Heimliche Liebe

Heimliche Liebe

Heimliche Liebe

Originaltitel: Heimliche Liebe. Der Schüler & die Postbotin / Alphabet der Liebe - Regie: Franziska Buch - Drehbuch: Silke Zertz - Kamera: Hagen Bogdanski - Schnitt: Barbara von Weitershausen - Musik: Enjott Schneider - Darsteller: Kostja Ullmann, Marie Bäumer, Wotan Wilke Möhring, Rolf Kanies, Claudia Messner u.a. - 2005; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Während eines Urlaubs mit seinen Eltern auf Mallorca beobachtet der 17-jährige Gymnasiast Joe eine Frau, die wie Aphrodite aus dem Meer steigt. Er folgt ihr ins Hotel, aber als sie sich ihm nähert, läuft er erschrocken fort. Zurück in Berlin, spürt er sie auf: Sie heißt Rosi, ist 37 und arbeitet als Postbotin. Zunächst will sie nichts von ihm wissen, aber dann lässt sie sich doch auf eine Liebesaffäre mit dem Schüler ein ...
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Kritik

In "Heimliche Liebe" geht es um ein ungleiches Paar: eine 37-jährige Postbotin und einen 17-jährigen Schüler, Sohn eines Atomphysikers, dem alle Möglichkeiten offen stehen – wenn er sich nicht durch die Liebesaffäre aus der Bahn werfen lässt. Marie Bäumer und Kostja Ullman stellen diese konfliktreiche Beziehung sensibel dar.
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Während eines Mallorca-Urlaubs mit seinen Eltern, dem Familienfreund Sascha Pohl und seiner kleinen Schwester Sarah beobachtet der siebzehnjähre Gymnasiast Josef („Joe“) Reinhardt (Kostja Ullmann) eine gut aussehende Frau (Marie Bäumer), die wie Aphrodite (oder Ursula Andress in „James Bond 007 jagt Dr. No“) an einem einsamen Strand aus dem Meer steigt, am Strand ihren nassen Bikini auszieht und sich abtrocknet. Vor Aufregung rutscht er an der Uferböschung ein Stück ab, und dadurch wird die Nackte auf ihn aufmerksam. Sie hüllt sich in ihr Badetuch, während Joe zur Straße hinauf flieht, wo er seine Vespa stehen hat. Als er noch einmal zurückschaut, provoziert sie ihn, indem sie sich noch einmal demonstrativ nackt hinstellt.

Kurz darauf entdeckt Joe die Frau bei einem Einkaufsbummel unter den Touristen in der Stadt und folgt ihr ins Hotel, doch als sie ihn mit in ihr Zimmer nimmt und sich ihm nähert, läuft er erneut davon.

Der Anblick der Frau beherrscht seine Gedanken: Er kommt noch einmal zurück, entdeckt auf dem Balkon des inzwischen geräumten Hotelzimmers ein gebrauchtes Trikot mit dem Aufdruck „Radsportklub Berlin-Spandau“ und nimmt es an sich.

Zufällig wohnt auch Joe mit seiner Familie in Berlin. Sein Vater Mathias ist Atomphysiker; seine Mutter Hanna (Claudia Messner) betrieb früher einen Schmuckhandel, studierte dann vorübergehend Jura und betätigt sich zur Zeit als Fotografin.

Durch einen Anruf beim Radsportklub Berlin-Spandau findet er den Namen und die Adresse des Trikot-Besitzers heraus: Peter Wörner (Wotan Wilke Möhring). Als er sich bei Nachbarn nach Frau Wörner erkundigt, erfährt er, dass Peter Wörner nicht verheiratet, aber seit acht Jahren mit der Postbotin Rosemarie („Rosi“) Elling zusammen ist.

