Thank You for Smoking
Thank You for Smoking
Inhaltsangabe
Kritik
In einer von Joan Lunden (Joan Lunden) moderierten Talkshow geht es ums Rauchen. Robin Williger (Eric Haberman), ein an Lungenkrebs erkrankter 15-Jähriger, der sich gerade einer Chemotherapie unterzieht, sitzt als warnendes Beispiel in der Runde. Der Vorwurf, dass Rauchen töten könne und die Tabakindustrie schuld am Tod von Rauchern sei, steht im Raum. Nick Naylor (Aaron Eckhart), der Pressesprecher der von der Tabakindustrie gegründeten und finanzierten Akademie für Tabakstudien, hält dagegen und argumentiert, der Tod oder die Krebserkrankung eines Rauchers nütze nur den Organisatoren von Nichtraucher-Kampagnen wie Senator Ortolan Finistirre (William H. Macy), aber die Tabakindustrie verliere mit jedem toten Raucher einen Kunden und das könne nicht in ihrem Interesse sein. Darauf weiß Ron Goode (Todd Louiso), Finistirres Vertreter in der Runde, nichts mehr zu sagen.
Nick sonnt sich in seinen Erfolgen, und es fehlt ihm auch weder an Zynismus oder „moralischer Flexibilität“ noch an Selbstbewusstsein. Dem Kinopublikum stellt er sich so vor: „Kennen Sie diesen Typen, der jedes Mädchen abschleppen kann? Das bin ich.“ Es macht ihm Spaß, verbal zu manipulieren und seinen Gegnern das Wort im Munde zu verdrehen. Zum Erfahrungsaustausch trifft er sich regelmäßig mit zwei anderen Lobbyisten, mit Polly Bailey (Maria Bello) vom Ausschuss für maßvollen Alkoholgenuss und Bobby Jay Bliss (David Koechner) von Safety, der Vereinigung der Waffenindustrie.
Seinem zwölfjährigen Sohn Joey (Cameron Bright) bringt Nick bei, zu argumentieren, statt um etwas zu bitten, und wenn er „argumentieren“ sagt, meint er manipulieren. Joey sieht seinen Vater nur zu vereinbarten Besuchszeiten, denn die Eltern haben sich getrennt. Nick hat ein Apartment gemietet und das Haus Jill Naylor (Kim Dickens) überlassen. Sie bewohnt es mit Joey und ihrem neuen Lebensgefährten Brad (Daniel Travis). Als Brad einmal Nick auf die Seite nimmt und ihn ermahnt, Joey nicht den Gefahren des passiven Rauchens auszusetzen, kontert Nick mit der Feststellung: „Ich bin sein Vater, du nur der, der seine Mutter vögelt.“
Nachdem Nick im Fernsehen einen Ausschnitt aus dem Film „Du warst unser Kamerad“ gesehen hat, in dem der von John Wayne gespielte Sergeant John M. Stryker erschossen wird, als er sich gerade eine Zigarette anzünden will, weist er in einer Konferenz von Managern der Tabakindustrie darauf hin, dass in neuen Hollywood-Filmen „nur noch Psychopathen und Europäer“ rauchen. Er schlägt deshalb vor, einen Produzenten zu bestechen, damit dieser dafür sorgt, dass auch Identifikationsfiguren in Filmen wieder rauchen.
Sein Chef BR (J. K. Simmons) gibt die Idee gegenüber dem nur „Captain“ (Robert Duvall) genannten Gründer der Tabakakademie und Magnaten der Tabakindustrie als seine eigene aus, und dieser beauftragt Nick mit der Durchführung.
Also fliegt Nick nach Los Angeles und verabredet sich mit dem Filmproduzenten Jeff Megall (Rob Lowe). Dessen Assistent Jack (Adam Brody) holt ihn ab.
Von L. A. fährt Nick mit einem Koffer voller Geld zu dem an Lungenkrebs erkrankten „Marlboro-Man“ Lorne Lutch (Sam Elliott) und dessen Ehefrau Pearl (Connie Ray). Lutch, der sich inzwischen in Nichtraucher-Kampagnen engagiert, soll ab jetzt in der Öffentlichkeit nichts mehr gegen das Rauchen sagen. Dafür bekommt er das viele Geld.
