Öffne die Augen

Öffne die Augen

Öffne die Augen

Originaltitel: Abre Los Ojos - Videotitel: Virtual Nightmare - Regie: Alejandro Amenábar - Buch: Alejandro Amenábar und Matéo Gil - Kamera: Hans Burmann- Schnitt: Elena Sainz de Rozas - Musik: Alejandro Amenábar und Mariano Marín - Darsteller: Eduardo Noriega, Penélope Cruz, Chete Lera, Fele Martínez, Najwa Nimri, Gerard Barray, Gérard Barray, Miguel Palenzuela, Pedro Miguel Martínez, Jorge de Juan, Ion Gabella, Tristán Ulloa u.a. - 1997; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Madrid 1997. Am Morgen mahnt eine weibliche Stimme aus dem Radiowecker neben dem Bett: "Öffne deine Augen!" Der Yuppie Cesar, der am Abend seinen 25. Geburtstag feiern wird, steht auf und fährt los, um mit seinem besten Freund Squash zu spielen. Plötzlich merkt er, dass außer ihm niemand unterwegs ist, obwohl es 10 Uhr ist. Ratlos sieht er sich um ...

mehr erfahren

Kritik

"Öffne die Augen" ist aus sich überlappenden Erzähl- und Handlungsebenen montiert. Die Zuschauer können nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden; sie starren aufmerksam auf die Leinwand und warten gespannt auf Hinweise, die eine Interpretation und Orientierung erlauben: Ein intelligentes Spiel.
mehr erfahren

Madrid 1997. Cesar (Eduardo Noriega) ist ein gut aussehender, selbstzufriedener Yuppie in Madrid. Geld spielt für ihn keine Rolle, denn seine Eltern kamen vor fünfzehn Jahren bei einem Unfall ums Leben, und sein Vater vererbte ihm eine Restaurantkette. Weil er jede Frau ins Bett kriegt, schickt er sie jeweils nach einer einzigen Nacht wieder fort.

Am Morgen mahnt eine weibliche Stimme aus dem Radiowecker neben seinem Bett: „Öffne die Augen!“ Er zieht sich an und fährt los, um mit seinem Freund Pelayo (Fele Martinez) Squash zu spielen. Plötzlich merkt er, dass außer ihm niemand unterwegs ist, obwohl es 10 Uhr ist. Überrascht hält er an, steigt aus und sieht sich ratlos um.

„Öffne die Augen!“ Wieder hört er die weibliche Stimme aus dem Radiowecker. Cesar steht auf und geht ins Bad. Die Nacht hat er mit Nuria (Najwa Nimri) verbracht. Sie liegt noch im Bett und träumt bereits vom nächsten Zusammensein, aber Cesar fordert sie barsch auf, ihn nach dem Verlassen seiner Wohnung nicht mehr anzurufen. Diesmal ist in den Straßen von Madrid alles wie gewohnt. Unterwegs steigt Pelayo zu ihm ins Auto. Wie verabredet, fahren sie zum Squash-Spielen.

Am Abend feiert er mit einer großen Party in seiner Luxuswohnung seinen 25. Geburtstag. Pelayo erscheint mit einer neuen Bekannten, einer dunkelhaarigen Theaterwissenschaft-Studentin namens Sofia (Penélope Cruz), und verrät seinem Freund, dass er ernsthaft in sie verliebt sei. Cesar hat nur noch Augen für Sofia. Um Nuria zu ärgern, die uneingeladen zur Party gekommen ist, bittet er Sofia, sich demonstrativ mit ihm zu unterhalten. Pelayo, der von niemand beachtet wird, trinkt zu viel, verabschiedet sich dann und geht allein. Cesar bringt Sofia nach Hause. Er bleibt die ganze Nacht bei ihr, sitzt mit ihr auf der Couch und redet mit ihr. Zum ersten Mal hat er sich verliebt. Ist sie die Frau seines Lebens?

Als er zu seinem Wagen geht, kommt Nuria angefahren. Offenbar hat sie ihm und Sofia nachspioniert. In der Hoffnung, sie beruhigen zu können, folgt Cesar ihrer Aufforderung und steigt zu ihr ins Auto. Während sie außer sich vor Schmerz und Eifersucht darüber redet, was Glück bedeutet, drückt sie immer stärker aufs Gaspedal und rast schließlich mit Vollgas einen Abhang auf der linken Seite hinunter, wo der Wagen an einer Betonmauer zerschellt.

