Osterinsel (Isla de Pascua, Rapa Nui)


Die 163 Quadratkilometer große Osterinsel (spanisch: Isla de Pascua, Rapanui: Rapa Nui) befindet sich im Pazifik, 3700 Kilometer von der chilenischen Küste, 4000 Kilometer von Tahiti und 2000 Kilometer von Pitcairn entfernt. Der Hauptinsel sind kleinere, unbewohnte Inseln vorgelagert (Motu Iti, Motu Kao Kao, Motu Nui, Motu Tautara, Motu Marotiri). Die Osterinsel besteht aus drei erloschenen Vulkanen (Rano Kao, Poike, Maunga Terevaka). Die höchste Erhebung, der Maunga Terevaka, liegt 500 Meter über dem Meeresspiegel. Da der Lavasockel steil bis zu 3000 Meter tief abfällt, konnte sich um die Osterinsel kein Korallensaum bilden.

Thor Heyerdahl, der sich 1955/56 auf der Osterinsel aufhielt, vermutete, dass die Osterinsel in zwei Wellen sowohl von Südostasien wie von Lateinamerika aus besiedelt wurde. Inzwischen hält man allgemein eine Besiedlung zwischen dem 5. und 12. Jahrhundert von Westen her – also aus Polynesien – für wahrscheinlich.

Archäobotaniker wiesen nach, dass es auf der heute baumlosen Insel früher Palmenwälder (Gattung Jubaea) gegeben hatte, die jedoch zwischen dem 9. und 17. Jahrhundert gerodet wurden. Dieser Raubbau führte offenbar zu einer ökologischen Katastrophe.

Das Abholzen der Wälder stand möglicherweise im Zusammenhang mit den sogenannten Moai, monumentalen Skulpturen aus vulkanischem Tuffgestein. Falls die Figuren mit hölzernen Schlitten auf gefetteten Holzschienen transportiert wurden, könnte dies den Raubbau erklären, und sobald es kein Holz mehr gab, war es auch nicht mehr möglich, weitere Moai aufzustellen. Wann die Moai aufgestellt wurden, wissen wir ebenso wenig wie wir den Grund dafür kennen.

Der größte in einer Ahu-Anlage (Zeremonie-Anlage) auf der Osterinsel aufgestellte (aber inzwischen umgefallene) Moai ist 9,80 Meter groß und wiegt 82 Tonnen. Er stammt aus dem sechs Kilometer entfernten Krater in Rano Raraku. Ursprünglich trug dieser Moai einen zwei Meter hohen und 11,5 Tonnen schweren Pukao (Hut). Unter den Statuen, die im Steinbruch liegen geblieben sind, befindet sich ein noch sehr viel größerer Moai: Er ist über 21 Meter hoch und schätzungsweise 275 Tonnen schwer.

Der Pirat Edward Davis war vermutlich der erste Europäer, der die Osterinsel gesehen hat: Er segelte auf seinem Weg von den Galápagos-Inseln zum Kap Hoorn 1687 daran vorbei, ohne sich weiter dafür zu interessieren.

Den in Europa gebräuchlichen Namen „Osterinsel“ (Paasch-Eyland) führte der Holländer Jakob Roggeveen ein, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie unterwegs war und am Ostersonntag 1722 mit drei Schiffen auf der Insel landete. Der deutsche Unteroffizier Carl Friedrich Behrens hielt das Ereignis in seinem Reisebricht fest.

1770 traf Felipe González de Haedo im Auftrag des spanischen Vizekönigs von Peru und Gouverneurs von Chile (Manuel Amat y Junient, 1704 – 1782) auf der Osterinsel ein, gab ihr den Namen „San Carlos“ und annektierte sie für Spanien. Allerdings kümmerte sich Spanien in der Folgezeit nicht weiter um die Osterinsel.

Felipe González entdeckte auch eine Schrift, die es nur hier gab. Sie erhielt die Bezeichnung Rongorongo. Es handelt sich um eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift, die mit Obsidiansplittern oder Tierzähnen ins Holz geschnitzt wurde, wobei jede Zeile gegenüber der vorhergehenden auf dem Kopf steht (Bustrophedon). Zwei Dutzend Holztafeln mit der Rongorongo-Schrift existieren heute noch. Lesen können wir sie nicht.

