Lola Montez


Lola Montez war eine egomanische Hochstaplerin, eine unverschämte Lügnerin und eine Cholerikerin, die auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckte. Als prunksüchtige Mätresse verschwendete sie enorme Gelder des bayrischen Königs Ludwig I. Sie war aber auch eine starke Persönlichkeit voller Widersprüche, die mehrmals aus eigener Kraft einen Neuanfang wagte, sei es als Tänzerin, Schauspielerin oder Vortragsrednerin.


Lola Montez:
»Ich bin die Mätresse des Königs!«

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
Piper Verlag, München 2009 (3. Auflage: 2011)

Als der neue Innenminister Franz von Berks – vermutlich aus Karrieregründen – der Geliebten des Königs den Gefallen tat und das Corps Alemannia auf einem Festcommers in ihrem Palais in der Barerstraße im Januar 1848 als Vorbild der

Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

Jugend pries, begannen die übrigen Studenten, die Alemannen zu meiden und weigerten sich, mit ihnen zusammen in einem Hörsaal zu sitzen […]

Am 9. Februar flohen einige Alemannen vor anderen Studenten in ein Kaffeehaus im Hofgarten und wurden dort belagert. König Ludwig erhielt die Nachricht während eines Empfangs in der Residenz. Um Lola davon abzuhalten, sich in die Auseinandersetzung einzumischen, zog er sich eine Lodenjacke über seinen schwarzen Gesellschaftsanzug und eilte in die Barerstraße – wo Lola ihm prompt entgegenkam. Er überredete sie umzukehren, begleitete sie zu ihrem Palais und nahm ihr das Versprechen ab, zu Hause zu bleiben. Sobald er sich verabschiedet hatte, setzte Lola sich in ihre Kutsche. Weil sich auf dem Odeonsplatz inzwischen etwa dreitausend Schaulustige drängten, stieg sie dort aus, um den Platz zu Fuß zu überqueren. Sie wurde jedoch erkannt, beschimpft und bedroht. Daraufhin flüchtete sie in die Theatinerkirche, wurde aber von der Meute sogar in das Gotteshaus verfolgt. »Schlagt das Luder tot!« , riefen einige. Eine Eskorte von acht oder zehn Polizisten war erforderlich, damit Lola die Kirche verlassen und sich in der Residenz in Sicherheit bringen konnte.

Wegen der Unruhen befahl Ludwig I., die Universität zu schließen. Weil das bedeutete, dass alle nicht zu den Münchner Bürgern zählenden Studenten die Stadt verlassen mussten, befürchteten Wirte und Vermieter Geschäftseinbußen – und das verstärkte ihren Zorn auf den König.

Am nächsten Tag protestierten die Studenten mit einem Umzug. Berittene Polizisten versuchten die Demonstranten auseinanderzutreiben, aber diese versammelten sich vor dem Rathaus, und während eine Deputation auf eine Audienz beim König wartete, stellten sich etwa zweitausend Bürger vor der Residenz auf. Der König, der die Abordnung erst gar nicht empfangen wollte, ließ die Männer schließlich wissen, dass die Universität geschlossen bleibe. Daraufhin rotteten sich Bürger und Studenten in der Barerstraße zusammen. Lola trat auf ihren Balkon und feuerte die Polizisten und Kürassiere an, die mit aufgepflanzten Bajonetten die wütende Menge in Schach zu halten versuchten. Sprechchöre verlangten, sie aus der Stadt zu jagen: »Die Hur‘ muss raus!« Am Abend schickte Ludwig ihr eine Nachricht, in der er sie vor weiteren Ausschreitungen warnte und ihr dringend riet, den nächsten Tag am Starnberger See zu verbringen. Lola harrte jedoch trotzig in der Stadt aus.

Quelle: Dieter Wunderlich, AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
© Piper Verlag, München 2009
Überall im Buchhandel

Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen.

Lola Montez (tabellarische Biografie)

Simone Lappert - Der Sprung
Simone Lappert stellt in ihrem Roman "Der Sprung" kurze Erzählungen über mehr als 15 gut beobachtete Figuren zusammen, deren Beziehungen teils eng verzahnt, teils lose verknüpft sind. Daraus ergibt sich ein gesellschaftskritisches, durch Humor und Tragikomik auch unterhaltsames Panorama.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.