Christine Keeler

Die Liaison des britischen Kriegsministers John Profumo mit einer Edelprostituierten, die im Verdacht stand, gleichzeitig eine Affäre mit einem russischen Spion gehabt zu haben, brachte ihn um sein Amt und führte zum Sturz der Regierung [Die Profumo-Affäre].


Christine Keeler: Der Profumo-Skandal

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: Verführerische Frauen. Elf Porträts
Piper Verlag, München 2012

Am 7. Juli 1961 fuhren Christine Keeler und ihr persischer Freund Leo Norell im Auto zum Spring Cottage [ihres Gönners] Stephen Ward, der kurz nach ihnen ebenfalls dort eintraf. An diesem Abend waren bei Lord Astor und seiner dritten Ehefrau, dem früheren Model Janet Bronwen Alun Pugh, im Herrenhaus von Cliveden etwa 40 Gäste eingeladen, darunter der pakistanische Staatspräsident

Dieter Wunderlich: Verführerische Frauen. © Piper Verlag 2012
Muhammed Ayub Khan und der britische Kriegsminister John (»Jack«) Dennis Profumo mit seiner Ehefrau, der Filmschauspielerin Valerie Hobson. Während Christine nach Einbruch der Dunkelheit nackt im Pool schwamm, näherten sich unerwartet Bill Astor und John Profumo vom Haupthaus her und unterhielten sich mit Stephen Ward, der am Beckenrand stand. Die offenbar beschwipsten Männer schauten zu, als Christine aus dem Wasser stieg und sich mit einem kleinen Handtuch notdürftig bedeckte. Wie ausgelassene Schuljungen versuchten sie, ihr das Handtuch wegzureißen und jagten sie um den Pool herum. Plötzlich schaltete Lord Astor die Beleuchtung ein. Dadurch wurden andere Gäste aus dem Haupthaus angelockt, darunter auch Lady Astor und Valerie Hobson. Um die Situation zu retten, bat Bill Astor kurzerhand seinen Arzt und dessen Gäste zu einem Drink ins Haupthaus – und ließ Christine Keeler Zeit, sich anzuziehen. Stephen Ward entging es nicht, dass sie dem Kriegsminister gefiel.

Am folgenden Sonntag, dem 9. Juli 1961, lud Stephen Ward außer Christine und einen ihrer Freunde noch zwei weitere seiner Mädchen sowie Jewgenij Iwanow ins Spring Cottage ein. Wie zwei Tage zuvor begegnete Ward mit seiner Entourage den Astors und deren Gästen am Pool. John Profumo, der auch wieder dabei war, ließ sich auf ein lustiges Wettschwimmen mit Jewgenij Iwanow ein. Danach kletterte Christine Keeler auf die Schultern des Ministers, und sie alberten mit dem russischen Marineattaché und einem anderen Mädchen bei einem »Reiterkampf« herum. Als die Party vorbei war, bat Ward seinen sowjetischen Freund, Christine Keeler nach London zurückzubringen. Später erzählte sie, Iwanow habe sie mit in seine Wohnung genommen und es auf dem Fußboden mit ihr getrieben. »Er ließ sich Zeit. Er wollte guten, altmodischen Sex ohne Akrobatik oder Schikanen. Er war ein sowjetischer Krieger.«

Stephen Ward teilte seiner Mitbewohnerin am nächsten Tag mit, dass er John Profumo die Telefonnummer seines Apartments in London gegeben habe. Am 12. Juli rief der zur Conservative Party gehörende Minister auch prompt an und verabredete sich mit Christine Keeler. Der 46-Jährige begann eine Affäre mit der 27 Jahre Jüngeren, ohne auch nur zu ahnen, dass sie drei Tage zuvor mit einem sowjetischen Geheimagenten zusammen gewesen war.

Quelle: Dieter Wunderlich, Verführerische Frauen. Elf Porträts
© Piper Verlag, München 2012

Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitat:
Christine Keeler mit Douglas Thompson: The truth at last. My story, 2002, S. 110

Die Profumo-Affäre

Tony Burgess - Idaho Winter
Der Roman "Idaho Winter" von Tony Burgess ist eine Hommage ans Erfinden von Geschichten, ans Erzählen. Große Literatur ist es nicht, denn es fehlt "Idaho Winter" an Charakterzeichnung und Differenzierung. Tony Burgess setzt stattdessen auf seine überbordende Fantasie. Originell ist v. a. die Rolle des Autors, der vorgibt, die Kontrolle über die Handlung verloren zu haben.
Idaho Winter

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.