Marco Dorati : Professorenmensa

Professorenmensa
Professorenmensa Originalausgabe Nachwort: Thomas Poiss Edition Monhardt, Berlin 2020 ISBN 978-3-9817789-8-4, 147 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

14 Kurzgeschichten und Erzählungen:

Anfang − Sonntagmorgen − Nabel − Von einem verlassenen Andendorf − Umstülpung − Tempus − Leben − Geryon − Lächeln − Magen − Prometheus − Sterben − Schreibtisch − Der Kugelschreiber
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Kritik

Unter dem Buchtitel "Professorenmensa" sind 14 ungewöhnliche Erzählungen und Kurzgeschichten von Marco Dorati zusammengefasst. Surreal, absurd, aberwitzig, grotesk und verschroben sind sie alle, manche obendrein makaber. Mit Personennamen wie Pföns und Zuntz, vor allem aber mit seitenlangen Schachtelsätzen macht sich der Italiener über die deutsche Sprache lustig.
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Anfang

Die Fachwelt wartet gespannt auf die Ergebnisse jahrzehntelanger Forschungen eines berühmten Wissenschaftlers. Endlich erscheint sein Buch mit der Erkenntnis,

[…] dass das Problem des Ursprungs des Kosmos und zugleich das der offensichtlichen Abwesenheit Gottes von unserer Welt durch die zwingende Annahme gelöst werde, Gott sei bei der Explosion des von ihm selbst geschaffenen Uratoms, beim sogenannten Big Bang, überraschenderweise ums Leben gekommen […]

Sonntagmorgen

Während Knorp am Morgen seine Bahnen durchs Schwimmbecken zieht, sieht er durch die Schwimmbrille einen Riss im azurblauen Beckenboden. Statt sofort zum Rand zu schwimmen und hinauszuklettern, starrt Knorp gebannt auf den sich rasch im Zick-Zack erweiternden Spalt, durch den das Wasser davonwirbelt.

[…] Knorp fühlte, dass er nicht imstande sein würde, durch die Kraft seiner Arme dem Strudel zu entkommen. Und doch, während er immer schneller im Kreis herum und nach unten gezogen wurde, tröstete er sich mit dem Gedanken, es eröffne sich ihm nun wenigstens die Möglichkeit, bevor er in der Spalte verschwinden würde, einen Blick in die Tiefe zu werfen, sodass ihm der Sturz selbst durchaus nicht ganz wertlos vorkam. Als aber der Augenblick, den nicht zu verpassen er entschlossen war, eintraf, riss ihm das wirbelnde Wasser die Schwimmbrille vom Gesicht, und so sah er zu seinem größten Ärger gerade in dem Moment, in dem er sich genau über der Spalte befand, im Sinken nichts.

Umstülpung

Bei der Umstülpungsstrafe wird der Delinquent wie ein Handschuh von innen nach außen gedreht. Die Heilige Inquisition in Huesca verurteilt den aus dem Pyrenäendorf Auzat stammenden Tuchhändler Jacques Lamaire am 17. Januar 1698 zu dieser Strafe. Obwohl die Hinrichtung fehlerfrei abläuft, überlebt der Mann die Prozedur und muss deshalb begnadigt werden. Er bleibt allerdings umgestülpt.

Leben

Dass wir, sechs Professoren des Instituts für Naturkunde an der Humboldt-Universität zu Berlin, nachdem wir uns schon am Nachmittag des vorigen Tages, wie jede Woche anlässlich der sich an jedem Dienstag wiederholenden Dienstbesprechung, und überdies am Mittag des fraglichen Tages, wie jeden Tag, zum Mittagessen an unserem Stammtisch in der Professorenmensa getroffen hatten, uns Mittwochabend vor der Tür der Wohnung unseres Kollegen, Prof. Klotz, begegnet sind, der, wie sich sofort herausgestellt hat, jeden von uns ohne Wissen der anderen um ein nicht näher bestimmtes, aber zweifellos wichtiges Ereignis zu feiern, eingeladen hatte, uns zwar überrascht; noch mehr hat es uns aber überrascht, dass der wegen seiner Pünktlichkeit und seiner Genauigkeit wohlbekannte Klotz nicht zu Hause war […]

Es stellt sich heraus, dass der weltberühmte Entomologe Prof. Klotz seine Gäste nicht empfangen kann, weil man ihn völlig nackt bei einem Paarungsversuch mit einer Mülltone im Berliner Stadtteil Marzahn aufgriff. Der Polizei erklärte Klotz, er sei ein Engel und aus unerklärlichen Gründen vor 18 Jahren über Berlin abgestürzt. Seither habe er vergeblich versucht, Marzahn zu verlassen.