Cesar trifft Sofia im Parque del Retiro und erzählt ihr von einem Albtraum: Während er bei Nuria im Auto saß, raste sie gegen eine Betonmauer, um sich und ihn zu töten. Sie kam ums Leben, und er war durch seine Gesichtsverletzungen schrecklich entstellt. An die von Sofia erwähnte Geburtstagsparty erinnert er sich nicht.

Nuria ist tot, Cesar schwer verletzt. Trotz einiger plastischer Operationen gleicht sein Gesicht einer Fratze, das er hinter einer Latexmaske versteckt.

Nach einiger Zeit folgt er Sofia, die ein Clownskostüm trägt, das Gesicht weiß geschminkt hat und im Park unbeweglich eine Pose einnimmt, damit Passanten ein paar Münzen in ihre aufgestellte Schachtel werfen. Cesar stellt sich vor sie hin, und als es zu regnen beginnt, spricht er sie an. Widerstrebend verabredet Sofia sich mit ihm in einer Diskothek.

Sie bringt Pelayo mit. Nach ein paar Stunden wollen Cesar und Pelayo sie von der Diskothek nach Hause begleiten, doch unterwegs trennt sie sich von ihnen und läuft allein weiter. Gleich darauf verabschiedet auch Pelayo sich von Cesar. Der verdächtigt ihn, sich hinter der nächsten Straßenecke mit Sofia treffen zu wollen, und läuft ihm nach. Doch er ist so betrunken, dass er zusammenbricht und auf der Straße liegen bleibt.

Er kommt wieder zu sich, als Sofia sich über ihn beugt und sagt: „Öffne die Augen!“ Sie gesteht ihm ihre Liebe und zieht bei ihm ein. Sein Gesicht wird durch eine neuartige Operationstechnik so regeneriert, wie es vor dem Unfall aussah. Sofia und Cesar schwelgen im Glück ihrer Liebe. Er kann kaum glauben, dass das alles wirklich geschieht.

Eines Nachts steht er auf und geht ins Badezimmer. Im Spiegel sieht er plötzlich wieder sein entstelltes Gesicht. Ein Albtraum! Im Bett liegt nicht Sofia, sondern Nuria. Sie hat also den Unfall überlebt! Er schlägt sie. Sie versichert ihm, Sofia zu sein, aber er lässt sich nicht irritieren und zerrt sie mit zur Polizeistation. Dort sagt man ihm, die Frau habe einwandfreie Papiere auf den Namen Sofia. Offenbar habe er sie geschlagen, aber sie verzichte auf eine Anzeige wegen Körperverletzung. Auf dem Korridor der Polizeistation kommt ihm Pelayo entgegen. Er hat Sofia gerade nach Hause gebracht und beschimpft Cesar, weil er sie verprügelte.

Cesar dringt in Sofias Wohnung ein. Auf den Fotografien an den Wänden sieht er statt Sofia überall nur noch Nuria. Eine Frau schlägt ihn nieder. Er glaubt, es sei Nuria, aber sie beteuert, Sofia zu sein und ihn für einen Einbrecher gehalten zu haben. Als sie mit einem Glas Wasser für ihn aus der Küche zurückkommt, sieht sie auch wieder wie Sofia aus. Beim Liebesakt verwandelt sie sich jedoch erneut in Nuria, und in seiner Verzweiflung erstickt Cesar sie mit einem Kissen.

Daraufhin wird er wegen Mordes angeklagt und eingesperrt. Antonio (Chete Lera), ein Psychiater, der für das Gericht ein Gutachten über ihn erstellen soll, versucht in zahlreichen Gesprächen, sich ein Bild über ihn zu machen. Anfangs kauert Cesar zu seinen Füßen, weil ihm nur noch auf den Boden Verlass zu sein scheint. Er weigert sich, die Maske abzunehmen und kann sich nur bruchstückhaft an die Ereignisse seit seinem 25. Geburtstag erinnern. Haben seine Geschäftspartner ein Komplott gegen ihn geschmiedet? Als der Psychiater erfährt, dass Cesar im Schlaf mehrmals „Elly“ gerufen hat, fragt er ihn, wer das sei, aber Cesar kann es ihm nicht sagen.

