Elephant

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Elephant

Elephant – Originaltitel: Elephant – Regie: Gus Van Sant – Drehbuch: Gus Van Sant – Kamera: Harris Savides – Schnitt: Gus Van Sant – Sounddesign: Leslie Shatz – Darsteller: Alex Frost, Eric Deulen, John Robinson, Elias McConnell, Jordan Taylor, Nicole George, Brittany Mountain, Carrie Finklea, Nathan Tyson, Alicia Miles, Kristen Hicks, Bennie Dixon, u.a. – 2003; 80 Minuten

Inhaltsangabe

John kommt wegen seines betrunkenen Vaters zu spät zur Schule. Elias fotografiert auf dem Schulweg Personen, die ihm zufällig vor die Linse kommen. Eine Gruppe diskutiert über Homo- und Heterosexualität. Brittany, Jordan und Nicole bringen sich aus Sorge um ihre Figur in der Schultoilette zum Erbrechen ... – All das geschieht unmittelbar bevor Alex und Eric die Schule schwer bewaffnet betreten und auf jeden schießen, den sie sehen.
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Kritik

Immer wieder springt Gus Van Sant in "Elephant" zeitlich zurück und stellt das banale Geschehen vor einem Highschool-Massaker noch einmal aus einer anderen Perspektive dar, aber er sucht bewusst nicht nach Ursachen und Erklärungen.
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John (John Robinson) steht am Morgen am Straßenrand und wartet darauf, dass sein Vater (Timothy Bottoms) endlich mit dem Wagen nach Hause kommt. Schon von weitem sieht er, wie er gegen parkende Autos schrammt, weil er betrunken ist. John hält ihn an und überredet ihn, auf den Beifahrersitz zu wechseln. Er fährt zur Schule, und bevor er aussteigt, fordert er seinen Vater auf, im Wagen zu warten. Von einer Telefonzelle im Eingang der Highschool ruft er seinen Bruder Paul an, der den Vater abholen soll. Weil John zu spät gekommen ist, muss er zum Rektor (Matt Malloy) und soll später nachsitzen.

Elias (Elias McConnell) macht an diesem Morgen auf dem Weg zur Schule einen Abstecher durch den Park und fragt ein Punk-Paar (Wolfgang Williams, Caroline Donovan Boyd), ob er es fotografieren dürfe. Er erklärt den beiden, dass er in der Foto-AG der Highschool an einem „Random-Project“ arbeitet, also aufnimmt, wer ihm zufällig begegnet. – Nachdem er die Fotos in der Dunkelkammer der Schule entwickelt hat, geht er in die Bibliothek.

Wir folgen Nathan (Nathan Tyson), der auf seinem Sweatshirt „Lifeguard“ stehen hat, auf seinem Weg in die Schule und durch die Korridore, bis er seine Freundin Carrie (Carrie Finklea) trifft und sich mit ihr zusammen für ein paar Stunden bei der Schulsekretärin abmeldet.

Acadia (Alicia Miles) nimmt an diesem Morgen in der Schule an einer Diskussionsgruppe teil, die sich „Schwulen-Hetero-Koalition“ nennt.

Michelle (Kristen Hicks) wird von ihrer Lehrerin nach dem Sportunterricht ermahnt, beim nächsten Mal endlich Shorts statt einer langen Hose zu tragen, aber das Mädchen mit der dicken Brille hat offenbar Probleme damit, die Beine zu zeigen. Nachdem sie sich umgezogen hat, geht sie in die Schulbibliothek und hilft beim Einräumen von Büchern.

Die eng befreundeten Schülerinnen Brittany, Jordan und Nicole (Brittany Mountain, Jordan Taylor, Nicole George) halten sich für die Schönheiten der Schule. In der Cafeteria schwärmen sie von Johns Aussehen und überlegen, ob sie zum Shoppen gehen sollen. Nach dem Essen suchen sie gemeinsam die Toilette auf, um sich dort zu übergeben [Bulimie].