Am nächsten Tag erscheint Prof. Klotz wie gewohnt zum Mittagessen in der Professorenmensa der Humboldt-Universität, und die Kollegen bemerken nichts Ungewöhnliches an ihm.

Geryon

Als ich am Mittwochmorgen – der ich noch vor drei Viertelstunden im Bett in meinem Hotelzimmer gelegen und, die Augen aufmachend, mit dem ersten Blick auf den zwar am vorigen Abend auf den Nachttisch gestellten, vermutlich aber vor lauter Müdigkeit (da ich, wegen der von den ergiebigen Schneefällen der vorhergehenden Tage auf dem gesamten Bahnnetz verursachten Unregelmäßigkeiten erst in tiefer Nacht aus Hamburg in Berlin angekommen, viel später als gewöhnlich zu Bett gegangen war) nicht aufgezogenen, jedenfalls von mir überhörten und nun bereits auf 9.15 Uhr stehenden Wecker begriffen hatte, dass ich nie und nimmer, so schnell ich mich auch selbst auf meine Tasse Kaffee und auf die damit verbundene Morgenlektüre meiner Lieblingszeitung, der Berliner Zeitung, verzichtend, vorbereiten und herauseilen mochte, rechtzeitig zu der für 9.30 Uhr verabredeten Einladung zum Frühstück seitens meines damaligen Hamburger Kollegen und jetzigen Direktors des Instituts für Anatomie an der Charité, Prof. Trumpfs, und dessen Kollegen, Prof. Strunks, erscheinen konnte […]

Der Ich-Erzähler erfährt, dass man beim gewaltsamen Öffnen eines offenbar seit Jahrzehnten ungeöffneten Schranks auf dem Dachboden der Charité Rudolf Virchows Spezialkollektion menschlicher Fehl- und Missbildungen entdeckt habe. Dazu gehört auch ein wohl weltweit einmaliges Exemplar: drei zusammengewachsene Feten, ein unter dem Namen „Geryon“ aus Virchows Schriften bekanntes Gebilde.

Um sich den Besitz des Sensationsfundes zu sichern, eilte Prof. Blöke zur Charité. Die war zwar bereits geschlossen, aber er überkletterte das Gittertor und besorgte sich in einem Schuppen eine Leiter, um über die dritte Terrasse des Gebäudes in das offene Dachfenster zu gelangen. Aber auf der zweiten Terrasse kam ihm sein Konkurrent Prof. Zuntz auf einer anderen Leiter mit einem an die Brust gepressten Glasbehälter entgegen.

Auf diese Weise, da das Gebäude, außer der dritten, höchsten Dachterrasse, nicht nur zwei Seitenterrassen auf der östlichen Seite, worauf Blöke geklettert war, sondern auch ebenso viele symmetrisch auf der westlichen Seite gelegene Terrassen besitzt, sagte Trumpf, auf einer Papierserviette sorgfältig das Profil des Gebäudes entwerfend, konnte Zuntz aber nicht mehr hinuntersteigen, denn hätte er, so muss er gedacht haben, indem er die Zeitdauer für seine und seines Kollegen mögliche Bewegungen an der Leiter hinunter bzw. hinauf kalkulierte, seine Leiter an die westliche Seite gelehnt, um von der dritten hinunter auf die zweite, dann von der zweiten auf die erste Terrasse zu steigen, so hätte Blöke, der sich, da er keinen Glasbehälter zu tragen hatte, schneller bewegen konnte, seinerseits die Möglichkeit gehabt, in der Zwischenzeit auf der östlichen Seite die Leiter an die Wand zu lehnen und von der zweiten zur ersten, dann von dort wieder hinunter zum Erdboden zu klettern, und während Zuntz die Leiter an die Wand gelehnt hätte, um von der ersten auf den Boden hinunterzusteigen, hätte Blöke möglicherweise genug Zeit gehabt, um um das Gebäude herumzurennen und Zuntz auf der anderen Seite zu erreichen, gerade im Augenblick, in dem dieser seinen Fuß auf den Boden gesetzt hätte.

