Metropolis

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Metropolis

Originaltitel: Metropolis - Regie: Fritz Lang - Drehbuch: Thea von Harbou - Kamera: Karl Freund und Günther Rittau - Musik: Gottfried Huppertz - Bauten: Otto Hunte, Erich Kettelhut und Karl Vollbrecht - Bildhauer: Walter Schultze-Mittendorf - Darsteller: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Heinrich George, Alfred Abel, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Rasp, Theodor Loos, Helene Weigel - 1927 / 2010; 150 Minuten

Inhaltsangabe

Metropolis ist eine gigantische Stadt mit zwei scharf voneinander getrennten Klassen: Während die Proletarier mit ihren Familien unter der Erdoberfläche schuften und ihr Dasein fristen, wohnen die Kapitalisten in luxuriösen Apartments und vertreiben sich die Zeit in Gartenanlagen oder im Amüsierviertel. Als sich der Sohn des herrschenden Industriemagnaten in die Arbeiterin Maria verliebt, wird er erstmals in seinem Leben mit dem Elend der Unterschicht konfrontiert ...

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Kritik

"Metropolis" ist ein Meilenstein in der Filmgeschichte. Ohne die heute zur Verfügung stehenden technischen Mittel inszenierte Fritz Lang Mitte der Zwanzigerjahre futuristische Bilder wie man sie bis dahin noch nie gesehen hatte.
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Während die Privilegierten von Metropolis in luxuriös eingerichteten Apartments in Wolkenkratzern wohnen und sich in herrlichen Gartenanlagen oder dem Amüsierviertel „Yoshiwara“ die Zeit vertreiben, schuften die Arbeiter unter der Erde. Sie halten die Maschinen am Laufen, die wie ein Herz in einem Organismus für das Funktionieren der Versorgungssysteme der gigantischen Stadt Metropolis notwendig sind. Der Industriemagnat Joh. Fredersen (Alfred Abel) überwacht sie von seiner Schaltzentrale im „Turm Babel“ aus durch Spitzel und technische Anlagen.

Sein Sohn Freder (Gustav Fröhlich) vergnügt sich in den „Ewigen Gärten“ mit leicht bekleideten Tänzerinnen (Beatrice Garga, Anny Hintze, Margarete Lanner, Helen von Münchofen, Hilde Woitscheff) und flirtet mit einer von ihnen neben einem Springbrunnen, als unvermittelt die Arbeiterin Maria (Brigitte Helm) mit einer Kinderschar an der Pforte auftaucht. Der Zeremonienmeister (Heinrich Gotho) vertreibt sie sofort, aber Freder hat sich auf den ersten Blick in Maria verliebt und sucht sie in der unterirdischen Welt. Dort wird er zum ersten Mal in seinem Leben mit dem Elend der Arbeiter konfrontiert.

Als ein Arbeiter vor Erschöpfung zusammenbricht, gerät die von ihm bediente Maschine außer Kontrolle und explodiert. Mehrere Menschen kommen dabei ums Leben. Entsetzt lässt Freder sich zu seinem Vater bringen und berichtet ihm, was er gerade erlebte. Der hartherzige Industrielle interessiert sich jedoch nicht für die Not der Arbeiter. Stattdessen fragt er seinen Assistenten Josaphat (Theodor Loos), warum er die Nachricht von der Explosion nicht von ihm bekommen habe. Und er befiehlt einem „der Schmale“ genannten Spitzel (Fritz Rasp), herauszufinden, warum sich sein Sohn in den unterirdischen Maschinenhallen herumtreibt.

Fredersens Zorn auf Josaphat steigert sich, als ihm Grot, der Wärter der zentralen Herz-Maschine (Heinrich George), zwei mysteriöse Planskizzen bringt, die in den Taschen der bei der Explosion getöteten Arbeiter gefunden wurden. Weil Josaphat auch in diesem Fall nicht informiert war, entlässt Fredersen ihn auf der Stelle.

Im Treppenhaus des Turms Babel will Josaphat sich erschießen, aber Freder hält ihn im letzten Augenblick vom Selbstmord ab, lässt sich seine Adresse geben und rät ihm, nach Hause zu fahren. Er werde ihn besuchen, verspricht er.

Freder tauscht mit dem erschöpften Arbeiter Georgy 11811 (Erwin Biswanger) die Kleidung, löst ihn an der Maschine ab und schickt ihn zu Josaphats Adresse. Ein anderer Arbeiter, der Freder für seinesgleichen hält, flüstert ihm eine Nachricht über ein konspiratives Treffen nach Schichtende in den Katakomben zu.