Alex (Alex Frost) spielt zu Hause am Klavier „Für Elise“ und ein paar Takte aus der „Mondscheinsonate“ von Ludwig van Beethoven, bis sein Freund Eric (Eric Deulen) vorbeikommt, sich einen Laptop nimmt und ein primitives Killerspiel anfängt. Im Fernsehen läuft eine Dokumentation über den Aufstieg Adolf Hitlers. Nach dem Frühstück bringt der Briefträger ein übers Internet bestelltes Paket, dem Eric und Alex zwei Gewehre entnehmen. Nachdem sie die Waffen kurz ausprobiert haben, duschen sie zusammen und bedauern es, vor ihrem Tod kein Mädchen geküsst zu haben. Als Ersatz küssen sie sich unter der Dusche. Dann fahren sie zur Schule. In ihren Rucksäcken und Sporttaschen haben sie außer den Gewehren Pistolen, Munition und Sprengstoff. Zur Vorbereitung des Amoklaufs sah Alex sich in der Schule genau um und zeichnete einen Plan. Außerdem legte er eine Bombe, deren per Zeitzünder ausgelöste Explosion die Schüler und Lehrer aufscheuchen und ihnen vor die Gewehre treiben soll.

Vor dem Eingang stoßen Eric und Alex auf John, der gerade für ein paar Minuten ins Freie gehen will. Sie warnen ihn davor, zurückzugehen. „Da wird gleich die Hölle los sein.“ John versucht vergeblich, gerade eintreffende Lehrer und Schüler vor dem Betreten des Gebäudes zu warnen. Aufgeregt sucht er seinen Vater, der nicht mehr im Auto sitzt. Als er ihn findet, sind bereits Schüsse im Gebäude zu hören, und aus einem Trakt qualmt es.

Die Bombe detoniert zwar nicht, aber Eric und Alex beginnen dennoch ihren Amoklauf: Scheinbar völllig unaufgeregt durchkämmen sie die Korridore und Räume und erschießen jede Person, die sie finden. In der Schulbibliothek macht Elias noch einen Schnappschuss von den beiden. Bevor er begreift, was sie vorhaben, sind er, Michelle und die anderen im Raum tot. Brittany, Jordan und Nicole sterben in der Toilette. Auch Acadia und die anderen Mitglieder der „Schwulen-Hetero-Koalition“ werden nicht verschont. Während überall Schüler und Lehrer zu flüchten versuchen, schreitet der Afroamerikaner Bennie (Bennie Dixon) furchtlos durch die Korridore, bis er auf die Amokläufer trifft – und erschossen wird, bevor er ein Wort sagen kann. Ohne Vorwarnung erschießt Alex auch Eric. Dann durchsucht er die Nebenräume der Cafeteria und findet Nathan und Carrie, die sich im Kühlraum versteckten. Sie haben keine Chance, den tödlichen Schüssen zu entkommen.

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Wie zum Beispiel Michael Moore in „Bowling for Columbine“, beschäftigt sich der amerikanische Regisseur Gus Van Sant in „Elephant“ mit einem Highschool-Massaker. Doch im Gegensatz zu Michael Moore rekonstruiert er weder den Amoklauf von Eric Harris und Dylan Klebold am 20. April 1999 in der Columbine High School in Littleton, Colorado, noch sucht er nach Ursachen und Erklärungen. Er stellt die beiden Täter in seinem auf den ersten Blick wie ein Dokumentarfilm wirkenden Spielfilm nicht als Bestien dar, sondern als zwei ganz normale Schüler, die ohne erkennbare Motive ein Massaker planen und durchführen. Das bricht über die Lehrer und die anderen Schüler ohne Vorwarnung mitten im banalen Alltag herein.

In der ersten Stunde von „Elephant“ beobachten wir neun mit Vornamen vorgestellte Schüler, die nicht ahnen, dass sie bis auf einen in Kürze tot sein werden. Die Kamera zeigt sie bei ihren banalen Verrichtungen und folgt ihnen mitunter minutenlang durch Schulkorridore.Mit jedem von ihnen beginnt die Geschichte von vorn, und wir beobachten das Geschehen noch einmal aus einer anderen Perspektive. Elias und John begegnen sich und wechseln ein paar belanglose Floskeln, bevor John für ein Foto posiert und in diesem Augenblick Michelle hinter ihnen vorbeiläuft. Diese Szene sehen wir dreimal, wobei die Kamera beim ersten Mal John begleitet, bei der Wiederholung Elias und zuletzt Michelle. Viele Einstellungen sind ungewöhnlich lang, und wenn die Kamera nicht einem der Schüler hinterherfährt, verharrt sie meistens ohne Schwenks und Zooms in einer festen Position. Gus Van Sant erzählt besonders langsam und vermeidet es bewusst, Spannung aufzubauen. Außerdem verzichtet er fast völlig auf eine Musikuntermalung. Als Laiendarsteller engagierte er Schüler in Portland, Oregon.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.