Kaiser Maximilian I. von Habsburg


Erzherzog Maximilian von Habsburg wurde am 22. März 1459 auf der Burg in Wiener Neustadt als Sohn von Kaiser Friedrich III. (1415 – 1493) und Eleonore Helena von Portugal (1434 – 1467) geboren.

Friedrich III. hatte sich am 19. März 1452 in Rom von Papst Nikolaus V. zum Kaiser krönen und mit der 17 Jahre alten portugiesischen Königstochter Eleonore trauen lassen, mit der er am 24. Februar in Siena erstmals zusammengetroffen war. Den Plan, diese Ehe zu schließen, hatte es schon mehrere Jahre gegeben. Eleonore Helena von Portugal gebar sechs Kinder, von denen jedoch nur Maximilian und seine sechs Jahre jüngere Schwester Kunigunde überlebten.

Friedrichs Herrschaftsansprüche blieben nicht unangefochten. 15 Monate vor Maximilians Geburt, am 23. November 1457, war Ladislaus Postumus, Herzog von Österreich, König von Böhmen und Ungarn, im Alter von 17 Jahren in Prag gestorben. Seither beanspruchte der drei Jahre jüngere Bruder des Kaisers die Nachfolge und nannte sich deshalb Albrecht VI. von Österreich ob und unter der Enns, aber Friedrich III. verweigerte ihm die Anerkennung. Die Streitigkeiten eskalierten 1461 im offenen Krieg. Im Herbst des folgenden Jahres belagerte Albrecht die kaiserliche Familie in der Wiener Hofburg, und sie wurde erst durch den böhmischen König Georg von Poidiebrad befreit. Die Auseinandersetzung zwischen den Brüdern endete mit Albrechts Tod am 2. Dezember 1463. Maximilian, der das alles in der Kindheit erlebt hatte, vergaß den Wienern auch später nicht, dass sie seinem Onkel Albrecht die Stadttore geöffnet hatten.

Eleonore Helena von Portugal erzählte ihrem Sohn portugiesische Heldensagen, weckte seine Fantasie, ließ ihn reiten, fechten und tanzen, denn er sollte kein spartanischer Misanthrop werden wie sein Vater. Maximilian von Habsburg war acht Jahre alt, als seine Mutter am 3. September 1467, zwei Wochen vor ihrem 33. Geburtstag, starb.

1473 verhandelten Kaiser Friedrich III. und Karl der Kühne (1433 – 1477), der Herzog von Burgund, in Trier über die vom Papst bereits 1463 angeregte Heirat der beiden Erben Maximilian von Habsburg und Maria von Burgund (1457 – 1482). Die Pläne zerschlugen sich zunächst, und Karl der Kühne fiel am 5. Januar 1477 vor Nancy, aber am 21. April 1477 heiratete Wolfgang von Polheim (1458 – 1512) in Maximilians Namen (per procurationem) Herzogin Maria von Burgund, indem er sich öffentlich mit einem bis zum Knie entblößten Bein zu ihr ins Bett legte, und am 19. August stand Maximilian persönlich mit seiner Braut vor dem Traualtar in Gent. Damit wurde er iure uxoris (aus dem Recht der Ehefrau) Herzog von Burgund. Es heißt, es habe sich nicht nur um ein Zweckbündnis, sondern um eine Liebesheirat gehandelt. Maria von Burgund, die als besonders schön galt, brachte drei Kinder zur Welt, von denen aber nur der am 22. Juni 1478 geborene Sohn Philipp und die am 10. Januar 1480 geborene Tochter Margarete überlebten.

Der französische König focht Marias Erbschaft an und besetzte das zum französischen Lehensverband gehörende Herzogtum Burgund. Erzherzog Maximilian, der am 30. April 1478 in Brügge zum Ritter geschlagen und zum Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies ernannt worden war, besiegte die Franzosen im August 1479 bei Guinegate in der Picardie, in der er nicht – wie üblich – die Reiter, sondern das Fußvolk anführte.