Im Verlauf seiner zweiten Südsee-Expedition besuchte James Cook vom 13. bis 17. März 1774 die Osterinsel. Zu seinen Begleitern gehörten der deutsche Naturforscher Johann Reinhold Forster und dessen Sohn Johann Georg Adam Forster. Während Jakob Roggeveen die in Küstennähe aufgestellten Moai noch stehend gesehen hatte, waren die meisten davon inzwischen umgestürzt.

Jean-François Graf de La Pérouse, der die Welt im Auftrag des französischen Königs Ludwig XVI. umsegelte, war 1786 auf der Osterinsel.

Eine russische Expedition unter dem Kommando von Otto von Kotzebue, eines Sohns des Theaterdichters August von Kotzebue, an der auch Adelbert von Chamisso teilnahm, wurde 1816 von den Bewohnern der Osterinsel mit Steinwürfen gleich wieder in die Flucht geschlagen.

Weil es in Peru nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1855 an Arbeitskräften fehlte, verschleppten Abenteurer Zwangsarbeiter aus Polynesien. Allein am 23. Dezember 1862 wurden 800 Menschen von der Osterinsel deportiert; insgesamt waren es doppelt so viele.

Der französische Anthropologe Alphonse Pinart zählte 1877 auf der Osterinsel 111 Rapanui (so heißen die Einheimischen). Dabei hatte die Bevölkerungszahl vor der ökologischen Katastrophe im 17. Jahrhundert schätzungsweise 10 000 betragen.

Als die ersten Europäer zur Osterinsel kamen, lebten dort noch 2000 bis 3000 Menschen. Deportationen und von den Besuchern eingeschleppte Epidemien dezimierten die Bevölkerung im 19. Jahrhundrt weiter. Von 1988 bis 2002 sprang die Zahl der auf der Osterinsel lebenden Menschen durch einen Überschuss von Zuwanderern aus Chile von 1938 auf 3791. Auf diese Weise sank allerdings der Anteil der Rapanui, die das ostpolynesische Idiom Rapanui sprechen. Die Bewohner der Osterinsel leben vor allem in Moeroa, Mataveri und Hanga Roa im Südwesten, drei Ortschaften, die praktisch zu einer Siedlung zusammengewachsen sind.

Die 1888 von Chile in Besitz genommene Osterinsel gehört zur Provinz Valparaiso. Ein Gouverneur, bei dem es sich seit 1984 um einen Einheimischen handelt, verwaltet die Insel im Auftrag von Chile.

Den 1967 gebauten Aeropuerto Mataveri ließ die NASA zum Ausweichlandeplatz für Space Shuttles ausbauen. Deshalb können dort auch Großraumflugzeuge landen, mit denen Touristen auf die Osterinsel kommen.

1995 wurde der Nationalpark Rapa Nui auf der Osterinsel von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Unter dem Titel „Rapa Nui“ drehte Kevin Reynolds einen Kinofilm über einen fiktiven Konflikt der herrschenden Klasse und der versklavten Arbeiter an den Moai gegen Ende des 17. Jahrhunderts.

Rapa Nui – Regie: Kevin Reynolds – Drehbuch: Kevin Reynolds, Tim Rose Price – Kamera: Stephen F. Windon – Schnitt: Peter Boyle – Musik: Stewart Copeland – Darsteller: Jason Scott Lee, Esai Morales, Sandrine Holt, Eru Potaka-Dewes, Emilio Tuki Hito, Gordon Hatfield, Frenxa Reuben, Hori Ahipene, Chiefy Elkington, Ruihana Rewa, George Henare u.a. – 1994; 110 Minuten

Ausführliche Informationen über die Osterinsel:
www.osterinsel.de
www.rongorongo-script.de

© Dieter Wunderlich 2006

Jennifer Vanderbes: Osterinsel

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.