Die beiden Männer hielten sich gegenseitig in Schach, bis sie in der Nacht erfroren.

Lächeln

In der Humboldt-Universität ist die Leiche Prof. Pföns aufgebahrt, des Direktors des Instituts für Romanistik, der sich als Flaubert-Spezialist einen Namen gemacht hatte. Alle wundern sich über das Lächeln im Gesicht des Toten, der als Lebender niemals lächelte.

Als ihn Prof. Glomm zuletzt vor dem Eingang der Staatsbibliothek sah, konnte Pfön kaum gehen, denn sein rechtes Bein war durch einen Schlaganfall gelähmt, ebenso wie sein linker Arm. Eine Gesichtslähmung ließ ihn lächelnd aussehen. Trotz der Einschränkung seiner Bewegungsmöglichkeit schleppte sich Pfön in die Bibliothek und begann an seinem Lieblingstisch zu arbeiten. Einmal sagte er zu einer Hilfskraft, er könne nun das andere Bein auch nicht mehr bewegen. Er ließ sich Bücher bringen, konnte aber nur noch die Finger bewegen und musste sich die Folianten an der gewünschten Stelle aufschlagen lassen.

Weil alle, die ihn sahen, glaubten, er sei in seiner Lektüre versunken, wurde nichts zu seiner Rettung unternommen, und Pfön erlag einem zweiten Hirnschlag.

Magen

Als ich mich gestern, den Vortragssaal des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar verlassend, wo ich den drei ersten am Morgen gehaltenen Vorträgen im Rahmen des Kongresses „Goethes Werther. Verstand und/oder Gefühl“ gelauscht hatte darunter dem von mir mit besonderer Spannung lange erwarteten, auf dem Programm angekündigten und tatsächlich pünktlich um 9.00 Uhr begonnenen Vortrag von Frau Prof. Kapp-Husch und dem darauffolgenden von Prof. Pütz, und nun darauf wartend, nach der Mittagspause meinen Beitrag über das Thema „Lotte – in Weimar?“ zu verlesen, in das neben dem Goethehaus befindliche Restaurant begab, wo gleich das Mittagessen für die Teilnehmer an dem Kongress stattfinden würde, dachte ich darüber nach, ob ich da ich, erst am vorigen Abend aus Kalifornien nach einem dreiwöchigen Studienaufenthalt an der Berkeley-Universität, wo ich eine Vortragsreihe über das Thema „Lotte oder Charlotte: eine historische Frage“ gehalten hatte, heimgekehrt, lange Zeit weder das eine noch das andere genossen hatte, Hammelzunge, die zwar meine Leibspeise ist, oder Hirnsuppe, die jedoch die wohlbekannte Spezialität des Hauses ist, bestellen sollte.