Maria von Burgund stürzte am 6. März 1482 mit ihrem Pferd und verlor vorübergehend das Bewusstsein. Man brachte sie in den Prinsenhof zu Brügge. Dort setzte sie ihre Kinder als Universalerben ein und ordnete an, dass Maximilian für den unmündigen Sohn Philipp die Regentschaft führen sollte. Am 27. März starb die 25-Jährige.

Die von dem Flamen Jan van Coppenolle in Gent aufgestachelten Stände erkannten Maximilians Regentschaft ebenso wenig an wie die Franzosen. In dem am 23. Dezember 1482 ausgehandelten und am 1. März 1483 unterzeichneten Friedensvertrag von Arras rangen die Franzosen Maximilian große Zugeständnisse ab. Prinz Philipp wurde einem Regentschaftsrat unterstellt, seine Schwester Margarete dem Dauphin Karl VIII. (1470 – 1498) versprochen. Die Dreijährige wuchs von da an am französischen Hof in Plessis-lès-Tours auf.

Inzwischen eroberte der ungarische König Matthias Corvinus (1443 – 1490) die Steiermark und Niederösterreich. Am 1. Juni 1485 vertrieb er den Kaiser aus Wien und residierte dann fünf Jahre dort bis zu seinem Tod.

Maximilian von Habsburg wurde am 16. Februar 1486 im Dom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen König gewählt und am 9. April im Aachener Dom gekrönt.

Aufständische nahmen ihn im Februar 1488 in Brügge gefangen. Nach drei Monaten befreite ihn sein 72 Jahre alter Vater mit dem Reichsheer.

Nachdem Friedrich III. 1463 bereits Nieder- und Innerösterreich vereint hatte, gab Erzherzog Sigmund von Tirol (1427 – 1496) am 19. März 1490 dem Drängen der Tiroler Stände nach und verzichtete zugunsten Maximilians auf die Regentschaft in Oberösterreich. Dadurch wurde die seit 1379 bestehende Teilung des Hauses Habsburg in die albertinische und die leopoldinische Linie beendet.

Der 21-jährige französische König Karl VIII. erkannte die Ende 1490 in Rennes von dem Witwer König Maximilian I. und der 13 Jahre alten Anne de Bretagne per procurationem (wieder mit Wolfgang Freiherr von Polheim als Stellvertreter des Bräutigams) geschlossene Ehe nicht an, denn dazu hätte nach dem Vertrag von Sablé seine Einwilligung eingeholt werden müssen. Am 20. März 1491 marschierten französische Truppen in Nantes ein. Weil Maximilian nichts unternahm, traf Anne de Bretagne sich mit Karl VIII. und verlobte sich am 19. November mit ihm. Der französische König schickte daraufhin Maximilians Tochter Margarete zurück und vermählte sich am 6. Dezember 1491 mit Anne de Bretagne.

Kaiser Friedrich III. starb am 19. August 1493 in Linz.

Friedrichs Sohn und Erbe Maximilian I. heiratete am 16. März 1494 in Hall in Tirol Bianca Maria Sforza, die drei Wochen später ihren 22. Geburtstag feierte. Die ältere Tochter des italienischen Condottierefürsten Galeazzo Maria Sforza (1444 – 1476) und dessen Ehefrau Bona von Savoyen (1449 – 1503) war zwar nicht standesgemäß, aber die fürstliche Mitgift füllte Maximilians leere Kassen.

Ende 1494 berief König Maximilian I. den Reichstag ein. Dieser trat nach einigen Verzögerungen im März 1495 in Worms zusammen. Ursprünglich war es Maximilian auf außenpolitische Probleme wie die Feindschaft Frankreichs und die Türkengefahr angekommen, aber das bedeutendste Ergebnis der Verhandlungen, die sich bis August hinzogen, war eine lange nachwirkende Reichsreform. Um das Fehderecht durch ein geregeltes Streitverfahren zu ersetzen, gründete König Maximilian 1495 in Frankfurt am Main das Reichskammergericht, das neben dem Reichshofrat oberste Gericht des Heiligen Römischen Reiches.

