Jack in Love
Jack in Love
Inhaltsangabe
Kritik
Jack (Philip Seymour Hoffman) und sein Freund Clyde (John Ortiz) arbeiten als Chauffeure von Stretch-Limousinen in New York. Das Unternehmen gehört Jacks Onkel Frank (Richard Petrocelli). Clyde ist verheiratet, aber Jack ist zu verklemmt und mutlos, um sich an eine Frau heranzumachen. Er ist Anfang 40, korpulent, bewegt sich tollpatschig, trägt eine Strickmütze und hat stets einen iPod bei sich, mit dem er Reggae hört. In einer Gesellschaft, in der es auf Erfolg und Fitness ankommt, gilt er als Außenseiter, auch wenn er sich bemüht, irgendwie dazuzugehören und sich in der Hoffnung auf einen besseren Job bei der städtischen Verkehrsgesellschaft bewirbt.
Clydes Schwiegervater starb unlängst. Der alte Mann hatte zunächst drei Monate lang im Koma gelegen. Während seine Tochter Lucy (Daphne Rubin-Vega) bei ihm am Krankenhausbett saß, wachte er unverhofft wieder auf und wollte zu seiner erblindeten und gelähmten Frau ins Pflegeheim zurück. Aber dort stürzte er so unglücklich, dass er an seinen Kopfverletzungen starb.
Clyde und Lucy beabsichtigen, Jack mit einer Frau zu verkuppeln. In Dr. Bobs (Thomas McCarthy) Bestattungsinstitut hat Lucy seit kurzem eine Kollegin namens Connie (Amy Ryan), die ihr dafür die Richtige zu sein scheint, denn sie lebt allein, ist genauso schüchtern wie Jack und trägt ebenfalls mit Vorliebe Strickmützen. Also laden Clyde und Lucy die beiden in diesem Winter zusammen ein. An dem Abend sagt Connie, sie träume davon, im Central Park in einem Ruderboot zu sitzen. Jack verspricht ihr, den Wunsch zu erfüllen, sobald der See aufgetaut ist. Allerdings kann Jack nicht schwimmen. Kurzerhand geht Clyde von da an regelmäßig mit ihm ins Hallenbad und versucht, ihm die Angst vor dem Wasser zu nehmen.
Weil Connie nicht genügend Kunden für das Bestattungsinstitut aquiriert, will Dr. Bob sie entlassen. Bevor es so weit kommt, wird Connie in der U-Bahn von einem Betrunkenen (Mason Pettit) begrabscht. Als sie sich wehrt, schlägt er ihr die Nase blutig und bricht ihr ein paar Rippen. Trotzdem fährt sie ins Büro, telefoniert entschlossen mit einem potenziellen Kunden und überredet ihn, einen Auftrag zu erteilen. Erst nach diesem Erfolg lässt sie sich ins Krankenhaus bringen. Dort besucht Jack sie und schenkt ihr einen Koala aus Stoff. Als er erfährt, dass noch nie jemand außer der Mutter für Connie gekocht hat, verspricht er, sie nach ihrer Genesung zum Essen einzuladen, obwohl er überhaupt nicht kochen kann und in seiner kleinen Wohnung nur über eine Kochplatte verfügt.
Lucy kann ihm helfen. Sie überredet den im Hotel Waldorf Astoria beschäftigten Pâtissier Frederick (Robert Glaudini), mit dem sie vor einiger Zeit eine Affäre hatte, für Jack nicht nur ein Menü zusammenzustellen, sondern ihm auch zu zeigen, wie es zubereitet wird.
Nachdem Jack das Menü in der Küche seiner Freunde fünfmal geübt hat, laden sie Connie zum Abendessen ein. Zur Feier des Abends hat Lucy eine Shisha besorgt und schlägt vor, zunächst gemeinsam etwas Haschisch zu rauchen. Zwischendurch trinken sie von dem Cognac, den Clyde besorgt hat. Darüber vergisst Jack das Gratin im Herd – bis der Rauchmelder ertönt. Die Küche ist verqualmt. Das Feuer kann zwar rasch gelöscht werden, aber die vorbereiteten Gerichte sind nun ungenießbar. Weinend schließt Jack sich im Bad ein. Erst als Clyde, Lucy und Connie seinen Lieblingssong „Rivers of Babylon“ spielen und dazu singen, wagt er sich wieder heraus.
