Alles über Elly

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Alles über Elly

Alles über Elly – Originaltitel: Darbareye Elly – Regie: Asghar Farhadi – Drehbuch: Asghar Farhadi – Kamera: Hossein Jafarian – Schnitt: Hayedeh Safiyari – Musik: Andrea Bauer – Darsteller: Golshifteh Farahani, Shahab Hosseini, Taraneh Alidoosti, Merila Zare'i, Mani Haghighi, Peyman Maadi, Ra'na Azadivar, Ahmad Mehranfar, Saber Abbar u.a. – 2009; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Eine Gruppe urbaner, moderner und libertärer Iraner fährt mit der jungen Erzieherin Elly aus Teheran für ein paar Tage ans Meer. Mit Ausnahme Ellys treten die selbstbewussten Frauen den Männern in Augenhöhe gegenüber. In ihrer Fröhlichkeit, mit der sie die westliche Lebensart imitieren, merken die Mittelschichtangehörigen nicht, wie sie die Erzieherin durch unbedachte Äußerungen verletzen. Als Elly plötzlich verschwindet, zerbricht die Fassade ...
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Kritik

Asghar Farhadi porträtiert in der Tragödie "Alles über Elly" eine zwischen Tradition und Moderne stehende iranische Generation. Die Darstellung ist realistisch und nachvollziehbar, intelligent, subtil und facettenreich.
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Eine kleine Reisegruppe ist in zwei PKWs und einem Geländewagen unterwegs von Teheran ans Kaspische Meer: die drei befreundeten Ehepaare Naazi (Ra’na Azadivar) und Manoochehr (Ahmad Mehranfar), Sepideh (Golshifteh Farahani) und Amir (Mani Haghighi), Shohreh (Merila Zare’i) und Peyman (Peyman Maadi) wollen mit ihren drei kleinen Kindern und dem seit zwei Jahren geschiedenen Ahmad (Shahab Hosseini), der für zehn Tage aus seiner Wahlheimat Deutschland zu Besuch in den Iran gekommen ist, ein verlängertes Wochenende am Strand verbringen. Ohne Absprache mit ihrem Ehemann und den beiden anderen Paaren hat Sepideh auch Elly, eine junge Erzieherin ihrer Tochter in der Vorschule, dazu eingeladen. Zuerst entrüsten sich die Freunde über Sepidehs Alleingang, aber als sie begreifen, dass Ahmad nach einer neuen Frau sucht und Elly mit ihm verkuppelt werden soll, amüsieren sie sich darüber. Für Elly ist das peinlich, zumal auch ihr sozialer Status nicht dem der anderen entspricht.

Die Villa, in der die acht Erwachsenen mit den drei Kindern drei Tage lang wohnen wollen, steht wider Erwarten nur für eine Nacht zur Verfügung. Es hilft auch nichts, dass Sepideh behauptet, Elly und Ahmad seien frisch verheiratet. Schließlich weicht die Gruppe auf eine von derselben Vermieterin angebotene Villa direkt am Strand aus, in der erst einmal die Böden gekehrt und zerbrochene Fensterscheiben zugeklebt werden müssen.

Elly möchte mit ihrer Mutter telefonieren, die sich vor vier Wochen einer Herzoperation unterziehen musste. Um mit ihrem Handy Empfang zu haben, muss sie in den nahen Ort fahren. Ahmad begleitet sie und kauft bei dieser Gelegenheit fürs Abendessen ein. Auf der Rückfahrt klingelt Ellys Handy. Sie schaut aufs Display, nimmt das Gespräch jedoch nicht an.

Den Abend verbringt die Gruppe mit fröhlichen Gesellschaftsspielen.

Am nächsten Morgen packt Elly ihre Sachen: Sie will mit dem Bus zurück nach Teheran. Sepideh überredet sie jedoch zum Bleiben.

Während die Männer Volleyball spielen, zwei Frauen zum Einkaufen fahren und Naazi im Haus zu tun hat, tollt Elly mit den Kindern am Strand herum.

Plötzlich kommt eines der Kinder gelaufen und alarmiert die Männer: Shohrehs Sohn droht zu ertrinken. Die Männer stürzen sich in die Wellen und ziehen den leblosen Jungen aus dem Wasser. Nach einer kurzen Herzmassage am Strand schlägt er die Augen wieder auf und erbricht Wasser.

Inzwischen sind auch Sepideh und Shohreh wieder zurück. Sie werfen Naazi vor, nicht auf die Kinder aufgepasst zu haben.

Erst als die Aufregung etwas nachgelassen hat, wird Ellys Fehlen bemerkt. Vergeblich suchen die vier Männer und drei Frauen nach ihr. Versuchte sie, das Kind zu retten und ertrank dabei selbst? Oder ließ sie die Kinder im Stich und machte sich ohne Verabschiedung auf den Weg zum Bus?

Als jemand ihre gepackte Reisetasche findet, wird befürchtet, dass sie ertrunken ist. Aber Sepideh klärt die anderen darüber auf, dass sie die Tasche versteckte, um Elly an der Abreise zu hindern. Die Gruppe alarmiert die Polizei. Die Beamten wundern sich darüber, dass niemand Ellys Nachnamen kennt. Die Erwachsenen befragen die Kinder, aber aus den Antworten lässt sich nicht entnehmen, was mit Elly geschehen ist. Bis zum Einbruch der Dunkelheit suchen Taucher nach der jungen Frau. Sie bleibt spurlos verschwunden. Brach Elly ohne ihr Gepäck auf?