Die Auseinandersetzungen zwischen Valois und Habsburg hörten nicht auf. 1494/95 eroberte Karl VIII. das Königreich Neapel. Daraufhin verbündete sich Maximilian I. mit Herzog Ludovico Sforza von Mailand – dem Onkel seiner Frau – Papst Alexander VI., König Ferdinand II. von Aragon und der Republik Venedig in der Heiligen Liga. Zur Bekräftigung wurden Maximilians Tochter Margarete und Ferdinands Sohn Johann verlobt, und im Jahr darauf heiratete Maximilians Sohn Philipp der Schöne Ferdinands Tochter Johanna die Wahnsinnige, die zur Infantin avancierte, als ihr ein Jahr älterer Bruder Johann am 4. Oktober 1497 im Alter von 19 Jahren starb. Durch diese Allianz fühlte sich Frankreich sowohl im Süden als auch im Westen bedroht.

15 Jahre lang wehrte Maximilian die Versuche Frankreichs ab, Burgund oder zumindest Teile davon an sich zu reißen. Am Ende war das Land zwar verwüstet, aber er hatte es für seinen Sohn sichern können. Die Feindschaft zwischen der französischen Krone und Habsburg prägte den Lauf der Geschichte jahrhundertelang. Wegen des Konflikts mit Frankreich stellte Maximilian von Habsburg den beabsichtigten Krieg gegen die 1480 in Kärnten und in der Steiermark eingefallenen Türken zurück und schloss 1498 sogar Frieden mit dem Osmanischen Reich, während sich Frankreich mit Polen, Ungarn, Böhmen und Russland gegen ihn verbündete.

Durch den Einfluss Marias von Burgund war Maximilian hochgebildet. Der Renaissancefürst förderte Kunst, Literatur und Wissenschaft im Geist des Humanismus und gründete 1501 in Wien ein Collegium poetarum et mathematicorum. Außerdem setzte er sich für eine Vereinheitlichung der Schreibweise der deutschen Sprache in seinem Herrschaftsgebiet ein. Weil Maximilian I. nicht nur bei Turnieren, sondern auch durch seine allgemeine Einstellung und Lebensführung das Ideal des burgundischen Rittertums verkörperte, erhielt er den Beinamen „Der letzte Ritter“.

Seit dem Tod des Habsburgers Friedrich III. galt zwar Maximilian als designierter Römischer Kaiser, aber er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, das Amt anzutreten. Bis zur erhofften Wahl hatte er am 8. August 1497 auf dem Reichstag in Konstanz den sächsischen Kurfürsten Friedrich III. zum Generalstatthalter bzw. Reichsvikar ernannt. Erst am 4. Februar 1508 proklamierte sich Maximilian I. zum Römischen Kaiser, zwar mit Zustimmung des Papstes Julius II., aber im Dom in Trient, weil ihn die Republik Venedig nicht nach Rom ziehen ließ.

Zwei Jahre zuvor hatte sich Maximilian mit Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn (1456 – 1516) auf eine Eheschließung seines Enkels Ferdinand (1503 – 1564) mit Anna (1503 – 1547), der Tochter des jagellonischen Königs, verständigt. Im Sommer 1515 waren Wladislaw II. und sein Bruder Sigismund (1467 – 1548), der König von Polen, zu Gast bei Kaiser Maximilian I. in Wien (Wiener Fürstentag). Ihre politischen Absprachen wurden durch eine Doppelhochzeit besiegelt. Am 22. Juli 1515 heirateten nicht nur die 12-jährige Anna von Ungarn und Ferdinand – der von seinem Großvater Maximilian per procurationem vertreten wurde –, sondern auch Annas Bruder Ludwig Jagiello (1506 – 1526) und Ferdinands Schwester Maria (1505 – 1558). Die Eheschließungen im Stephansdom nach dem Motto „Bella gerant allii, tu felix Austria nube“ (andere mögen Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate) fanden 1521/22 in Wien statt. Als König Ludwig II. dann 1526 in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken fiel, erbte sein Schwager Ferdinand Böhmen und Ungarn – worauf allerdings die Türken nach Norden marschierten, Ludwigs Onkel Johann Zápolya zum König proklamierten und Wien 1529 belagerten.

