Dark Horse
Dark Horse
Inhaltsangabe
Kritik
Daniel (Jakob Cedergren) wird vom Finanzamt vorgeladen, weil er in vier Jahren nur 40 Kronen verdient haben will, aber der Beamte verzweifelt über seine kruden Antworten und wird nicht schlau aus ihm. Tatsächlich ist Daniel ein noch nicht erwachsen gewordener Außenseiter, der sich ein paar Kronen schwarz verdient, indem er für andere meterhohe Liebesbotschaften an Hausfassaden sprüht. Das Geld reicht allerdings kaum fürs Essen, und die Miete kann Daniel schon gar nicht bezahlen. Wenn er mit seinem Fiat 500 liegen bleibt, kauft er an der Tankstelle eine Milchflasche voll Benzin. Fast ständig hat er Kopfhörer auf den Ohren und hört das Präludium in C-Dur von Johann Sebastian Bach. Als ihn einmal die Polizei anhält, weil er verbotenerweise links abgebogen ist, nimmt er die Kopfhörer erst ab, als der Satz zu Ende ist.
Meistens hängt er mit dem dicken, rechthaberischen Roger (Nicolas Bro) herum, den alle „Opa“ nennen. Der arbeitet als Hilfskraft in einem Schlafforschungsinstitut und bereitet sich gerade eifrig darauf vor, Schiedsrichter beim Fußball zu werden. Doch als bei der praktischen Prüfung ausgerechnet zwei Frauenmannschaften aufs Spielfeld laufen, gerät er völlig durcheinander, denn obwohl er Ende zwanzig ist, hatte er noch nie etwas mit einer Frau. Er schwärmt zwar wie ein Pubertierender für die Bäckereiverkäuferin Francesca (Tilly Scott Pedersen), die lieber „Franc“ genannt werden möchte, weil das nicht so pathetisch klingt, aber er hat noch nicht gewagt, sie anzusprechen.
Opa und Daniel haben nicht viel gemeinsam und sind auch nicht wirklich befreundet; im Gegenteil: Wenn Opa Daniel eins auswischen kann, dann tut er es. Und das wird nicht besser, als Daniel Franc nach Hause bringt, weil sie von psychedelischen Pilzen berauscht im Laden steht und sich die Ohren zuhält, um die Kunden nicht zu hören.
Ein paar Tage später will Daniel sich nach ihrem Befinden erkundigen und stößt dabei auf Francs Mutter, die ständig benebelt ist, weil sie ein Alcopop nach dem anderen trinkt. Außerdem macht sie sich an jeden Mann heran, der in ihr Blickfeld gerät. Franc wirft ihre Mutter aus dem Zimmer, um mit Daniel allein reden zu können. Ihren Job hat sie wegen des Vorfalls verloren.
Danach sprüht Daniel zum ersten Mal eine eigene Liebesbotschaft an eine Hauswand.
Kurze Zeit später fällt er auf einen Provokateur herein, der mit der Polizei zusammenarbeitet, wird auf frischer Tat mit einem Graffito ertappt, verhaftet und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Als der Vermieter ihn hinauswirft und sein Vater ihn auch nicht aufnimmt, weil dieser gerade mit einem schwulen Partner zusammen ist, stellt Daniel sich für einen Langzeitversuch im Schlafforschungszentrum zur Verfügung, um wenigstens ein Bett zu haben.
Der Richter, der Daniel verurteilte, verlässt seine Frau und seine kleine Tochter, um aus dem geregelten Leben ausbrechen zu können.
Eines Tages sagt Franc zu ihrem Freund: „Ich hab einen Braten in der Röhre.“ Daniel versteht zunächst nicht und fragt zurück: „Ist der angebrannt?“ Als er begreift, dass Franc schwanger ist, klagt er: „Ich kann nicht jemandes Vater werden! Ich lese ja nicht einmal Zeitung.“ Hals über Kopf fliegt er nach Spanien. Dann kehrt er zurück und bringt Franc zur Abtreibung in eine Klinik, doch auf dem Weg wird ihm bewusst, dass er nun endlich erwachsen werden und Verantwortung übernehmen muss. Statt in die Klinik fährt er deshalb mit Franc in den Wald.
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„Dark Horse“ ist nach „Nói albinói“ der zweite Kinofilm des isländischen Regisseurs Dagur Kári (*1973). Es geht um einen Außenseiter, der sich mehr oder weniger bewusst dem Konformitätszwang entzieht und sich einem System verweigert, das ihn in eine Kategorie – zum Beispiel eine Steuerklasse – einteilen will.
Die skurrile, unterhaltsame Komödie ist mit viel Dialogwitz und zahlreichen originellen Einfällen gespickt, aber im letzten Drittel wird der Ton ernster.
Dagur Kári hat „Dark Horse“ in Schwarz-Weiß gedreht. Wenn er Francs Gesicht für ein paar Sekunden in Farbe zeigt, markiert er damit den Moment, in dem Daniel beim Anblick seiner auf dem Beifahrersitz schlafenden Freundin zur Besinnung kommt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Dagur Kári: Nói albinói