Während der Ich-Erzähler, Frau Koop-Hüsch und andere Kongress-Teilnehmer eine Schlachtplatte bestellen, unterhalten sie sich über einen am Morgen vom Zug erfassten, zerstückelten und zerquetschten Mann. Auf dem Gleis sah es aus, als habe jemand halbverdautes Essen erbrochen. Prof. Dr. Koop-Pütz berichtet, dass der Tote, Prof. Dr. Husch, eine Ledermappe bei sich trug. Darin befand sich ein bisher unbekannter Brief, den Johann Wolfgang von Goethe am 22. März 1832, seinem Todestag, an Wilhelm von Humboldt geschrieben hatte. Husch hatte eigens einen Panzerschrank angeschafft, um das unwiederbringliche Dokument aufzubewahren. Am Vortag nahm er es heraus und steckte es in die Ledermappe. Er war etwas durcheinander, weil er nicht wusste, ob er die Ankündigung seiner Frau um 5 Uhr morgens im Bett, sie werde ihn noch am selben Tag verlassen, geträumt hatte oder ob das in der Realität geschehen war. In seiner Lieblingsmetzgerei „Unter den Gleisen“ konnte er sich nicht zwischen Kutteln und Schafshirn entscheiden, kaufte deshalb beides und packte es zu dem Goethe-Brief in die Ledermappe. Am nächsten Morgen fiel ihm auf dem Weg zum Zug ein, dass er das wertvolle Dokument und einen hastig an seine Frau geschriebenen Brief in der Pension liegen gelassen hatte. Er kehrte deshalb zurück, steckte die Papiere ein, und um Zeit zu sparen, sprang er aus dem Parterre-Fenster und wollte eine Abkürzung über die Gleise nehmen. Dabei geriet er vor einen Zug. Das Schreiben an Frau Kapp-Husch wurde ebenso zerfetzt wie alles andere, nur der Goethe-Brief blieb wie durch ein Wunder unbeschädigt und wurde auch nicht vom Blut besudelt.

Sterben

Hans Georg Stymme pflegte zu erzählen, er sei an einem Sommernachmittag beim Spazierengehen auf der Straße plötzlich gestorben.

Tatsächlich starb Hans Georg Stymme in seiner nur durch eine Falltür erreichbaren Studierkammer unter dem Dach. Seine erstaunlicherweise kaum verweste Leiche wurde erst nach Jahren entdeckt, obwohl die Nachbarhäuser abgerissen und neu gebaut worden waren und auch an dem Haus, in dem er gewohnt hatte, Umbauten vorgenommen worden waren.

Schreibtisch

In einem Brief vom 17. Januar 1998 aus Rudolstadt berichtet Rumpf über eine Entdeckung im ehemaligen Studierzimmer des wegen seiner Sammlung von Mirabilien berühmten Kaufmanns und Amateurdenkers Jakob Gottlieb Humm. Bei der Besichtigung vermutete Rumpf in Humms Schreibtisch ein Geheimfach und fand tatsächlich ein Tagebuch. Sogleich löste er die von Armlehne zu Armlehne des musealen Sessels neben dem  Schreibtisch gespannte Kette und setzte sich verbotenerweise, um in dem Tagebuch zu blättern.

Der erste Eintrag stammt vom 20. Oktober 1778. Der damals 20-jährige Humm berichtet von einem am Rücken zusammengewachsenen Geschwisterpaar, das er im Schneetreiben vor einem Wirtshaus sah. Bruder und Schwester versuchten, in entgegengesetzte Richtungen zu gehen – bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen.

Unter dem Datum vom 3. August 1818 liest Rumpf von einem Achsenbruch an der Kutsche, mit der Humm nach München unterwegs war. Ein in einer anderen Kutsche reisender Fremder nahm den Gestrandeten schließlich mit. Nachdem Humm ihm von den siamesischen Zwillingen erzählt hatte, machten sie einen Abstecher zu einem Gutshof. Dort gab es ein an der Stirn zusammengewachsenes Geschwisterpaar, das in entgegengesetzte Richtungen auseinanderstrebte, bis es zusammenbrach.

Am 28. November 1837 schrieb Humm von einer Begegnung mit Wanderschaustellern auf dem Weg nach Jena. In einem der Wägen besichtigte er ein Zwillingspaar, das nur liegen konnte, weil es so zusammengewachsen war, dass Humm gar nicht unterscheiden konnte, welche Körperteile zum Bruder und welche zur Schwester gehörten.

Der Kugelschreiber

Ein Wissenschaftler zieht sich für 20 Jahre in sein Studierzimmer zurück, um sich voll und ganz der Frage nach Gott zu widmen. Schließlich glaubt er, den Beweis dafür gefunden zu haben, dass Gott tatsächlich tot gewesen, aber neulich wiedergeboren worden sei. Rasch greift er zum Kugelschreiber, um den Gedankengang festzuhalten, aber bereits nach der ersten Zeile ist die Mine leer.

