Abraham Lincoln


Abraham Lincoln wurde am 12. Februar 1809 auf der Sinking Spring Farm bei Hodgenville/Kentucky als zweites von drei Kindern des baptistischen Farmerehepaars Thomas und Nancy Lincoln, geboren.

1816 verlor Thomas Lincoln seinen Besitz und zog daraufhin mit der Familie nach Little Pigeon Creek/Indiana. Dort starb Nancy Lincoln zwei Jahre später. Nach Ablauf des Trauerjahres heiratete Thomas Lincoln die Witwe Sarah Bush Johnston, die drei Kinder mit in die Ehe brachte.

Kurz nachdem die Familie 1830 ins Macon County/Illinois übersiedelt war, verließ Abraham Lincoln das Elternhaus. Obwohl er kaum Schulunterricht bekommen hatte, weil die Arbeit auf der Farm wichtiger gewesen war, erhielt er in New Salem/Illinois eine Stelle als Kaufmannsgehilfe. Als Flößer fuhr er 1831 auf dem Ohio und dem Mississippi nach New Orleans. Im Jahr darauf meldete er sich als Freiwilliger bei der Armee, nahm am Kriegszug gegen die von Häuptling Black Hawk angeführten Sauk-Indianer teil. Dass er Reden halten konnte und zum Captain gewählt wurde, stärkte sein Selbstvertrauen.

1832 scheiterte Abraham Lincoln zwar bei den Wahlen für das Repräsentantenhaus von Illinois, aber 1834 erhielt er als Vertreter der oppositionellen United States Whig Party ein Mandat, und zwei Jahre später wählte man ihn bereits zum Parteivorsitzenden.

Schon sein Vater hatte die Sklavenhaltung abgelehnt. Abraham Lincoln wandte sich 1837 in einer Rede erstmals öffentlich gegen die Sklaverei.

Nachdem der Autodidakt vorübergehend ein Ladengeschäft geführt und als Postmeister gearbeitet hatte, wurde er Rechtsanwalt und eröffnete 1841 mit seinem Kollegen John T. Stuart eine Kanzlei in Springfield/Illinois.

Seine erste Liebe, Ann Rutledge, war 1835 gestorben. Am 4. November 1842 heiratete Abraham Lincoln Mary Todd, die Tochter einer reichen Familie in Lexington/Kentucky, die auf ihren Plantagen Sklaven einsetzte. Entsprechend wenig hielten die Todds von der Eheschließung einer der ihren mit einem mittellosen Anwalt und Politiker, der keinen Zweifel daran ließ, dass er die Sklaverei für ein Übel hielt.

Kurz nach der Hochzeit beendete Abraham Lincoln seine Abgeordnetentätigkeit, denn er wollte sich nun verstärkt dem Broterwerb widmen. 1844 konnte er sich bereits ein Haus in Springfield leisten.

Zwischen 1843 und 1853 gebar Mary Lincoln vier Söhne: Robert (1843 – 1926), Edward (1846 – 1850), Willie (1850 – 1862) und Thomas (1853 – 1871). Robert erreichte als einziger das Erwachsenenalter.

1846 ging Abraham Lincoln erneut in die Politik, ließ sich für die Whigs ins Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika wählen und zog allein nach Washington, D. C. Dort kritisierte er die gegen Mexiko gerichtete Kriegspolitik des Präsidenten James K. Polk und initiierte im Januar 1849 eine Resolution zur Einschränkung der Sklaverei im District of Columbia.

Im selben Jahr kehrte er zu seiner Familie nach Springfield zurück.

Die Frage der Sklaverei bewog ihn, 1855 erneut für ein Mandat im US-Senat zu kandidieren.

1807 hatte es der amerikanische Kongress untersagt, weitere Sklaven ins Land zu bringen. Aber nach wie vor arbeiteten eineinhalb Millionen schwarze Sklaven auf den Plantagen der Südstaaten; in South Carolina machten sie zwei Drittel der Bevölkerung aus, in Virginia die Hälfte, in Maryland ein Drittel. Während es

