Caroline Wahl : Windstärke 17

Windstärke 17
Windstärke 17 Originalausgabe DuMont Buchverlag, Köln 2024 ISBN 978-3-8321-6841-4, 255 Seiten ISBN 978-3-7558-1003-2 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ida blieb bei der alkoholkranken Mutter zurück, als ihre ältere Schwester Tilda vor etwa zehn Jahren zum Studieren nach Berlin zog. Die Handlung von "Windstärke 17" setzt zwei Monate nach dem Suizid der Mutter ein, der Ida aus der Bahn wirft, denn sie verbrachte das Wochenende, an dem sich die Mutter das Leben nahm, mit einer Freundin in Prag und fühlt sich nun schuldig. In ihr tobt ein Sturm mit Windstärke 17.
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Kritik

Mit dem Roman "Windstärke 17" setzt Caroline Wahl die in "22 Bahnen" erzählte Geschichte fort. Während sich "22 Bahnen" um Tilda dreht, ist nun deren jüngere Schwester Ida die Hauptfigur. Und Caroline Wahl erzählt wieder konsequent aus der Perspektive der Protagonistin, diesmal in der Ich-Form. Sie schreibt im Präsens und achtet besonders auf die Dialoge.
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Trauma

Zwei Monate nachdem Ida Schmitt von einem mit ihrer Freundin Samara in Prag verbrachten Wochenende zurückkam und ihre Mutter Andrea tot vorfand, verlässt sie die Wohnung und nimmt einen Zug nach Hamburg, wo ihre ältere Schwester Tilda inzwischen mit ihrem Ehemann Viktor Wolkow und den fünf Jahre alten Zwillingen lebt.

Tilda ließ nach dem Abitur die jüngere Schwester und die alkoholkranke Mutter zurück, studierte Mathematik in Berlin und promovierte. Inzwischen hat sie sich habilitiert. Ida fühlt sich schuldig, weil sie den Suizid ihrer Mutter nicht verhinderte und sich stattdessen in Prag vergnügte. Wegen ihrer Selbstvorwürfe schaffte Ida es auch nicht, an der Bestattung ihrer Mutter teilzunehmen.

Einerseits würde sie sich nun gern von ihrer älteren Schwester bemuttern lassen, aber zugleich ist sie aufgewühlt, traurig und zornig. Statt in Hamburg die Familie Schmitt/Wolkow aufzusuchen, steigt sie in den nächsten Zug um. Der bringt sie nach Stralsund, und von dort fährt sie weiter nach Binz auf Rügen. Ihr Handy schaltet sie auf Flugmodus, weil sie Tilda nichts erklären will.

Ersatzeltern

Knut Freese, der Betreiber der Kneipe „Robbe“, stellt Ida zur Probe ein, und als sie umkippt, weil sie lange nichts gegessen hat, ruft er keinen Krankenwagen, sondern seine Frau Marianne. Die pensionierte Grundschulrektorin kümmert sich um Ida und quartiert sie im leerstehenden Zimmer ihrer Tochter Mandy ein.

Knut und Marianne haben zwei Kinder: den in Stuttgart lebenden Sohn Sebastian und Mandy, die mit ihrem Mann Robert auf Rügen geblieben ist. Mandy und Robert haben selbst bereits zwei erwachsene Kinder: Jasper in Hamburg und Emily in München.

Ohne viele Fragen zu stellen, werden Knut und Marianne verständnisvolle Ersatzeltern für Ida, die versucht, mit sich ins Reine zu kommen und dabei Stürme in ihrem Inneren erlebt.

Mindestens 17 Windstärken in mir

Windstärke 17 wird […] als Superhurrikan / Supertaifun definiert

Bevor Ida ihr Trauma in der Geborgenheit bei Knut und Marianne überwinden kann, bricht ihre Welt erneut zusammen: Bei Marianne, die Jahre zuvor an Brustkrebs erkrankt war, werden Metastasen in Lunge, Leber und Knochen diagnostiziert: Krebs in weit fortgeschrittenem Zustand. Sie muss sich einer Chemotherapie unterziehen, und es ist zu befürchten, dass sie nicht mehr lange leben wird.

