Hadsch Amin el-Husseini


Mohammed Amin el-Husseini (Mohammed Amin al-Husseini) wurde um 1893 in Jerusalem geboren und stammte aus einer der einflussreichsten Familien Arabiens. An der Al-Ashar-Universität in Kairo hörte er u. a. Vorlesungen von Rashid Rida, eines radikalen Anhängers des großarabischen Nationalismus. 1913 pilgerte Amin mit seiner Mutter nach Mekka. Anschließend studierte er an der Militärakademie in Istanbul. Als türkischer Artillerieoffizier nahm Hadsch Amin bis November 1916 am Ersten Weltkrieg teil.

Nach dem Krieg agitierte Hadsch Amin el-Husseini in Damaskus und Jerusalem gegen jüdische Siedlungen in Palästina. Er wollte einen die heutigen Staaten Israel, Libanon, Syrien und Jordanien umfassenden arabischen Statt schaffen. Nach einem Pogrom gegen Juden am 4. April 1920 in Jerusalem wurde Hadsch Amin el-Husseini von einem britischen Militärgericht in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber der britische Oberkommissar Herbert L. Samuel (1870 – 1963) hob das Urteil 1921 auf und ernannte Hadsch Amin el-Husseini zum Großmufti von Jerusalem.

Dieser wollte die Briten zwingen, die Balfour-Erklärung vom 2. November 1917 – die Garantie für eine „nationale Heimstätte“ der Juden in Palästina – zurückzunehmen. Der Einfluss des Großmuftis wuchs, und 1936 übernahm Hadsch Amin el-Husseini den Vorsitz des neuen Arabischen Hohen Komitees, das alle palästinensischen Gruppen repräsentierte.

Das NS-Regime unterstützte Hadsch Amin el-Husseini in den Dreißigerjahren mit Geld und Waffen in seinem blutigen Kampf gegen Briten und Juden. Der

Großmufti wollte Hitler als Verbündeten gewinnen, um seine großarabischen Träume verwirklichen zu können. Am 21. Juli 1937 traf er sich mit dem deutschen Konsul in Jerusalem. Reinhard Heydrich, der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, schickte im September 1937 SS-Oberscharführer Herbert Hagen und SS-Hauptscharführer Adolf Eichmann nach Palästina. Sie trafen am 2. Oktober 1937 in Haifa ein. Weil ihnen die britische Mandatsverwaltung ein Einreisevisum verweigerte, reisten sie weiter nach Kairo und trafen sich mit Vertretern der Haganah und möglicherweise auch des Großmuftis.

Nach der Ermordung des britischen Distriktsbeauftragten für Galiläa, Lewis Andrews, am 26. September 1937, deportierten die Briten Mitglieder des Arabischen Hohen Komitees auf die Seychellen. Hadsch Amin el-Husseini zog sich mit seiner sudanesischen Leibwache in die Omar-Moschee in Jerusalem zurück, flüchtete dann nach Gaza und von dort in die französischen Mandatsgebiete Libanon und Syrien. Mit einem von 1936 bis 1939 dauernden Aufstand zwangen die Araber die Briten zu weiteren Zugeständnissen, aber der Großmufti wies sie zurück, weil sie ihm nicht weit genug gingen.

Im Oktober 1939 tauchte Hadsch Amin el-Husseini in Bagad auf. Dort arbeitete er darauf hin, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich die Engländer und Franzosen aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Freiherr von Weizsäcker, gab dem Privatsekretär des Großmuftis am 11. März 1941 die gewünschte Solidaritätsadresse, und die arabischen Rundfunksender verkündeten: „Deutsche und Araber haben in den Engländern und Juden gemeinsame Feinde und sind in dem Kampf gegen diese verbunden.“

Aber am 23. Mai 1941 musste Hadsch Amin el-Husseini aus Bagdad fliehen. Zuflucht fand er in der japanischen Botschaft in Teheran. Als britische und sowjetische Truppen den Iran besetzten und ein Kopfgeld auf ihn aussetzten, entkam Hadsch Amin el-Husseini im Oktober 1941 nach Italien und reiste von dort weiter nach Berlin, wo er am 28. November 1941 von Adolf Hitler empfangen wurde. Durch seine Kontakte zu Heinrich Himmler und anderen Entscheidungsträgern des „Dritten Reichs“ verhinderte er weitere Auswanderungen von Juden aus den vom Deutschen Reich kontrollierten Gebieten nach Palästina und die geplante Rettung von 5000 jüdischen Kindern. Den Holocaust unterstützte er ausdrücklich.

1943/44 rekrutierte Hadsch Amin el-Husseini Muslime auf dem Balkan für bosnisch-islamische Einheiten der Wehrmacht, die gegen Josip Broz Tito (1892 – 1980) kämpften.

Als er im Mai 1945 nach Bern flog, nahmen die Schweizer in fest und übergaben ihn am 8. Mai 1945 am Übergang St. Margrethen den Franzosen. Diese scheuten ebenso wie die Briten davor zurück, den unter Arabern populären Großmufti als Kriegsverbrecher anzuklagen. Mit einem syrischen Pass auf den Namen Morouf Doualibi flog Hadsch Amin el-Husseini am 29. Mai 1946 von Paris nach Kairo, wo ihn der ägyptische König Faruk aufnahm.

Im Gazastreifen rief Hadsch Amin el-Husseini am 22. September 1948 eine „arabische Regierung für ganz Palästina“ aus. Der Staat, der Jerusalem als Hauptstadt beanspruchte, wurde von Ägypten, dem Libanon, Syrien, dem Irak, Saudi-Arabien und dem Jemen anerkannt, aber der auf Ausgleich bedachte jordanische König Abdallah ibn Hussain I. (1882 – 1951) ernannte 1951 einen anderen Großmufti von Jerusalem. Die Reaktion der Radikalen ließ nicht auf sich warten: Am 20. Juli fiel Abdallah ibn Hussain I. einem Mordanschlag zum Opfer.

Der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser (1918 – 1970) löste 1959 den Palästinenser-Staat auf und zwang Hadsch Amin el-Husseini, Ägpten zu verlassen. Er starb am 4. Juli 1974 in Beirut.

© Dieter Wunderlich 2009

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"Im Wald", der achte Taunuskrimi von Nele Neuhaus, überzeugt mit einem gut durchdachten Beziehungs­geflecht lebendig und anschaulich dargestellter Figuren. Die Aufklärung einer Serie von Verbrechen ist nahtlos mit privaten Tragödien verknüpft.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.