Ahmad und Sepideh rufen Ellys Mutter an. Sie scheint nichts von dem Ausflug ihrer Tochter zu wissen und lügt offenbar, wenn sie behauptet, Elly habe das Haus nur für ein paar Minuten verlassen. Den anderen erzählen Ahmad und Sepideh, es sei niemand ans Telefon gegangen.

Als Amir Ellys Handy in der Handtasche seiner Frau findet, rastet er aus und schlägt sie. Sepideh beteuert, das Handy auf einem Fensterbrett gefunden, eingesteckt und dann vergessen zu haben. Amir ist entsetzt darüber, dass er die Kontrolle über sich verlor und seine Frau schlug.

Schließlich wählt Ahmad die bei dem Anruf, den Elly in seinem Beisein nicht annahm, gespeicherte Telefonnummer. Es meldet sich ein Mann namens Alireza (Saber Abbar), der sich als Ellys Bruder ausgibt. Sepideh klärt die anderen jedoch darüber auf, dass Elly keine Geschwister hat. Sie weiß, dass Elly verlobt war, sich von Alireza trennen wollte, aber von ihm bedrängt wurde. Als sie auf Ellys Handy sah, dass er versucht hatte, sie anzurufen, versteckte sie es, damit Elly ihn nicht zurückrufen konnte.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Ahmad und Sepideh verabreden sich mit Alireza in der nächsten Stadt. Er fragt, was mit Elly los sei. Sepideh wagt es nicht, ihm zu sagen, dass Elly möglicherweise ertrunken ist. Sie lügt stattdessen und sagt, Elly liege im Koma. Sie steigt zu Alireza ins Auto, um ihn zur Villa am Strand zu lotsen, während Ahmad vorausfährt und die anderen warnt. Die Sprachregelung lautet, Elly sei von Sepideh lediglich als Kindermädchen mitgenommen worden.

Bei der Ankunft ist Alireza verstört, denn Sepideh gestand ihm während der Fahrt, dass Elly wahrscheinlich ertrunken sei.

Als die Vermieterin vorbeikommt, von einem frisch verheirateten Ehepaar spricht und damit offenbar Elly und Ahmad meint, wird die Lüge aufgedeckt, und Alireza gerät außer sich und stürzt sich auf Ahmad. Bevor ihn die beiden anderen Männer packen können, boxt er seinem Rivalen die Nase blutig.

Gegen den Rat ihres Mannes klärt Sepideh Alireza darüber auf, dass Elly mit dem Blind Date einverstanden gewesen sei.

Die Polizei ruft an: Man hat die angeschwemmte Leiche einer jungen Frau gefunden. Alireza fährt ins Leichenschauhaus und bestätigt, dass es sich bei der Toten um Elly handelt.

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Eine Gruppe urbaner, moderner und libertärer Iraner fährt mit der jungen Erzieherin Elly aus Teheran für ein paar Tage ans Meer. In ihrer Fröhlichkeit, mit der sie die westliche Lebensart imitieren, merken die Mittelschichtangehörigen nicht, wie sie Elly durch unbedachte Äußerungen verletzen. Zumindest bekümmert es sie nicht. Mit Ausnahme der schüchternen Erzieherin treten die selbstbewussten Frauen den Männern in Augenhöhe gegenüber. Als Elly plötzlich verschwindet, zerbricht jedoch die Fassade der Freizügigkeit. Mit Lügen und Vertuschen versuchen die Männer und Frauen, einen Eklat zu verhindern, aber es gelingt nicht: Konflikte brechen auf, wechselnde Koalitionen bilden sich, Wunschvorstellungen zersplittern, archaische Vorstellungen und repressive moralische Prinzipien drängen an die Oberfläche.

Der iranische Regisseur Asghar Farhadi (* 1972) spürt dieser Gruppendynamik in „Alles über Elly“ bzw. „Elly …“ nach und porträtiert damit zugleich seine Generation, die sich trotz ihrer Aufgeschlossenheit nicht ganz von anerzogenen Vorurteilen freigemacht hat. Seine Darstellung ist realistisch und nachvollziehbar, intelligent, subtil und facettenreich. Hektische, aber fließende Schnittfolgenden unterstreichen die Nervosität der Figuren. Trotz der Dialoglastigkeit handelt es sich bei „Alles über Elly“ um eine mitreißende Tragödie.

Asgar Farhadi wurde dafür bei der Berlinale 2009 mit einem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet.

Deutsche Synchronisation (Buch und Regie: Beate Klöckner): Sanam Afrashteh (Sepideh), Leonhard Malich (Ahmad), Nico Mamone (Peyman), Victor Neumann (Amir), Claudia Galdy (Shohreh), Anna Grisebach (Naazi), Jaron Löwenberg (Manoochehr), Anne Helm (Elly), Tobias Nath (Alireza) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Asgar Farhadi (kurze Biografie, Filmografie)

Asghar Farhadi: Nader und Simin. Eine Trennung
Asghar Farhadi: Le passé. Das Vergangene
Asghar Farhadi: The Salesman

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.