den in Handel und Industrie beschäftigten Menschen in den amerikanischen Nordstaaten verhältnismäßig leicht fiel, auf die „Peculiar Institution“ zu verzichten, basierte die im Süden vorherrschende Plantagen-Wirtschaft auf der Sklavenarbeit. Um im Kongress ein Gleichgewicht zwischen dem Norden und dem Süden zu schaffen, also einen Interessenausgleich zwischen der Industrie und den Plantagen, wurde die Sklavenhaltung 1820 nördlich der 1763/67 von Charles Mason und Jeremiah Dixon vermessenen Grenze zwischen Pennsylvania und Maryland – der Mason-Dixon-Linie – mit Ausnahme von Missouri verboten (Missouri-Kompromiss). Durch den Landgewinn im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846 – 1848) ging die Balance zwar verloren, wurde aber durch die Aufnahme des sklavenfreien Staates Kalifornien als 31. Mitglied in die Union 1850 wiedererlangt. Der demokratische Senator Stephen A. Douglas initiierte allerdings ein Gesetz, das es den beiden nördlich der Mason-Dixon-Linie liegenden, aus dem nördlichen Teil der von Frankreich erworbenen Kolonie Louisiana entstandenen Staaten Kansas und Nebraska freistellte, über die Sklaverei zu entscheiden, und US-Präsident Franklin Pierce unterzeichnete den Kansas-Nebraska Act am 30. Mai 1854. Kritiker des Gesetzes bildeten am 28. Februar 1854 die Republikanische Partei. Und als deren Mitglied kehrte Abraham Lincoln in die Politik zurück. Er gehörte nicht zu den kompromisslosen Abolitionisten, sondern zu den gemäßigten Gegnern der Sklaverei.

Nachdem 1855 seine Kandidatur für einen Sitz im Senat gescheitert war, versuchte Abraham Lincoln es drei Jahre später erneut. Im Wahlkampf lieferte er sich mit dem Demokraten Stephen A. Douglas – dem Initiator des Kansas-Nebraska Act – Rededuelle, deren Inhalt von den Zeitungen im ganzen Land verbreitet wurde (Lincoln-Douglas-Debatten). Zitate des geschickten Rhetorikers Abraham Lincoln gingen in den allgemeinen Sprachschatz ein. So sagte er beispielsweise: „Die Wahlversprechen von heute sind die Steuern von morgen.“ Zwar gelang es Abraham Lincoln auch 1858 nicht, ein Mandat zu erringen, aber man kannte ihn jetzt überall in den USA.

Er näherte sich den Freimaurern und stellte schließlich einen Aufnahmeantrag, zog diesen jedoch 1860 wieder zurück.

Am 18. Mai 1860 wählten die Republikaner Abraham Lincoln nämlich zu ihrem Spitzenkandidaten für die im Herbst anstehende Wahl des nächsten US-Präsidenten. Bei den Vorwahlen erhielt Abraham Lincoln zwar im Süden nur wenige Stimmen, aber im Norden dafür umso mehr. Insgesamt konnte er 40 Prozent der Wählerstimmen und 59 Prozent der Wahlmänner für sich gewinnen. Abraham Lincoln wurde denn auch am 6. November 1860 zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.

Bevor Abraham Lincoln am 4. März 1861 vereidigt wurde, sagte sich South Carolina am 20. Dezember 1860 von den United States of America los, und innerhalb weniger Wochen erklärten weitere sechs Südstaaten ihre Unabhängigkeit. Anfang Februar 1861 trafen sich Delegierte der Sezessionisten in Montgomery/Alabama, etablierten eine vorläufige Bundesregierung und wählten Jefferson Davis zum Präsidenten der „Confederate States of America“. Dem neuen Staatenbund schlossen sich bis Mai weitere vier Staaten an.

Am 12. und 13. April 1861 beschossen Südstaatler die im Fort Sumter/South Carolina, stationierten US-Truppen und entfesselten den Amerikanischen Bürgerkrieg.

Die Konföderation verlegte ihre Hauptstadt am 29. Mai 1861 von Montgomery/Alabama nach Richmond im Staat Virginia, von dem sich der in der Union verbleibende Westen abspaltete.

Abraham Lincoln unterzeichnete am 20. Mai 1862 ein Gesetz, das es jedem erwachsenen US-Bürger erlaubte, sich auf unbesiedeltem Land niederzulassen – wozu auch Indianergebiete gezählt wurden – und durch die Bewirtschaftung nach fünf Jahren ein maximal etwa 600 000 Quadratmeter großes Areal zu erwerben (Homestead Act).

In einem offenen Brief an die „New York Tribune“ erklärte Abraham Lincoln am 22. August 1862, sein primäres Ziel sei es nicht, die Sklaverei zu beenden, sondern es gehe ihm vor allem darum, die Union zu retten. „Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun; und könnte ich die Union retten, indem ich einige Sklaven befreite und andere nicht, so würde ich auch das tun. Alles, was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten.“

Im Verlauf des amerikanischen Bürgerkriegs wuchs Abraham Lincolns Überzeugung, dass die Sklaverei die Ursache der Verwerfungen gewesen sei und beseitigt werden müsse. Er strebte die Sklavenbefreiung aber auch an, weil er damit die aufrührerischen Südstaaten schwächen und England ebenso wie Frankreich von einem Eingreifen zugunsten der Konföderation abhalten wollte. Nachdem der Kongress bereits die Sklaven der Kriegsgegner für frei erklärt hatte (Confiscation Acts, 1861/62), wollte Abraham Lincoln im Sommer 1862 die Sklavenbefreiung in den konföderierten Staaten proklamieren. Weil dies jedoch vor dem Hintergrund einiger Niederlagen der Nordstaaten als Schwäche hätte interpretiert werden können, verschob er die Verkündung bis nach dem Sieg in der Schlacht am Antietam (auch: Schlacht bei Sharpsburg) in Maryland am 17. September 1862, bei der mehr als 23 000 Soldaten fielen.