Clyde und Lucy schnupfen Kokain. Es klingelt. Frederick steht vor der Tür. Clyde hat ihn eingeladen. Lydia unterstellt ihm, dass er sie damit verletzten wollte. Es kommt zu einem heftigen Streit.
Connie schlägt Jack vor, das streitende Ehepaar allein zu lassen und nimmt ihn mit in ihre Wohnung. Sie wolle von ihm überwältigt werden, sagt sie. Er soll ihr die Kleider vom Leib reißen, ihr aber nicht weh tun. Zuerst schaut Jack sie unschlüssig an. Dann wirft er sie aufs Bett.
Kurz darauf wagt er es im Hallenbad zum ersten Mal, zu schwimmen. Daraufhin mietet er im Central Park ein Boot und rudert mit Connie auf dem See.
„Ich habe gewusst, dass du gut bist“, meint Connie, und Jack antwortet: „Für dich bin ich es.“
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Jack Goes Boating“ (Originaltitel) bzw. „Jack in Love“ (Titel der deutsch synchronisierten Fassung) ist eine romantische Komödie mit kauzigen Figuren. Philip Seymour Hoffman porträtiert den schüchternen Außenseiter Jack, ohne ihn jemals lächerlich zu machen. Clyde – dargestellt von John Ortiz – wirkt dagegen auf den ersten Blick wie ein unerschütterlicher Macho und scheint alles im Griff zu haben, aber im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, wie unsicher er in Wirklichkeit ist. Ähnliches gilt für die beiden von Amy Ryan und Daphne Rubin-Vega überzeugend dargestellten Frauen. Offenbar sind alle vier Hauptfiguren von schlechten Erfahrungen und schweren Enttäuschungen geprägt, über die wir allerdings nichts erfahren. Die beiden Beziehungen verändern sich reziprok: Während Jack und Connie sich näher kommen und anfangen, sich zu vertrauen, misstrauen und verletzen sich Clyde und Lucy zunehmend, bis ihre Ehe zerbricht.
Für sein Regie-Debüt wählte der Schauspieler Philip Seymour Hoffman das 2007 uraufgeführte Theaterstück „Jack Goes Boating“ von Robert Glaudini und ließ es vom Autor adaptieren. Im Film wird Connie zwar von Amy Ryan statt von Beth Cole gespielt, aber Philip Seymour Hoffman, John Ortiz und Daphne Rubin-Vega standen auch in Robert Glaudinis Stück zusammen auf der Bühne.
Dass es sich bei „Jack in Love“ ursprünglich um ein Theaterstück handelte, ist dem Film anzumerken. Er beschränkt sich auf einige wenige Schauplätze – vorwiegend Wohnräume –, konzentriert sich auf die vier Hauptfiguren und ist dialoglastig. Philip Seymour Hoffman versucht auch gar nicht, diese Reduktion zum Beispiel durch eine ambitionierte Kameraarbeit zu überwinden. Bedächtig und ohne Effekthascherei entwickelt er die Geschichte.
Originell sind einige der Szenen im Hallenbad, etwa wenn Clyde seinem ängstlichen Freund Jack rät, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie er sich mit offenen Augen unter Wasser bewegt. Daraus entspinnt sich ein witziger Dialog.
Bei dem mehrmals angespielten Song handelt es sich um „Rivers of Babylon“ in der Originalversion. Brent Dowe und Trevor McNaughton ließen sich bei der Komposition von „Rivers of Babylon“ von Psalmen inspirieren. Zu dieser sehr alten Textquelle passt die pentatonische Musik. Eingespielt wurde das Orginal Ende 1969 von der Rocksteady-Gruppe The Melodians (Brent Dowe, Trevor McNaughton, Tony Brevett und Renford Cogle), dem Gitarristen Ernest Ranglin und dem Schlagzeuger Larry McDonald. Die 1970 veröffentlichte Platte war nicht besonders erfolgreich. In Deutschland wurde „Rivers of Babylon“ erst 1978 durch die Disco-Gruppe Boney M. populär.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013