Adolf Muschg : Der Rote Ritter

Der Rote Ritter
Der Rote Ritter Die Geschichte von Parzivâl Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M 1993
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

"Gurzgrî. Wie Sigûne dazu kommt, eine Katze vor dem Galoppieren zu bewahren", lautet die Überschrift des ersten Abschnitts. Adolf Muschg greift die Gralssage auf, erzählt "eine Geschichte von Parzivâl", aber er verbindet mit der Vergangenheit die Gegenwart und mit der Überlieferung die eigene Fantasie.
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Kritik

Adolf Muschg bringt sich in die Fabel selbst mit ein und stellt sich auch noch drei allwissend beobachtende Eier zur ironischen Kommentierung an die Seite. So werden Märchen und Parodie verblüffend vermischt: "Der Rote Ritter".

Soll ich mir das antun und 1000 Seiten mittelalterliche Geschichten lesen? — Schon die ersten Seiten ziehen mich in ihren Bann durch die Farbigkeit und Besonderheit der Sprache. Zugegeben, zunächst muss man sich an die vermeintliche Umständlichkeit und Sperrigkeit der Erzählweise gewöhnen, aber sie vermittelt auf gelungene Art das Spröde der achthundert Jahre alten Gral- und Artussage. Zahlreiche Schauplätze und über hundert Personen auf ihren miteinander verwobenen Lebenswegen werden ideenreich und liebevoll detailliert vorgestellt. (Das Namensregister ist dabei sehr hilfreich.)

Wenn die Geschichte des Roten Ritters, dessen Name auf Wolfram von Eschenbach verweist, auch von der ursprünglichen Legende abweicht, so ist das kein Nachteil. Der Autor bringt sich in die Fabel selbst mit ein und stellt sich auch noch drei allwissend beobachtende Eier zur ironischen Kommentierung an die Seite. So werden Märchen und Parodie verblüffend vermischt.

Adolf Muschg führt mit diesem ungewöhnlichen Roman durch eine „Weltgeschichte“ (so bezeichnet es der Verlag), die uns die Denkweise der Menschen im Mittelalter näher bringt und er macht uns klar, dass die damalige Sicht der Dinge teilweise auf unsere Zeit übertragen werden kann. Überdies versteht man nach der Lektüre auch besser, was mit dem vagen Begriff „Gral“ gemeint sein könnte.

Friedrich Adolf Muschg wurde am 13. Mai 1934 in Zollikon im Kanton Zürich geboren, und zwar als Sohn des Grundschullehrers Friedrich Adolf Muschg Senior (1872 – 1948) und dessen zweiter Ehefrau Frieda (geb. Ernst), einer Krankenschwester. Adolf Muschgs Halbbruder aus der ersten Ehe des Vaters war zu diesem Zeitpunkt bereits Mitte 30. Ab 1946 besuchte Adolf Muschg das Kantonale Literargymnasium in Zürich. Nach zwei Jahren im Internat der Evangelischen Lehranstalt Schiers schloss er die Schulbildung 1953 mit der Matura am Literargymnasium Rämibühl in Zürich ab. Adolf Muschg studierte von 1953 bis 1959 Germanistik, Anglistik und Psychologie in Zürich und zwischendurch in Cambridge. 1959 promovierte er mit einer Dissertation über Ernst Barlach bei Emil Staiger in Zürich.

Von 1959 bis 1962 unterrichtete Adolf Muschg Deutsch an der Kantonalen Oberrealschule in Zürich. Dann lehrte er an der International Christian University Tokyo (1962 – 1964), als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Göttingen (1964 – 1967), Assistant Professor an der Cornell University in Ithaca/New York (1967 – 1969) und Forscher an der Universität Genf (1969/70). 1970 wurde Adolf Muschg als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich berufen. Nachdem er 1997 noch ein Graduiertenkolleg an der Semper-Sternwarte Zürich gegründet hatte, emeritierte Adolf Muschg 1999. ➤ Fortsetzung

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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2002

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.