehnjährigen Sohn im Büro ihres Mannes auf. Lisa Brenner will deshalb den Zugriff verschieben, aber Erichsen und Schrader stürmen mit ein paar Polizisten das Gebäude. In dem Durcheinander gelingt es Ramzi, Erichsen als Geisel zu nehmen, ihm eine Pistole an den Kopf zu halten und zu fliehen. Schrader muss hilflos zusehen, weil er seine Dienstwaffe im Wagen ließ.

Kurze Zeit später ruft die Lehrerin Violetta Kiesewetter (Ulrike Krumbiegel) anonym in der Dienststelle des KDD an. Lisa Brenner nimmt das Gespräch entgegen.

Violetta Kiesewetter hatte gerade beim Elternsprechabend den Autohändler André Eggers (Matthias Brandt) und dessen Ehefrau Marlies (Sandra Borgmann) mit dem Vorwurf konfrontiert, ihren Sohn Johnny (Henry Stange) zu misshandeln. Der Lehrerin waren blutverkrustete Striemen auf dem Rücken ihres Schülers aufgefallen: Es sieht so aus, als habe ihn sein Vater mit einem Gürtel geschlagen. Seit längerer Zeit dokumentiert Violetta Kiesewetter solche Verletzungen mit Fotos. André Eggers beschimpfte die Lehrerin und behauptete, es gehe sie nichts an, wie er seinen Sohn erziehe.

Aufgrund des anonymen Hinweises fahren Lisa Brenner und Teddy Schrader bei den Eggers vorbei und bestehen darauf, den bereits schlafenden Jungen zu sehen. Johnny hat eine Beule am Kopf, die angeblich vom Eishockeyspielen stammt. Von den Striemen am Rücken ahnen die beiden Polizeibeamten nichts. Sie kehren wieder ins Kommissariat zurück.

Eggers, der ahnt, wer die Polizei angerufen hat, geht wütend in eine Spelunke und beauftragt den heruntergekommenen Gebrauchtwarenhändler Tommy Prokopp (Peter Kurth), Violetta Kiesewetter einen Schrecken einzujagen. Dafür gibt er ihm 1000 Euro, die er gerade am Bankautomaten gezogen hat.

Prokopp lauert der Lehrerin auf einem Parkplatz auf, folgt ihr zunächst, um ihr Angst zu machen und packt sie dann plötzlich von hinten. Violetta Kiesewetter hat ein Springmesser dabei, das sie an diesem Abend dem Sohn von Hadschi und Soraya Ramzi abnahm, der es wiederum von Prokopp gekauft hatte. Damit sticht sie den Angreifer zunächst in den Oberschenkel. Als dieser daraufhin erst recht zuschlägt, rammt sie ihm das Messer in den Bauch. Während Prokopp zusammensackt und stirbt, klingelt sein Handy. Violetta Kiesewetter nimmt es ihm aus der Brusttasche und hört Eggers‘ Stimme, der wissen will, ob Prokopp seinen Auftrag erledigt hat.

Die Beamten vom KDD finden bei der Leiche 920 Euro: Um einen Raubmord handelt es sich also nicht. Lisa Brenner schließt aus den Verletzungen und dem Tatort darauf, dass Prokopp eine Frau überfiel und von ihr erstochen wurde. Bei den Ermittlungen stoßen sie und ihre Kollegen erneut auf Eggers: Der wurde an diesem Abend mit Prokopp in einer Gaststätte gesehen, und nach dem Gespräch der beiden konnte dieser plötzlich seine Schulden beim Wirt bezahlen, obwohl er kurz zuvor noch sein Bier hatte anschreiben lassen.

Erichsen und Schrader fahren bei Eggers vorbei und nehmen ihn zur Vernehmung mit.

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Als Violetta Kiesewetter gegen Mitternacht nach Hause kommt, taucht Engelbert (Peter Jordan) bei ihr auf, ihr Schulrektor. Als sie vor einigen Jahren von einem Schüler so provoziert worden war, dass sie ihm eine Ohrfeige gegeben hatte, sorgte Engelbert dafür, dass die Beschwerde der Eltern im Sand verlief. Dafür erwartet er seither, dass ihm Violetta Kiesewetter sexuell gefügig ist. Nun verlangt er von ihr das Dossier über die misshandelten Kinder, denn er will keinen Ärger mit den Eltern. Violetta Kiesewetter wirft ihn hinaus, aber er hat zufällig gesehen, was auf dem Parkplatz geschah und erpresst sie damit. Die Lehrerin behauptet, die Unterlagen in der Schule zu haben. Unterwegs stößt sie Engelberg vor einen Lieferwagen. Schwer verletzt wird er ins Krankenhaus eingeliefert. Der schockierte Fahrer des Unfallautos sagt aus, der Fußgänger sei ihm vors Auto gelaufen.

Violetta Kiesewetter meldet sich beim KDD und legt Lisa Brenner Fotos vor, die beweisen, dass Johnny Eggers geschlagen wurde. Dessen Vater behauptet, nicht er, sondern ein anderer Junge habe Johnny verprügelt. Da ihm keine Straftat nachzuweisen ist, darf er das Kommissariat verlassen.

Ramzi will mit dem Nachtzug nach Paris. Da er sich beim Abschied mit seiner Frau Soraya stritt, gibt diese dem KDD einen telefonischen Hinweis. Daraufhin können Erichsen, Schrader und Mimi Hu den Flüchtigen im Zug festnehmen.

Bei der Vernehmung sagt Soraya Ramzi aus, dass Violetta Kiesewetter an diesem Abend ihrem Sohn ein Springmesser abgenommen habe.

Daraufhin fahren Erichsen und Schrader zu der Lehrerin. In der Wohnung hören sie Eggers. Er bedroht Violetta Kiesewetter mit einer Pistole. Erichsen bricht die Tür auf. Eggers schießt und trifft Schrader in den Kopf.

Im Krankenhaus erklärt die Ärztin, dass Schrader im Wachkoma liege und sein Gehirn irreparable Schäden aufweise. Erichsen will heimlich die Geräte abschalten, an denen sein junger Kollege hängt [Sterbehilfe], aber die Ärztin ertappt ihn dabei und zeigt durch ein Glasfenster auf einen Mann im Nachbarzimmer, der gerade aus dem Koma erwachte. Es handelt sich um den Schulrektor.

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Lars Becker entwickelt in „Nachtschicht. Ich habe Angst“ nicht nur einen Handlungsstrang, sondern erzählt mehrere Geschichten, die alle miteinander über Kausalketten verknüpft sind.

Geschichten bringen Geschichten hervor, vermehren sich wie Kaninchen, bilden wie die Natur im Frühjahr nach allen Seiten Triebe aus. (Eva Marz, Süddeutsche Zeitung, 28. Januar 2008)

Ebenso überzeugend wie das Drehbuch ist die hochkarätige Besetzung. Matthias Brandt gibt sich einmal nicht als sensibles Weichei, sondern als jähzornigen Brutalo. Besonders hervorzuheben ist die facettenreiche Darstellung von Ulrike Krumbiegel in der Rolle einer engagierten Lehrerin mit widersprüchlichen Charakterzügen.

Bei „Ich habe Angst“ handelt es sich um den fünften Film der Fernsehreihe „Nachtschicht“. Er lief erstmals am 28. Januar 2008 im ZDF.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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