Dort findet Freder Maria wieder. Sie predigt vor den unzufriedenen Arbeitern und erzählt ihnen die Geschichte vom Turmbau zu Babel, der scheiterte, weil Bauherren und Arbeiter sich gegenseitig nicht verstanden und ihnen ein „Mittler“ fehlte. Maria prophezeit ihren Zuhörern, ein Mittler werde kommen und sie aus ihrem Sklavendasein befreien.

In der Zwischenzeit wandte Fredersen sich an den genialen Erfinder C. A. Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) und zeigte ihm die von Grot sichergestellten Pläne. Rotwang erkannte, dass es sich um Skizzen der Katakomben handelt. Er begleitet Fredersen dorthin, und durch ein Loch in einer Wand sehen sie, wie Freder inmitten von Arbeitern vor Maria kniet.

Der Industrielle hält es für gefährlich, dass jemand den Arbeitern Hoffnung auf bessere Zeiten macht und sein Sohn sich auf ihre Seite stellt. Er verlangt von Rotwang, Maria gefangen zu nehmen und einer bisher wie ein Roboter aussehenden Menschmaschine deren Aussehen zu geben. Die falsche Maria soll den Arbeitern klarmachen, dass sie weder einen Mittler noch eine Änderung der Verhältnisse erwarten können.

Rotwang opferte seine rechte Hand, um mit der Menschmaschine ein Ebenbild seiner großen Liebe Hel zu formen, die ihm Fredersen vorgezogen hatte und bei Freders Geburt gestorben war. Er hasst den Industriellen deshalb, und jetzt sieht er eine Gelegenheit, sich zu rächen: Zwar treibt er Maria in sein Labor, wie Fredersen es von ihm erwartet, aber er programmiert die wie Maria aussehende Menschmaschine so, dass sie die Arbeiter und ihre Frauen aufhetzt, nicht auf einen Mittler zu warten, sondern sich sofort gegen ihre Unterdrückung zu erheben.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Als Freder hört, wie die falsche Maria die Arbeiter in den Katakomben aufhetzt, ruft er laut: „Du bist nicht Maria!“ Daraufhin wendet sich der Mob gegen ihn. Einer der Arbeiter zückt ein Messer. Georgy 11811 wirft sich schützend vor Freder und wird tödlich verletzt.

Die entfesselten Massen zerstören die Maschinen. In der Arbeiterstadt gehen die Lampen aus, und alles wird überschwemmt. Als Grot den Aufständischen bewusst macht, dass ihre Kinder in Gefahr sind, kippt die Stimmung um. Die Arbeiter ahnen nicht, dass Freder, Josaphat und Maria, die sich inzwischen befreien konnte, die Kinder aus den Fluten retten und in Sicherheit bringen.

Die Wut der Arbeiter richtet sich gegen die Frau, die sie aufgestachelt hat: Sie jagen die „Hexe“. Maria rennt um ihr Leben. Durch einen Zufall prallt die Meute mit einem von der falschen Maria geführten Umzug zusammen, und während Maria unbemerkt in die Kathedrale flieht, wird ihre Doppelgängerin auf einem Scheiterhaufen vor der Kirche verbrannt.

Maria ist jedoch ebenfalls in Gefahr, denn der wahnsinnig gewordene Erfinder Rotwang verfolgt sie in der Kathedrale. Er hält sie für die von ihm geschaffene Menschmaschine und will sie endlich in Hels Ebenbild verwandeln. Immer höher geht es hinauf, auf die Galerie, schließlich aufs Dach. Freder sieht es, läuft den beiden nach und kämpft mit Rotwang. Mehrmals drohen er und Maria abzurutschen, aber am Ende ist es doch Rotwang, der in die Tiefe stürzt.

Die vor der Kathedrale versammelte Menschenmenge erfährt, dass die Kinder in Sicherheit sind. Vor dem Kirchenportal treffen Fredersen und der Arbeiterführer Grot aufeinander. Maria sagt zu Freder: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein.“ Da nimmt Freder seinen Vater und den Arbeiter bei der Hand, und ein Handschlag zwischen den beiden leitet eine neue Epoche ein.

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Das Drehbuch zu „Metropolis“ schrieb Thea von Harbou (1888 – 1954), die Ehefrau von Fritz Lang.