Nach einer weiteren Fernsehsendung wird Nick von einem maskierten Mann auf der Straße in einen Lieferwagen gestoßen und entführt. Die Kidnapper bekleben seine ganze Brust mit Nikotinpflastern. Als Nick in einem Krankenhaus wieder zu sich kommt, erfährt er, dass jeder Nichtraucher mit der gleichen Menge Nikotin im Blut gestorben wäre. Dass er geraucht hat, rettete ihm das Leben. Aber der Arzt warnt ihn, dass er von nun an hypersensibel auf Nikotin reagiere und deshalb schon eine einzige Zigarette Lähmungen verursachen könnte. Das veranlasst Nick, mit dem Rauchen aufzuhören.
Bereits vor der Entführung gab Nick der attraktiven Reporterin Heather Holloway (Katie Holmes) ein Interview und ließ sich von ihr verführen. Er nahm sie mit nach Hause und ging mit ihr ins Bett. Nun veröffentlicht sie alles, was er ihr „off the records“ anvertraute, in der Zeitung „The Washington Probe“. Sie enthüllt die Bestechung des schwerkranken Marlboro-Mannes und schreibt beispielsweise, dass die Lobbyisten Nick Naylor, Polly Bailey und Bobby Jay Bliss darüber streiten, wer sich mit den meisten Todesopfern in seinem Bereich brüsten könne. BR hält Nick daraufhin für nicht mehr tragbar und feuert ihn.
Am Ende berät Nick wieder Unternehmen und erklärt Managern, wie sich ein Zusammenhang zwischen der von Handys ausgehenden Strahlung und Hirntumoren am wirksamsten abstreiten lässt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Für den Titel wurde der auf Rauchverbotsschildern in den USA übliche Text „Thank You for Not Smoking“ abgeändert. „Thank You for Smoking“ ist eine Mischung aus Komödie und Satire, die auf dem gleichnamigen Roman von Christopher Buckley (* 1952) aus dem Jahr 1994 basiert („Danke, dass Sie hier rauchen“, Übersetzung: Friedhelm Rathjen, Haffmans Verlag, Zürich 1996, 347 Seiten, ISBN 3-251-00333-X).
Auf lockere Art nimmt Jason Reitman in seinem Debütfilm den Lobbyismus vor allem am Beispiel der Tabakindustrie aufs Korn, aber auch den politischen Betrieb, die Medien und die Filmindustrie. Statt sich ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen, sorgt Jason Reitman in „Thank You for Smoking“ einfach für kurzweilige, leicht verdauliche Unterhaltung. Dabei sind vor allem die Szenen gelungen, in denen Nick Naylor Gesprächspartner ebenso wie Fernsehzuschauer geschickt mit Worten manipuliert.
Als John Wayne (1907 – 1979) an Lungenkrebs erkrankt war, hatte er testamentarisch verfügt, dass Bilder und Filmszenen, auf denen er rauchend zu sehen ist, nicht mehr gezeigt werden dürfen. Deshalb mussten die Filmemacher sich von seinem Sohn eine Sondergenehmigung besorgen, um den Ausschnitt aus „Du warst unser Kamerad“ („Sands of Iwo Jima“, 1949, Regie: Allan Dwan) in „Thank You for Smoking“ einbauen zu dürfen.
Der von Sam Elliott gespielte „Marlboro-Man“ in „Thank You for Smoking“ sieht der in den Siebzigerjahren von Wayne McLaren (1940 – 1992) verkörperten Werbefigur ähnlich. Als Wayne McLaren mit 49 an Lungenkrebs erkrankte, engagierten er und sein Bruder Charles sich für Nichtraucher-Kampagnen. Auch zwei weitere „Marlboro-Men“ starben an Lungenkrebs und wandten sich vor ihrem Tod gegen das Rauchen: David McLean (bürgerlich: Eugene Joseph Huth, 1922 – 1995) und Richard B. Hammer (1930 – 1999).
Deutsche Synchronsprecher in „Thank You for Smoking“: Tom Vogt (Nick Naylor), Joachim Kerzel (BR), Friedrich Georg Beckhaus („Captain“), Lutz Mackensy (Senator Finistirre), Johannes Walenta (Joey Naylor), Dascha Lehmann (Heather Holloway), Jan Spitzer (Lorne Lutch), Rita Engelmann (Pearl), Peggy Sander (Jill Naylor), Nicolas Böll (Brad), Claudia Urbschat-Mingues (Polly Bailey), Roland Hemmo (Bobby Jay Bliss), Klaus-Peter Grap (Ron), Torsten Michaelis (Jeff Megall), Norman Matt (Jack), Marianne Groß (Joan Lunden), Till Hagen (Dennis Miller), Michael Pan, Frank-Otto Schenk, Uli Krohm, Raimund Krone, Erich Räuker, Raimund Krone, Oliver Siebeck u.a.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Jason Reitman: Up in the Air