Shortbus

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Shortbus – Originaltitel: Shortbus – Regie: John Cameron Mitchell – Drehbuch: John Cameron Mitchell – Kamera: Frank G. DeMarco – Schnitt: Brian A. Kates – Musik: Yo La Tengo – Darsteller: Sook-Yin Lee, Paul Dawson, Lindsay Beamish, PJ DeBoy, Raphael Barker, Jay Brannan, Alan Mandell u.a. – 2006; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Der Episodenfilm handelt von Beziehungen bzw. Beziehungsproblemen, bei denen Sex naturgemäß eine maßgebliche Rolle spielt. Wir beobachten ein schwules Paar, eine Domina, die unter ihrer Beziehungslosigkeit leidet, eine Sexualtherapeutin, die verzweifelt versucht, endlich selbst einen Orgasmus zu erleben, einen Voyeur und einige andere Menschen, die sich im New Yorker "Shortbus" treffen, einer Mischung aus Varieté-Palast und Swinger-Club ...
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Kritik

Für einen reinen Unterhaltungsfilm geht John Cameron Mitchell auf zu viele Probleme ein, aber er setzt sich damit andererseits auch nicht ernsthaft auseinander. Trotz expliziter Sex-Szenen gilt "Shortbus" nicht als Pornografie.
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New York. Severin (Lindsay Beamish) schlägt sich als Domina durch. Sie leidet unter ihrer Unfähigkeit, sich auf eine enge Beziehung mit einem anderen Menschen einzulassen. Jamie (PJ DeBoy) und James (Paul Dawson) sind seit fünf Jahren ein schwules Paar. Weil es in ihrer Beziehung kriselt, konsultieren sie die Sexualtherapeutin Sofia Lin (Sook-Yin Lee). Sie ist mit Rob (Raphael Barker) verheiratet, und obwohl sie diesen beim Sex zu akrobatischen Übungen anspornt, erlebte sie noch nie einen Orgasmus.

Sie folgt deshalb dem Rat von Jamie und James und sucht den Club „Shortbus“ auf, eine Mischung aus Varieté-Palast und Swinger-Club für Homo- und Heterosexuelle.

Jamie und James nehmen aus dem „Shortbus“ einen Schwulen namens Ceth (Jay Brannan) mit, der als Model gearbeitet hat, und beginnen mit ihm eine sexuelle Dreierbeziehung. In ihrer Wohnung werden sie von dem im Haus gegenüber wohnenden Voyeur Caleb (Peter Stickles) durch ein Fernrohr beobachtet.

Sofia freundet sich im „Shortbus“ mit Severin an, aber bei einer spontanen lesbischen Umarmung gelangt sie ebenso wenig wie mit ihrem Mann zum Höhepunkt. Schließlich nimmt sie Rob mit in den Sex-Club. Damit sie sich unabhängig voneinander amüsieren können und dennoch in Kontakt bleiben, schiebt Sofia sich einen eiförmigen Vibrator in die Vagina, den Rob per Fernbedienung aktivieren kann. Sie schaut Leah (Shanti Carson) und Nick (Jan Hilmer) beim Geschlechtsverkehr zu und küsst Justin Bond (Justin Bond), die Drag Queen, die den „Shortbus“ betreibt.

Rob sucht Severin auf und lässt sich von ihr auspeitschen. Als sie in Tränen ausbricht, nimmt er sie in die Arme und tröstet sie.

James, der in seiner Jugend Stricher war, leidet darunter, seither keine tieferen Gefühle mehr zu haben. Er will sich deshalb umbringen. In dem Hallenbad, in dem er als Bademeister tätig ist, stellt er nach Betriebsschluss seine Videokamera auf und filmt, wie er eine Handvoll Tabletten schluckt, sich eine Plastiktüte über den Kopf zieht und im Wasser untertaucht. Der Selbstmordversuch schlägt jedoch fehl: James wird von Caleb gerettet. Der Voyeur war ihm heimlich gefolgt. Bevor die von Caleb gerufenen Rettungskräfte kommen, schreibt er James seine Telefonnummer ins Gesicht.

Auf eigenen Wunsch wird James vorzeitig aus dem Krankenhaus entlassen. Ohne sich bei Jamie zu melden, zieht er zu Caleb. Von ihm lässt er sich zum ersten Mal in seinem Leben anal penetrieren. Bei einem Stromausfall in New York steht er bei Kerzenlicht am Fenster und schaut zu Jamie hinüber, der ihn ebenfalls sieht. Sie lächeln sich zu.

Während des Stromausfalls gehen Jamie, James, Ceth und Caleb zusammen in den „Shortbus“. Dort küssen sich Ceth und Caleb. Sie werden ein Paar, ebenso wie Jamie und James nach wie vor eines sind. Auch Rob, Severin und Sofia sind da. Rob schaut zu, wie sich auf der anderen Seite des Raumes Leah und Nick neben seine Frau setzen. Die beiden küssen und liebkosen sie, bis sie zum ersten Mal in ihrem Leben zum Orgasmus kommt – und die Lichter in New York wieder angehen.