Leif

In ihrer Verzweiflung klettert Ida mitten in der Nacht über einen Zaun und rennt im 40 Meter hohen Aussichtsturm „Adlerhorst“ nach oben. Statt sich in die Tiefe zu stürzen ruft sie Leif Jansen an, der sofort mit dem Auto losrast und zu ihr hoch kommt, obwohl er nur Boxershorts anhat und noch wegen einer Beinverletzung hinkt.

Leif wuchs bei seinen Großeltern auf Rügen auf. Die Großmutter starb letztes Jahr; Großvater Heinz ist dement. Leif, ein erfolgreicher DC, wohnt in einem Loft in Hamburg, hat aber damit begonnen, im Haus seiner Großeltern ein Studio einzurichten und spielt mit dem Gedanken, auf die Insel zurückzuziehen. Als er kürzlich bei heftigem Sturm auf den Wellen surfte und wegen einer Beinverletzung zu ertrinken drohte, schwamm Ida zu ihm hinaus, obwohl sie dabei ihr eigenes Leben riskierte. Gemeinsam schafften sie es an Land.

Knut mag Leif und weiß, dass Ida die Freundschaft mit ihm gut tut, aber er warnt sie vor der Unbeständigkeit des jungen Mannes, der schon als Jugendlicher für Ärger sorgte und noch immer mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat.

Während Tilda schon früh ihre ungewöhnliche Neigung zur Mathematik bewies, malte und zeichnete Ida als Kind. Später wechselte sie dann zur Literatur und begann, an einem Roman zu arbeiten. Aber nach dem Tod ihrer Mutter war es ihr zwei Monate lang nicht mehr möglich, weiterzuschreiben. Erst jetzt, auf Rügen, fängt sie wieder damit an.

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Mit dem Roman „Windstärke 17“ setzt Caroline Wahl die in „22 Bahnen“ erzählte Geschichte fort. Während sich „22 Bahnen“ um Tilda dreht, ist nun deren jüngere Schwester Ida die Hauptfigur. Und Caroline Wahl erzählt wieder konsequent aus der Perspektive der Protagonistin, diesmal in der Ich-Form.

Ida blieb bei der alkoholkranken Mutter zurück, als Tilda vor etwa zehn Jahren zum Studieren nach Berlin zog. Die Handlung von „Windstärke 17“ setzt zwei Monate nach dem Suizid der Mutter ein, der Ida aus der Bahn wirft, denn sie verbrachte das Wochenende, an dem sich die Mutter das Leben nahm, mit einer Freundin in Prag und fühlt sich nun schuldig. In ihr tobt ein Sturm mit Windstärke 17.

Wie „22 Bahnen“ hat Caroline Wahl auch „Windstärke 17“ im Präsens verfasst. Dabei achtet sie besonders auf Dialoge, die sie wie bei einem Theaterstück wiedergibt, mit dem Namen der Sprecherin bzw. des Sprechers vorne weg. Pausen spürt man, wenn nach einer Äußerung eine weitere derselben Romanfigur folgt, erneut mit Namen und Doppelpunkt am Anfang der Zeile.

Ob Caroline Wahl in „Windstärke 17“ mit der schweren Krebserkrankung der Ersatzmutter Marianne ein bisschen zu viel aufgetragen hat und in den Kitsch abkippt, mag jede Leserin bzw. jeder Leser für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall wirkt die Geschichte einer aus der Bahn geworfenen jungen Frau ermutigend und nicht deprimierend.

Den Roman „Windstärke 17“ von Caroline Wahl gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Maximiliane Häcke.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2024
Textauszüge: © DuMont Literaturverlag

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.