Joe beginnt, die Schule zu schwänzen und obwohl ihn seine Mutter für den bevorstehenden Klavierwettbewerb angemeldet hat, unterlässt er es, dafür zu üben, denn er hat nur noch Augen für Rosi. Die siebenunddreißigjährige Frau findet es lästig, auf Schritt und Tritt von einem Halbwüchsigen verfolgt zu werden, aber Joe lässt sich nicht von ihr verscheuchen. Als er sie vor dem Mietshaus abpasst, in dem sie mit Peter wohnt, schickt sie ihn mit deutlichen Worten fort: „Ich stehe nicht auf kleine Kletten wie dich, sondern auf Männer.“ Sie hört ihn, wie er mit seiner Vespa wegfährt, und kurz darauf scheppert es: Joe ist gestürzt und blutet am Unterarm. Nun nimmt Rosi ihn doch mit in die Wohnung, damit er die Wunde auswaschen und verbinden kann. Peter ist nicht da; er arbeitet auswärts.

Als Joe fragt, wieso sie auf Mallorca mit ihm ins Bett wollte, sagt sie brüsk: „Einfach so, zum Spaß!“ Dann könnten sie es doch auch hier und jetzt tun, meint er. Rosi nimmt ihn mit ins Schlafzimmer, aber noch bevor sie sich ausgezogen haben, ejakuliert er bereits. Er schämt sich. Rosi zeigt Verständnis, und als er zum Abschied fragt, ob er wiederkommen dürfe, sagt sie zumindest nicht „nein“.

Von nun an treffen sie sich jeden Tag. Um nicht wieder zu früh zu kommen, lenkt der Schüler sich während des Liebesspiels mit Kopfrechen-Aufgaben ab, und wenn es nicht reicht, auszurechnen, wieviele Briefe Rosi pro Tag, pro Woche und pro Jahr austrägt, dann errechnet er eben auch noch, wieviele es innerhalb von vierzig Jahren wären. Auf diese Weise kommen sie beide gleichzeitig zum gewissermaßen multiplen Orgasmus.

Als Joe zugibt, dass er den Klavierwettbewerb am liebsten absagen würde, meint Rosi zornig, das dürfe er auf keinen Fall tun, denn er sei es all den Menschen schuldig, denen nicht – wie ihm – aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Begabung alle Möglichkeiten offen stehen. Sie deutet an, selbst auch keine glückliche Kindheit und Jugend gehabt zu haben: Damit die Mutter sie rechtzeitig vor dem Betreten der Wohnung warnen konnte, wenn der Vater wieder einmal gewalttätig war, musste sie zu Hause stets klingeln.

Joe hat sie einmal dabei beobachtet, wie sie an einem Brief roch und ihn dann einsteckte. In ihrer Wohnung stößt er auf eine ganze Schachtel von unterschlagener Post. Dabei geht es Rosi nicht um Geld oder dergleichen, sondern sie nimmt Briefe an sich, die nach romantischen Inhalten aussehen oder parfümiert sind und öffnet sie: Sie sehnt sich nach Romantik.

Als Peter seinen Arbeitsplatz verliert und vorzeitig nach Hause kommt, kann Joe sich gerade noch auf dem Balkon verstecken. Stundenlang kauert er im Regen. Nach Einbruch der Dunkelheit hört er Rosi und Peter beim Liebesspiel stöhnen. Das hält er kaum aus. Erst nachdem ihr Lebenspartner eingeschlafen ist, befreit Rosi ihn aus seiner Lage. Wortlos verlässt Joe die Wohnung und will nichts mehr mit Rosi zu tun haben.

Beim Klavierwettbewerb wird Joe aufgerufen, aber er bleibt sitzen und gibt sich nicht zu erkennen. („Wenn so viele Menschen im Raum sind, höre ich die Musik nicht mehr“, wird er Rosi später erklären.) Enttäuscht kehren seine Eltern mit ihm und Sarah nach Hause zurück. Vor der Haustür steht Rosi. Hanna Reinhardt spricht sie an: „Sie kommen bestimmt wegen der Anzeige.“ Aber Joe fügt sogleich hinzu: „Da kommen Sie zu spät. Meine Mutter hat gestern bereits eine neue Putzfrau angestellt.“

Rosi ist zwar wütend über Joes Verhalten, aber sie gibt ihn nicht auf, sondern passt ihn vor der Schule ab, und sie versöhnen sich.

Weil Peter jetzt arbeitslos ist und zu Hause bleibt, treffen sie sich bei Joe, während seine Eltern fort sind. Unerwartet kehrt Hanna zurück, jedoch nicht mit Mathias, sondern mit dessen Freund und Kollegen Sascha Pohl. Während die beiden übereinander herfallen, laufen Joe und Rosi unbemerkt hinaus.

