The Wineville Chicken Coop Murders


Gordon Stewart Northcott wurde 1906 in der kanadischen Provinz Saskatchewan geboren und wuchs in British Columbia auf. 1924 zogen die Eltern mit ihm nach Los Angeles.

Sein Vater kaufte ihm ein Stück Land in Wineville außerhalb der Großstadt und unterstützte ihn beim Bau einer Hühnerfarm. Unter dem Vorwand, einen Helfer zu benötigen, holte Gordon Northcott 1926 seinen dreizehnjährigen Neffen Sanford Wesley Clark (1913 – 1991) mit Erlaubnis von dessen Eltern aus Saskatoon, Kanada, nach Wineville. Er missbrauchte ihn und hielt ihn wie einen Gefangenen.

Als Jessie Clark ihren jüngeren Bruder für ein paar Tage in Wineville besuchte, vertraute Sanford ihr an, dass er um sein Leben fürchtete. Er berichtete ihr, dass sein Onkel Jungen entführt und ermordet habe. Sobald Jessie Clark wieder in Kanada war, unterrichtete sie das US-Konsulat über die Anschuldigungen gegen Gordon Northcott und gab dazu eine eidesstattliche Erklärung ab. Das Konsulat setzte sich daraufhin mit dem Los Angeles Police Department in Verbindung, das wiederum die Einwanderungsbehörde kontaktierte.

Am 31. August 1928 fuhren zwei Inspektoren des United States Immigration Service zur Hühnerfarm in Wineville. Dort verhafteten sie Sanford Clark. Gordon Northcott hatte sie kommen sehen und war rechtzeitig geflohen. Sanford hielt die Beamten zwei Stunden hin, weil sein Onkel gedroht hatte, ihn andernfalls zu erschießen.

Sanford Clark sagte schließlich aus, sein Onkel habe drei Jungen entführt, in den Hühnerställen gefangen gehalten, geschlagen, sexuell missbraucht, ermordet und die Toten mit einer Axt zerstückelt. Dabei hätten ihm er und seine Großmutter Sarah Louise Northcott helfen müssen. (Gordon Northcott und Sanfords Vater waren Brüder. Sarah Louise Northcott war ihre Mutter.) Er zeigte der Polizei die Gräber in Wineville, aber sie waren bis auf eine Anzahl kleinerer Leichenteile (Haare, Finger, Knochen) und Gegenstände leer. Später stellte sich heraus, dass Gordon Northcott und seine Mutter Sarah Louise die Leichenteile am 4. August 1928 ausgegraben, in die Wüste gebracht und dort vermutlich verbrannt hatten. Laut der weiteren Aussage hatte Sanford Clark seinem Onkel auch dabei helfen müssen, den abgetrennten Kopf eines ermordeten mexikanischen Jungen („the headless Mexican“) zu verbrennen.

Sanford Clark wurde nie angeklagt, weil ihn die Staatsanwaltschaft selbst für ein Opfer seines Onkels hielt, der nur unter Zwang bei Verbrechen mitgemacht hatte. Er musste sich nur verpflichten, die auf die Resozialisierung gestrauchelter Jugendlicher spezialisierte Whittier State School (heute: Fred C. Nelles Youth Correctional Facility) zu besuchen.

Sarah Louise und Gordon Northcott waren inzwischen nach Kanada geflohen. Sie wurden am 19. September 1928 nahe Vernon in British Columbia festgenommen

und am 30. November nach Los Angeles überstellt. Sarah Louise Northcott gestand, Walter Collins aus Los Angeles ermordet zu haben, einen neunjährigen Jungen, der seit einem Kinobesuch am 10. März 1928 vermisst wurde. Sie habe ihn bei einem Besuch auf der Hühnerfarm vorgefunden und befürchtet, er könne ihren Sohn verraten, der ihn entführt, eingesperrt und vergewaltigt hatte. Damit keiner von ihnen zur Polizei gehen konnte, habe sie ihn gemeinsam mit Gordon und ihrem Enkel Sanford im Schlaf erschlagen.

Walter James Collins senior (1890 – 1932), der Vater des vermissten und vermutlich ermordeten Jungen, verbüßte wegen mehrerer bewaffneter Einbrüche eine Haftstrafe. Die allein erziehende Mutter Christine Collins (1891 – 1974) arbeitete bei einer Telefongesellschaft in Los Angeles. Als fünf Monate nach Walters Verschwinden in DeKalb, Illinois, ein Junge aufgegriffen wurde, nutzte das LADP die Gelegenheit, etwas gegen die negative Berichterstattung in den Medien zu unternehmen und einen Erfolg vorzutäuschen. Man behauptete, es handele sich um den Vermissten und ließ ihn nach Los Angeles kommen. Christine Collins verneinte entschieden, dass es ihr Sohn sei, aber Captain J. J. Jones überredete sie, den Jungen wenigstens versuchsweise mit nach Hause zu nehmen.