Am 1. Januar 1863 unterschrieb Abraham Lincoln die Emanzipationsakte, mit der die Sklaverei jedoch zunächst nur in den konföderierten Staaten abgeschafft wurde, denn er wollte die in der Union verbliebenen Staaten Delaware, Maryland, Kentucky und Missouri nicht verprellen, in denen es 750 000 Sklaven gab.

Weil die US-Regierung wegen des Bürger- bzw. Sezessionskrieges die die allgemeine Wehrpflicht einführte, kam es im Juli 1863 zu Krawallen in New York (Draft Riots).

Zu Lincolns berühmtesten Reden gehört die kurze Ansprache, die er am 19. November 1863 anlässlich der Einweihung eines Soldatenfriedhofs in Gettysburg als Ehrengast hielt (Gettysburg Address). Er sagte u. a.: „Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, um zu erproben, ob diese oder jede andere so gezeugte und solchen Grundsätzen geweihte Nation dauerhaft bestehen kann. […] Es ist […] an uns, geweiht zu werden der großen Aufgabe, die noch vor uns liegt […] auf dass diese Nation, unter Gott, eine Wiedergeburt der Freiheit erleben – und auf dass die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“

Die Südstaaten, die in der Schlacht von Gettysburg vom 1. bis 3. Juli 1863 eine verheerende Niederlage erlitten hatten, hofften darauf, dass Abraham Lincoln in der nächsten Amtsperiode von einem weniger entschlossenen Präsidenten abgelöst würde. Aber am 8. November 1864 erhielt Abraham Lincoln 212 der 233 Wahlmännerstimmen und wurde damit wiedergewählt.

Noch vor seiner erneuten Vereidigung am 4. März 1865 weitete er die Abschaffung der Sklaverei auf die Nordstaaten aus. Der entsprechende Zusatzartikel zur Verfassung wurde im Januar 1865 vom Senat und vom Repräsentantenhaus verabschiedet. (Die in den Bundesstaaten erforderliche Ratifizierung erfolgte in Mississippi erst 130 Jahre später.)

Über den Ausgang des Amerikanischen Bürgerkriegs entschieden am Ende das größere Wirtschaftspotenzial und die stärkere Rüstungsindustrie der Nordstaaten: Am 9. April 1865 kapitulierte General Lee in Appomattox/Virginia.

Fünf Tage nach der Kapitulation in Appomattox wurde Präsident Lincoln im Ford-Theater in Washington, D. C., von dem fanatischen Südstaatler John Wilkes Booth niedergeschossen, und am 15. April starb er. Bei dem Anschlag wurde auch Außenminister William Henry Seward schwer verletzt.

Beigesetzt wurde Abraham Lincoln am 5. Mai 1865 auf dem Friedhof Oak Ridge Cemetery in Springfield.

John Booth wurde am 26. April in einer Scheune in Virginia 50 Kilometer südlich von Washington, D. C., gestellt. Er starb bei dem Schusswechsel. Seine Mitverschwörer Mary Surratt, George Atzerodt, David Herold und Lewis Powell wurden am 5. Juli 1865 von einem Militärgericht zum Tod verurteilt und zwei Tage später hingerichtet.

1922 weihte man das Lincoln Memorial am Ufer des Potomac in Washington, D. C., ein.

1927 bis 1941 sprengte und meißelte der amerikanische Bildhauer John Gutzon de la Mothe Borglum mit Hunderten von Arbeitern aus dem Granit des Mount Rushmore in South Dakota Skulpturen der US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt.

Robert Redford drehte 2010 den Kinofilm „Die Lincoln Verschwörung“. Zwei Jahre später schuf Steven Spielberg das Biopic „Lincoln“ mit Daniel Day-Lewis in der Titelrolle:

Literatur über Abraham Lincoln:

  • Ronald D. Gerste: Abraham Lincoln. Begründer des modernen Amerika (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-2130-9)
  • Jörg Nagler: Abraham Lincoln. Amerikas großer Präsident. Eine Biographie (Verlag C. H. Beck, München 2009,. ISBN 978-3-406-58747-4)

© Dieter Wunderlich 2013

Mary Surratt (kurze Biografie)
Amerikanischer Bürgerkrieg

Steven Spielberg: Lincoln
Robert Redford: Die Lincoln Verschwörung

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