Im Gemeinschaftsraum sieht Cesar zufällig eine Fernsehsendung über „Life Extension“, abgekürzt „L. E.“ – Elly! Dem Sprecher Serge Duvemois (Gerard Barray) ist er schon einmal begegnet. Aufgeregt erzählt er Antonio bei dessen nächsten Besuch, er könne sich an ein Gespräch mit Serge Duvemois in einem Unternehmen erinnern, das sich in Einzelverträgen verpflichtet, Menschen nach ihrem Tod so lange einzufrieren, bis der medizinische Fortschritt ihre Wiederbelebung ermöglicht.

Der Psychiater erreicht, dass er und ein Bewacher mit Cesar zu dem Unternehmen fahren können. Dort zeigt man ihnen einen von Cesar unterschriebenen Vertrag. Gegen einen Aufpreis hat er sich für die Übergangszeit zwischen seinem Tod und der Wiederbelebung eine virtuelle Welt gewünscht. Entsetzt flieht Cesar aus dem Gebäude. Einem Sicherheitsbeamten, der sich ihm in den Weg stellt, entreißt er die Pistole und erschießt ihn. Zwei andere Wachmänner fordern ihn mit gezogenen Waffen auf, sich zu ergeben. Verzweifelt versucht er, aus dem Albtraum aufzuwachen. Der Psychiater wirft sich zwischen ihn und seine Verfolger. Schüsse knallen. Antonio stürzt auf Cesar. Nach einer Weile stellt er verwundert fest, dass er unverletzt ist und nicht – wie er glaubte – eine Kugel im Rücken hat. Sobald er sich erhoben hat, springt Cesar auf, rennt ins Hochhaus zurück und fährt mit dem Lift hinauf aufs Dach. Dort wartet Serge Duvemois bereits und erklärt ihm, ebenso virtuell wie der Psychiater zu sein. Cesar habe vor 150 Jahren den Vertrag mit dem L.-E.-Unternehmen geschlossen und sich gleich danach vergiftet. Von dem Augenblick an, als er nach dem Diskothekenbesuch mit Sofia und Pelayo in der Straße zusammenbrach, sei alles ein künstlich erzeugter Traum gewesen. Um ihn zu beenden, müsse er sich noch einmal töten. Sofia und Antonio, die beide auch auf dem Dach erscheinen, sehen zu, wie Cesar sich schreiend in die Tiefe stürzt.

Aus dem Off ist wieder eine ruhige Frauenstimme zu hören: „Öffne die Augen“.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„Öffne die Augen“ ist eine vertrackte Montage aus sich überlappenden Erzähl- und Handlungsebenen. Die Zuschauer können den ganzen Film hindurch nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden; sie starren aufmerksam auf die Leinwand und warten gespannt auf Hinweise, die eine Interpretation und Orientierung erlauben: Ein intelligentes Spiel. Ein albtraumartiger futuristischer Psychothriller. Wurde Cesar nach dem Unfall eingefroren und erlebt nun alles – auch die Lebensphase davor – in seinem künstlich erzeugtem Traum?

„Können Sie Traum und Wirklichkeit nicht unterscheiden? – Ich schon!“ (Cesar zu seinem Psychiater Antonio.)

Motive aus dem dem Musical „Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber und Charles Hart sowie den Romanen „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde und „Die totale Erinnerung“ von Philip K. Dick hat Alejandro Amenábar in „Öffne die Augen“ aufgegriffen und verknüpft.

Musiktitel: Rising Sun, Flying Away, How Do, Tremble Goes The Night, El Detonador EMX-3, Sick of You, Olamour, T-Sebo, Arrecife, Yo Mismo.

Alejandro Amenábars Film war in Deutschland zunächst nur als Video unter dem Titel „Virtual Nightmare“ zu haben. Erst am 24. Januar 2002, nachdem das Remake „Vanilla Sky“ (2001) bekannt geworden war, kam auch „Öffne die Augen“ in die deutschen Kinos. Penélope Cruz spielte übrigens in beiden Filmen die Rolle der Sofia.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Cameron Crowe: Vanilla Sky

Alejandro Amenábar (kurze Biografie / Filmografie)
Alejandro Amenábar: Tesis
Alejandro Amenábar: The Others
Alejandro Amenábar: Das Meer in mir
Alejandro Amenábar: Agora. Die Säulen des Himmels

Mark Z. Danielewski - Only Revolutions
Mark Z. Danielewski hat sich mit "Only Revolutions" ein einzigartiges Buch ausgedacht. Das gilt für die sprachliche Form, einen stream of consciousness in beat poetry, und v.a. für die vom Verlag mit großem Aufwand realisierte Gestaltung.
Only Revolutions