Elizabeth Strout : Am Meer

Am Meer
Lucy by the Sea Random House, New York 2022 Am Meer Übersetzung: Sabine Roth Luchterhand Literaturverlag, München 2024 ISBN 978-3-630-87748-8, 288 Seiten ISBN 978-3-641-30698-4 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die Schriftstellerin Lucy Barton hat noch wenig über die Covid-19-Pandemie gehört, als ihr 71-jähriger Freund und Ex-Ehemann William Gerhardt sie Anfang 2020 dazu überredet, New York mit ihm zu verlassen und in ein abgelegenes Haus am Meer in Maine zu ziehen. Im Frühjahr 2021 erhalten sie dort ihre Impfungen ...
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Kritik

Die Handlung von "Am Meer" spielt 2020/21 während der Covid-19-Pandemie. Es geht um Ehen und Freundschaften, Alter, Krankheit, Tod und Verlust, aber auch um eine nicht zuletzt durch Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungstheorien aus den Fugen geratene Gesellschaft.
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Das Haus am Meer

Die New Yorker Schriftstellerin Lucy Barton ist seit dem letzten Jahr Witwe, und sie trauert um David. In erster Ehe war sie 20 Jahre lang mit William Gerhardt verheiratet. Sie sind zwar ebenso lang geschieden, aber der 71-Jährige ist noch immer ihr bester Freund.

William hatte Lucy damals mit mehreren Frauen betrogen, auch mit Joanne, die er nach der Scheidung heiratete. Sieben Jahre lang dauerte diese zweite Ehe. Seine dritte Ehefrau, Estelle, verließ ihn vor einem Jahr. Und ungefähr zur gleichen Zeit erfuhr William, dass er eine Halbschwester in Maine hat, die ihm seine Mutter Catherine Cole zeitlebens verheimlicht hatte: Lois Bubar.

Anfang 2020 überredet William seine Exfrau Lucy, New York wegen der Pandemie zu verlassen und mit ihm nach Maine zu fahren. Dort hat er von dem Strafverteidiger Bob Burgess ein abgelegenes Haus am Meer gemietet. Ob Bob ahnt, dass William mit dessen Ex-Ehefrau Pam Carlson eine Affäre hatte? Inzwischen ist Bob mit der unitarischen Pfarrerin Margaret verheiratet und wohnt mit ihr in Crosby/Maine.

Als sie ankommen, wundert sich Lucy, die noch wenig über die Pandemie gehört hat, weil Bob Burgess eine Maske trägt, Abstand hält und sich vergewissert, dass die Neuankömmlinge zwei Wochen lang in Quarantäne bleiben werden. Entsprechende Vorräte hat Bob bereits im Haus deponiert.

Die Töchter

William bringt auch seine Exfrau Estelle dazu, mit der gemeinsamen Tochter Bridget New York City zu verlassen. Die beiden suchen Zuflucht in Larchmont/New York.

Selbstverständlich drängt William auch Chrissy und Becka, die beiden Töchter aus seiner Ehe mit Lucy, für einige Zeit aus Brooklyn wegzuziehen. Chrissy und ihr Ehemann Michael – sie Juristin, er Investment-Banker – ziehen nach Connecticut, in das Haus von Michaels Eltern Melvin und Barbara, die seit einiger Zeit in Florida leben. Die Sozialarbeiterin Becka und ihr Ehemann Trey, der an der Universität Vorlesungen über Lyrik gibt, weigern sich dagegen, New York zu verlassen.

Erst als einige Zeit später Becka herausfindet, dass Trey sie betrügt, ist sie bereit dazu. Ein von ihrem Vater William beauftragter zuverlässiger Fahrer bringt sie nach Connecticut, wo sie im Gästehaus von Michaels Eltern einquartiert wird.

Melvin und Barbara ändern ihre Pläne und kündigen im Mai 2020 ihre Rückkehr aus Florida an. Obwohl sie dort zahlreiche Kontakte hatten, wollen sie nun zusammen mit Sohn und Schwiegertochter in ihrem Haus wohnen und denken auch gar nicht daran, erst einmal in Quarantäne zu gehen. Dabei ist Michael Asthmatiker. William fährt kurzerhand mit Lucy hin, passt Melvin ab und bringt ihn dazu, mit Barbara in die Wohnung seiner kürzlich ins Pflegeheim gewechselten Schwiegermutter zu ziehen.

Vier Tage später muss Melvin wegen Corona in einer Klinik behandelt werden. Barbara erkrankt ebenfalls.

Bald darauf stellt Chrissy fest, dass sie zum Zeitpunkt der Rückkehr ihrer Schwiegereltern bereits schwanger war. Was wäre gewesen, wenn sie sich mit Corona infiziert hätte?

Wieder ein Paar

William vertraut Lucy an, dass er sich vor wenigen Monaten einer Prostata-Ektomie unterziehen musste. Ungeachtet seiner Impotenz schlafen die beiden nun wieder in einem Bett. William kauft das Haus am Meer, und Bob organisiert den Transport von Lucys Hausrat von New York nach Maine.

Chrissy und Michael kaufen Melvin und Barbara das Haus in Connecticut ab, und Becka wohnt weiterhin im Gästehaus. Sie wird in Yale Jura studieren.

Weil William bereits über 70 ist, wird er Anfang 2021 als einer der Ersten geimpft. Lucy erhält ihre zwei Impfungen noch im Frühjahr.

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Lucy Barton, die Ich-Erzählerin in Elizabeth Strouts Roman „Am Meer“, war bereits die Hauptfigur in „My Name is Lucy Barton“ (2016; „Die Unvollkommenheit der Liebe“, 2016), „Anything is Possible“ (2017, „Alles ist möglich“, 2018) und „Oh William!“ (2021, „Oh, William!“, 2021).

Die Handlung von „Am Meer“ spielt 2020/21 während der Covid-19-Pandemie. Es geht um Ehen und Freundschaften, Alter, Krankheit, Tod und Verlust, aber auch um eine nicht zuletzt durch Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungstheorien aus den Fugen geratene Gesellschaft: Am 25. Mai 2020 wird der Afroamerikaner George Floyd bei der Festnahme von einem weißen Polizisten ermordet, der minutenlang auf seinem Hals kniet, und am 6. Januar 2021 stürmen Trump-Anhänger das Kapitol, um die offizielle Bestätigung seiner Wahlniederlage gewaltsam zu verhindern.

Ungeachtet der ernsten Themen lässt Elizabeth Strout ihre Protagonistin Lucy Barton in „Am Meer“ im Plauderton erzählen („Aber was ich eigentlich sagen will […]“). Lucy schildert ihre aktuellen Erlebnisse, streut aber auch viele Erinnerungen ein. Das ist von Lebenserfahrung geprägt, lässt sich leicht lesen, öffnet den Blick für menschliche Verhaltensweisen, aber besonders tiefschürfend ist die Analyse nicht.

Den Roman „Am Meer“ von Elizabeth Strout gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Barbara Stoll.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2024
Textauszüge: © Luchterhand Literaturverlag

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.