„Metropolis“ zeigt die Schrecken des Lebens unter einem totalitären Regime und warnt zugleich vor den Gefahren der Zivilisation bzw. des technischen Fortschritts. Im Mittelpunkt steht eine utopische Stadt – Metropolis –, in der Kapitalisten und Proletarier scharf voneinander getrennte Klassen bilden. Während die Privilegierten sich die Zeit in Gärten und Amüsiervierteln vertreiben, schuften die Arbeiter unter der Erdoberfläche bis zur Erschöpfung an Maschinen, deren Bedeutung sie nicht verstehen. Diese Entfremdung von der Arbeit veranschaulicht Fritz Lang in „Metropolis“ auf großartige Weise mit einer kreisrunden Maschine, auf der zwei meterlange Zeiger aufblinkenden Lampen nachgeführt werden müssen. Thea von Harbou und Fritz Lang kritisieren die ausbeuterischen Verhältnisse und warnen zugleich vor der Revolution, denn sie könnte die Lebensgrundlagen vor allem der Unterprivilegierten zerstören. Deshalb plädieren die Drehbuchautorin und der Regisseur in „Metropolis“ für eine Verständigung von Unternehmern und Arbeitern, die von „Mittlern“ herbeigeführt werden könnte.

Die Handlung ist spannend und dramatisch, aber es sind vor allem die suggestiven, monumentalen, expressionistischen Bilder, die den Zuschauer bannen.

„Metropolis“ gilt zu Recht als Meilenstein in der Filmgeschichte. 27 000 Komparsen wurden eingesetzt, und die Tricktechnik übertraf alles bis dahin Gesehene. Ohne die heute zur Verfügung stehenden technischen Mittel filmte Fritz Lang Häuserschluchten zwischen Wolkenkratzern, in denen es von Autos, Zügen und Flugzeugen wimmelt. Die gigantischen Dimensionen täuschte er beispielsweise durch Spiegeleffekte vor (Schüfftan-Verfahren).

Die Dreharbeiten dauerten vom 22. Mai 1925 bis 30. Oktober 1926. Es heißt, dass Fritz Lang die Filmcrew bis zu sechzehn Stunden pro Drehtag so unter Druck setzte, dass einige Mitglieder zusammenbrachen.

„Metropolis“ – der bis dahin teuerste je in Deutschland gedrehte Stummfilm – wurde am 10. Januar 1927 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin uraufgeführt. Weil die Kritiken eher negativ ausfielen und sich nur verhältnismäßig wenige Berliner den Film ansahen, kam er außerhalb der Reichshauptstadt erst einmal nicht in die Kinos, sondern die Ufa ließ ihn umschneiden und kürzen. Die Premiere der neuen Fassung fand am 25. August 1927 in den Lichtspielen am Sendlinger-Tor-Platz in München und im Ufa-Palast in Stuttgart statt. Der Erfolg blieb auch weiter aus. Inzwischen hatten sich die finanziellen Schwierigkeiten der Ufa durch „Metropolis“ so verschärft, dass die Filmgesellschaft im März 1927 von dem Medienunternehmer Alfred Hugenberg (1865 – 1951) – einem der Wegbereiter des Nationalsozialismus – übernommen worden war.

Lange Zeit existierten außer einem unvollständigen Originalnegativ nur noch gekürzte, veränderte und ebenfalls unvollständige Kopien. Über ein Viertel des ursprünglich 4189 Meter langen Films galt als verloren. 2001 wurden die erhaltenen Teile wie in der Premierenfassung montiert und digital in der Qualität überarbeitet. Was fehlte, war auf Zwischentiteln in kleinerer Schrift nachzulesen.

Am 24. Juni 2008 traf Paula Félix-Didier im Berliner Filmmuseum Experten für den Film „Metropolis“ und führte ihnen Material vor, das sie in dem seit Jahresanfang von ihr geleiteten Museo del Cine in Buenos Aires gefunden hatte. Es enthält bis dahin verschollene Szenen in einer Gesamtlänge von 28 Minuten aus „Metropolis“. Die neu entdeckten, stark verkratzen Sequenzen wurden so weit wie möglich restauriert. Damit gelang es, eine digital bearbeitete, fast vollständige Fassung von „Metropolis“ herzustellen, die am 12. Februar 2010 im Friedrichstadtpalast in Berlin und in der Alten Oper in Frankfurt am Main uraufgeführt, auf eine Leinwand vor dem Brandenburger Tor übertragen und gleichzeitig von Arte ausgestrahlt wurde. Die von Gottfried Huppertz (1887 – 1937) komponierte Filmmusik – die für die Rekonstruktion des Films „Metropolis“ von entscheidender Bedeutung war – wurde in Berlin vom Rundfunk-Sinfonieorchester unter der Leitung von Frank Strobel und in Frankfurt vom Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Helmut Imig live gespielt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2010

Fritz Lang (Kurzbiografie)

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Fritz Lang: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse

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Max Frisch konterkariert in diesem nur scheinbar sachlich geschriebenen "Bericht" Techniker, die nicht an den Zufall glauben und überzeugt sind, dass es für alles eine Ursache gibt. An diesem Beispiel zeigt er, dass dieses Denken nicht nur falsch ist, sondern auch verantwortungslos sein kann.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.