Ein anderes Schreibgerät besitzt der Forscher nicht. Die Nachbarn sind alle verreist, und weil Sonntag ist, haben die Geschäfte geschlossen. Die wenigen Menschen auf der Straße tragen T-Shirts, haben also vermutlich keinen Kugelschreiber bei sich. Endlich entdeckt er einen Mann im Jackett auf der anderen Straßenseite. In seiner Aufregung rennt er vor ein Auto, dessen Fahrer gerade noch ausweichen kann, dabei jedoch den kleinen Sohn des Manns im Jackett totfährt.

Bis die Polizei eintrifft, wiederholt der Wissenschaftler seine Argumentation im Kopf. Er gibt alles zu, verlangt nur dringend einen Kugelschreiber. Aber die Polizisten vernehmen ihn erst einmal. Als ihm schließlich ein Polizist in der Zelle einen Kugelschreiber reicht, nimmt er ihn nicht und erklärt,

[…] es sei nicht so, dass er an den neuen Gott nicht glaube, sondern eher, dass er ihm nicht traue.

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Unter dem Buchtitel „Professorenmensa“ sind 14 ungewöhnliche Erzählungen und Kurzgeschichten von Marco Dorati zusammengefasst. Die Länge variiert von gut einer Seite bis zu 24 Seiten.

Die erste und die letzte Erzählung drehen sich um Gott. Die erste, in der es um die Frage geht, ob Gott den Urknall überlebte, ist denn auch mit „Anfang“ überschrieben, die letzte allerdings nicht mit „Ende“, sondern mit „Der Kugelschreiber“.

Surreal, absurd, aberwitzig, grotesk und verschroben sind alle Geschichten, die Marco Dorati in „Professorenmensa“ erzählt. Die eine oder andere Erzählung ist außerdem makaber, etwa wenn sich eine Gelehrtenrunde beim Essen einer Schlachtplatte über einen vom Zug zerfetzten Kollegen unterhält. Bei den Protagonisten handelt es sich zumeist um Professoren, und die Erzählungen vermitteln den Eindruck, dass deren Forschungsbemühungen ebenso lächerlich-sinnlos seien wie das Dasein überhaupt.

Mit Personennamen wie Knorp, Klotz, Blöke, Zuntz, Pföns, Glomm, Husch, Humm und Rumpf, Koop-Hüsch, Koop-Pütz und Kapp-Husch nimmt Marco Dorati den Klang der deutschen Sprache aufs Korn. Wie müssen diese Wörter für einen Italiener klingen! Die Grammatik der deutschen Sprache wurde schon von Mark Twain verspottet. Marco Dorati karikiert sie in überlangen Schachtelsätzen. Aber dabei überzieht er maßlos. Ein eineinhalb Seiten langer Bandwurmsatz ist ja mal ganz amüsant, aber ganze Erzählungen nur in solchen Sätzen sind ermüdend, zumal Marco Dorati keine direkte Rede zulässt und es zu seinen Stilmitteln gehört, durch Einflechtungen immer wieder darauf hinzuweisen, dass hier eine Figur anderen in indirekter Rede berichtet, was sie von einer anderen Person erfahren hat. Dabei sind die so gebrochenen Beschreibungen akkurat und detailliert bis zur Unvorstellbarkeit. Anschaulich ist kaum etwas, weil Marco Dorati nichts bildhaft inszensiert.

Marco Dorati lehrt am Institut für Kommunikationswissenschaften, Geisteswissenschaften und Internationale Studien der Università degli Studi di Urbino Carlo Bo in Urbino griechische Sprache und Literatur. 1996/97 war er als 31-jähriger Stipendiat der Humboldt-Universität in Berlin. Die in dem Band „Professorenmensa“ zusammengestellten Erzählungen verfasste der Italiener in deutscher Sprache. Dass sich dabei ein paar Grammatikfehler eingeschlichen haben, verwundert nicht, zumal bei dem komplizierten Satzbau. (Allerdings hätte ein Lektorat sie im gedruckten Text vermeiden können.)

Die Edition Monhardt veröffentlichte 1000 nummerierte Exemplare von „Professorenmensa“ mit einem Nachwort von Thomas Poiss: „Die Unerfindlichkeit der Welt“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020
Textauszüge: © Edition Monhardt

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.