Kaiser Maximilian erlebte das nicht mehr. Er starb am 12. Januar 1519, zwei Monate vor seinem 60. Geburtstag, in der Burg von Wels während einer Reise von Innsbruck nach Linz. In den letzten vier Jahren seines Lebens hatte Kaiser Maximilian I. stets seinen Sarg bei sich gehabt. Nach der letzten Ölung zog er selbst das Leichenhemd an und ließ sich nicht mehr mit seinen Titeln anreden. Nach dem Tod sollten ihm die Haare geschoren, die Zähne ausgebrochen und der Körper gegeißelt werden. Seinem letzten Willen gemäß wurde Maximilian in seiner Taufkirche bestattet, der St.-Georgs-Kapelle in der Burg in Wiener Neustadt, und zwar unter den Stufen des Hochaltars. Sein Herz brachte man nach Brügge, wo es im Sarkophag Marias von Burgund in der Liebfrauenkirche beigesetzt wurde.

Die Einnahmen Kaiser Maximilians I. hatten die Ausgaben für die Kriege und die Hofhaltung kaum jemals gedeckt. Um mit Jakob Fugger über immer neue Kredite zu verhandeln, war Maximilian 17 Mal und insgesamt mehr als zweieinhalb Jahre lang in Augsburg gewesen. Bei seinem Tod hinterließ er einen gewaltigen Schuldenberg.

Im Amt des Kaisers folgte Karl V., der am 24. Februar 1500 in Gent geborene, in den Niederlanden aufgewachsene älteste Sohn König Philipps und Johannas der Wahnsinnigen, seinem Großvater. Er herrschte über eine Universalmonarchie und konnte stolz behaupten, dass in seinem Reich die Sonne nicht untergehe. Während Karl am Beginn der spanischen Linie der Habsburger stand, begründete sein jüngerer Bruder Ferdinand das Haus Österreich. Damit begann eine neue Teilung des Hauses Habsburg.

Das von Maximilian selbst konzipierte Grabmal wurde erst von seinem Enkel Ferdinand realisiert und statt in Wiener Neustadt in der eigens dafür errichteten Hofkirche in Innsbruck aufgestellt. Für die St.-Georgs-Kapelle im Obergeschoss der Burg in Wiener Neustadt wäre das monumentale Prunkgrab aus Adneter Marmor zu schwer gewesen. Das 1584 fertiggestellte Grabmal mit 28 (statt 40 ursprünglich geplanten) überlebensgroßen Bronzefiguren in Innsbruck ist also ein Kenotaph mit leerer Tumba.

Peter Prange schrieb den Roman „Ich, Maximilian – Kaiser der Welt„.

Ein 2015 von Andreas Prochaska mit Jannis Niewöhner als Maximilian I., Christa Théret als Maria von Burgund, Tobias Moretti als Kaiser Friedrich III. und Jean-Hugues Anglade als König Ludwig XI. nach einem Drehbuch von Martin Ambrosch in der Steiermark, in Wien, Niederösterreich, Tschechien und Belgien gedrehter Fernseh-Dreiteiler über Kaiser Maximilian I. und Maria von Burgund soll 2016 ausgestrahlt werden.

Originaltitel: Maximilian – Regie: Andreas Prochaska – Drehbuch: Martin Ambrosch – Kamera: Thomas W. Kiennast – Schnitt: Daniel Prochaska – Musik: Matthias Weber – Darsteller: Jannis Niewöhner, Christa Théret, Alix Poisson, Stefan Pohl, Harald Windisch, Miriam Fussenegger, Nicolas Wanczycki, Thierry Pietra, Tobias Moretti, Jean-Hugues Anglade, Max Baissette, Sylvie Testud, Johannes Krisch, Edgar Selge, Christoph Luse u.a. – 2016; 270 Minuten

© Dieter Wunderlich 2014

Peter Prange: Ich, Maximilian – Kaiser der Welt

Imre Kertész - Detektivgeschichte
Trotz des Titels handelt es sich bei der Erzählung nicht um eine harmlose "Detektivgeschichte", sondern um eine intelligente, sarkastische, kammerspielartige Parabel auf ein Willkürregime, geschrieben aus der Perspektive eines Geheimpolizisten und Mitläufers.
Detektivgeschichte