Als sie nach drei Wochen noch immer nicht davon zu überzeugen war, dass es sich bei dem Kind um ihren Sohn handelte und auf die unterschiedlichen Zahnverhältnisse hinwies, ließ Jones sie gegen ihren Willen in die geschlossene psychiatrische Anstalt des Los Angeles County Hospital einweisen.

Reverend Dr. Gustav A. Briegleb (1881 – 1943) von der St. Paul’s Presbyterian Church in Los Angeles kritisierte in seinen Radio-Ansprachen das Vorgehen der Polizei und setzte sich sowohl für die Freilassung von Christine Collins als auch die Aufklärung des Falles ein.

Tatsächlich handelte es sich bei dem Jungen, den die Polizei nach Los Angeles geholt hatte, um den zwölfjährigen Halbwaisen Arthur J. Hutchins (1916 – 1954), einen Ausreißer aus Illinois, der nach Hollywood gewollt hatte, um dort seinen Lieblingsschauspieler Tom Mix zu treffen. Zehn Tage nachdem Arthur Hutchins wahre Identität aufgedeckt worden war, ließ man Christine Collins frei.

Sarah Louise Northcott widerrief ihre Geständnis. Dennoch befanden die Geschworenen sie für schuldig. Die Angeklagte wurde am 31. Dezember 1928 wegen der Ermordung von Walter Collins zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie verbüßte zwölf Jahre Haft im Staatsgefängnis von Tehachapi und kam dann auf Bewährung frei. Sie starb 1944. Was wirklich mit Walter Collins geschehen war, konnte nie geklärt werden. Er blieb spurlos verschwunden.

Gerüchten zufolge soll Northcott Kinder an Pädophile vermietet und insgesamt zwanzig Jungen ermordet haben; aber dafür fand die Staatsanwaltschaft keine Beweise. Nachgewiesen wurden ihm die Ermordung eines nicht identifizierten Mexikaners und der seit 16. Mai 1928 in Pamona vermissten zwölf bzw. zehn Jahre alten Brüder Lewis and Nelson Winslow. Richter George R. Freeman verurteilte Gordon Northcott am 13. Februar 1929 in Riverside County nach siebenundzwanzig Verhandlungstagen zum Tod.

Christine Collins erreichte, dass Captain J. J. Jones am 13. September 1930 in einem Zivilprozess zu einer Entschädigungszahlung verurteilt wurde. (Das Geld bekam sie allerdings nie.)

Am 7. Dezember 1928 hatte sie im Riverside County Jail Hospital mit dem Häftling Gordon Northcott gesprochen. Auf ihre Frage, ob er Walter getötet habe oder nicht, war er ihr allerdings die Antwort schuldig geblieben. Wenige Stunden vor seiner Hinrichtung durfte sie ausnahmsweise noch einmal zu ihm. Er hatte ihr in einem Telegramm versprochen, endlich die Wahrheit zu gestehen. Aber als sie bei ihm war, wollte er nicht mit ihr reden.

Der Serienmörder starb am 2. Oktober 1930 im Staatsgefängnis von San Quentin durch den Strang.

Wegen der Wineville Chicken Coop Murders (Hühnerstall-Morde in Wineville) änderte Wineville am 1. November 1930 den Ortsnamen in Mira Loma.

1951/1952 beschäftigten sich ein Hörspiel und ein Fernsehfilm mit den Wineville Chicken Coop Murders. Sie sind auch Thema des Kinofilms „Der fremde Sohn“ von Clint Eastwood.

© Dieter Wunderlich 2011

Clint Eastwood: Der fremde Sohn

Beate Uhse und Ulrich Pramann - "Ich will Freiheit für die Liebe"
Weil in dieser von wem auch immer verfassten (Auto-)Biografie nicht abstrakt und sachlich berichtet, sondern in schnoddrigem Jargon von zahlreichen konkreten Vorkommnissen flott erzählt wird, wirkt das Buch mitreißend und unterhaltsam. Leider vermittelt es nur einen oberflächlichen Eindruck von den Veränderungen in der Einstellung der Deutschen gegenüber Erotik und Sexualität.
„Ich will Freiheit für die Liebe“

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.