Victor Klemperer : Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher

Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher
Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten Tagebücher 1933 - 1945 Originalausgabe: 8 Bände Aufbau-Verlag, Berlin 1995 1800 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Seit seinem 17. Lebensjahr hielt Victor Klemperer seine Eindrücke und Gedanken schriftlich fest. Auch im "Dritten Reich" setzte der Romanist diese Gewohnheit fort, obwohl er befürchten musste, dass seine regimekritischen Notizen bei einer unangemeldeten Hausdurchsuchung entdeckt werden könnten. Seine Ehefrau Eva brachte die losen Blätter deshalb regelmäßig zu einer unverdächtigen Freundin. So blieben Victor Klemperers Tagebuch-Aufzeichnungen erhalten.
mehr erfahren

Kritik

Victor Klemperers "Tagebücher 1933 - 1945" zeichnen sich durch präzise wiedergegebene detaillierte Beobachtungen aus dem Alltag unter dem NS-Regime und scharfsinnig-kritische Analysen aus. Sein besonderes Augenmerk galt der nationalsozialistischen Sprache.

 

Der seit 1906 mit einer Nichtjüdin verheiratete und 1912 zum protestantischen Glauben konvertierte Romanist Victor Klemperer verlor 1935 durch die Nationalsozialisten seine Professur an der Universität Dresden. Die ihm aufgezwungene Untätigkeit nutzte er, um noch intensiver als zuvor Eindrücke und Gedanken schriftlich festzuhalten. Er schrieb eigentlich keine Tagebücher, sondern Notizen auf losen Blättern, und weil er befürchtete, dass die regimekritischen Aufzeichnungen bei einer unangemeldeten Hausdurchsuchung entdeckt werden könnten, brachte seine Frau Eva die Blätter regelmäßig zu einer unverdächtigen Freundin, die sie bei sich aufbewahrte. So blieben Victor Klemperers Tagebuch-Aufzeichnungen erhalten.

Er selbst hatte wohl keine Veröffentlichung geplant, aber nach seinem Tod am 11. Februar 1960 in Dresden bereitete seine Witwe Hadwig (seine zweite Ehefrau) die Blätter im Archiv der Sächsischen Landesbibliothek für eine Publikation vor. Walter Nowojski, ein ehemaliger Schüler Victor Klemperers, editierte 1995 die „Tagebücher 1933 – 1945“ in acht Bänden unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“.

Die „Tagebücher“ zeichnen sich durch präzise wiedergegebene detaillierte Beobachtungen aus dem Alltag unter dem NS-Regime und scharfsinnig-kritische Analysen aus.

Victor Klemperer schilderte viele Kleinigkeiten und hielt auch Witze, Gerüchte und Frontmeldungen fest. Sein besonderes Augenmerk galt der nationalsozialistischen Sprache, der lingua tertii imperii (LTI), über die er 1947 ein Buch veröffentlichte. Die „Tagebücher“ zeigen auf, welches Unrecht den Juden im „Dritten Reich“ angetan wurde. Aus einer Eintragung vom 16. März 1942 geht hervor, dass Victor Klemperer zu diesem Zeitpunkt bereits von Auschwitz gehört hatte.

Als kritische Chronik des „Dritten Reiches“ und Dokument der Zeitgeschichte stieß die achtbändige Ausgabe „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945“ auf großes Interesse. Während die gedruckte Version gekürzt und sprachlich überarbeitet worden war, gaben Walter Nowojski und Christian Löser inzwischen den vollständigen Originaltext digital heraus (Victor Klemperer: Die Tagebücher 1933 – 1945. Digitale Bibliothek, Directmedia Publishing, Berlin 2007).

Nach Motiven aus „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945“ inszenierte Kai Wessel 1999 mit Matthias Habich als Hauptdarsteller einen zwölfteiligen Fernsehfilm über Victor Klemperer: „Klemperer. Ein Leben in Deutschland“.

Klemperer. Ein Leben in Deutschland – Regie: Kai Wessel – Drehbuch: Peter F. Steinbach, nach „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945“ von Victor Klemperer – Kamera: Rudolf Blahacek – Musik: Andreas Hoge – Darsteller: Matthias Habich (Victor Klemperer), Dagmar Manzel (Eva Klemperer) u. a. – 1999; 630 Minuten (zwölfteiliger Fernsehfilm)

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005/2007

Victor Klemperer (Kurzbiografie)

Yann Queffélec - Barbarische Hochzeit
Die Hilflosigkeit des verstoßenen Jungen müsste Yann Queffélec eigentlich nahe gegangen sein, aber er beschreibt das Martyrium in "Barbarische Hochzeit" eher sachlich.
Barbarische Hochzeit

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.