Joe und Rosi treiben es von nun an im Freien oder in einem Wochenendhaus, das Peters Eltern gehört.

Peter erfährt von einer Nachbarin, ein Schüler sei hinter Rosi her. Von ihrem Lebenspartner zur Rede gestellt, sagt Rosi: „Er ist noch nicht mal achtzehn, aber er hat was ganz Besonderes. Vielleicht ist es auch, weil er mich so sehr will.“

Der Mathematiklehrer Dr. Castor macht sich Sorgen über Joe, seinen bisher besten Schüler, der plötzlich die Schule schwänzt und in seinen Leistungen so nachlässt, dass zu befürchten ist, er könne beim bevorstehenden Abitur durchfallen. Dr. Castor setzt sich mit Hanna Reinhardt in Verbindung, und als dann auch noch Sarah ihr erzählt, sie habe Joe mit einer Freundin gesehen, durchsucht sie seine Sachen. Auf seinem Handy entdeckt sie Nacktfotos der Frau, die kürzlich vor der Haustür stand und die sie für eine Bewerberin hielt.

Hanna Reinhardt passt Rosi im Postamt ab und redet ihr ins Gewissen, denn der verstörte Junge droht sich durch sein Schulversagen seine Zukunft zu verbauen. Rosi weist zwar das von Hanna angebotene Geldkuvert entrüstet zurück, aber sie wartet nach dem Schulunterricht auf Joe und erklärt ihm, sie wolle die Affäre beenden und Peter heiraten.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Tag vor der schriftlichen Abiturprüfung in Mathematik entdeckt Joe die Heiratsanzeige von Rosi und Peter in der Zeitung. Am Morgen ist er nicht in seinem Zimmer. Mathias Reinhardt sagt zu seiner Frau, er werde Joe suchen und danach müssten sie auch über sich und Sascha reden. Er fährt zu Rosi und trifft vor dem Haus auf Peter, der im Hochzeitsanzug vor einem geschmückten Wagen wartet. Rosi kommt im Brautkleid aus der Tür. Als sie erfährt, was los ist, verspricht sie Peter, rechtzeitig zur Trauung in der Kirche zu sein und fährt mit Mathias Reinhardt zu dem Wochenendaus, in dem sie einmal mit Joe war. Tatsächlich hat Joe dort übernachtet und sich betrunken. Die beiden Erwachsenen zerren ihn ins Auto und rasen mit ihm zur Schule, wo die Prüfung längst begonnen hat. Dreiunddreißig Minuten bleiben Joe noch für die Lösung von sechs Aufgaben – aber er wird es schaffen.

Mathias und Rosi eilen weiter zur Kirche und kommen gerade noch rechtzeitig dort an.

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Der Arbeitstitel des Fernsehfilms von Franziska Buch hieß „Alphabet der Liebe“ – und so kündigten ihn auch Fernsehzeitschriften an –, ausgestrahlt wurde er dann jedoch unter dem Titel „Heimliche Liebe. Der Schüler & die Postbotin“. Im Mittelpunkt steht ein ungleiches Paar: die siebenunddreißigjährige Postbotin Rosi und der zwanzig Jahre jüngere Schüler Joe, dem aufgrund seines Elternhauses und seiner besonderen Begabung für Mathematik und Musik alle Möglichkeiten offen stehen. Allerdings droht er durch die Liebesaffäre – die erste seines Lebens – aus der Bahn geworfen zu werden. Gerade noch rechtzeitig besinnt Rosi sich, beendet die Affäre und erkennt ihre Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Joe das Abitur macht. Marie Bäumer (*1969) und Kostja Ullman (*1984) stellen diese ungewöhnliche und konfliktreiche Beziehung recht sensibel dar.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Franziska Buch: Unsre Mutter ist halt anders

Ketil Bjørnstad - Der Fluss
Intensiv und einfühlsam beschäftigt Ketil Bjørnstad sich in "Der Fluss" mit der psychischen Entwicklung des Protagonisten, der – hin- und hergerissen zwischen Trauer, Lust und Karriereziel – seinen Weg sucht.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.