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James legt sich auf den Rücken und stimuliert sich selbst mit dem Mund bis zur Ejakulation. Sofia schaut Leah und Nick beim Koitus zu. Jamie grölt die amerikanische Nationalhymne „The Star Spangled Banner“ in Ceths Anus, während dieser sich James‘ erigierten Penis wie ein Mikrofon vor den Mund hält. Solche (nicht simulierten) Szenen sind im deutschen Fernsehen selten zu sehen. Arte zeigte sie, als der Sender am 22. Juni 2011 erstmals den Episodenfilm „Shortbus“ von John Cameron Mitchell ausstrahlte.

Trotz expliziter Sex-Szenen gilt „Shortbus“ nicht als Pornografie, sondern wurde in den Feuilletons ernsthaft besprochen.

Es handelt sich um einen bewussten Tabubruch. „Shortbus“ handelt von Beziehungen bzw. Beziehungsproblemen, bei denen Sex naturgemäß eine maßgebliche Rolle spielt – und John Cameron Mitchell symbolisiert Sex nicht (in Tunnel donnernder Zug = Koitus), täuscht ihn auch nicht heuchlerisch vor, sondern zeigt echtes Ejakulat. Damit sprengt er die Konventionen des Kinos.

Zu den Schwächen des Films gehört, dass er trotz rasanter Parallelschnitte mehr oder weniger in einzelne Handlungsstränge bzw. Episoden zerfällt. Die zentrale Figur der frigiden Sexualtherapeutin Sofia reicht nicht aus, um eine Ganzheit entstehen zu lassen. Ihre verzweifelten Versuche, endlich einen Orgasmus zu erleben, wirken eher wie ein running gag. Und noch eines: Für einen reinen Unterhaltungsfilm geht „Shortbus“ auf zu viele Probleme ein, aber er setzt sich damit andererseits auch nicht ernsthaft auseinander.

Die Figuren und die Episoden wurden angeblich im Verlauf von zweieinhalb Jahren im Team gemeinsam erarbeitet und weiterentwickelt. Unter den Darstellern befinden sich nur wenige professionelle Schauspieler; die meisten von ihnen sind Laien.

Mit dem eiförmigen Vibrator spielt John Cameron Mitchell auf das gekochte Ei an, das Ishida Kichizo seiner Geliebten Abe Sada „Im Reich der Sinne“ in die Vagina schiebt. Seltsamerweise wagt er in dieser Szene keine explizite Darstellung wie Nagisa Oshima in seinem Film.

Bei der Figur des früheren New Yorker Bürgermeisters Tobias (Alan Mandell), der den Sex-Club „Shortbus“ besucht, könnte John Cameron Mitchell an Edward („Ed“) Irving Koch gedacht haben, der von 1978 bis 1989 Bürgermeister von New York gewesen war und die Diskriminierung Homosexueller durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung untersagt hatte.

Sook-Yin Lee, die hauptberuflich als Radiomoderatorin bei der öffentlich-rechtlichen Canadian Broadcasting Corporation tätig war, hätte wegen der Sexszenen in „Shortbus“ beinahe ihren Job verloren. Francis Ford Coppola, Julianne Moore, Yoko Ono und andere prominente Künstler sorgten allerdings dafür, dass dies nicht geschah.

Zu Beginn, am Ende und zwischen einzelnen Episoden scheint die Kamera von der Freiheitsstatue aus über Manhattan hinwegzufliegen, durch den Central Park und bis in einzelne Fenster hinein. Die bunte Computer-Animation wurde von John Bair gestaltet.

Musikstücke, die in „Shortbus“ zu hören sind: „Upside Down“ (Scott Matthew), „If You Fall“ (Azure Ray), „Wizard’s Sleeve“ (Yo La Tengo), „Winter’s Love“ (Animal Collective), „Surgery“ (Scott Matthew), „Beautiful“ (Lee & Leblanc, Sook-Yin Lee), „It’s Not Safe“ (Gentleman Reg), „Kids“ (John LaMonica), „Language“ (Scott Matthew), „Soda Shop“ (Jay Brannan), „Is You Is or Is You Ain’t My Baby“ (Anita O’Day), „Kolla Kolla“ (The Ark), „This House“ (Jasper James and the Jetset), „This Piece of Poetry Is Meant To Do Harm“ (The Ark), „Boys of Melody“ (The Hidden Cameras), „Little Bird“ (Scott Matthew), „In the End“ (Justin Bond and the Hungry March Band), „In the End“ (Scott Matthew).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

 

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Der Roman "Sprich mit mir" dreht sich um das Verhältnis von Mensch und Tier bzw. Mensch und Natur. T. C. Boyle nimmt zwar die Haltung eines auktorialen Erzählers ein, schaut dabei aber abwechselnd drei Menschen über die Schulter und versucht sich zwischendurch in den Schimpansen Sam hineinzudenken.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.